Berlin-Mitte - Alt-Cölln, Petriplatz

  • Bei einem Besuch der Stadtbibliothek in der Breitestraße habe ich die folgenden Bilder vom weiteren Abriss des ehemaligen DDR-Bauministerium gemacht. Die archäologischen Arbeiten sind beendet und die Mauerreste wieder zugeschüttet. Am Zaun hängt eine Tafel, die an die Breitestraße und speziell an das Ermelerhaus erinnert.

  • Die archäologischen Arbeiten sind beendet und die Mauerreste wieder zugeschüttet.


    Leider nein. Es konnten nur die Hinterhauskeller ausgegraben werden, da sich die Vorderhäuser unter der vom Senat schnurgerade angelegten Straße befinden und vor deren Asphaltierung leider nicht gegraben wurde. So bleiben die vermutlich gotischen Keller unter der Straße - angesichts der Funde am Petriplatz hätte eine Grabung viel Neues versprochen.

  • Ich glaube der bleibt vorerst noch, bis die Schlapphüte in der Chausseestraße einziehen können. dann geben diese die restlichen Gebäude zum Abbruch frei.

    Interessant ist, dass es noch immer kein Bebauungskonzept gibt. Der B-Plan soll wohl nochmal (zum dritten oder vierten?) Mal neu ausgelegt werden. Im Zentrum kriegt der Senat echt gar nichts auf die Kette...

  • Zitat


    Bau- und Fördermittel fürs Archäologische Besucherzentrum gefährdet

    Der geplanten Neubau für das Archäologische Besucherzentrum am Petriplatz hinkt weit hinter dem Zeitplan zurück. Das gefährdet eine Rochade bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Denn das Museum für Vor- und Frühgeschichte soll mit seinem Magazin und der Sammlung mehrerer hunderttausend Ausstellungsstücke vom Langhans-Bau am Charlottenburger Schloss an den Petriplatz nach Mitte ziehen. Dies muss im Jahr 2017 erfolgt sein, weil der historische Theatersaal in Charlottenburg saniert wird. Voraussetzung für den Umzug ist eine fristgerechte Fertigstellung des Archäologischen Besucherzentrums....

    Scheitert das Projekt, dann bricht außerdem die geplante neue zentrale Anlaufstelle für die Entdeckung des historischen Berlin weg. Wie berichtet sollen vom Zentrum aus archäologische Pfade zum nahe gelegenen Schlossneubau führen, zu den historischen Gotteshäusern (Marien- und Nicolaikirche), zum archäologischen Fenster des alten Rathauses am neu geplanten U-Bahnhof „Berliner Rathaus“ und zu anderen Grabungsstätten.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-…et/9466246.html

    APH - am Puls der Zeit

  • Zwei Bilder vom Abriss, heute am 5.3.2014 geknipst von mir:



    Lustig wie die Wasserkanone (das blaue Ding im Vordergrund) in die falsche Richtung sprüht, wo der Staub doch in westlicher Richtung zieht. Es staubte bis zum Spittelmarkt :lachentuerkis:

  • Noch ein paar weitere Abrissbilder von der Breiten Straße:

    Heute:

    Die folgenden Bilder aus der letzten Woche:

    Der übriggebliebene Bau des Kaufhauses Hertzog längs der Brüderstraße ist eingerüstet worden.

    Ist schon zum Teil bereits weggeknuspert worden.

    Es geht bei dem Komplex nur etappenweise - der zur Neumanngasse gelegene Abschnitt auf der Parzelle des ehem. Ermelerhauses ist noch belegt.

    Die Brücke zum ESMT(Staatsrats)-Verwaltungsbau wird wohl künftig nicht als Rampe niedergelegt werden.

    Dieser an das Staatsratsgebäude angeschlossene Bau Ecke Schloßplatz darf eigentlich auch nicht viel länger stehenbleiben, wird es aber wahrscheinlich zunächst erstmal.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der übbriggebliebene Bau des Kaufhauses Hertzog an der Scharrenstraße/Brüderstraße....

    ...wird mit einer Visualisierung nach Instandsetzung beworben.

    Beauftragtes Architekturbüro ist Fuchshuber Architekten, die Fertigstellung ist bereits für 2015 vorgesehen.

    So weit so schön, aber jetzt ist es außerordentlich wichtig, dass die zur Breiten Straße anschließende Bebaaung nicht allzu mies und lüscherhaft ausfällt; entsprechende primitive Rasterentwürfe gab es ja schon.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • I wünschte, man würde nicht jetzt schon alle möglichen Lücken in Berlin füllen (außerdem überall Lücken schlagen und ebenfalls bebauen), sondern ein wenig abwarten, bis Humboldt Forum und Bauakademie wieder stehen und noch wichtiger, wenn Lüscher abgelöst wurde. Ich erhoffe mir bis dahin eine Rückbesinnung auf traditionelle Qualitäten der Stadtgestaltung. Aber vielleicht ist diese Ruckzuck-Handlungstaktik von Lüscher und Co. ja sogar der verzweifelete Versuch eine solche Entwicklung zu verhindern. Wenn bereits alles frisch mit Schuhschachteln bebaut wurde, kann man da ja erst mal nichts schönes mehr hinsetzen...

  • Etwas weiterführende Informationen über die Sanierung und Instandsetzung des Nicolaihauses im Zuge der Nutzungsübernahme durch die Stiftung Denkmalschutz.

    Voriger Zustand (2012)

    Bauschild

    Renaissance für das Nicolai-Haus - Märkische Oderzeitung
    Übrigens, das "Weydinger-Treppenhaus" stammt - wie der Name schon sagt - ursprünglich nicht aus dem Ermelerhaus, sondern aus dem Weydingerhaus an der Unterwasserstraße.

    Projektbeschreibung mit weiteren Bildern vom Inneren

    Bebilderte Informationsseite des beauftragten Architektenbüros Dr. Krekeler

    ____

    Am Petriplatz dürfte es wohl im nächsten Jahr mit dem Bau des Gebetszentrums losgehen.

    Dieser Bezeichnungsquatsch lässt mich sprachlos zurück - "pray, no!" :augenrollengruen:

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    Abschließend ein übersichtliches Foto von der Ausdehnung des nicht zugänglichen und im Wesentlichen unbenutzten Gartens des ehem. Staatsratsgebäudes.

    Die Baufreiheit an der Sperlingsgassse/Neumannsgasse sollte m. E. kein Dauerzustand sein.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)


  • Dieser Bezeichnungsquatsch lässt mich sprachlos zurück - "pray, no!" :augenrollengruen:

    In der Tat ein Knaller. :lachentuerkis: Von dieser lächerlichen Bezeichnung wusste ich noch gar nichts. Hoffentlich besteht da keine Verwechslungsgefahr (House of Lies, House of Cards). Ich habe es ja kaum für möglich gehalten, dass man dieses ohnehin mehr als gekünstelt wirkende Projekt noch mehr lächerlich machen oder ad absurdum führen kann. Da wurde ich wohl eines besseren belehrt. Schade nur, dass der Bauplatz der Petrikirche für so einen Mumpitz herhalten muss.
    Und nebenbei, 43 Millionen Euronen soll der Spaß kosten? :blink:

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (21. September 2014 um 11:51)

  • Dass hier für den polykonfessionellen Tempel tatsächlich der Bau losgehen kann kann ich noch nicht glauben. Woher sollen denn die 43 Mios. kommen? Aus den Gemeinden der unterstützenden Religionsgemeinschaften sicher nicht.

    Und: Baufreiheit gibt es an der Sperlingsgasse nicht: der Staatsratsgarten mit Goldfischteich ist als Gartendenkmal in der Liste eingetragen.

  • Den rechtlichen Begriff 'Baufreiheit' habe ich falsch verwendet. Ich meinte Freiheit von Bebauung, welche zu hinterfragen ist. Warum der Garten - wie du schreibst - allerdings ein Gartendenkmal sein soll, erschließt sich mir nicht; eine stinknormale Grünfläche ohne Nutzen oder gar besondere Schönheit.

    Bezüglich des Bethauses hatte ich nicht recherchiert, dass das Projekt vollständig spendenfinanziert ist. Die Kosten, welche einem mehr oder minder guten Fußballer entsprechen, dürften dann bspw. wohl von einem interreligiös-weltfriedensbeflissenen Scheich recht schnell aufgebracht werden. :engel:


    Bild: Kühn/Malvezzi Architekten

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Dem Netzauftritt ist ja zu entnehmen, dass man schon phänomenale 68.860 Euronen bzw. 0.16% der Spendensumme akquiriert hat.

    Zitat

    Die Kosten, welche einem mehr oder minder guten Fußballer entsprechen, dürften dann bspw. wohl von einem interreligiös-weltfriedensbeflissenen Scheich recht schnell aufgebracht werden. :engel:

    Dürfte auch eher schwierig werden. Der muslimische Partner FID steht der in der Türkei mittlerweile als staatsfeindlich eingestellten Gülen-Bewegung nahe und ist wohl eher so eine Art Notlösung.

  • Also, der Kollhoff-Entwurf hätte natürlich weit mehr an die Petrikirche erinnert. An sich aber ist der jetzige Entwurf architektonisch gar ganz so mies. Er hat etwas "faschistisches", und das passt für mich ein wenig zu Berlin. Ist natürlich nur eine Interpretation eines Außenstehenden.

    Rätsel aber gibt einem der Begriff "House of One" auf. Als Erklärung wird gegeben, "das `One´ steht für die Menschheit, aber auch für den Glauben an den einen Gott der Juden, Christen, Muslime." (http://www.tagesspiegel.de/kultur/interre…en/9981358.html) Aber wenn das Abstraktum "der" Menschheit gemeint sein soll, dann müsste eigentlich von manhood, humanity oder human race die Rede sein. Wenn die Einigkeit betont werden sollte, müsste man von unity sprechen. Aber nur "One"? Eventuell ginge noch "one world" oder "one people". Und auch bei Gott wird ja doch darüber gestritten und diskutiert, ob bei Gott, Allah und Jahwe wirklich vom gleichen Gott die Rede ist. Wenn man damit allein den monotheistischen Glauben an sich bestätigt, dass es eben einen einzigen Gott gäbe, grenzt man natürlich andere Minderheiten aus, z.B. Hindus, Naturreligiöse, Atheisten. Das ist aber mit dem Geist der einen Menschheit, für die das Gebäude stehe, nicht ganz vereinbar. So oder so oder so, das Projekt ist nur Ausfluss einer derzeit christlichen Gemütslage, durch fromme Gebete eine möglichst friedliche Transformation der Gesellschaft hinzubekommen. Man hofft, dass die Muslime möglichst friedlich bleiben, wenn man ihnen immer mehr Räume abtritt. Gleichzeitig hofft man, verschont zu werden, wenn es mal ernst wird. Und gegenüber den Juden kann man noch ein paar Schuldgefühle bedienen, was der schuldigen Seele immer gut tut. Letztlich aber wird das "House of One" seinem Namen alle Ehre machen. Einer wird übrigbleiben.

  • Interessant auch die Theorie: Im Grunde glauben alle drei monotheistischen Weltreligionen an dasselbe Prinzip. Darüber, dass dieser Zusammenhang - wenn auch der wichtigste - auch der einzige ist, wird wohl kaum nachgedacht. Genausowenig wie darüber, dass sich dementsprechend in allen weiteren Belangen (von der Artung dieses Prinzips bis hin zu seiner Huldigung) nicht nur die Religionen voneinander unterscheiden, sondern auch innerhalb ihrer selbst. Aber hey, Hauptsache Larifarimultikulti, bis sich schließlich alle Gutmütigen in Selbstverleugnung ergehen können und das kulturelle Vakuum endgültig von den Radikalen übernommen werden kann. Und weil man sich nicht eins werden kann, ob der liebe Herrgot nun maurische, arabische oder Gotische Motive bevorzugt, lassen wir mal lieber vorsorglich alles weg. Dann plant man auch schon einmal voraus, falls nach dem Zusammenbruch der Religionen ein Einkaufszentrum einziehen soll.
    Trennwände - Rolltreppen - Fertig!

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Das ist wohl nur ein Projekt der "political correctness", mit dem sich die liberalen Eliten wieder mit der Multikulti-Idee gegenseitig auf die Schulter klopfen. Die jeweiligen Glaubensgemeinschaften werden so ein Mehrzweck-Bethaus wohl kaum annehmen. Am Ende gibt es dort wohl höchstens mal wieder Rockkonzerte im Auftrag der Evangelischen Kirche umd sich einzureden, man hätte dadurch einige Jugendliche Gott nähergebracht.

    Moderationshinweis: Im Weiteren bitte primär bei der baulichen Thematik bleiben.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Zitat

    Moderationshinweis: Im Weiteren bitte primär bei der baulichen Thematik bleiben.

    Is halt schwer angesichts dieser Thematik. Irgendwie haben wir das Thema auch bei der Garnisonkirche. Dort kam es aber niemals zu der Einschränkung, "nur" über das Architketonische zu reden und alle weltanschaulichen Facetten außer acht zu lassen.
    Beim Kollhoffentwurf (wie auch bei der GK) täte man sich leichter, könnte man sagen: Gut, das isn Kirchturm, ein Referenz an den historischen Vorbestand, an den Standort, an die abendländische Stadt bzw Kultur usw. Unabhängig von unserer philosophischen, politischen oder religoiösen Einstellung können wir den Konsens finden, dass dieser Turm dem Stadtbild guttut, und dass dieses Unterfangen ein Positives und Begrüßenswertes ist.
    Allerdings sehen das nur wir so, die wir christilich sozialisiert sind. Ein Mohammendaner oder Mosaischer müsste einen derartigen Bau (nach Kollhoff) als christozentrisch ablehnen- die Anspielung an christliche Kirchen ist zu eindeutig, die eigene Ausrichtung bleibt auf der Strecke. Der Kolhoffentwurf ist eine Themenverfehlung, sosehr er uns auch zusagt.
    Und damit sieht man, dass wir bereits mitten drin in dieser von Seiten unserer Moderatoren unerwünschten Debatte sind.
    Das Vorhaben einen Bau den "drei monotheistischen Gottheiten" gemeinsam zu errichten, ist ein höchst Brisantes, steht aber leider mit der Frage (architektonischen) Umsetzung in unmittelbarem Zusammenhang.
    So schwer, ja unmöglich es ist, die drei Gottheiten unter einen Hut zu birngen (entweder hat Gott einen Sohn oder nicht, dazwischen gibt es nichts, und diese Frage ist keineswegs nebensächlich, da sich auf die Gottessohnschaft das Christentum stützt, wie schon sein Name sagt - ohne Christus keine Christen) - die Problematik eines größten gemeinsamen architektonischen Nenners ist kaum leichter.
    Letztlich kommt etwas heraus, das ich als überdimensionierten Götzenstein empfinden würde, wäre ich nicht assoziativ ein wenig vorbelastet (http://www.meinbezirk.at/korneuburg/wir…5326,946757.htm).
    Damit ist aber auch schon alles über diesen Bau gesagt, denn wer mag schon einen Götzenstein? Oder: wer fährt ins mittlere Weinviertel, um die Ernstbrunner Kalkwerke zu besichtigen (als Tourist, nicht als einer vom Fach!)?
    Es ist also eine schreckliche Idee und ein schrecklicher Bau, der niemals hätte entstehen dürfen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (22. September 2014 um 11:13)