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Wohnen am Wasser in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]
Für 20 Millionen Euro soll Stadtteil am Lindenauer Hafen saniert werden[lexicon='Leipzig'][/lexicon] (ddp-lsc). Rund 40 000 leerstehende Wohnungen und zahlreiche Plattenbauten vor dem Abriss - doch [lexicon='Leipzig'][/lexicon] baut weiter. Am Lindenauer Hafen, einem alten Gewerbegebiet im Westen der Stadt, sollen zwischen 2012 und 2018 bis zu 150 neue Häuser und Wohnungen entstehen. Das Thema "Wohnen am Wasser" sei in der Stadt sehr populär, erläutert Baudezernent Martin zur Nedden das Projekt. In der Vergangenheit hat [lexicon='Leipzig'][/lexicon] viele Familien und Bauherren an umliegende Kommunen verloren, die günstige Bauplätze mit Blick auf die neuen, nach dem Ende des Braunkohletagebaus gefluteten Seen angeboten hatten.
Am Lindenauer Hafen sieht momentan noch nichts nach Bauland aus: verfallene Gebäude, wohin man blickt, Wildwuchs, eine alte Polizeibaracke. In einigen hundert Meter Entfernung erheben sich die beiden alten Speicherhäuser in den Himmel, die das Bild des Hafens prägen. Einer davon steht leer, im anderen werden Futtermittel gelagert. Unter Denkmalschutz stehen beide. Die Stadt plane "eher anspruchsvolle und moderne Wohnungen und Stadthäuser", sagt Heinrich Neu, zuständiger Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt.
Neu steht unter der Lützner Straße, einer vielbefahrenen Ausfallstrecke in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], und deutet von Süd nach Nord: Hier soll der Durchstich erfolgen zwischen dem Karl-Heine-Kanal und dem Hafen. Denn der Lindenauer Hafen hat momentan keine Verbindung zu anderen Flüssen oder Seen. Er ist ein stehendes Gewässer, in dem nie ein Schiff angelegt hat, nachdem die 1938 begonnenen Bauarbeiten während des Zweiten Weltkriegs abgebrochen wurden.
Das soll sich jetzt ändern. Die Stadt will Millionen Euro in den Kanaldurchstich investieren, durch ihn soll das Gebiet an die Wasserwanderwege der Stadt bis hin zum Neuseenland der gefluteten Braunkohletagebaue im Süden Leipzigs angebunden werden. "Insgesamt fließen in die Erschließung rund 20 Millionen Euro", sagt Neu. Ein Drittel davon müsse die Stadt selbst aufbringen. "Wenn das Konzept aufgeht, fließt das Geld aber durch den Flächenverkauf wieder zurück", ist sich Neu sicher.
Der Eigentümerverband Haus und Grund ist jedoch an diesem Punkt skeptisch. Bis zu 150 neue Wohnungen seien nicht wenig für [lexicon='Leipzig'][/lexicon], sagt Verbandsgeschäftsführer Eric Lindner. Welche Auswirkungen das auf den Markt und die Preise habe, könne man noch nicht wissen. Aber vor allem ist er skeptisch wegen der Lage des neuen, gehobenen Wohngebiets: Der Lindenauer Hafen ist eingefasst vom Plattenbaugebiet Grünau im Südwesten und dem bislang nur wenig restaurierten Altbauviertel Lindenau im Osten. Es sei nur schwer zu prognostizieren, wer später auf wen abstrahlen werde, sagt Lindner. Aber er verstehe natürlich den Wunsch der Bauherren, in Wassernähe bauen zu wollen, das sei überall populär.
Die Stadt hingegen ist sich sicher, dass die neuen Häuser am alten Hafen das Niveau der gesamten Stadtregion heben werden. Die bisher vorhandenen Wassergrundstücke in der Stadt sind so gut wie ausverkauft. Insgesamt lägen nur weniger als ein Prozent aller Grundstücke in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] am Wasser, betont Dezernent zur Nedden. "Das ist also ein ganz kleines Segment." Und die Alternative zum Ausbau des Hafens wäre der weitere Verfall. "Und das", so sagt es eine Passantin, "sei ja kaum mehr möglich."
XFlipX