Potsdam - Quartier Barberini und Alte Fahrt

  • @ Herr Lampe,

    ich sehe einen direkten Zusammenhang zwischen dem Hotel Mercure, vormals Interhotel Stadt Potsdam und dem Winkens-Bau am Neptunbecken und dies in zweierlei Hinsicht:

    1. So lange der schon seinerzeit unpassende und heute noch unpassendere Hochhauskörper dort steht, wirkt eine Diskussion über einige Meter Baufläche am Neptunbecken reichlich "luxuriös".

    2. Es darf nicht dazu kommen, das städtebaulich Negative mit dem städtebaulich Negativen zu rechtfertigen, mit dem Ergebnis, dass etwas schlicht Unpassendes so schlimm schon nicht sei.

    1. und 2. scheinen in Widerspruch gegeneinander zu stehen.
    Für mich steht beides nicht in Widerspruch gegeneinander, vielmehr betrifft es zweierlei Ebenen.

    a) Das Zubauen des Neptunbeckens ist von der Stadtgestalt her fatal. Neben den fünf Zerstörungen und Einschnitten des Lustgartens wird ihm eine sechste hinzugefügt.
    b) Dass "wir" das Genannte wissen, andere das aber verdrängen und ANSCHAULICH von demjenigen ausgehen, was ich unter 1. nannte, sollte zu weiteren Überlegungen führen. Das betrifft die öffentliche Darstellung und den Zungenschlag.

    Manchmal gibt´s schon Kuriositäten, was die politische Szenerie bezüglich des Stadtumbaus und seiner Folgen angeht:
    Im Augenblick ist es jedenfalls die stadtbekannte Szilleweit-Truppe, die den verhängnisvollen Slogan "Freie Fahrt für freie Bürger" in einer ostdeutschen 2.0 Version unter´s Volk zu bringen versucht.

  • Liebe Freunde,

    anbei zwei Links, freundlicherweise zur Verfügung gestellt, von der PNN (Potsdamer Neuste Nachrichten)

    http://www.pnn.de/titelseite/753798/

    http://www.pnn.de/potsdam/753549/

    und auch noch ein Link der MAZ (Märkische Allgemeine Zeitung)

    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12…mmt-in-das.html

    und noch einen Link der BILD- Zeitung

    http://www.bild.de/regional/berli…06094.bild.html


    Gruss :smile:

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (27. Mai 2013 um 18:21)

  • Das ist allerdings schade:

    Zitat von "Märkische Allgemeine"

    Eine der Änderungen ist, dass für die Nutzung des Palais Barberini als Kunstmuseum die ursprünglich geplante, öffentliche „Durchwegung“ des Grundstücks vom Alten Markt zur Uferpromenade aus Sicherheitsgründen entfallen muss.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Liebe Freunde,

    ich bin auch enttäuscht das eine keinen Durchgang zur Havelpromenade geben wird, aber ich kann mit leben wenn die Stadt Potsdam in 10 Jahren das ehemalige Hotel "Mercure" abreißt und sich bis dahin wieder besinnt den Lustgarten zu errichten, hoffentlich keinen hässlichen Funktionsbau für die Schiffsflotte.

    Warum gab es eigentlich nie Verhandlungen das, man das Palast- Hotel wieder aufbaut, es an das "Hotel Mercure" als Betreiber vermietet (für 10 Jahre) und die Hotelkette im Gegenzug ihr altes Hotel abreißt um wieder den Lustgarten zu errichten? Ganz bestimmt nicht wegen der Bettenanzahl!!!

    Gruss :biggrin:

  • Hallo zusammen,

    eine tolle Sache! Dank an Herrn Prof. Platter und nun auch an Herrn Lelbach. Doch eine Belebung der Mitte? Sicherlich nicht nur mit den (wenigen?) Werken, die Herr Plattner zur ostdeutschen "Moderne" gesammelt hat. Nach Presseverlautbarungen soll diese Sammlung von Herrn Plattner noch relativ "jung" sein. Hier vertraue ich jedoch auf den Geschmack und vor allem das Geschick von Herrn Prof. Plattner, nicht nur die DDR Staatskünstler zu verewigen. Denn dies wäre doch ein Schlag ins Gesicht derer, die sich für die historische Mitte stark gemacht haben, und nun genau diese Künstler dort wieder finden, die das System und damit auch die Zerstörung Potsdams vertreten haben oder daraus am meisten Profitierten. Hiermit geht mein Aufruf an Herrn Plattner: bitte nicht nur Tübke, Mattheuer, Heisig und wie die Staatsnahen ("sozialistischer Realismus") alle hießen, zu zeigen. Es gab Andere, zum Beispiel die Künstler, welche den Preis "Eddie" bekommen hatten (Künstler, welche zu DDR-Zeiten aus politischen Gründen keinen Preis verliehen bekommen haben, aber schon lange einen verdient hätten; dieser Preis wurde von Künstlern an Künstler verliehen). Herr Plattner: stellen Sie bitte auch solche dagegen!
    Dass die beiden weiteren Etagen des Barberini wechselnde Ausstellungen zeigen werden, relativiert schon diese Staatsnahen DDR-Künster. Dies ist großartig und damit eine wirkliche Belebung und Würdigung des Gebäudes. Danke hierfür!

    So gibt es zum lachendem Auge auch immer ein weinendes Auge. Und auch einige weitere Entwicklungen. Gerade wird nun veröffentlicht, dass die zukünftig wieder erstehende Brauerstraße nicht nur bis zur Hausnummer 3 verlaufen wird (die Märkische berichtet umfassend). Denn Abris Lelbach will die Grundstücke 4 bis 6 kaufen und mit einem Parkplatz (oder -haus?) bebauen, da keine ausreichenden Stellplätze für das Museum vorhanden sein werden. Diese Grundstücke befinden sich direkt am ehemaligen Blücher-Platz, an der Wasserseite (Alte Fahrt). Dieses Bild in Wikipedia zeigt meines Erachtens die Position der Brauerstraße 6 (erstes Gebäude auf der rechten Seite).

    Ich hoffe sehr, dass sich Herr Lelbach auch dieser außergewöhnlichen Lage bewusst ist, und mehr als nur einen 0815 Parkplatz oder Parkhaus errichtet. Es wäre sehr schade, wenn hier die historischen Fassaden nicht wieder entstehen würden. Schon die Rückseite des Alten Rathauses ist scheußlich, und dieses grenzt mit seinem voluminösen Anbau heute direkt an den Blücherplatz. Dieser braucht also auf den weiteren Seiten eine sehr hohe architektonische Qualität, um zukünftig als lebendiger und lebenswerter Stadtraum angenommen zu werden.

    Ich fürchte, dass die qualitativen Anforderungen, die auf das Baufeld Brauerstaße 1 bis 3 und Humboldstraße gestellt wurden, hier nicht angewendet werden. Denn diese Fläche gehört nicht zum aktuellen "Entwicklungsgebiet Potsamer Mitte"!

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    7 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (24. Mai 2013 um 11:09)

  • Ich bin immer noch etwas irritiert. Ich höre hier immer nur etwas von der DDR-Sammlung von Plattner. Diese wurde, so wird zumindest immer wieder gesagt, aber doch nur gekauft, um die Linke für den Abriss des Mercure zu begeistern. In Wirklichkeit wollte Herr Plattner doch seine eigentliche Kunstsammlung in Potsdam ausstellen. Davon hört man leider gar nichts mehr. Hoffentlich ist nicht das Endresultat, dass er jetzt die Bilder der DDR-Moderne in Potsdam lässt, die eigentliche Sammlung aber jetzt woanders hin (womöglich ins Ausland) wandert, weil er von den Zuständen in Potsdam verärgert ist!

    APH - am Puls der Zeit

  • Hallo Wissen.de,

    und genau das ist der Fakt, der mir sauer aufstößt. Denn die Plattnersche Kunstsammlung soll nun nicht mehr in Potsdam beheimatet werden. Plattner meinte dazu, dass er für seine Sammlung Potsdam nicht mehr als den richtigen Ort erachtet, da hier Zitat: "unter der so vordergründig erfolgreichen Stadt eine verdeckte Strömung herrscht". Natürlich bleibt es ihm frei, sich zu entscheiden wann wo und wie er seine Kunstsammlung unterbringen möchte. Bitter daran ist jedoch, dass ausgerechnet die DDR-Staatskunst in Potsdam verbleiben soll, die von ihm angeschafft wurde, um den Linken die Kunsthalle abzutrotzen. Damit erhalten nun die Linken eine DDR-Kunstausstellung, in der dann die Staatskünstler durch den herausragenden Barberini-Bau, den Namen Kunstsammlung Plattner und zusätzliche wechselnde (und hoffentlich sehenswerte und mit Zugkraft ausgestattete) Ausstellungen überhöht werden. Eine doppelte Ohrfeige für die Potsdamer, welche gegen DDR und gegen Abriss der Innenstadt gekämpft haben und ein Sieg für die Linken, die ihre Staatskunst nun an herausragender Stelle zelebrieren dürfen. Herr Plattner wäre meines Erachtens gut beraten, über diese Form noch einmal nachzudenken, und wenigstens den DDR-Staatskünstlern eine ebenso zugkräftige Anzahl und Qualität von Oppositionskünstlern gegenüber zu stellen. Damit wäre dann diese Überhöhung, zumindest der Staatskünstler, nicht mehr gegeben. Ob die DDR-Moderne insgesamt diese exponierte Stellung verdient, sei hiermit noch nicht mal betrachtet.

    [Edit] Und diese Überhöhung beginnt schon jetzt. Titelt doch die PNN, Zitat: "Plattners Museum: Potsdam und Bilbao auf Augenhöhe".

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (24. Mai 2013 um 19:51)

  • Sehr schade. Scheint so, als wolle Herr Plattner sein Potsdamer Projekt jetzt nur noch abwickeln. Aber dafür ist Potsdam ganz allein verantwortlich. Was mich noch mehr stört, ist die Tatsache, dass die Verantwortlichen sich jetzt auch noch hinstellen und das ganze als Erfolg feiern, während eine wichtige Kunstsammlung jetzt einfach woanders hin wandert.

    APH - am Puls der Zeit

  • In der PNN ist heute zu erfahren, wie in den letzten Wochen hinter den Kulissen die Kunsthalle im Barberini von Plattner und Lelbach geplant worden ist.

    Zitat

    Binnen zwei Wochen sei nun mit Lelbach und Plattner außerhalb des Rathauses und abseits der üblichen Dienstwege im Geheimen vorverhandelt worden – um die Museumspläne nicht frühzeitig publik werden zu lassen. Erst Anfang dieser Woche sei dann intern der Dienstweg eingeschlagen worden, um entsprechende Vorlagen für die Beigeordneten und den Oberbürgermeister sowie die Stadtverordneten erstellen zu lassen. So erhielten die Stadtverordneten im Finanzausschuss im nicht-öffentlichen Teil ihrer Sitzung am Mittwochabend kurzfristig eine Vorlage zum Verkauf der Grundstücke – und stimmten ohne Gegenstimmen zu. „Das war Rekordzeit. Wenn wir bis Mitte Juni alle Beschlüsse bekommen, ist das eine Sensation für die Genehmigung eines solch wichtigen Kontraktes – normalerweise benötigt die Verwaltung dazu nicht weniger als ein halbes Jahr“, sagte ein am Verfahren Beteiligter. Unternehmer Lelbach lobte das unkomplizierte Vorgehen. (...)

    Donnerwetter, klasse! cclap:)
    Quelle: http://www.pnn.de/potsdam/754191/

  • Hallo zusammen,

    Mitteschön fordert die, wie im Leitbautenkonzept erarbeitet, die originale Wiederherstellung der Fassade des Palastes Barberini sowie den öffentlichen Durchgang. Auch die Frage nach den original wieder herzustellenden beiden Innenräumen wird aufgeworfen. Doch besonders ein Satz in der PNN lässt aufhorchen, Zitat: "Mitteschön kritisiert, der Oberbürgermeister wolle „diesmal keinerlei Diskussion mehr“; alle parlamentarischen Gremien sollen „im Rekordtempo ja sagen“."

    Was soll hier in einem Rekordtemo durchgewunken werden? Der Verkauf der im Leitbautenkonzept noch nicht erfassten Grundstücke an der Alten Fahrt, Brauerstraße 4 bis 6, um hier zukünftig (direkt am wieder zu errichtenden Blücherplatz) ein Parkplatz oder Parkhaus zu errichten? Die nicht Ausschreibungsgerechte Entfernung der Durchwegung zur Alten Fahrt am Palast Barberini? Die Nicht-Erstellung der Prunkräume?

    Und auch die Märkische schreibt zu diesem Thema. Hier wird deutlich, dass der Palast Barberini nur "zum Alten Markt hin historisch rekonstruiert" wird. Während er "zur Alten Fahrt hin folgt er nur den Abmessungen des Originals. „Wann bekommen wir den Entwurf der Rückseite des Barberini zu sehen?" ... „Wie sollen die Stadtverordneten in dieser kurzen Zeit bis zur Abstimmung eine fundierte Entscheidung treffen, wenn sie nur magere Informationen von der Stadtverwaltung bekommen und nicht mal eine Ansicht des Bauvorhabens? Die in der Presse veröffentlichte Rückseite des Barberini ist noch die alte Version von der Vorinvestorin Schmack.“ So wird Potsdam, aus Sicht des Hauptbahnhofes ein ausschließlich neumodisches Anglitz bekommen. Erst wenn man in die Humboldtstraße einbiegen wird, wird aus dem neumodischen Schei...beinkleister die in Ansätzen alte Stadt. Und das wirkt doch dann für den Unbedarftesten wie Betrug und gibt Wasser auf die Mühlen der Rekonstruktionsgegner.

    [Edit 31.05.13] In dem heutigen Arikel der PNN wird berichtet, dass die Durchwegung durch den Palast Barberini wegen eines geplanten Foyers weg fällt. Ein Umweg von nur 30 Metern soll statt dessen von dort zur Alten Fahrt führen. Wo dieser Umweg liegen soll, darüber schweigt sich Klipp aus. Denn alle Grundstücke, die in 30 Meter Umkreis liegen, werden vollständig Straßenseitig bebaut werden...

    [Edit 03.06.2013] Lelbach darf die Grundstücke Brauerstraße 4 bis 6 direkt zum Verkehrswert erwerben. Nachricht in der PNN.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (3. Juni 2013 um 09:54)

  • Hallo zusammen,

    gerade wird in der SVV über den Palast Barberini als Museum entschieden. Dazu eine Meldung in der PNN: Mehrheit gilt als sicher. Interessant ist jedoch die Aussage von Ex-Stasi-Scharfenberg (Linke) Zitat PNN: "Scharfenberg sagte zugleich, seine Fraktion werde vorschlagen, keine weitere Bebauung nach der Brauerstraße 6 in Richtung Heilig-Geist-Kirche zuzulassen und an der Stelle einen öffentlichen Zugang zum Wasser einzurichten."

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Da ich leider nicht wirklich im Bilde bin, muss ich fragen, inwiefern die Aussage des Abgeordneten "interessant" sein soll. Ist sie - im Sinne der Stadtentwicklung - positiv oder etwa negativ zu verstehen?!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hallo Bilderbuch,

    die Verwirklichung dieser Aussage würde die Abkehr von der Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriß bedeuten. Und wäre nicht mehr und weniger, als die dauerhafte, halbherzige Umsetzung des jetzigen Status Quo. Denn die Brauerstraße mündet im Blücherplatz. Der Blücherplatz müsste dann noch weiter verbunden werden, einmal zur Burgstraße und im spitzen Winkel der Burgsatraße zur Berliner Straße. Dann wären zumindest die Hauptstaßen im ehemaligen historischen Stadtzentrum wieder vorhanden und die historische Stadtstruktur wäre mal erfassbar. Bleibt es beim jetzigen Zustand, dann bleibt es auch bei der SED-Stadtzerstörung Potsdams. Da nützt dann auch die Sackgassen-Brauerstraße und der einseitig wieder errichtete Alter Markt nichts... Mit dieser Aussage stoppt Dr. Stasi-Scharfenberg den SVV-Beschluss aus den frühen 90ern, der da hieß "Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss".

    Um das einmal als Gleichnis zu verdeutlichen: das wäre gleich so, als hätte man in Dresden nur die Frauenkirche wieder errichtet und danach alles aus DDR-Zeiten konserviert, stehen gelassen, ein paar DDR-Fassaden auf neumodisch getrimmt, jedoch keine weiteren Stadtreparaturen vorgenommen. Ein neues, historisches Neumarkt-Viertel gäbe es dann nicht.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    7 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (5. Juni 2013 um 19:31)

  • Herzlichen Dank für die flotte Erläuterung!
    Mir scheint es leider nur so, dass in Potsdam um den Alten Markt ohnehin nur Stückwerk produziert wird. Da passt der neuerliche Vorschlag wunderbar ins Bild und hätte demnach sogar die Chance auf eine Umsetzung?!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wieder eine ganz billige Nummer der Linken, um die DDR-Bauten zu erhalten. Natürlich richtet man sich hier wieder gegen jede Annäherung an den historischen Stadtgrundriss. Ich bin nur gespannt, mit welchen Argumenten die Linke nun die Bauten östlich des Alten Markts für immer konserviert sehen will. Vielleicht sind sie eine beispielhafte sozialistische Symbiose von Gartenstadt und städtischem Wohnen :kopfschuetteln:

    APH - am Puls der Zeit

  • Luftpost

    Muss man diese Linkschaoten in Potsdam wirklich ernst nehmen oder sind sie doch tatsächlich eine Gefahr für den guten Geschmack? Immerhin ist Potsdam als Kulturstadt in Europa bekannt - das passt doch nicht ins Bild einer kultivierten Stadt, dass dort solche Primitivlinge auch nur irgendetwas etwas zu sagen haben? Vielleicht ist das ganze nur medial aufgebauscht und wir machen uns zu viele Sorgen deshalb?

  • Hallo Exilwiener,

    es gibt hier 2 Fraktionen von Linksextremen: einmal die SED -> PDS -> Linke und die zweite Fraktion sind "die Anderen". Die ersteren sind alte SEDler und oder enttäuschte ehemalige DDR-Bürger, die im jetzigen politischen System nicht klar kommen (wollen). Die Anderen sind noch linker: Anarchos und gegen alles.

    Ob man diese beiden Fraktionen ignorieren kann? Dr. Stasi-Scharfenberg gehört der ersten Fraktion an. Die Linken sind im Landes- und Stadtparlament die zweitstärkste Kraft. Dr. Stasi-Scharfenberg ist bisher zwei Mal als Oberbürgermeisterkandidat angetreten (gegen Jakobs (SPD)), hat zwar beide Male verloren, aber jedes Mal denkbar knapp. Beim ersten Mal waren es sogar nur um hundert Stimmen, die Jakobs (SPD) siegen ließen. Hierbei muss bedacht werden, dass es in Potsdam eine sogenannte Rathaus-Kooperation aus den Parteien SPD, CDU, Grünen, FDP, Bürgerbündnis und Freie Demokraten gibt, welche alle Stimmen (möglichst) gemeinschaftlich abgeben, um gegen die linke Macht überhaupt Beschlüsse durchbringen zu können. Bei den Wahlen gab es daher auch von den Parteien Empfehlungen, nicht für die eigene Partei zu stimmen, sondern für Jakobs, nur um Scharfenberg zu verhindern.

    Und so treibt Dr. Stasi-Scharfenberg OB Jakobs vor sich her, wie einen bunten Hund. In der Vergangenheit belegte Dr. Stasi-Scharfenberg die SVV mit einer Schatten-Agenda, die teilweise länger war, als die des Oberbürgermeisters. Dies war lange Zeit Gang und Gebe und daher musste sich die SVV einen Beschluss geben, dass die eingebrachten Agendapunkte von Mitgliedern des SVV nicht mehr sein dürfen, als die auf der Tagesordnung offiziell verlautbarten.

    Zudem ist Dr. Stasi-Scharfenberg auch noch Mitglied im Brandenburgischen Landtag.

    Neuerdings scheint sich der Herr OB Jakobs auch politisch neu auszurichten. Es wird Auffällig, er dass immer häufiger Beschlüsse zusammen mit Dr. Stasi-Scharfenberg verabschiedet. Und der OB damit gegen seine eigene Fraktion und Partei und auch gegen die Rathauskooperation agiert.

    Diese Typen kann man leider nicht ignorieren. Und sie werden auch nicht medial hochgeschrien (vielleicht ehemals in der Märkischen Allgemeinen, die vormals die Märkische Volksstimme war (SED-Parteiblatt im Bezirk Potsdam)). Aber man muss festhalten, dass diese Zeitung sich gewandelt hat und sie nunmehr häufig halbwegs neutral berichtet.

    Und so lebt man hier schön eingerichtet in einem roten Sumpf, der nie trocken gelegt wurde. Nicht nach der friedlichen Revolution '89 und bis heute nicht. Und das Problem daran ist: 20 Jahre nach der friedlichen Revolution verblasst diese in den Köpfen. (Bitte verwendet nicht das Wort "Wende". Das Wort wurde von der SED benutzt, um die friedliche Revolution umzudeuten, in eine "Wende" der SED. Gewendet haben sich jedoch nur die Wendehälse, nicht jedoch die SED. Die hat nur zwei neue Namen bekommen: PSD -> Linke) Und die alten Kader meinen, dass ihre Zeit nun gekommen ist, um die Uhr wieder zurück zu drehen.

    Auf die Anderen Anarchos will ich garnicht erst eingehen. Von denen gab es hier im Forum auch schon Wortmeldungen (sucht einfach mal nach "Bildung statt Schloss" oder lest im Garnisonkirchenthread nach: dort gibts "amüsante" Fotos von Schmierereien von denen...)

    Daher: Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (5. Juni 2013 um 21:31)

  • Vielen Dank für die wirklich informative - wenn auch erschreckende - Antwort, was das politische Spektrum in Potsdam angeht! Man hat es offensichtlich verabsäumt nach der Revolution eine Art "Entsozifizierung" durchzuführen, wie man das bei uns nach dem 2.WK mit den Nazis gemacht hat. Diese Linksextremen gehören von der Gesellschaft einfach nur sozial geächtet.

    Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass früher oder später sich dieses Phänomen von selbst erledigt, wie bei uns in Ösiland mit den Nazis, die auch noch weit mehr als 20 Jahre nach dem Krieg bei uns noch große Sympathien bei der Bevölkerung genossen. Diese SED Barbaren wären ohnedies niemals an die Macht gekommen, wenn Mitteldeutschland nicht dummerweise sowjetische Besatzungszone geworden wäre - das war doch immerhin eine absoltue Ausnahmesituation.