Potsdam - Architektur der Moderne

  • Hallo zusammen,

    gestern wurde im Verungestaltungsrat der neue "Entwurf" für einen Neubau an Stelle des eigentlich denkmalgeschützten Hauses Dietz vorgelegt. Von Mal zu Mal wird das Vorgelegte immer kruder. Nachdem anscheinend der "Bauherr" realisiert hat, dass sich in einem Torf-Sumpfgebiet nur sehr schlecht ein Keller oder auch eine Tiefgarage realisieren lässt, will der nun die "Tiefgarage" ins Erdgeschoss verlegen. Ansonsten bleibt der Vorschlag wie gehabt: viel zu große Baumassen in einem eigentlich von Villen geprägten Umfeld. Der Verungestaltungsrat benennt den Entwurf sogar als "sehr autistisch". Nachzulesen und anzuschauen in der PNN und in der Märkischen.

    Der Nachbar in der Kurfürstenstraße 29, hat nun auch seinerseits seinen Verkaufswillen geäußert. Er hatte in einem Zeitungsartikel vorgeschlagen, seine Villa abzureißen. Sein Grund: mit einem Bau, auf einem hinter seinem Haus liegenden Grundstück, welches auf der gleichen Torflinse liegt, wurde der Grundwasserspiegel soweit angehoben, dass nun seine (ebenfalls historische) Villa ständig Wasser im Bodenbereich des Gebäudes aufweist. Zitat PNN: "Dieses könnte anstatt des Hauses Dietz abgerissen werden. Auf diese Weise könnte das Wohnbauprojekt um 33 Meter verschoben werden und so das Wohnhaus des Architekten Dietz stehen bleiben. Als Motiv für diesen Vorschlag nennt Walassis keinesfalls Liebe zur Architekturgeschichte. Vielmehr hat der Hausbesitzer genug von seiner Immobilie in Potsdam: „Ich bin müde.“ ... Wasser bleibe aber dennoch bestimmendes Thema des Hauses Kurfürstenstraße 29: Aufsteigendes Grundwasser bedecke den Boden des Erdgeschosses. Grund sei eine misslungene Grundwasserabsenkung bei einem Bauprojekt im Umfeld."

    von Verkauf und Abriss bedroht: Villa in der Kurfürstenstrasse 29

    von Verkauf und Abriss bedroht: Villa in der Kurfürstenstrasse 29

    Ach übrigens: auf der gegenüber liegenden Seite befindet sich eine (meine alte Schul-) Sporthalle (von ca. 1920). Diese will die Stadt Potsdam nicht mehr sanieren (obwohl sie kürzlich unter Denkmalschutz gestellt wurde), sondern nun verkaufen. Auf dem benachbarten Sportplatz, auf dem immer das Wasser steht und der daher meist unbespielbar ist (wegen der besagten Torflinse), soll nun eine neue Sporthalle entstehen. (siehe PNN) Damit ist dann auch klar, was nach einem Besitzerwechsel von Stadt zu Privat passiert: wegen des nicht vertretbaren finanziellen Aufwandes für eine Sanierung und der nachfolgenden fehlenden Vermarktbarkeit wird auch dieses Gebäude "denkmalgerecht rückgebaut" werden.

    von Verkauf und Abriss bedroht: Sporthalle in der Kurfürstenstrasse 49


    von Verkauf und Abriss bedroht: Sporthalle in der Kurfürstenstrasse 49


    von Verkauf und Abriss bedroht: Sporthalle in der Kurfürstenstrasse 49

    Alle Entscheidungen, die (in diesem Gebiet) durch die Stadt getroffen wurden, zielen auf die langfristige Schädigung bzw. Zerstörung vorhandener und herausragender, historischer Baukultur!

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (20. April 2013 um 17:51)

  • Zur Sporthalle: Denkmalgerechter Rückbau? Was ist darunter zu verstehen? Abgerissen werden darf sie ja nicht. Dass allerdings ein neuer Nutzer nicht unbedingt eine Turnhalle betreiben möchte, ist verständlich. Man sollte also Möglichkeiten einer Umnutzung erwägen, die möglichst viel Substanz bewahren.

    Zur Villa in der Kurfürstenstraße: Nein und nochmals Nein! Kein Abriss dieses wundervollen Gebäudes. Von mir aus können sie lieber das Dietz-Haus abreißen, aber dieser wohl proportionierte Bau muss der nächsten Generation erhalten bleiben. Wenn ich das Geld hätte, würde ich ihn sofort erwerben und grundlegend sanieren. Findet sich denn kein wohlhabender Mensch, der es erkennt und schätzt in einem solchen schmucken Neobiedermeier-/Reform-Gebäude leben zu wollen?

  • Hallo zusammen,

    nachdem Nautilus aufgegeben hat und nun das erworbene Grundstück mit dem Haus Dietz verkaufen will, will nun der potentielle neue Bauherr, die Helma Wohnungsbau GmbH in Lehrte (Niedersachsen), nun zum zweiten Mal seinen Entwurf dem Verungestaltungsrat vorstellen. Beim ersten Mal sollte im Erdgeschoss ein Parkhaus gebaut werden, welches selbst im Verungestaltungsrat durchgefallen ist. Nachzulesen in der PNN.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Hallo zusammen,

    nun ist der Entwurf nach der 2. Vorlage im Verungestaltungsrat durchgewunken. Was ist denn da geändert worden am Entwurf? Die rote Farbe am vormalig noch schwarz-weißem Entwurf? Selbst die Garage im Parterre-Geschoß ist nicht verschwunden und soll als, Zitat PNN: "das abgesenkte Erdgeschoss nach dem Ende des Automobilzeitalters einmal gewerblich genutzt werden" können. Wozu gaben wir einen Verungestaltungsrat in Potsdam, wenn der gleiche Entwurf bei der zweiten Vorlage durchgewunken wird?

    Und der Vollstädigkeit halb der Link zur Märkischen, in der nichts weiteres steht...

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Hallo,

    "Haus Dietz", ehemals denkmalgeschützt, existiert nicht mehr. So sah es im November 2013 aus:

    So sieht es aktuell aus (rechts das Grundstück Nr. 23):

    Das angrenzende Haus Nr. 23 (hinter dem gelben Container) ist nach wie vor voll intakt.

    Auch die Villa, Kurfürstenstr. 29, existiert noch. Vielleicht wird sie doch noch mal rekonstruiert

    Fotos: (c) Autor, 28.01.2014

    Grüße aus der Landeshauptstadt...

  • Im Wildpark ist in der Anlage Wasserwerk III von 1932 das Verwalterwohnhaus, eine sehr schöne Backstein-Moderne-Villa abgerissen worden. Leider habe ich sie nie fotografiert, immer nur im Vorbeifahren bewundert. Jetzt liegt da ein Haufen Trümmer. Ich meine, daß es sich auch um einen wichtigen Architekten handelte. Vielleicht kann ja einer der mitlesenden Potsdamer Journalisten was dazu schreiben?

    Ein Bild des Wasserwerks hier:

    http://www.swp-potsdam.de/swp/de/wasser/…wasserwerke.php

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Die etwas andere Moderne, der Um- und Anbau des Schlosses Sacrow für den Reichsforstmeister:

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    (Gibts da eigentlich Literatur drüber?)

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Hallo zusammen,

    nachdem nun das Haus Dietz Geschichte ist, geht es auch dem Nachbargebäude an den Kragen. Auch hier soll ein 5-Geschosser entstehen. Gestern vorgestellt und wirklich auch im Verungestaltungsrat kritisiert. Nachzulesen in der PNN in diesem Artikel und die Bilder dazu falsch verlinkt in diesem Artikel.

    Und diese Villa verschwindet:

    So wird aus einer ehemaligen Villen-Gegend eine für den "einfachen Bürger". Gentrifizierung anders herum.

    Grüße...
    Luftpost

  • Hallo,

    damit wir auf dem Laufenden bleiben nun wieder ein paar neue Fotos.


    Selbstverständlich ruht Freitag ab 1 die Arbeit...


    Das ehemals schöne Gebäude links neben der Villa, Kurfürstenstraße 29, steht ebenso verloren da. Schön zu sehen: Die Einschusslöcher vom April 1945.

    Fotos: Autor, 11.07.2014

    Herzliche Grüße... :thumbup:

  • Unter dieser Überschrift kann man in der Printausgabe der MAZ vom 06.10.2014 eine interessante Entwicklung kennenlernen. Die Online-Ausgabe ist leider noch gesperrt, aber man kann wenigstens ein Foto betrachten:

    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…dischen-Viertel

    Ein Investor aus NRW will das ehemalige Depot der Straßenreinigung zum Bio-Supermarkt umbauen. Der damalige Stadtarchitekt Reinhold Mohr hatte zwischen 1929 und 1932 den Zweckbau geschaffen. Das Objekt zählt zu den wenigen expressionistischen öffentlichen Bauten Potsdams. Bis Mitte 2015 soll der Supermarkt fertig gestellt sein.

    :thumbup:

  • Hallo zusammen,

    Dieses Gebäude ist meines Wissens nicht nur das erste Gebäude einer Berufsfeuerwehr in Potsdam, sondern in Deutschland. Erst nach dem DDR- Neubau der Feuerwehr wechselte die Fahrbereitschaft der SMH und zuletzt die Straßenreinigung in das Gebäude. Seit nunmehr geschätzten 20 Jahren steht es nun leer. Die Rückseite sieht furchtbar aus: das Dach eingestürzt und die Tore zerstört...

    Hier noch zwei Bilder von 2012, leider (oder bewusst?) habe ich damals die Rückseite nicht fotografiert.

    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (6. Oktober 2014 um 22:25)

  • Dieses Gebäude ist meines Wissens nicht nur das erste Gebäude einer Berufsfeuerwehr in Potsdam, sondern in Deutschland.


    Oh, beileibe nicht. Das ist angeblich die Feuerwache in der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg.
    Siehe auch:
    http://www.morgenpost.de/bezirke/pankow…-in-Pankow.html
    http://www.pankower-allgemeine-zeitung.de/2013/05/24/130…renzlauer-berg/

    Aber wann war in dem Straßenreinigungs-Depot denn eine Feuerwache?
    EDIT: Sehe gerade, dass der Feuerwehrbau von 1894 im Jahr 2010 abgerissen wurde - das konnte man aus deinem Text nicht herauslesen.
    http://www.feuerwehr-potsdam.de/wir/feuerwache…bbelstrasse.htm

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nun sollen ein paar ergänzende Fotos von diesem interessanten Bauwerk gezeigt werden:

    Hebbelstraße, DRK u.a., Parkhaus, im Hintergrund das ehemalige Depot

    Detail in der Gutenbergstraße. Die Fenster sind zum großen Teil zugemauert.

    Detail am "Turm".

    Der Hof. Platz für den ruhenden Verkehr...Links Garagen. Geradeaus ein wilder Müllplatz.

    Die Heiztrasse ist schon was "Besonderes".

    Blick zur Gutenbergstraße.

    Fotos: Autor, 13.10.2014

    Insgesamt macht das Objekt einen aufgeräumten und vor allem gesicherten Eindruck. Lassen wir uns überraschen, was der Investor daraus machen wird...

    :thumbup:

  • Obwohl Potsdam ja nicht gerade reich an Bauten der Moderne ist, kommt hier ein doch sehr schönes Beispiel: das Haus Bley von 1927 in der Leipziger Straße gegenüber der Speicherstadt.

    Der Entwurf stammt übrigens von H. L. Dietz, dessen Wohnhaus (allerdings ein Nachbau aus den 1980iger Jahren) in der Kurfürstenstraße vor nicht allzu langer Zeit abgerissen wurde (s. Beiträge in diesem Thread). Das Haus hatte ursprünglich zwei halbrunde Baukörper, die eine Art Eingangshof gebildet haben. Einer davon ist kriegsbedingt verloren gegangen. Bilder vom Vorkriegszustand habe ich leider nicht.

    Mehr Infos hier.

    Bilder sind von mir

    Gruß aus Potsdam

    Einmal editiert, zuletzt von Brandenburger (25. Februar 2015 um 08:05)

  • Auch wenn es kaum noch jemand interessieren sollte (solche Häuser kann man ja überall sehen und das "Haus Dietz" ist inzwischen Geschichte), aber die "Chronistenpflicht" ( :wink: ) gebietet es, zum Abschluss der Geschichte die neuesten Bilder einzustellen.

    Die Gebäude erhalten Klinker, wohl in Anlehnung an die Gestaltung der Häuser in der nahen Hans-Thoma-Straße.

    Die marode Villa, Nr. 29, zwischen Alt- und Neubauten ist immer noch nicht abgerissen.

    Blick vom Grundstück Nr. 23, auf die Neubauten.

    Handy-Fotos: Autor, 23.04.2015

    Der Standort bei Bing, hier noch mit dem "Haus Dietz".