• Bilder aus Prenzlau in Brandenburg vom 30.03.2009:


    Ich finde in Prenzlau steht einer der schönsten und markantesten Dome der Backsteingotik überhaupt. Der Dom ist am
    Ende des II.WK ausgebrannt und noch zu DDR Zeiten äußerlich restauriert worden. Die Altstadt ist komplett zerstört und nicht mehr vorhanden.
    An ihrer Stelle befinden sich heute größtenteils Plattenbauten und Einfamilienhäuser. Einige der Blöcke sind sogar recht ansehnlich gestaltet.


    Auf den Türmen befinden sich zwei helle Renaissancegiebel

    Etwa ein viertel der mittelalterlichen Stadtmauer ist erhalten, mit bis zu ca. 3-4m hohen Mauerabschnitten. Nur leider hat man aus der Anlage nicht wirklich etwas gemacht.




    Eine Kirchenruine

    In der Mitte befindet sich eine weitere Kirchenruine. Insgesamt habe ich 4 noch erhaltene Kirchruinen in der Innenstadt gezählt. Im Vordergrund ein Turm der Stadtmauer. Hier ließen sich durchaus noch ein paar Schätze heben! ... (aber irgendwie glaube ich gerade nicht dran) :lachen:

  • Daran glaube ich auch nicht...Ist ja irgendwie wie Königsberg. Außer dem Dom ist alles platt und Platte. Die Stadt kann einem nur leid tun. Aber die eine Spitze des Doms ist interessant. Sieht aus wie ein Haus. Hat da vielleicht der Glöckner gewohnt ;)?

  • Zitat

    In der Mitte befindet sich eine weitere Kirchenruine. Insgesamt habe ich 4 noch erhaltene Kirchruinen in der Innenstadt gezählt.

    Der graue Turmstumpf auf dem vorigen Bild ist, so glaube ich, keine ganze Kirchenruine. Nur der Turm ist noch nicht saniert und mit einer Spitze versehen.
    Hinter der Marienkirche wurden in jüngster Zeit einige Plattenbauten abgerissen. Dort war früher der Marktplatz. Hoffentlich wird dort traditionell gebaut oder sogar rekonstruiert werden.
    Am wichtigsten scheint mir, daß die Marienkirche wieder ein richtiges Dach bekommen wird, mit einem echten hölzernen Dachstuhl und Dachziegeln. Man sieht heute noch immer das eiserne Notdach von nach dem Krieg. Danach müßten auch die backsteinernen Gewölbe wieder eingezogen werden.
    Der Plan, die historische Wagner-Orgel aus der ehemaligen Berliner Garnisonkirche in der Prenzlauer Marienkirche zu rekonstruieren, scheint heute wohl aufgegeben zu sein..
    Übrigens hat die Prenzlauer Innenstadt im Nordosten und um das Dominikanerkloster im Südwesten einige ansehnliche Straßenzüge aus den 50er und 90er Jahre.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Diese zerstörten ostvorpommerschen und uckermärkischen Städte (Anklam, Pasewalk, Prenzlau) sind für mich der Inbegriff der Trostlosigkeit.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Trostlosigkeit ist das falsche Wort, Traurigkeit passt besser. Diese wunderbaren, aus dem total verstümmelten Stadtbild herausragenden Kirchen sind die letzten Zeugnisse von Kultur überhaupt, die es da noch zu geben scheint. War das eigentlich eine reine Fachwerkstadt, oder wieso ist da so überhaupt nix übrig? Müssten nicht wenigstens noch ein paar gründerzeitliche Klinkerbauten stehen?

  • Nein, Prenzlau war keine Fachwerkstadt. Ich vermute, dass Prenzlau, wie die meisten brandenburgischen Städte, bereits im 30-jährigen Krieg zerstört wurde. Die Stadt ähnelte vom Erscheinungsbild her eher Potsdam.

    Der Landkrieg im Osten hat die meisten großen Städte zwischen Moskau und Berlin zerstört, einschließlich Vorpommern und dem östlichen Brandenburg.

    Hier eine Bildersammlung:


    (aus http://www.kepler-rs.de\r
    http://www.kepler-rs.de)

  • Danke. Das zweite Bild oben links mit der Marienkirche ist einfach der Hammer. Die gewaltige Schaufassade über diesen winzigen Häuschen, da versteht man vielleicht ansatzweise, welchen Eindruck das auf den mittelalterlichen Menschen gemacht haben muss. Ohne romantisieren zu wollen habe ich derartiges bisher nur in Frankreich gesehen (also solche extremen Relationen zwischen Kirchenbau und eher kleinbürgerlich wirkender profaner Bebauung).

  • Zitat

    Der Landkrieg im Osten hat die meisten großen Städte zwischen Moskau und Berlin zerstört, einschließlich Vorpommern und dem östlichen Brandenburg.

    Prenzlau war aber eine kleine Stadt, die eher durch Brandstiftung und Plünderung der Roten Armee zerstört wurde als durch kämpfe- soviel ich weiß.

    Es wäre sehr schön, wenn die relativ kleinen Häuschen hinter der Marienkirche wiederkommen könnten, gerade wegen des einzigartigen Bildes, das sich mit der Kirche ergab. Wie in Mitteleuropa üblich war diese Kirche nicht gebaut, um frei zu stehen- die Sockelzone ist relativ schmucklos. Fast immer trennte eine Häuserzeile die Kirchen vom Marktplatz.
    Es ist aber zu befürchten, daß heutige Stadtplaner nicht mehr zu dieser Einsicht zu bringen sind, und die Kirche jetzt für immer frei stehen wird. Der barocke Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte den mittelalterlichen Stadtgrundriß anscheinend noch respektiert.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hier einige Bilder des heutigen Prenzlau. Dolle ist das nicht.

    http://www.prenzlau-online.de/modules.php?op…lbum&file=index

    Vor allem nicht solche Abrisse von historischer Restbebauung:

    http://www.prenzlau-online.de/modules.php?op…&orderby=titleA

    http://www.prenzlau-online.de/modules.php?op=modload&name=4nAlbum&file=index&do=showpic&pid=2526&orderby=titleA</a>

    Derzeit schwelt wohl ein Streit um die Bebauung des zentralen Marktberges. Eine Bürgerinitiative wendet sich gegen die Bebauung mit einem Einkaufszentrum. Nichts ist gegen eine gemischte Nutzung zu sagen, die das Wohnen einschließt, aber was diese Bürgerinitiative selber zu bieten hat, ist letztlich doch wenig überzeugend.

    So jedenfalls soll das neue Einkaufszentrum aussehen. Eine Verbesserung der Situation wohl allemal:

    http://www.prenzlau-online.de/modules.php?op…&orderby=titleA

    Die von der Bürgerinitiative trauern jedoch ernsthaft dem Abriss einiger Plattenbauten vor der Marienkirche nach.

    http://www.marktberg.de/index.php?kz=6

    Und das stellen die als Alternativen vor. Schon etwas piefig, oder?

    http://www.marktberg.de/index.php?kz=5

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (11. April 2011 um 19:13)

  • Um Gottes Willen!

    Die Vorschläge der Initiative sind ja entsetzlich. Der von Jörg-Uwe Behrens ist ja völlig daneben, der von Jenny Pottins ist immer noch alles andere als altstadtgemäß und der von Mathias Tietze zeigt gute Bemühungen, ist aber in einer Altstadt immer noch deplaziert.

    Wenn man in einer großen Stadtrandgemeinde einer Großstadt ein neues Gemeindezentrum errichten wollte, dann könnte man über die Entwürfe reden. Aber doch nicht im Zentrum einer Altstadt!

    Man sieht mal wieder, dass es mit flächenhaft kriegszerstörten Städten oft nur weiter bergab geht, weil offenbar kaum mehr ein Empfinden für das Altstadtgefüge mehr da ist.

    Der Entwurf des MCC ist, soweit man das nach der Abbildung beurteilen kann, hingegen doch ganz nett. Eine Verbesserung gegenüber der Platte von 1989.

  • Was ist denn dort los? :ka:
    Gibt es mal einen der deutschlandweit höxxxt seltenen einfühlsamen Entwürfe, dann kämpft die Bürgerinitiative für Standard-BDA-Würfel? Rätselhaft. :staunenblau:

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    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Der MCC-Entwurf paßt sich zudem dem "Hotel Uckermark" an, dem einzigen ansehnlichen Gebäude der Gegend neben der Marienkirche. Von den Entwürfen der Bürgerinitiative geht nur der von Mathias Tietze einigermaßen, der ein wenig urban und altstadtgerecht ist (aber immer noch viel zu wenig)
    Allen Entwürfen fehlt die Wiederherstellung der kleinen Häuserzeile vor der Kirche- wie ich schon dachte. Diese Zeile ist für die Wiederherstellung des besonderen Anblicks von vor 1945 unerläßlich, aber aus modernem architektonischem Blickpunkt indiskutabel. Leider!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Da kann man nur sagen, dass die DDR-Plattenbauten derzeit das altstadtgerechteste waren, was dort stand. So schlecht fand ich die übrigens gar nicht – mit einer Klinkerverblendung und Sprossenfenstern hätten die schon ganz anders ausgesehen. Sogar vernünftige Dächer waren vorhanden.

  • Halbwegs vernünftig dimensionierte Edelplatten eben - wie in der Münzgasse in Dresden oder in der Wilhelmstraße in Berlin. Wenn man bedenkt, wie viele von den richtig fiesen großen Plattenbauten saniert und kitschig bunt angestrichen werden, ist es um diese hier tatsächlich schon fast schade.

  • Zitat von "RMA"

    Da kann man nur sagen, dass die DDR-Plattenbauten derzeit das altstadtgerechteste waren, was dort stand. So schlecht fand ich die übrigens gar nicht – mit einer Klinkerverblendung und Sprossenfenstern hätten die schon ganz anders ausgesehen. Sogar vernünftige Dächer waren vorhanden.

    Zitat von "Schloßgespenst"

    Halbwegs vernünftig dimensionierte Edelplatten eben (...) Wenn man bedenkt, wie viele von den richtig fiesen großen Plattenbauten saniert und kitschig bunt angestrichen werden, ist es um diese hier tatsächlich schon fast schade.

    Jetzt bitte aber nicht zu bescheiden werden. Um diese Platten möge es relativ gesehen schade sein, wenn sie irgendwo am Stadtrand ständen und statt ihrer ein noch häßlicherer Block saniert würde. Hier aber dreht es sich um das historische Zentrum einer alten Stadt. Mit ein bischen Klinkerverblendung würde ich mich nicht abspeisen wollen, zumal das auch gar nicht zur Diskussion stand. Und unter "vernünftigen Dächern" verstehe ich etwas anderes, als solche Teerpappe-Flachdächer mit etwas Pseudoschräge zur Straßenfassade hin. Nein, altstadtgerecht sind diese Häuser weder noch waren sie es. Es sei denn, man will die eigenen Ansprüche nun auf Minimalniveau herunterschrauben. Insofern sollte man ihnen auch keine Träne nachtrauern. Statt dessen sollte man die Neubebauung auch als Chance für weitere Stadtreparatur sehen. Vielleicht kommt ja dann auch mal die Rekonstruktion des ein oder anderen Leitbaus heraus.

  • Heimdall, man sollte aber bedenken, in was für einer strukturschwachen Region wir uns hier befinden. Totalrekos sind natürlich wünschenswert, mit einem Blick auf die kommunalen Kassen, die Sozialstruktur und die geringe touristische Bedeutung aber eher illusorisch. Ich glaube schon daran, dass auch Architektur von der Stange hier ansprechende Ergebnisse liefern könnte.

  • Ich meine auch, dass mit den von der Bürgerinitiative präsentierten Entwürfen sicher keinerlei Verbesserung zu erreichen ist - dann besser die Platten für womöglich noch einige weitere Jahrzehnte erhalten und auf bessere, architektonisch kundigere Zeiten hoffen, in denen man erkennt, dass der verlorene Stadtgrundriss schrittweise wiederhergestellt und die Stadt mit kleinen, schlichten, traditionellen und wohl gar nicht einmal allzu teuren Häusern wiederaufgefüllt werden sollte.

    Prenzlau war übrigens aus historischer Sicht eine der wichtigeren Städte in Brandenburg. Die formalrechtlich bedeutendsten (gemäß der Reihenfolge bei der Huldigung gegenüber dem Kurfürsten) Städte der Mark waren: 1. Brandenburg Alt- und Neustadt, 2. Berlin, 3. Cölln, 4. Stendal, 5. Prenzlau, 6. Perleberg, 7. Ruppin, 8. Frankfurt und 9. Cüstrin.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat

    dass der verlorene Stadtgrundriss schrittweise wiederhergestellt und die Stadt mit kleinen, schlichten, traditionellen und wohl gar nicht einmal allzu teuren Häusern wiederaufgefüllt werden sollte.

    Ja, das wäre der einzig vernünftige Weg. Aber auf dem Marktberg ist der MCC-Entwurf, auch wegen der Strukturschwäche der Region, doch gar nicht abwegig- wirtschaftlich nicht (wer wagt es schon, dort was zu unternehmen), und auch architektonisch nicht. Es könnte auch der Anfang einer weiteren Stadtumbau im unmittelbaren Umfeld sein. Deshalb sollte man dort diese Chance vielleicht nutzen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hier noch ein paar Bilder der Marienkirche aus der Sammlung der Diathek Halle (http://diathek.kunstgesch.uni-halle.de/dbview/standort.php?muster=Prenzlau&submit=suchen\r
    diathek.kunstgesch.uni-halle.de/ ... mit=suchen). Unglaublich beeindruckend, wie sich dieses backsteinige Gebirge über der kleinen Stadt türmt.

    Von Westen:

    Von Norden:

    Blick in das ausgebrannte Schiff von Osten:

    Das Kirchenschiff vor dem Krieg:

    Ich habe daheim in Bayern ein kleines Büchlein (hmmm...wie nennt sich dieses Wortspiel? Pleonasmus?) über die Zerstörung von Prenzlau. Werde bei Gelegenheit (an Weihnachten oder so) mal darin blättern. Ansonsten hat der erste Band von Götz Eckardts "Schicksale Deutscher Baudenkmale im 2. Weltkrieg" eine ausführliche Beschreibung der Verluste in Prenzlau; von Interesse dürfte auch diese Seite sein: http://www.marienkirche.com/\r
    http://www.marienkirche.com/

    Traurigkeit ist gar kein Ausdruck dafür. Ist eigentlich irgendeine Klein-/Mittelstadt zwischen Königsberg und Berlin ungeschoren davongekommen? :sehrtraurig:

    CK

    St. Marien

    Jahrhunderte, über alle Zeiten, steht,
    nah der Ucker, stolz und stark,
    alles überragend, St. Marien,
    Prenzlaus Mal der Uckermark.

    Diese unerschütterliche Feste
    in einem wunderbaren Land
    ist in Uckermärker Herzen
    als Bild der Heimat eingebrannt.

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Zitat von "CK"

    Ist eigentlich irgendeine Klein-/Mittelstadt zwischen Königsberg und Berlin ungeschoren davongekommen?


    Auf deutscher Seite besitzen Ueckermünde, Angermünde und Bad Freienwalde noch ein recht intaktes Stadtbild.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!