• ...und das Netz direkt an das bestehende Treppengeländer zu binden wäre auch nicht gegangen? Also mal so ganz pragmatisch gedacht. Oder würde das der Denkmalschutz nicht erlauben?

  • Ich habe eben erst gesehen, dass da noch mehr Fotos sind. Auf dem zweiten Foto sieht man, dass das neue Geländer ein ganzes Stück höher ist als das alte. Vermutlich war es auch zu niedrig. Bei einigen Geländern wird heute 1,10m gefordert, das haben alte Geländer oft nicht.

    Deswegen hat man diese "formschöne" Lösung entwickelt, die allen technischen Anforderungen genügt. Gestalterische Defizite sind da doch sekundär, Hauptsache es ist sicher. Da sind ja in den letzten Jahren bestimmt schon Dutzende Kinder durchs Geländer gefallen, deswegen hat man es ja all die Jahre auch drangelassen... Was machen diese Rundum-Sorglos-Vollkaskokinder eigentlich, wenn sie mal (z.B. im Urlaub) irgendwohin geraten, wo der deutsche Unfallschutz nicht zuständig ist? Fallen die dann schon vor Schreck in Ohnmacht, bevor sie der "Gefahrenstelle" zu nahe kommen?

  • Es tut manchmal nur noch weh, wenn man sieht wie heute mit historischen Dingen, sprich Treppen- oder Brückengeländern umgegangen wird. :kopfwand::aufdenkopf::kopfschuetteln:disgust:):weinenstroemen:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Was machen diese Rundum-Sorglos-Vollkaskokinder eigentlich, wenn sie mal (z.B. im Urlaub) irgendwohin geraten, wo der deutsche Unfallschutz nicht zuständig ist? Fallen die dann schon vor Schreck in Ohnmacht, bevor sie der "Gefahrenstelle" zu nahe kommen?

    Das frage ich mich mittlerweile auch immer öfter. Jahrgang 1984 bin ich auch schon ziemlich behütet aufgewachsen und war bei meinen ersten Wanderungen in den (deutschen) Alpen sehr schockiert, dass manche Wanderwege ohne Geländer am Abgrund vorbeiführen. Immerhin habe ich noch ein ausgeprägtes Gefahrenbewusstsein und finde diese Natürlichkeit inzwischen ganz gut... und das Thema Überbehütung sehe ich auch so. Ich wette, das ohne dieses Netz auch nie ein Kind dort herausgefallen wäre.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Netz stellt doch nur ein hoffentlich kurzes Interim dar. Nach dem Desaster mit der Albertbrücke steht zu hoffen, dass man hier zu einer ästhetischen Lösung des Geländerproblems finden wird. Hoffentlich!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Auf eine ästhetische Lösung würde ich nicht allzuviel Hoffnung setzen. Nach den aktuellen Vorschriften ist der Stababstand max. 12 cm und die Geländerhöhe min. 1,10 m. Die gestalterischen Spielräume sind da eher begrenzt, um das mal vorsichtig zu formulieren...

  • Bei dieser Geländererhöhung hat man sich ja (fast) schon von der ehemaligen Bergwerksdirektion jetzt Europagalerie in Saarbrücken inspirieren lassen! Sieht nämlich genauso aus (Bild von Wikipedia)

  • Am 2. April findet zwischen 10:00 und 16:00 ein Tag der offenen Tür im Neuen Rathaus statt, in dessen Rahmen der sanierte Ostflügel besichtigt werden kann.

    Dazu der Oberbürgermeister:

    Ein Gebäude wie das Neue Rathaus, vor etwas mehr als 100 Jahren errichtet, ist nicht nur ein geschichtsträchtiger Ort. Das Gebäude selbst gleicht, durch seine sich wandelnde Architektur, seine Schicksalsschläge und seine Anpassungen an die Zeiten, einem optischen Geschichtsbuch. Mit dem sanierten Ostflügel schlagen wir wieder ein neues Kapitel auf


    Amen!

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  • Heute nun fand mit einem kleinen Festakt die offizielle Eröffnung des sanierten Festsaalflügels des Neuen Rathauses statt.


    Am Rathausesel von Georg Wrba vorbei ging es direkt...


    ... zur Goldenen Pforte.


    Dort begrüßten uns nicht nur die ebenfalls wrbaschen Rathauslöwen,...


    ... sondern auch der Oberbürgermeister, Herr Dirk Hilbert, der eine kurze Rede hielt.


    Durch die Goldene Pforte ging es in das weite Vestibül mit seinen mächtigen grünen Pfeiler, die ein hell gefasstes Gewölbe tragen.


    Am Ende des Vestibüls befindet sich der Zugang zur Feststiege, an dem man einen Schriftzug aus der Entsteheungszeit freigelegt hat, der da lautet:


    Zitat

    In den Jahren 1904 bis 1910 als Friedrich August III. Sachsens Krone trug und Otto Beutler Oberbürgermeister war, haben Dresdens Bürger zu Nutz und Ehr der Stadt dieses Haus durch Karl Roth und Eduard Brauer erbauen lassen. Gott schütz es!


    Bilder sind von mir.

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  • Die Feststiege befindet sich im Sockelgeschoss des Rathausturmes, der eine runde Raumgeometrie vorgibt und eine dreiläufige Treppe birgt. Der Raum ist mit verschiedenen Marmorsorten ausgestaltet und wird durch ein hohes Gewölbe abgeschlossen, das von Otto Gussmann 1911 ausgemalt wurde.


    Die aus Marmor bestehenden Treppenwangen und -Balustraden sind von Bronze-Putten...


    ... und Kindergruppen bekrönt.


    Die in die Festsaalebene reichende Treppe schwingt sich in ein hohes Gewölbe auf.


    Dieses wurde durch Otto Gussmann reich und zeittypisch gestaltet.


    Das Gewölbe wurde in einer Fresko- und Sekko-Technik ausgemalt.


    In seinem Zentrum zeigt es eine Frauenfigur als Sinnbild für das Leben.

    In einigen Monaten sollen noch die historischen Beleuchtungskörper im Treppenhaus eingebaut werden. Die Rekonstruktion dieser Messingarbeiten geht auf eine Initiative der Fraktion Die Linke zurück.

    Bilder sind von mir.

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  • Die ebenfalls von Gussmann ausgestalteten Festsäle waren nach dem Zweiten Weltkrieg stark zerstört und eine Wiederherstellung dem Zeitgeschmack entsprechend nicht gewünscht. Sie wurden zu Beginn der 60er Jahre von den Deutschen Werkstätten Hellerau neu gestaltet. Die damals geschaffenen Raumfassungen stehen mittlerweile unter Denkmalschutz und wurden entsprechend sorgsam aufgearbeitet.


    Blick in den Festsaal mit seiner schönen Gipsdecke, von der zeittypische Beleuchtungskörper herabhängen.


    Hier hat man sogar die alten Türen mit ihren Aluminium-Profilen aufgearbeitet.


    Auch im Plenarsaal hat man die Raumfassung der 60er Jahre sorgsam aufgearbeitet.


    In diesem Raum stechen vor allem die expressiv auskragenden Emporen hervor.

    Bilder sind von mir.

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  • Die DNN berichten heute, am 13.01.2017, dass die Ausschreibung des Ratskellers endgültig gescheitert sei. Es habe sich kein Betreiber für eine gastronomische Nutzung des seit dem Jahre 2002 leestehenden Gewölbes finden lassen.
    Nun versucht die Stadt die 2.200,00 qm großen Räumlichkeiten als "Versammlungsraum" auszuschreiben, in denen beispielsweise Veranstaltungen mit Catering stattfinden könnten. Zu einer Wiederbelebung des 1910 eröffneten Ratsweinkellers wird es also in seiner unrsprünglichen Form nicht mehr kommen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • die 2.200,00 qm großen Räumlichkeiten

    Das ist ja auch nicht ganz wenig, und ich nehme an, dass die potentiellen Betreiber sich auch die Konkurrenzsituation angeschaut haben werden. Wenn man nur mal 10 Euro/m² als Miete annimmt, und noch mal die Hälfte für Nebenkosten, ist man schnell bei 30-35T Euro im Monat, die wollen erstmal erwirtschaftet sein (wobei das wahrscheinlich noch niedrig angesetzt ist). Um das wirtschaftlich zu betreiben, dürfte ein Umsatz um die 100.000 Euro erforderlich sein, pro Monat. Und das bei -zig Konkurrenzangeboten in der unmittelbaren Nachbarschaft? Da kann ich verstehen, dass die Gastronomen abgewunken haben.

  • Zumal der Keller bereits vor der schließlich durch die Flut verursachten Aufgabe nicht gut gelaufen sein soll. Man munkelt von noch immer vorhandenen Mietrückständen...
    Aber zum Glück gibt es in Dresden ja noch den urigen Altmarktkeller, den ich selbst zwar nicht frequentiere, der aber wohl eine sehr nette Atmosphäre haben soll.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zumal der Keller bereits vor der schließlich durch die Flut verursachten Aufgabe nicht gut gelaufen sein soll. Man munkelt von noch immer vorhandenen Mietrückständen...
    Aber zum Glück gibt es in Dresden ja noch den urigen Altmarktkeller, den ich selbst zwar nicht frequentiere, der aber wohl eine sehr nette Atmosphäre haben soll.

    Würde mich nicht wundern, wenn es schon vorher nicht gut lief.
    Der Altmarktkeller hat was, das stimmt. Ich war zwar nur ein oder zwei mal dort unten, aber das hat mir schon gefallen.

  • Die Lage ist leider nicht besonders. Ist halt der Rand des Innenstadtbereiches. Da kommt nicht mehr so viel Laufkundschaft vorbei, in Richtung Autobahn (=St.Petersburger-Str).
    So ein Riesenraum muss man erst mal voll bekommen. Die Chancen wären wohl besser, läge der Ratskeller näher am Altmarkt.

  • Der Altmarktkeller mit seinen dicken Säulen und seinem Gewölben gefällt mir auch sehr gut. Die Stiimmung dort unten ist einfach nett und das Essen auch OK. Der Ratskeller würde mindestens genauso gut gehen, wenn er nicht so im Nirgendwo liegen täte, wohin sich einfach keiner dorthin verirrrt. Das Umfeld ist einfach unattraktiv um einödig. Man müsste halt nachdem der Neumarktbereich fertig ist, auch die Reurbanisierungs-Aktivitäten auf die Viertel direkt rund um den Neumarkt ausweiten. Dann enstünde wieder so etwas wie Stadt. So, wie das Bauniveau aber derzeit in DD ist, sollte man damit aber bitte noch abwarten, bis wieder ästhetisch wertvollere Zeiten kommen. Auch wenn schon 75 Jahre darauf warten müssen...die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Das Festtreppenhaus im Neuen Rathaus hat seine historischen Lampen zurück.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/da…ss-3699447.html

    Die 28 Leuchten wurden unter strenger Kontrolle des Denkmalschutzes durch eine österreichische Firma rekonstruiert. Die Kosten beliefen sich auf ca. 20.000,00 Euro je Leuchtkörper.

    Eine bald vergessene Randnotiz dieser großartigen Maßnahme dürfte sein, dass die Rekonstruktion maßgeblich durch die Fraktion Die Linke vorangetrieben wurde.

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  • Zitat

    Rund 18 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in die Sanierung des Gebäudes investiert werden. Die Decken im vierten Obergeschoss werden rekonstruiert, der Brandschutz wird weiter verbessert, an Fassadenelementen soll gearbeitet werden. Auch das Dach wird neu eingedeckt. Bei Sturm drohen Dachziegel in die Tiefe zu stürzen. „Alles, was in laufenden Betrieb gemacht werden kann, wollen wir ausführen lassen“, so der Baubürgermeister.

    95 Prozent der Arbeiten seien nachhaltig und müssten bei der umfassenden Sanierung des Rathauses nicht erneut ausgeführt werden. Lediglich Aufwand in Höhe von einer Million Euro müsse abgeschrieben werden. Wenn das neue Verwaltungszentrum ab 2025 bezogen werden kann, soll das Neue Rathaus umfangreich für mehr als 80 Millionen Euro saniert werden, kündigte der Baubürgermeister an.

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Inhalt-bestimmt-Form