Berlin-Mitte - Alt-Cölln, Petriplatz

  • Wenn man sich als Tourist in die Lepziger Straße verirrt, denkt man, man befände sich irgendwo in einem Randbezirk von Moskau. Irgendwie fehlt der Straße und dem einst so schönen Spittelmarkt die Aufenthaltsqualität völlig.
    Hier mal ein paar Impressionen mit google earth, daher ist die Schärfe etwas grenzwertig. Es handelt sich ja auch um simulierte Gebäude.

    Blick in die Leipziger Straße vom Spittelmarkt aus,

    einst:

    und jetzt:


    Nicht nur, dass diese Altstädtische Straße so ziemlich die Abstoßendste der Berliner Mitte ist, diese architektonische Brutalität scheint auch irgendwie die Häßlichkeit anzuziehen, wie man am (aus meiner Sicht völlig mißlungenen) Leipziger Platz, oder einigen Neubauten am Spittelmarkt sieht. Der moderne Leipziger Platz ist ein architektonischer Alptraum mit Null Aufenthaltsqualität. Keinen deut besser, als der Spittelmarkt oder der unbeschreibliche Mehringplatz.

    Spittelmarkt:

    Mehringplatz:

  • Ich fange sofort das frieren an wenn ich solche Bilder sehe! Kalte Architekur für seelenlose Menschen........ich denke mit der Architekur sollen die Deutschen kleingehalten werden, denn "erhebend" ist hier rein gar nichts! Wie kann sowas nur ohne Krieg aus dem Stadtbild entfernen? Welche Investor würde jemals seine Wohnmaschinen abreissen und gegen historisierende Gebäude eintauschen? Dazu auch noch auf kleinteiligen Parzellen mit maximal 5-6 geschossen? Leider wird uns der Müll noch lange begleiten! ;(

  • Der moderne Leipziger Platz ist ein architektonischer Alptraum mit Null Aufenthaltsqualität. Keinen deut besser, als der Spittelmarkt oder der unbeschreibliche Mehringplatz.

    Übertreib doch nicht immer so maßlos. Der Leipziger Platz ist sicherlich kein architektonischer Alptraum. Er ist schlimmstenfalls als architektonisches Mittelmaß zu bezeichnen.
    Den Leipziger Platz sowie den Mehringplatz, als komplett eingefasste Plätze, die sich in ihrer Grundstruktur immer noch eng an ihr barockes Vorbild halten, mit dem komplett verbauten Spittelmarkt (er ist eine 6-spurige Straße und der "Markt" besteht nur noch im Namen) über einen Kamm zu scheren ist auch Unsinn.
    Und so hässlich die Randbebauung des Mehringplatzes auch sein mag, der Platz selbst hat sehr wohl Aufenthaltsqualitäten. Mehr als die meisten anderen Berliner Plätze sogar. Er sollte nur bald mal komplett saniert werden, denn seit Jahren wirkt er veranzt und ist praktisch eine halbe Baustelle. Die Friedenssäule war ja schonmal ein Anfang.

  • Danke Treverer für die Relativierung!
    Ansonsten GRAUENHAFT, das gebaute GRAUEN und in der Tat ging es/geht es darum, wie Retro schreibt, den Menschen kleinzu- halten. Der vorweggenommene Ausdruck einer Epoche, die am Ende ist. Derartige Beispiele sind ja nicht auf Deutschland beschränkt. So kann davon ausgegangen werden, daß der Mensch kollektiv klein gehalten werden soll. Ein funktionierendes Rädchen im Ablauf der Massengesellschaft. Und das haben die damals tatsächlich als Fortschritt und DIE moderne Stadt bezeichnet. Nun leben wir am Beginn einer Zeitenwende. Ein neues Denken zeichnet sich zart in der Morgenröte ab, ... Raumgewordenes des neuen Denkens findet sich schon zahlreich. Doch ist es das schöne Bauen schon, das menschengemäße!? :opa:

  • Übertreib doch nicht immer so maßlos. Der Leipziger Platz ist sicherlich kein architektonischer Alptraum. Er ist schlimmstenfalls als architektonisches Mittelmaß zu bezeichnen.Den Leipziger Platz sowie den Mehringplatz, als komplett eingefasste Plätze, die sich in ihrer Grundstruktur immer noch eng an ihr barockes Vorbild halten, mit dem komplett verbauten Spittelmarkt (er ist eine 6-spurige Straße und der "Markt" besteht nur noch im Namen) über einen Kamm zu scheren ist auch Unsinn.
    Und so hässlich die Randbebauung des Mehringplatzes auch sein mag, der Platz selbst hat sehr wohl Aufenthaltsqualitäten. Mehr als die meisten anderen Berliner Plätze sogar. Er sollte nur bald mal komplett saniert werden, denn seit Jahren wirkt er veranzt und ist praktisch eine halbe Baustelle. Die Friedenssäule war ja schonmal ein Anfang.


    Also ich muß ehrlich sagen, dass der alte Belle Alliance Platz noch eine hohe Aufenthaltsqualität besaß, was auch an den vielen Menschen zu sehen ist. Die Bebauung war sehr harmonisch und abwechslungsreich.

    Der heutige Platz ist sehr langweilig und trist. Ja, man kann sogar sagen: Noch trister geht nicht mehr. Es sind auch nur wenige Menschen zu sehen. Die meisten sicher Berlinbesucher, die einfach mal die Friedrichstraße bis zum Ende durchgehen wollten und sich nun wundern wo sie gelandet sind.

    Der Leipziger Platz ist da nicht viel besser, obwohl er ganz neu bebaut wurde.
    Er ist ein Durchgangsplatz, wie auf den Fotos auch gut zu sehen ist. Die Menschen hasten hindurch um einzukaufen. Aber viele Cafes und Leben kann ich nicht erblicken.

  • Und so hässlich die Randbebauung des Mehringplatzes auch sein mag, der Platz selbst hat sehr wohl Aufenthaltsqualitäten. Mehr als die meisten anderen Berliner Plätze sogar. Er sollte nur bald mal komplett saniert werden, denn seit Jahren wirkt er veranzt und ist praktisch eine halbe Baustelle. Die Friedenssäule war ja schonmal ein Anfang.


    Das stimmt, der Mehringplatz wirkt auf den Bildern von oben sehr unwirtlich, aber er hat irgendwie seine Aufenthaltsqualitäten. Sicher war der Belle-Alliance Platz. Immerhin ist aber der Mehringplatz, wie Du zu Recht ausführst, ein Platz mit einer geschlossenen Randbebauung und nicht, wie so viele andere Plätze ,- nicht nur in Berlin - das Anhängsel einer Stadtautobahn.

    Der heutige Platz ist sehr langweilig und trist. Ja, man kann sogar sagen: Noch trister geht nicht mehr. Es sind auch nur wenige Menschen zu sehen. Die meisten sicher Berlinbesucher, die einfach mal die Friedrichstraße bis zum Ende durchgehen wollten und sich nun wundern wo sie gelandet sind.


    Das sich auf dem Platz nur verirrte Berlin Touristen aufhalten ist nicht richtig. Im Gegenstiel, der Mehringplatz ist - nicht zu Letzt wegen der U-Bahn Station - schon eine Art Zentrum des umliegenden Kiez, mit in erster Linie von den im Umfeld wohnenden aufgesuchten Geschäften, Arztpraxen ua. Das der Platz von oben so trist wirkt, liegt meiner Meinung nach auch vorwiegend an der Bebauung hinter dem Platz, Die ohne Bezug zu irgendetwas in die Kriegsbrache gestellten Hochhäuser machen das städtebauliche Problem aus, dies betrifft das gesamte Umfeld insbesondere Richtung Osten. Der Platz selber ist dem gegenüber noch eines der originelleren Beispiel der Architektur er 60iger und 70iger Jahre, das immerhin den barocken Grundriss respektiert und auch mit der Friedenssäule Bezug auf die Vorkriegsbebauung nimmt.

    Der Aufenthalt dort ist auch ein anderer als zB. am Leipziger Platz, der wirklich nur ein zugiger Ort ist, durch den jeder schnell durcheilt.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (12. April 2016 um 12:40)

  • Eine rumänische Freundin war vor ca. 2-3 Jahren mal zwei Tage in Berlin und sagte mir, sie hätte die Stadt als grau und trist empfunden. Ich schränke die Aussage insofern ein, dass sie sich womöglich nicht so sehr in den Gründerzeit-Szenevierteln bewegt hat, sondern eher in Bereichen wie dem Leipziger Platz, und der Aufenthalt in der kalten Jahreszeit lag.

  • Es ist ja unbestritten, dass es in Berlin viele Ecken gibt die trist und grau wirken. Aber eben auch andere und wie schon Otto Reutter sang: "Berlin ist ja so jroß, so jroß ...."

    Und wer aus Berlin weggeht und nichts gesehen hat, was er als Repräsentanz einer 1000 Jährigen Kultur ansehen kann, der ist mit Verlaub, blind durch die Gegend gelaufen oder hat weder ein Buch geschwiege den Menschen gehabt, die ihm etwas gezeigt haben.

    Zum Mehringplatz: Dieser gehört sicher nicht zu dem, was man unbedingt gesehen haben muss und ist sicher auch heute schlechter als die Vorkriegsbebauung. Wogegen ich mich nur wende, ist das pauschale Absprechen einer Aufenthaltsqualität. Da gibt es, auch und grade in Berlin, erheblich Schlimmeres.

  • @ Kaiser Karl und ähnliche.

    "Also ich muß ehrlich sagen, dass der alte Belle Alliance Platz noch eine hohe Aufenthaltsqualität besaß"
    - erklär mir mal bitte woran Sie das festmachen? Hast du den Platz noch erlebt?

    Anhand von Postkarten (ob von früher oder heute) kann man fast nichts über die reale Wirkung eines Platzes aussagen.

  • Na gut, aber das abzuschätzen ist wohl keine Kunst...
    Trotzdem hat es keinen Sinn, über diesen Wiederaufbau so herzuziehen. Erstens war es vorher auch nur Massenware (keine Frage - viel schönere) und zweitens wird die düstere neue auch der Geschichte gerecht. Man soll nicht so tun, als ob Berlin eine normale Stadt wäre. Welchen IQ hat deine rumänische Austauschstudentin gehabt, Heimdall? Hat sie irgendeine Ahnung von jüngerer Geschichte, dass Berlin ein anderes Kriegsschicksal gehabt hat als Bukarest? Hat sie sich nicht vorher informiert und sich beispielsweise dieses Video

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    reingezogen? Was hatte sie anderes erwartet? Dass man in der Innenstadt vieles besser hätte machen können, ist jetzt nicht der Punkt. Aber natürlich MUSS Berlin als Ganzes ein wenig düster wirken, nach dieser wahnwitzigen Katastrophe. Leipziger Platz und Straße spiegeln das sehr gut wider. Ich würde das als Wiederaufbaudenkmal ansehen und in Ruhe lassen, dh Adaptierungen und Renovierungen bestandsgerecht durchführen. Es gibt wirklich Schlechteres aus dieser Zeit. Wie Moskau sieht es übrigens nicht aus, das ist in den peripheren Wohnbaublöcken nicht so verdichtet.
    Wiederaufbauphantasien solcher Gebiete sind reine Illusion, die nichts bringt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na ja, von der Fläche her ist Berlin ein andres Kaliber. Wir reden nicht von unmittelbaren Stadtkernen, sondern von (wenngleich relativ zentralen) Gründerzeitgebieten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Mehringplatz ist immerhin rund, und soll demnächst wieder geöffnet werden. Der Leipziger Platz ist aktzeptabel. Katastrophal ist der Potsdamer Platz.

    Das ist kein Platz, und darf hier als Negativ-beispiel nicht vergessen werden.

  • Wie gesagt, da vergeht einem gleich die Lust in Ruhe zu diskutieren, wenn hier so maßlos übertrieben wird:
    "Der Leipziger Platz ist ein Alptraum" und der "Potsdamer Platz ist katastrophal".
    Bei aller Liebe zu der Vorkriegsbebauung und traditioneller Architektur allgemein, aber hier wirken einige wirklich voreingenommen und nicht zu befriedigen im Extrem. Der LP sowie der PP sind beide eng an ihre Vorgänger angelehnt und haben durchaus einige schöne Architekturbeispiele zu bieten, besonders der Potsdamer Platz mit dem Kollhoff Tower und dem Beisheim Center im schicken Art Deco-Gewand und andere Gebäude im stilvollen Look der Frühmoderne.
    An alle die hier Alptraum und Katastrophe schreien: Zählt mir ruhig mal weltweit auf, welche anderen modern gestalteten Plätze dieser Art auch nur annähernd so attraktiv und einzigartig sind wie der PP.
    Die Liste dürfte ziemlich mager ausfallen und allein das ist schon mal ein Beweis für die Qualitäten des PP.

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (13. April 2016 um 20:00)

  • Der Potsdamer Platz ist heute mehr "Platz", als früher. Da war er lediglich eine große Kreuzung. Zweifelhaft, ob die Aufenthaltsqualität da so groß war, trotz der damaligen Architektur.

    Ich sehe das Problem des Leipzigers nicht in der Architektur, sondern eher in der Platzgestaltung an sich, diese eingefassten Rasenflächen, um die man entweder herum oder eben den Platz gerade überqueren muss, aber nichts dazwischen.

  • Der Potsdamer Platz war ja eigentlich nur das Zusammentreffen von mehreren Straßen vor dem gleichnamigen Stadttor und hat in seiner Geschichte nie die Geschlossenheit der Architektur besessen wie heute. Ständig wurde irgendwo gebaut, abgerissen, wiede gebaut. Unter 'Alte Bilder' sind sicher viele Beispiele aus verschiedenen Zeiten zu sehen.

  • In etwa um diesen geographischen Bereich geht es in diesem Strang:

    Bildquelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung etc.


    Alternativ könnten wir zukünftig alle Berlin-bezogenen Beiträge in einen Strang packen. Ich schlage aber vor (Mod: stickpoke:) ), die ganze vorangehende Serie von wilden Beiträgen woanders unterzubringen - am besten noch im Strang zur Leipziger Straße.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)