Dresden - Bausymposium der GHND (Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden)

  • Ein deftiger Dank kommt nun auch von der enorm bedeutenden Person Youngwoerth. :lachen:
    Ich kenne diese lustigen Frage-Antwort-Spiele inklusive unbeherrscht-zorniger Auswüchse von beiden Seiten noch zu gut aus den Gewandhaus-Werbe-Veranstaltungen im Dresdner Rathaus und kann mir das Geschilderte daher animativ vorstellen.

    Ich freue mich über die positiven Aspekte, derer es erstaunlicherweise einige zu geben scheint.

    Als Berufsnörgler gestatte ich mir allerdings noch folgende Stellungnahmen:

    1. So ein Mist, dass Kollhoff nicht da war, er hätte bestimmt sein Sachsenbau-Kulturpalast-Projekt angesprochen (und das unbeschreibliche Agieren der Stadt ins Bewußtsein gerückt) - ich ärgere mich übel, dass dieser bedeutende Programmpunkt ausgefallen ist.

    2. So wie es klingt, waren wieder all Diejenigen, die auf Grund ihres Postens in Dresden oder bundesweit etwas verändern und momentan bewirken könn(t)en, am weitesten von unserer Idee entfernt (Orosz, Marx, Wurff, Tiefensee). Nicht verwunderlich, aber für mich immer wieder absurd.

    3. Es würde mich sehr interessieren, was Marx so zu sagen hatte. Liess er sich von den Inhalten des Symposiums beeindrucken oder ackerte er letztlich seine Standardphrasen ab, als hätte es diese Veranstaltung nie gegeben? War er überhaupt die ganze Zeit anwesend?

    4. Die Antwort auf die Gewaltbeiratsfrage würde mich natürlich auch xtra-xtrem interessieren.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Also, zum Neustädter Markt wurde nur sehr wenig gesagt, lediglich im Referat von Herrn Wurff.
    Der sagte, dass in kommender Zeit die Heinrichstraße und die Rähnitzgasse freigelegt werden würden. Ich verstehe damit den Abriss der Platten, die vor den Straßen stehen. Für die Winkel des Neustädter Marktes sind wohl zwei neue Gebäude vorgesehen. Meiner Meinung nach kann dieses Gebiet aber erst wieder zum städtischen Platz werden, wenn diese grausame vierspurige Straße beseitigt wurde.

    Frau Orosz hat nach ihrer halbstündigen Rede sofort den Raum verlassen, was alles andere als positiv beim Publikum rüberkam und ihre Lobeshymnen auf die Stadt umso unglaubwürdiger erscheinen ließen. Ihr Nachredner (ich weiß leider nicht mehr wer..?!) hat seine Rede mit den Worten "Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, ....." begonnen, was natürlich im Publikum für Gute Laune sorgte, weil sie ja kurz zuvor den Raum verlassen hat.

    Herr Marx hat für mich den Anschein erweckt, dass er arg in der Klemme zwischen Wirtschaft und FDP, also der schnellen Rendite und der Vernunft, also den berechtigten Forderungen der Bürger und Architekten steht. Als es um die Aufteilung von Grundstücken in kleine Parzellen ging, vor allem am Postplatz, hat er gesagt, dass er sich dies zwar auch liebend gerne wünsche, aber nicht zu realistisieren sei (warum auch immer...). Irgendwann brachte er auch, dass es keine Nachfrage gebe für kleine Parzellen mit sechs Meter Breite, wie er sagte.
    Für ihn spricht, dass er fast die ganze Zeit anwesend war. Zum Schluss kam es zu teilweise heftigen Vorwürfen durch einen der Krier-Brüder (ich weiß leider nicht mehr wen), angesichts einer Diashow, die im Hintergrund ablief und viele Bausünden der Stadt zeigte. Er konterte mit der Gegenfrage, wie Sie (also Krier) denn die Prager Straße umgestalten würden.

    Insgesamt ist es natürlich wirklich schade, dass Hans Kollhoff verhindert war, den hätte ich wahnsinnig gern gehört, in Berlin hat er ja einiges zur Stadtreparatur beigetragen. Aber trotz alledem Respekt der GHND, dass sie es geschafft hat, so viele prominente Gäste an einem Ort zu versammeln!

  • In meinen Augen wird Kollhoff hier ein wenig überschätzt. Wenn ich mir jedenfalls seine Mall in Chemnitz und den grauenhaften Entwurf für den "Alex" in Berlin anschaue, dann kommen mir bei ihm immer wieder Zweifel. Mit einem menschlichen Maßstab haben diese Projekte jedenfalls nichts gemein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Frau Orosz hat nach ihrer halbstündigen Rede sofort den Raum verlassen.

    :kopfschuetteln: Besser kann man sein Desinteresse nicht demonstrieren. Dreist und arrogant - die Dresdner CDU lässt grüßen.
    Bitte schreibt der guten Dame persönlich - Stellungnahmen hier im Forum helfen bekanntlich nur bedingt weiter:
    oberbuergermeisterin@dresden.de oder übers Kontaktformular: E-Mail-Anfrage - Service - Dresden

    Zitat

    Für ihn spricht, dass er fast die ganze Zeit anwesend war.


    So macht man das.

    Zitat

    Er konterte mit der Gegenfrage, wie Sie (also Krier) denn die Prager Straße umgestalten würden.


    Und, wie würde Krier sie umgestalten?

    Ich finde es ungeschickt, über die Prager Straße zu diskutieren. Diese hat ihre Qualitäten und bildet ein Ensemble weitab von den Zonen, die tatsächlich größte Sensibilität verlangen. Die Streichung von Leitbauten am Neumarkt oder der modernistische Einfluß der Gestaltungskomission, die Sanierung der Wohnhochhäuser im Elbpanorama oder am Pirnaischen Platz, das 60000-Stimmen-Quorum der Dresdner für humane Architektur und Rekonstruktionen, die Luxussanierung des Kulturpalastes bei gleichzeitigem Verzicht auf Kollhoffs Rekoprojekt, die Jury-Auswahl beim Wilsdruffer Würfel oder beim Q5, wo jeweils deutlich bessere Entwürfe abgelehnt wurden, fehlende regionale Identität bei fast sämtlichen Neubauten,... - das alles wären für mich zentrale diskussionswürdige Punkte, bei denen Modernisten und die Dresdner Planungsriege tatsächlich mal konkret angreifbar gewesen wären.

    bilderbuch: Besser als Mäckler ist er allemal.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • So, nachdem ich das jetzt auch endlich alles gelesen habe:

    Herzlichen Dank Euch allen für die ausführliche (und sogar bebilderte) Berichterstattung!

    So, wie sich das liest, scheint sich die Anreise (bzw. für die Dresdner der Zeitaufwand) ja gelohnt zu haben. Schade nur irgendwie, daß Ihr Euch nicht alle gefunden habt. Aber es ist eben nicht so einfach, wenn man jemanden nur aus dem Netz, aber nicht vom Gesicht kennt. Bei den Veranstaltungen in Frankfurt, bei denen sich APHler hin und wieder über den Weg laufen, ist das immer dasselbe Problem gewesen.

    Zitat

    Zum Schluss gab es noch eine hitzige Debatte, bei dem sich der Baubürgermeister Marx den Fragen des Publikums stellen musste. Angeregt durch eine im Hintergrund laufende Diashow mit Bausünden in Dresden kam es zu einem Streit zwischen Leon Krier und Marx um die Hässlichkeiten, die die Stadt produziert, z.B am Postplatz (Kubus und Altmarkt-Galerie).

    Welche Bausünden wurden denn hier gezeigt? Auch welche vom Neumarkt?

  • Zitat von "youngwoerth"


    Und, wie würde Krier sie umgestalten?

    Diese Prager Straße stand gar nicht zur Diskussion, deshalb hat Krier richtigerweise auch nicht geantwortet. Die Vorwürfe von Krier richteten sich konkret gegen den Riegel hinter dem Taschenbergpalais und den "Kubus, der den Zwinger zerstört" (in etwa Zitat), auch konkret gegen das Haus hinter dem Coselpalais und natürlich gegen die Postplatzplanungen. Bei den Postplatzplanungen habe ich gegen Schluss der Veranstaltung von Marx herausgehört, dass es möglich wäre, die Planungen zu überdenken. Aber nagelt mich bitte nicht auf der Aussage fest. Rob Krier hat Anfang der 90er auch einen städtebaulichen Entwurf zum Postplatz vorgelegt, vielleicht ist der irgendwo im Netz zu finden.

    Zitat von "Schloßgespenst"

    Welche Bausünden wurden denn hier gezeigt? Auch welche vom Neumarkt?

    Vom Neumarkt nichts. Gegen die anderen Neubauten in der Altstadt sind die modernen Bauten am Neumarkt ja auch geradezu harmlos.

  • Zitat von "Alexander"

    Diese Prager Straße stand gar nicht zur Diskussion


    OK. Dann habe ich das falsch verstanden.

    Zitat

    Vom Neumarkt nichts.


    Das ist natürlich sehr schade. Gerade die Problempunkte am Neumarkt hätten m.E. diskutiert werden müssen. Ich dachte, das ist ein Symposium der GHND - und dann wird deren Lebensprojekt nicht fokussiert? Gerade am Neumarkt ist doch das meiste schief gegangen - gerade hier waren doch die Modernisten am zielstrebigsten und haben versucht, alles bisher Erreichte zu blockieren. Warum wurden beispielsweise nicht die beiden Entwürfe der Baywobau gezeigt und diskutiert - der eine vor- und der andere nach der unsäglichen Einmischung durch die Gestaltungskomission? In anderen Gebieten mögen die Bauten schlimmer aussehen - am Neumarkt aber sind sie zumeist deutlich schädlicher und die Problematik ist nachhaltiger. So langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass bei diesem Symposium wieder viele Chancen nicht genutzt wurden. So viele Möglichkeiten gibt es ja nun nicht, die Mißstände mit allen Beteiligten zu erörtern.

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  • Zitat von "Alexander"


    Vom Neumarkt nichts. Gegen die anderen Neubauten in der Altstadt sind die modernen Bauten am Neumarkt ja auch geradezu harmlos.

    Für sich genommen, ja. Aber sie richten an ihrem Standort mindestens genauso viel Schaden an. Die beiden Bauten am Q I beispielsweise, das Eckhaus mit dem Glastreppendach: Im Prinzip gar nicht so uninteressant. Aber neben der Frauenkirche eine Katastrophe, eine Provokation und ein Schandfleck. Und sein Nachbargebäude, der düstere, zwischen Mahnmal und Mussolini angesiedelte Bau - solche Beispiele hätte ich gezeigt. Wenngleich der Taschenberg-Riegel natürlich noch eine viel größere Katastrophe darstellt. War wenigstens das Lego-Haus dabei - oder ist das auch zu harmlos?

  • Vor allem hätte es nicht nur eine Diskussion darüber geben müssen, ob diese Bauten schlecht sind - sondern vor allem, wie sie zustande gekommen und dass sie von der Stadt Dresden entgegen dem Willen der Bürger (>63000 Unterschriften) forciert worden sind!

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  • Na jut. Also bleibt die Frage, warum über Kleinteiligkeit am Postplatz diskutiert wird, nicht aber über modernistische Bauten am Neumarkt (was mit Köllmann und Q5 ja eigentlich brandaktuell gewesen wäre). Und warum trotz historisierender Alternativen (!) schmucklose Bauhaus-Entwürfe ohne Bezug zur Dresdner Bautradition errichtet werden (Köllmann, Q5, Wils-Kubus, Altmarkt-Hotel). Hat man schon mal stundenlang den Marx vor Ort, sollte man solch wesentliche Punkte, die uns hier seit Jahren beschäftigen, doch ansprechen? Hat der gute Herr (Ent-)Wurff denn was zur Zukunft des Gewandhausareals gesagt?

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  • Ich habe völlig vergessen zu fragen:

    Hans Stimmann hat während seines Vortrags ein Buch vorgestellt, in dem er seine Vision für das Berliner Altstadtgebiet erläutert. Weiß hier jemand, wo man dieses Buch bekommen kann?

    Nachtrag: Ich habe mich etwas blöd angestellt. Das Buch wird zum Beispiel hier zu bekommen sein. Im Tagesspiegel gibt es einige Infos dazu.

    --
    Aenos

  • Toll, jetzt war ich doch live dabei. :zwinkern:
    Krier hatte ja ne Menge amüsanter Cartoons auf Lager...

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  • Ich habe den Thread mal abgepinnt, da das Symposium ja nun schon ins Land gegangen ist. Ansonsten danke an Philipp und alle Forumsmitglieder, die unsere Interessen in Dresden vertreten haben.

  • Kommt denn wer von außerhalb? Vielleicht ergibt sich ein Bierchen, wenn man sich mal außerhalb des WWW sieht? cheers:)
    Muss ja kein Bier sein... drink:)

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Danke DarkVision, daß du das mal angesprochen hast. Man muß sich ja wegen der Frage, was man hinterher abpumpt, nicht in die Wolle kriegen, aber auch ich persönlich würde mich über einen Austausch untereinander sowie ein besseres Kennenlernen untereinander sehr freuen. Die mit Abstand meisten Mitglieder von Stadtbild Deutschland, von der Gesellschaft Historischer [lexicon='Neumarkt Dresden'][/lexicon], von StadtbildDresden, von uns selbst hier und von vielen, vielen regionalen Gruppierungen haben einen ganz persönlichen und individuellen Bezug zu den so vielen Stadtbildern und gebauten Objekten, die hier natürlich in einem einzigen Beitrag gar nicht alle aufgezählt werden können. Umso notwendiger, erfreulicher und selbstverständlicher müßte es aber doch sein, ein zwangloses Kennenlernen zum gegenseitigen Gedankenaustausch endlich einmal anzusprechen. Über den Nutzen davon müssen wir uns hier sicherlich nicht unterhalten.
    Gleichzeitig sollte man vielleicht auch anmerken dürfen, daß ich ganz persönlich diese Veranstaltung der GHND durchaus nicht als etwas ganz selbstverständliches erachte, sondern daß dieses Symposion eine außerordentlich wichtige Veranstaltung sein wird, zu dessen Durchführung man der GHND natürlich einen besonderen Dank sagen darf. Es wäre jedenfalls sehr schön, wenn sich möglichst viele unserer Mitglieder in Dresden einfinden könnten, um daran teilzunehmen.