• Wäre wirklich sehr bedauerlich. Die Häuser sind ja intakt und offenbar noch bewohnt. Die Rückseite ist natürlich nicht einladend. Aber könnte man nicht nur die Brachflächen um die Häuser bebauen?
    Tja, könnte, wenn und aber, man hat kaum Handhabe, Eigentümern und Bauherren ihre Pläne auszureden. Man kann nur hoffen, dass das Ergebnis keine Kiste, sondern etwas gefälligeres wird.

  • Gibt es uberhaupt positive Nachrichten von Memmingen - wie lange wird es dauern bis gar kein Altstadt mehr gibt? :gutenacht:

  • Wenn es in dem Tempo der letzten Jahre weitergeht, da müßte man mal hochrechnen... Gut, Siebendächerhaus und ein paar andere sind vielleicht vor diesen maßlosen Abrissorgien, denen man fassungslos zusehen muss, noch eine Weile sicher. Aber wer will denn noch in einem Altbau der Altstadt wohnen, wenn es so leicht ist, jahrhundertealte Tradition wegzureißen und x-beliebige Neubauten stattdessen hinzustellen. Das geht dann sukzessive den Bach runter. Entscheidungsträger sollten vielleicht doch noch zumindest ein wenig für das Erbe der eigenen Stadt übrig haben. Jegliches Gespür für den Wert der Memminger Altstadt ist jedenfalls bei den für diese Abrisse Verantwortlichen ganz offensichtlich völlig abhanden gekommen.

  • Danke für dieses umfangreiche Memmingen-Update. Großteils sind das leider wirklich negative Entwicklungen.


    Zitat

    Das Haus Kempter Straße 29 wurde neu gebaut. Und Kempter Straße 31, das Versunkene Rathaus, ist nun frisch renoviert.

    Bild 2977

    Kempter Straße 29, 31


    Wenn sich das Haus mit der Giebelform und den Fenstern halbwegs in das Ensemble einfügt, ist es trotzdem ein Neubau der besonders charakterlosen Sorte. Die Wärmedämmung, die großen Glasfenster, die Eingangstür, das Dach mit dem glänzenden, metallenen Ortgang - das wirkt alles billig. Alles in allem bloß ein gefühlloser Billigst-Neubau, der in ein paar Jahrzehnten eine verschimmelte Dämmung haben wird und einem weiteren Neubau weichen muss.

    mit Kemptner Straße 18 sieht es ganz gleich aus. Immerhin hat man das Gebäude an sich erhalten, das ist gut, aber äußerlich ist auch hier jeglicher Charakter verloren gegangen. Es wirkt ganz gleich wie Kemptner Straße 29. Wenn jegliche Altertümlichkeit eines Hauses verloren geht, ist doch auch der Wert wesentlich geschmälert.

  • Kempter Straße 29, 31

    Wenn sich das Haus mit der Giebelform und den Fenstern halbwegs in das Ensemble einfügt, ist es trotzdem ein Neubau der besonders charakterlosen Sorte. Die Wärmedämmung, die großen Glasfenster, die Eingangstür, das Dach mit dem glänzenden, metallenen Ortgang - das wirkt alles billig. Alles in allem bloß ein gefühlloser Billigst-Neubau, der in ein paar Jahrzehnten eine verschimmelte Dämmung haben wird und einem weiteren Neubau weichen muss.

    Ja, das Ergebnis ist wirklich übel. Außerdem ist es deutlich höher als das alte Gebäude. Phantasieloser und langweiliger geht es kaum. Die Kempter Straße verliert zunehmend ihr Gesicht. Anstatt das Straßenbild als Ganzes zu schützen, konzentriert man sich nur auf einige bedeutendere Gebäude. Dass das Versunkene Rathaus erhalten werden konnte, freut mich zwar, aber der sanierte Bau wirkt doch allzu sehr "geglättet". Er wirkt die Nachbildung eines historischen Gebäudes. Sicher ist es auch hier zu massiven Eingriffen in die Substanz gekommen.

    mit Kemptner Straße 18 sieht es ganz gleich aus. Immerhin hat man das Gebäude an sich erhalten, das ist gut, aber äußerlich ist auch hier jeglicher Charakter verloren gegangen. Es wirkt ganz gleich wie Kemptner Straße 29. Wenn jegliche Altertümlichkeit eines Hauses verloren geht, ist doch auch der Wert wesentlich geschmälert.


    Hallo Zeno, Kempter Straße 18 wurde allerdings derart stark umgebaut, dass inzwischen kaum noch mittelalterliche Substanz vorhanden sein dürfte. Die Geschosse sind zum Beispiel deutlich höher als früher, der Wandkasten reicht nun bis zum Gesims des rechten Nachbarn. Der historische Dachstuhl ist also nicht mehr vorhanden. Vom Altbau dürfte so gut wie nichts erhalten geblieben sein. Mit dem Vorgängerbau hat es kaum noch etwas zu tun. In der Nierderschrift der Stadt Memmingen über die erste Sitzung des II. Senates-, Umwelt-, Planungs- und Bauausschusses vom 25. Januar 2011 heißt es unter Nr. 1 (Quelle: http://www.memmingen.de/uploads/tx_cro….01.11_01.pdf):

    Das bestehende Gebäude Kempter Straße 18 soll umgebaut und saniert werden. Die im rückwärtigen Grundstücksbereich gelegenen Gebäude werden abgebrochen und von Bebauung befreit. Kellergeschoss, Straßengiebelwand und Teile der Außenwände bleiben erhalten. Die Geschosshöhen werden auf eine neuzeitliche lichte Höhe von 2,40 m angehoben. Zur Hofseite sind Balkonausbildungen vorgesehen. Durch die neue Dachstuhlausbildung erfolgt eine Firsterhöhung um rund 2 m.

    Und nun kommt ein Satz, der mich sehr wundert: Das Vorhaben liegt im Sanierungsgebiet "Südwestliche Altstadt" und ist kein Einzeldenkmal. Bei Wikipedia ist es allerdings als Einzeldenkmal aufgeführt. Aus Sicht des LfD ist eine Dokumentation des Bestandes wünschenswert, ebenso der Erhalt der bestehenden Geschosshöhen. Die Heimatpflege stimmt dem Vorhaben zu.

    Wann fand denn der Umbau statt?


    Insgesamt ist Memmingen wirklich eine einzige Katastrophe. :kopfwand: Die Denkmalpflege scheint alles durchzuwinken, wie sich beim Hasenareal wieder einmal deutlich zeigt. Warum gibt man alte, offenbar völlig intakte Gebäude wie das Gasthaus zur Krone zum Abbruch frei, um es anschließend in ähnlicher Form wieder zu errichten? Laut Wikipedia steht leider nur noch der historische Ausleger unter Schutz, früher offenbar mal das gesamte Gebäude (siehe: Bayerische Kunstdenkmale, S. 45). Auch das Nachbarhaus links von der Krone scheint sehr alt zu sein. Wird es ebenfalls abgebrochen?

    In den "Bayerischen Kunstdenkmalen" findet sich übrigens noch folgender Eintrag: Lindauer Straße 13. Zweigeschossiges Giebelhaus mit drei Obergeschossfenstern., wohl 16. Jh., Südhälfte der Front eingezogen. Um welches Gebäude handelt es sich? In der aktuellen Denkmalliste taucht es jedenfalls nicht auf. Welche Gebäude auf dem Hasenareal werden denn überhaupt stehen bleiben? Oder wird hier Tabula rasa gemacht?

    Dass das charakteristische Eckhaus an der Ecke Roter Gasse von der Denkmalpflege ebenfalls als nicht erhaltenswert angesehen wird, kann ich überhaupt nicht einsehen. Es dürfte ebenfalls noch aus dem 16. Jh. stammen und ist für das Straßenbild ungeheuer wichtig. Soetwas kann man doch nicht einfach platt machen. Solche Häuser machen doch gerade den Reiz der Memminger Altstadt aus!

    Gibt es eigentlich Neuigkeiten zum ältesten Haus Kalchstraße 45? Wie sind dort die Entwicklungen und was ist mit dem Ensemble in der Lindentorstraße 4,6,8,10?

    2 Mal editiert, zuletzt von Ravensberger (23. November 2014 um 12:40)

  • Es ist schön, dass auch aus Memmingen einmal eine gute Nachricht kommt. In den letzten Jahren hatte man den Eindruck, die Stadt vernichte ihr historisches Erbe. Gerade in einer ehemalige Reichsstadt sind dies insbesondere die Bürgerhäuser!

  • Richtig. Ich mach den Memmingen-Strang an sich gar nicht mehr auf, weil da ohnehin nur negative Meldungen kommen. Angesichts des hier Kolportierten scheint ohnehin alles viel zu spät zu sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich kann mich den anderen Forumern nur anschließen - sehr erheiternd, endlich wieder einmal Gutes aus Memmingen zu hören. Wer weiß - vielleicht nehmen sich ja andere Besitzer heruntergekommener Altbauten ein Vorbild an den zwei Häusern, wenn die Renovierung gelingt? Noch ist ein wenig vorkriegszeitliches Memmingen da. Bleibt halt zu hoffen, dass man Gespür zeigt und nicht so etwas passiert.

  • Oder auch: Wenn´s nur Memmingen nicht wär. Die Stadt hat mir bis vor ein paar Jahren, wie auch Lauingen, ganz besonders zugesagt. War gern dort. Ob ich mir das noch einmal antue?

  • Das historische Großzunftgebäude am Memminger Marktplatz wird für 500'000 € saniert.

    Zitat

    Der Dachstuhl der sogenannten Großzunft am Marktplatz muss saniert werden. Der Zahn der Zeit und Folgeschäden aus dem Zweiten Weltkrieg sind der Grund für die umfangreichen Arbeiten, die rund 500.000 Euro kosten.

    http://www.all-in.de/nachrichten/lo…rt26090,1905410

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Wie mir das Landesamt für Denkmalpflege mitteilte, wurden die alten Häuser auf dem Hasenareal mittlerweile komplett abgerissen.

    Denkmaleigenschaft konnte hierbei jedoch aufgrund tiefgreifender Umbaumaßnahmen und Veränderungen des 19. und 20. Jh. bei keinem der untersuchten Gebäude festgestellt werden.

    Was das Anwesen Kalchstraße 45 betrifft, so erwägt die Eigentümerin (die Memminger Wohnungsbaugenossenschaft „Mewo“) wohl nach wie vor, einen Abbruch zu beantragen. . .

    Auch beim Haus Kreuzstraße 11 beginnt die Diskussion um den Erhalt von vorn, entpuppte es sich doch als 300 Jahre jünger, als bisher angenommen:

    http://www.all-in.de/nachrichten/lo…rt26090,1913063

    2 Mal editiert, zuletzt von Ravensberger (17. März 2015 um 19:19)

  • Nachdem man nun auf dem Hasenareal Tabula rasa gemacht hat, droht in der Altstadt von Memmingen ein weiterer Flächenabriss. :kopfwand:

    Für die "Entwicklung" des Geländes zwischen Kalchstraße, Bahnhofstraße, Maximilianstraße und Heidengasse soll ein Investorenwettberwerb stattfinden, der das Schlimmste befürchten lässt:

    http://www.memmingen.de/370.html?&tx_ttnews[tt_news]=4940&cHash=898b5934e947cee299ad56d7df5d0c34

    Zitat: Im Ergebnis soll sich das völlig neu gestaltete Quartier mit einer
    Nutzungsmischung aus Wohnen, Handel, Dienstleistungen, Gastronomie und
    öffentlichen Räumen als attraktiver Zugang zur Altstadt präsentieren.

    Völlig "neu gestaltet" ist hier wohl gleichbedeutend mit Totalabbruch.

    Unter Denkmalschutz steht auf diesem Areal seit dem Abbruch von Rosengasse 11 nur noch Kalchstraße 28 (ehem. Gasthaus "Goldenes Rad").

    Bedroht sind u.a.

    Kalchstraße 30:

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kalc…0_Memmingen.JPG

    Kalchstraße 32 (ein für Memmingen sehr typischer Bau und sicher denkmalwert):
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kalc…Memmingen_2.JPG

    Kalchstraße 34:
    Offenbar ein älteres Haus, das aber durch Ladeneinbauten und sprossenlose Fenster entstellt wurde. In den Bayerischen Kunstdenkmalen noch aufgeführt, heute kein Baudenkmal mehr. Beschreibung laut Tilmann Breuer:
    Dreigeschossiges Giebelhaus zu fünf Achsen, mit erneuerter Bezeichnung 1593. Am Untergeschoss dekorative Eckquaderung.
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kalc…4_Memmingen.JPG

    Kalchstraße 36 (sollte unbedingt genauer untersucht werden):

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kalc…Memmingen_2.JPG

    Einmal editiert, zuletzt von Ravensberger (28. März 2015 um 11:29)

  • Diese Stadt ist wirklich bemerkenswert. Kaum ein anderer Ort glänzt so regelmäßig mit einer Vielzahl an Abrissen historischer Bausubstanz.
    Der "Nachteil" dieser Häuser ist einfach ihr schmuckloses und schlichtes Aussehen. Dazu kommt noch der etwas heruntergekommene Zustand. Da ist die Hemmschwelle zur Beseitigung direkt viel niedriger. Das hohe Alter und der damit verbundene kulturelle Wert ist dabei völlig egal.
    Brandneue und "moderne" Bauten bilden da natürlich einen viel repräsentativeren Eingang zur Rest-Altstadt.

  • "Der "Nachteil" dieser Häuser ist einfach ihr schmuckloses und schlichtes Aussehen."

    Genau das ist eines der Probleme in Memmingen. Die vielfach einfachen und schlichten Häuser werden kaum beachtet und daher auch nicht als erhaltenswert eingestuft. Daher glaubt man wohl auch, diese durch ebensolche Neubauten ersetzen zu können, die mehr Wohnkomfort und eine bessere wirtschaftliche Ausnutzung erlauben. Wäre bei diesen Häusern das Fachwerk sichtbar, wie z.B. beim Siebendächerhaus, würde man sicher nicht so handeln.

    Diese Abrissorgie meines Erachtens ohne Beispiel. Wie schön könnte die Stadt heute sein, würde sie von verantwortungsbewussten Politikern regiert!