Es geht in diesem neuen Diskussionsstrang um ein ehemaliges Sanatorium in Louisville, Kenntucky, in den USA. Bekannt ist das Gebäude unter dem Namen „Waverly Hills Sanatorium“, zeitweise (60er bis 80er Jahre) trug es auch den Namen „Woodhaven Geriatric Center“.
Eine kurze Historie:
Das Gebäude entstand in den 20er Jahren als Klinik für Tuberkulose-Patienten als Ersatz für ein zu klein gewordenes früheres Krankenhaus auf dem selben Gelände. Als der Bedarf für solche Sanatorien Anfang der 60er Jahre nicht mehr bestand, wurde es geschlossen und kurz darauf in ein Senioren-Pflegeheim umgewandelt, das bis irgendwann Mitte der 80er Jahre lief und dann geschlossen wurde.
Das Gebäude wechselte die Besitzer, sollte zeitweise als Gefängnis umgebaut werden, dann wollte ein Besitzer eine riesige Jesus-Statue auf dem Gebäude errichten.
Als die Pläne fehlschlugen öffnete der Besitzer das denkmalgeschützte Gebäude für Vandalen, um es in einen abbruchreifen Zustand zu versetzen und versuchte außerdem das Fundament zu unterhöhlen um das Gebäude zum Einsturz zu bringen.
Ende der 90er wurde das Gebäude an die jetzigen Besitzer verkauft, die mit einer schrittweisen Instandsetzung begannen.
Um dies zu finanzieren und das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, begannen sie geführte Touren durch das Gebäude anzubieten: historische Touren zur Geschichte des Bauwerks sowie – damit machte man sich den „Ruf“ der ehemaligen Klinik als „Spukhaus“ zunutze - Gespenstertouren. Vermutlich wäre dieser „Ruf“ nie oder zumindest nicht in diesem Ausmaß entstanden, wäre das Gebäude nicht derartig verwüstet worden. Die Atmosphäre des Verfalls erzeugt halt auch eine etwas schaurige Atmosphäre…
Mittelfristig plant man eine Komplettsanierung mit einer neuen Nutzung als Hotel.
Informationsquelle findet man mehrere im Internet.
Zum einen wäre da der Artikel bei Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Waverly_Hills_Sanatorium
Dann diese Seite – http://whsmemorial.tripod.com/
Zum anderen die Webseite der Eigentümer des Gebäudes LINK VOM AUTOR DES EINTRAGS NACHTRÄGLICH ENTFERNT, AUGRUND DES GESCHMACKLOSEN MAKABEREN BILDMATERIALS DAS MITTLERWEILE AUF DER STARTSEITE VERWENDET WIRD
Die Seite der Eigentümer ist leider etwas „reißerisch“ aufgemacht.
Wie man auf den Bildern, die man auf diesen Seiten findet, sehen kann, befindet sich das Gebäude in einem wirklich bösen Zustand.
In den Geistertouren liegt, wie ich meine, der große Knackpunkt der ganzen Geschichte. Denn durch diese Touren wird der Geschichte des Ortes nicht mit dem angemessenen Respekt begegnet.
Das Krankenhaus war zu einer Zeit in Betrieb, als es gegen Tuberkulose noch keine wirksamen Medikamente gab. Die gab es erst ab den 40er Jahren. Trotzdem hat man offensichtlich alles damals Mögliche getan, die Patienten in solchen Krankenhäusern mit den damals verfügbaren Mitteln trotzdem zu heilen. Viele Patienten konnten geheilt werden, leider war die Behandlung aber bei vielen anderen auch erfolglos.
Natürlich ist die Erhaltung des Bauwerks nur durch eine neue Nutzung möglich; aber es ist nicht nur ein Fußtritt gegen alle Opfer dieser Krankheit, sondern auch gegen das damalige Ärzte- und Pflegepersonal. Diese Fakten heute für Gespenstertouren auszuschlachten sprich die ehemalige Klinik als „Geisterbahn im XXL-Format“ zu betreiben… Das ist schlicht und einfach geschmacklos.
V.a. die Artikel, die im Online-Shop auf besagter Seite angeboten werden, finde ich gelinde ausgedrückt makaber…damit manövriert man sich ethisch gesehen endgültig ins Abseits.
Das Gebäude wurde auch schon an TV-Sender vermietet. Die Medienlandschaft in den USA besteht aus Privatsendern á la Sat 1, RTL, Vox & Co also kann man sich denken um was es in den Sendungen ging - jedenfalls nicht um historische Fakten....
Wie man auf der Seite aber leider auch sieht, überwiegen die Geistertouren - sie finden jeden Freitag und Samstag statt - die historischen Touren bei weitem, die nur an einem Sonntag im Monat angeboten werden. Während die Geistertouren ausgebucht sind, sind noch zwei historische Touren frei…
Somit scheinen die Geistertouren also finanziell sehr lukrativ zu sein. Aber selbst wenn die Eigentümer auf die Einnahmen aus den Touren angewiesen sind – gäbe es sicherlich andere Wege, entsprechende Geldquellen zu erschließen, bspw. bereits sanierte Teile zu vermieten oder eben ausschließlich historische Touren anzubieten.
Also eine sehr zwiespältige Geschichte: so sehr ich die Wiederherstellung eines historisch und architektonisch wertvollen Gebäudes begrüße – so sehr lehne ich die Gespenstertouren als Form der „Geldbeschaffung“ für die Instandsetzung ab – aus ethischen, wie aus moralischen Gründen.
Wie sehen das die anderen Benutzer dieses Forums? Interessant wäre auch mal herauszufinden, wie die Leute vor Ort (in Louisville) diese Umfunktionierung zur „Geisterbahn“ sehen.
Was für uns von Interesse bleibt, ist ein architektonisch interessantes Gebäude – daher habe ich das trotz der derzeit zwiespältigen Nutzung hier eingestellt. Leider gibt es nur wenige wirklich brauchbare Informationsquellen zu diesem Ort, das meiste was sich findet hat leider in irgendeiner Form mit Gruselgeschichten zu tun.