Potsdam - Ungers Alte Post - Neubebauung des Grundstücks

  • Ich finde es bedauerlich das nicht alle Figuren auf das Dach der Volksbank zurückkehren.

    Wenn ich mir alte Bilder des Gebäudes anschaue, werde ich das Gefühl nicht los das dort die Attikafiguren viel besser zur Wirkung gekommen sind. Wahrscheinlich weil die Fassade der Volksbank sehr langgezogen und glatt wirkt.

  • Wahrscheinlich eine unpopuläre Meinung aber ich finde die neue Post besser als das barocke Original.
    Die alte Post empfinde ich als ziemlich überladen und sehr unruhig. Die neue Version gefällt mir besser.


  • (c) Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin in der Universitätsbibliothek

    Wahrscheinlich eine unpopuläre Meinung aber ich finde die neue Post besser als das barocke Original.
    Die alte Post empfinde ich als ziemlich überladen und sehr unruhig. Die neue Version gefällt mir besser.


    Für einen Vergleich solltest du aber nicht ein Bild des Zustandes unmittelbar vor 1945 heranziehen. Das Erdgeschoss ist durch Werbetafeln verunstaltet, zudem scheinen die (Schau)-fenster dort gegenüber dem Urzustand verändert. Das Dach ist mit einem Telefon-Abspanngerüst "verziert", und weiter steht im Vordergrund ein Mast. Das führt natürlich alles zu zusätzlicher Unruhe.

    Das oberste Geschoss entspricht auch nicht dem Urzustand, was zwar kein Argument gegen dein Empfinden der Überladenheit und Unruhe ist.

    Hier eine Abbildung des Urzustandes:

    Ein Gemälde der Westseite des Wilhelmsplatzes, Hauptmotiv die Alte Post:

    Moderationshinweis (Riegel): Zitate nachträglich abgeändert, weil der Beitrag missverständlich war.

  • Tut mir Leid ich finde es überladen.

    Mindestens eine Elementegruppe würde ich entfernen/reduzieren. Ich weiß nicht welches, die Balkone, die Risalite, die Attikafiguren oder die Säulen/Kapitelle.

    Das "echte Original" das auf dem Stich dargestellt ist ist zwar etwas besser weil aufgeräumter aber eigentlich ist es immernoch grenzwertig. Die Obelisken würde ich auch hier auf jeden Fall entfernen.

    Das soll es nun aber gewesen sein mit der Kritik. Ich bin ja nicht vom Fach und wollte nur mal ein Bauchgefühl artikulieren.

    2 Mal editiert, zuletzt von Rene-NEU (8. November 2016 um 13:59)

  • Wenn ich das heutige Volksbankgebäude, mit dem Bild aus dem Jahr 1796 vergleiche stelle ich eine gewisse Ähnlichkeit fest. Auch dieses Gebäude hat eine sehr glatte Fassade entfaltet aber auf mich eine andere Wirkung da es Obeliske auf dem Dach und zusätzlich Gesims trägt.

    Würde man am heutigen Volksbankgebäude die braunen Fensterrahmen durch weiße ersetzen und nachträglich Gesims anbringen, ganz zu schweigen von einer vollständigen Figurengruppe, dann könnte man die beiden Gebäude verwechseln.

  • Trotzdem, Meister Lampe, muss man in einem bedenklichen Zustand sein, wenn man meint Volksbank und Post mit einem zusätzlichen Gesims und einer anderen Fensterrahmenfarbe verwechseln zu können.

  • Es geht doch nicht primär um Fensterrahmen und Gesims. Mir ist zu dem Bild von "potsdam-fan" aufgefallen das das Gebäude so wie es oben auf dem Bild gezeichnet wurde mit dem heutigen Volksbankgebäude sehr viel gemeinsam hat. Es wäre hier interessant zu sehen wie dieses Gebäude heute wirken würde, wenn man eine andere Farbe (Fensterrahmen) gewählt und Gesims angebracht hätte.

    Würde es sich bei dem oben gezeigten Bild um eine Nahaufnahme handeln, hätte es auf mich eine andere Wirkung (Fassade und Proportionen).

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (9. November 2016 um 12:32)

  • MAZ von heute, 09.11.16
    "Streit um Fassade der Alten Post in Potsdam"

    "Am 19. Dezember will die Berliner Volksbank ihre künftige Filiale in dem Nachbau an der Friedrich-Ebert-Straße erstmals öffnen. Ob der Streit um die Fassadenfarbe der Alten Post – Grau oder barockes Gelb – damit beendet ist, bleibt offen. Die Initiative „Mitteschön“ jedenfalls ist empört."

    "Nun sind aber Fakten geschaffen. Die städtische Denkmalpflege, die kürzlich vor Ort war, sah allerdings keinen Grund für Bedenken. Stattdessen bestätigte sie, dass die Auflagen und Hinweise aus der Baugenehmigung beachtet worden seien, so Stadtsprecher Brunzlow: „Es gibt hinsichtlich der Natursteinverkleidung des Neubaus keine Beeinträchtigung im Rahmen des Umgebungsschutzes.“

    "Doch es besteht immer noch die Möglichkeit, dass die Pro Potsdam wegen der Fassadenfarbe erneut vor Gericht geht. „Mitteschön“-Sprecherin Barbara Kuster hakt nach: „Die Frage ist jetzt, was gedenkt die Pro Potsdam zu tun? Wird das wieder als ,Eben mal dumm gelaufen!’ abgetan?“

    Ich habe keine Lust mehr, hierzu Kommentare abzugeben. Nur soviel: Ich stehe voll auf der Seite von Mitteschön...

  • Leider hast Da Recht, postdam-fan: Der OB will keine Gestaltungssatzung sondern alles privatrechtlich regeln. Dann werden diese Vereinbarungen nicht eingehalten. Leider "blöd gelaufen". Und beim nächsten Mal gehts es wieder genauso los - es liegen ja noch 18 Grundstücksverkäufe mit fast 40 Parzellen vor uns...

  • Der Kontrast mit den schönen Nachbarhäusern ist mir schon deutlich zu heftig! Gefällt mir leider überhaupt nicht, dieser Bau. Gerade auch wegen den jetzt fast schon grotesk wirkenden Figuren...

  • Meine Erfahrung in der Potsdamer Öffentlichkeit ist leider, dass 95 % der Betrachter der Kontrast nicht auffällt und sie es einfach nur besser finden als den vorherigen Zustand.

    Ich teile allerdings die Ansicht, dass das nicht der Maßstab für das ehem. Gesamtkunstwerk Potsdam sein kann. Barocke Attikafiguren auf einem brutalklassizistischen Gebäude machen das Gesamtwerk einfach lächerlich, genau das ist m. E. durch die Architekten vorsätzlich intendiert.

    Das schlimmste aus meiner Sicht ist, dass das bei den gut 30 Parzellen der Altstadt, die als Wiederbebauung noch vor uns liegen (zzgl. der Leitbauten, die ja leider nichts mehr anleiten) noch häufig so kommen wird. Mir wird da schon ganz schwummerig...

  • Die Rücklagen als Putzwand und in einem hellen Pastellton gestrichen in Harmonie mit den Nachbarbauten würde dem Brutalklassizismuns die Wucht nehmen. Hatte das nicht "Mitte-schön" so oder ähnlich kritisiert!?

  • Mittschön rekurrierte auf den von der SVV beschlossenen Entwurf des Potsdamer Büros Redlich, der eine Putz-Sandsteinkombination wie das Original vorsah un in der Tat zweifarbig mit einem Beigeton für die Rücklagen aufwartete. Der Volksbank war das aber offenbar zu wenig monumental - da musste schon mehr Rumms an die Fassade. Ich finde ja, dass der Bau nicht so schlecht ist - mit den Figuren und an diesem Ort jedoch gänzlich unpassend. Verpaßte Chance.

  • Mir gefällt das Gebäude sehr gut. Es ist hochwertig ausgeführt und schön anzusehen. Bedenkt, was an dieser Stelle für Grausamkeiten hätten kommen können. Lasst uns Frieden machen mit diesem Beispiel. Man muss nicht immer auf Rekonstruktionen bestehen, wenn ein Neubau auch zu überzeugen vermag.

    In dubio pro reko

  • Ich fahre täglich an der "Neuen Bank" vorbei und täglich wechselt meine Meinung.

    An guten (sonnigen) Tagen gefällt mir der Bau. Die Ausführung ist wertig, die Fassade interessant gestaltet. Dem 'Grobklassizismus' kann man auch attestieren eine Art 'sprechende Architektur' zu sein. Die langgestrecken Formen ziehen das Gebäude in die Länge und zusammen mit dem wuchtigen Gesims wirkt es auf mich wie ein stabiler Wehrturm. Und Stabilität ist doch etwas, was wir uns von einer Bank wünschen.

    An schlechten Tagen jedoch geht es mir wie Konstantindegger. Durch die vollverkleidete, einfarbige Fassade und die Wuchtigkeit der Formen passt das Gebäude überhaupt nicht nach Potsdam. Es wirkt einfach sehr berlinerisch und sticht krass hervor. Die Alte Post war deutlich verspielter und hätte die Umgebungsarchitektur 'sanft um die Ecke' geführt.

  • Die heutige Lösung wirkt irgendwie speziell, anders als alles, was es sonst in Potsdam gibt. Eigentlich finde ich das ganz interessant.
    Und letztlich macht das deutsche Städte ja auch ein wenig aus, die im Gegensatz zu anderen europäischen alten Städten nicht so gut erhalten sind - sie haben neue Formensprachen entwickelt und einiges anders gemacht. Oft zum Schlechteren (aus Not oder Ideologie), häufig aber auch mit sehr eigenen Unikaten und vielschichtigen Facetten.

    Die Alte Post von Unger vermisse ich zwar, aber den Ersatzneubau finde ich isoliert betrachtet durchaus sehr ansprechend und einfach interessant. Nun steht der Bau nunmal da. An anderen Stellen in Potdams Mitte sollten aber die vorgesehenen Leitbauten durchgesetzt werden und es sollte auf passende, klassisch orientierte und harmonische Ensembles hingewirkt werden.

  • Na ja, so schwer sollte der Gewöhnungseffekt nicht sein, wenn man an das Haus des Reisens denkt. Zweifellos ist eine große Chance vertan worden, aber für einen Füllbau ist das sogar sehr hochwertig.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gibt Neuigkeiten: ein renommierter Bildhauer kopiert für die Volksbank die Amerika auf der Süd- sowie die Fama und den Hermes auf der Westseite nach Fotos in Sandstein.

    Nichtsdestotrotz finde ich die Figuren auf dem brutalklassizistischen Bau noch immer schlecht.