Berlin in alten Fotografien

  • Da ist auch lange schon ein Abriß fällig. Vielleicht orientiert man sich danach architektonisch am namensgebenden Vorbild beim Anhalter Bahnhof und gibt den Figuren einen angemessenen Auftritt.

  • Ja, genau dort habe ich sie zufällig auf dem Parkplatz gesehen. Die Figuren stammen vom sog. Rolandhaus in der Potsdamer Straße 127/8, erbaut von Wilhelm Walther (1902). Als Geschäftshaus erbaut (mit Café im EG, nach dem ersten WK dem Berliner Ausschank des Münchner Hofbräuhauses) war es von Speer wegen der Anlage des Runden Platzes zu Abbruch vorgesehen, zu dem es jedoch nicht mehr kam. Bombenbeschädigt wurde es 1959 abgebrochen.

    Die Figuren sind Allegorien auf Industrie, Handel, Kunst und Wissenschaft. Wäre etwas für de Neubau der Deutschen Bank am Ernst-Reuter-Platz! Aber heutige Architekten würde eine Integration sicher als "rückwärtsgewandt" ablehnen.

    Wie diese in den Hof des Excelsior kamen - who knows…

    Danke für das Foto!

  • Lankwitzbär wg. Matthäikirchstraße:
    Du hast zwar erwähnt, dass du einige Ansichten des Hauses aus der Entfernung bereits gesichtet hast, aber ich verlinke mal einige Bilder aus den frühen 60ern. Das Haus müsste - gemäß dem von Spreetunnel eingestellten Straubeplan wohl die Hausnummer 2 (allenfalls 3a) gehabt haben, das belegt auch dieser Plan, wo die noch stehenden Bauten farblich abgesetzt sind.

    http://www.theartsdesk.com/classical-musi…harmonie-berlin

    Ganz rechts gegenüber der Philharmonie:
    http://www.gettyimages.de/detail/nachric…nfoto/545738737

    Von hinten vor der Philharmonie:
    http://www.gettyimages.com.au/detail/news-ph…photo/545969943

    Im Hintergrund links:
    https://www.flickr.com/photos/allhail…ool-379943@N22/

    ____
    Und wo wir hier schon bei der Neuen Philharmonie sind, hier eine schöne Aufnahme des Innenraums der Alten Philharmonie an der Bernburger Straße, welche schwer kriegsbeschädigt in den 50ern abgerissen wurde.

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Tolle digitale Rekonstruktion 1

    Tolle digitale Rekonstruktion 2

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zunächst einmal meinen herzlichsten Dank an Spreetunnel und Volgow. Nach dem Vergleich der Karten, kann es sich nur um die Hausnummer 2 handeln. Wie ich auf die Nr. 6 gekommen bin weiß ich nicht. Ist halt schon lange her. Die Form des Hauses auf dem Straubeplan stimmt nicht mit dem Plan der 60er Jahre und meinen Erinnerungen überein. Wahrscheinlich wurde das Gebäude nach 1910 um- oder neugebaut. Ich werde in den Adressbüchern der ZLB nachsehen, wer dort vor dem Krieg gewohnt hat. Vielleicht bring mich das noch etwas weiter. Eine kleine Kuriosität kann ich noch berichten. Der seitliche Hof endete am Ende des ersten Gebäudeteils. Dahinter befand sich ein weiteres kleines Gebäude, das auf dem 60er-Jahre-Plan zu erkennen ist und offensichtlich nicht zur Nr. 2 gehörte. Vielleicht war es ein Nebengebäude der Tiergartenstraße. Die alte Dame, die dort alleine lebte, bevorzugte einen etwas ungewöhnlichen Weg zu ihrer Wohnung. Sie betrat von der Matthäikirchstraße den Hof, überquerte ihn und stieg mit Hilfe einer kleinen Kiste und einer auf der anderen Seite befindlichen wackligen Holztreppe über den hüfthohen Zaun. Nochmals vielen Dank.

  • Hallo an Alle,

    vor einigen Wochen war ich zu Gast in Berlin und wurde auf eine Gedenktafel (Barikade Märzrevolution) am Haus Friedrichstraße 62 aufmerksam. Weiß jemand von ihnen, aus welcher Epoche das Haus stammt. Ich suche seitdem verzweifelt nach historischen Aufnahmen dieses Hauses (bzw. des Hauses das vorher an dessen Stelle stand), die evtl. Auskunft darüber geben könnten aus welcher Zeit es stammt. allein vom Baustil hätte ich geschätzt dass es um 1910 entstanden sein müsste. Bin aber kein Fachmann und fand lediglich eine Aufnahme aus dem Jahr 1952 (Bulgarische Handelsvertretung). Wenn Sie etwas wissen frreue ich mich über Informationen. Sollte dieser Post hier fehl am Platze sein so bitte ich dies zu entschuldigen und ihn entsprechend zu verschieben, bzw. zu löschen. Vielen Dank.  


  • Hier ist das Haus Friedrichstraße 62 im Hintergrund zu sehen: direkt hinter der ersten Kreuzung auf der rechten Straßenseite. Friedrichstraße 61 kann man recht gut an seinem immer noch existierenden Fassadenschmuck erkennen. In stark überformtem Zustand könnte die heutige Nr. 62 auch noch der Bau von diesem Photo sein. Geschoßhöhe und im weitesten Sinne auch die Fensterformate (wenn auch stark verändert) stimmen überein. Ich meine auch den breiten Eckpfeiler im Erdgeschoß auf dem alten Bild erkennen zu können. Das Bild stammt von 1935.

    Hier sieht man das Haus im Jahr 1985. Umbau müßte also zwischen 1935 und spätestens 1985 stattgefunden haben. Allerdings sieht das Haus hier aus, als hätte die Fassade schon ein bis zwei Dekaden Braunkohleverschmutzung auf dem Buckel. Daraus und aus dem Stil der Umgestaltung würde ich auf die Nazi-Zeit oder die frühe "DDR"-Zeit tippen.


    Danigel, Gerd (Fotograf) (1985), SLUB/Deutsche Fotothek; Deutsche Fotothek - Rechte vorbehalten – Freier Zugang

    Gegenüber residierte übrigens um 1900 die Akademie für magische Kunst:

  • Bei Bing kann man auch die Rückseite des Gebäudes erkennen. Den schräg gestellten Treppenhausfenstern nach zu urteilen, würde ich nun mit fast absoluter Sicherheit sagen, daß es sich um eine durchgreifende Umgestaltung des Gründerzeit-Gebäudes handelt.


  • Friedrichstraße 61-62 / Ecke Kronenstraße, vor 1900:

    Bei der Kuppel handelt es sich aber um die des Französischen Doms im Hintergrund (Entschuldigung, sollte das eine doofe Frage sein)? Oder eher doch nicht? In der Vergrößerung sieht es so aus als gehöre die Kuppel zur Nr. 62.

    Vielen lieben Dank für die vielen Hinweise. Aufgrund der immensen Raumhöhen dachte ich zunächst auch an ein Gründerzeitgebäude. Ich hatte die Fotos bereits an anderer Stelle in diesem Forum gefunden, jedoch immer nach der (heute vorhandenen Kuppel der) Nr. 61 zur Orientierung gesucht. Jetzt weiß ich auch wo mein Fehler lag und konnte die Nr. 62 nun ausmachen. Schade, nicht mehr viel übrig vom alten Glanz (bis auf die Raumhöhen und die Treppenhäuser).

    Auf dem Foto von 1956 sieht man ja auch im Ansatz die Zerstörung drum herum. Wahrscheinlich wurde das Gebäude nach dem Krieg (ver-) umgestaltet.

  • Bei der Kuppel handelt es sich aber um die des Französischen Doms im Hintergrund (Entschuldigung, sollte das eine doofe Frage sein)? Oder eher doch nicht? In der Vergrößerung sieht es so aus als gehöre die Kuppel zur 62.


    Die Kuppel gehört zu Nr. 62.

  • Um die Diskussion um die Innenräume in einem anderen Strang mal auf das Machbare zu lenken einige Bilder von der Lustgartenterrasse. Einige wurden hier schon mal gezeigt, hier deshalb mal eine Zusammenfassung:


    Schloßterrasse_J. H. Hintze_1850:


    Schloßterrasse_E. Gaertner_1855:


    Schloßterrasse_W. Brücke_1867:


    Schlossterrasse_H. Rückwarth_1881:


    um 1900:


    1939:


    Rossebändiger:











    Demnächst dann die Oranierfiguren in einer Zusammenfassung.

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (14. Juni 2015 um 17:29) aus folgendem Grund: Löschung eines Fotos (fehlerhaft)

  • Herrlich! Und jetzt stellt Euch bitte das Hubfahrzeug mit dem Scherenkorb vor, dass ja die Fenster von aussen putzen muss, weil sie nicht zu öffnen sind. So hat Regula Lüscher es begründet, dass die Terrassen leider nicht zurückkehren können. :gutenacht:

  • Lüschers erbärmliche Ignoranz ggü der Notwendigkeit, die Architektur auf das Straßen- und Platzbild zu übertragen, ist eine Farce, die mit "schade" zwar treffend, aber nur unzureichend beschrieben werden kann. Stellt euch so jemand mit so einer Gesetzgebung mal bei jedem beliebigen Großbau der Vergangenheit vor...
    "Verzeihen sie, Herr LeNôtre, aber die Terrassen können's hier nicht anlegen. Wenn der König Ludwig hier mal mit seiner Karrosse vorbeikutschiert werden will, da muss nur e Pferdle mal defäkieren, und schon hamm's gegen die Königliche Straßensauberkeitsverordnung verstoßen, aber wenn's der Gärtner wegmache will, da muss der 30 Fuß mehr von seiner Hütte gehen, und das steht nicht in seinem Arbeitsvertrag. Verzichten's da doch recht gern am besten nochmal auf ihre Sichtachse und machen sie im hinteren Jagdrevier weiter."

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Nun ein Überblick über die Oranierstatuen:

    Friedrich Heinrich von Oranien, 1907, von Adolf Brütt:



    Moritz von Oranien, 1907, von Fritz Wolf:



    Wilhelm von Oranien, 1907, von Friedrich Wolff:





    Wilhelm II. von Oranien, 1907, von Willem Haverkamp:


    Wilhelm III. von Oranien, König von England 1907, von Heinrich Karl Baucke:


    und noch außer der Reihe:


    Gaspard de Coligny_von Emil Friedrich Graf von Görtz-Schlitz:




  • Vielen Dank für die vielen Bilder, die aber auch zeigen, dass diese Oranierstatuen irgendwie deplaziert wirken und mit der Idee des Humboldtforums so gar nichts gemeinsam haben.
    Da sie eine späte Zutat des Kaiserreichs sind und Herrn Schlüter möglicherweise auch nicht gefallen hätten, bin ich der Meinung, dass man die nicht unbedingt zurück bringen muss, zumal sie erst wiederhergestellt werden müssten. Die Rossebändiger und der Schlossbrunnen hingegen sollte man schon zurückbringen, weil sie noch existieren und weil sie lange Zeit dort standen.
    Ansonsten sollte man das Schlossumfeld weiter denken als bis zur Schlossterrasse und sich als nächstes auf die Reko der Bauakademie konzentrieren und ggf. noch auf die Gestaltung des Einheitsdenkmals Einfluss nehmen.

    Auch der Einsatz für eine Reko des Martin-Luther-Denkmals wäre ein sinnvolleres Betätigungsfeld für Aktivisten als die Reko der Oranierstatuen, die mich sehr an die Figuren der Siegesallee erinnern, die ja auch aus der gleichen Epoche stammen.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Die notwendige Fensterreinigung ist sicher der idiotischste Einwand, um gegen die Schloßterrasse zu sein.
    Auf dem breiten Weg, der zwischen Balustrade und Schloßfassade war, könnte natürlich so ein Hebebühnenfahrzeug problemlos an die Fassaden heranfahren.
    Und die Portale sind auch mit Terrasse barrierefrei.
    Wenn die Fassaden erst mal fertig sind, sollten die Terrassen in Angriff genommen werden (auch an der Süd- und Westseite). Sie müssen wiederkommen, weil ohne Terrassen das Schloß wie auf einem kahlen Präsentierteller steht. Es wirkt einfach unschön wenn sich nichts Grünes zwischen "Autobahn" und Schloßfassade befindet.

  • Ich finde die Oranierstatuen irgendwie niedlich, antik und für meine Begriffe absolut zum Schloß passend, auch die Adlersäule. Die Terassen sollten auch rekonstruiert werden, wennschon Reko, dann alles! (oder das Meiste)

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten