Berlin in alten Fotografien

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    Viele wollten in der Weimarer Zeit mit dem Ausstattungsplunder der Kaiserzeit brechen. Der verlorene I. Weltkrieg war ebenfalls eine [lexicon='Zäsur'][/lexicon]. Bauhaus hatte da genau die richtige Antwort für die Vergangenheitsverweigerer, genau wie nach 1945. Wäre der I. Weltkrieg nicht verloren worden, hätte es auch eine nationalsozialistische Herrschaft nicht gegeben. Somit hätte es die Moderne wesentlich schwerer gehabt sich durchzusetzen und wäre vielerorts chancenlos geblieben. Das Stadtbild Berlins wäre mit Sicherheit noch bedeutend kaiserlicher, und somit traditioneller.

    Edit: Und die Moderne wäre wesentlich traditioneller daher gekommen in Deutschland. Nicht so radikal in ihrer Ansage.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tektor (7. Februar 2015 um 13:59)

  • Heute mal einige Fotos vom alten Hansaviertel, von dem nur noch Rudimente erhalten sind. Zur IBA 1957 wurde fast alles abgeräumt. Es gab zwar viele Trümmer, aber auch erhaltene oder nur beschädigte Häuser wurden Opfer der Abrisswut für eine zweifelhafte Moderne.


    Hansaviertel_Bhf Bellevue_1910:


    Hansaviertel_Bhf Bellevue_Postkarte:


    Hansaviertel_Händelstraße 32-36_v re nach li_vor 1945:


    Hansaviertel_Schleswigsche Straße 2_Wohnhaus_1890:


    Hansaviertel_Hansaplatz_Nr 51_erbaut 1887-88 von Emanuel Heimann_BfAuK_1889:


    Hansaviertel_Lessingstraße_im Hintergrund Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche_um_1900:


    Hansaviertel_Klopstockstraße 8_Kaiserliches Gesundheitsamt_um 1915:


    Hansaviertel_Klopstockstraße 21 (23):


    Hansaviertel_Lessingstraße 33-40_erbaut 1892-93 von Solf & Wichards_BfAuK_1895:


    Hansaviertel_Lessingstraße 37 (33)_erbaut 1891-92 von Gustav Hart:


    Hansaviertel_Lessingstraße 51rechts-52 (56-57):


    Hansaviertel_Siegmundshof_Blick zum Bhf. Tiergarten_um 1900:


    Hansaviertel_Borsigsteg_auf Flensburger Straße_um 1915:


    Hansaviertel_Brückenallee 1_Villa Augusta_Blick auf Nr. 2-4:


    Hansaviertel_Brückenallee 4_Haus mit dem Bergfried:


    Hansaviertel_Claudiusstraße_1908:


    Hansaviertel_Claudiusstraße_von Flensburger Straße gesehen_um 1935:


    Hansaviertel_Flenburger Straße_Ecke Klopstockstraße / Claudiusstraße_um 1910:


    Hansaviertel_Händelstraße 1_Ecke Altonaer Str_Villa Dohme:


    Hansaviertel_Händelstraße 7_Ecke Lessingstraße (?)_von Holst & Zaar_um 1890


    Das neue Hansaviertel, 1958:

    Quelle: Bundesarchiv


    Vielleicht wurden schon einige Bilder in anderem Zusammenhang gezeigt, dann bitte ich um Vergebung :anbeten:

  • Also ich kannte die Bilder in dieser Ausführlichkeit noch nicht. Ein wahrhaft grandioses Stadtviertel, dem die zusammengewürfelte Häuserlandschaft der späten 50er Jahre auch nicht annhähernd das Wasser reichen kann.
    Danke fürs Einstellen. :thumbup:

  • Jedesmal sag ich mir: "Weitere Bilder schaust du nicht mehr an" und dann mach ich's doch. Und dann tut es wieder richtig weh. Dem Verehrer herrschaftlicher Historismus-Architektur blutet das Herz. Man sollte vielleicht lieber vergessen was einmal war, Gnade der fehlenden Erinnerung sozusagen.

    In dubio pro reko

  • Dort gab es noch individuelles Wohnen. Vielleicht könnte man es sogar residieren nennen. Mit der Bauaustellung kamen die Wohnmaschinen in's Hansaviertel. Die Moderne wollte die sozialen Brennpunkte in den Mietskasernen des 19. Jh. auflösen und schuf noch viel größeres Elend. Was für ein Paradoxum. Und was für ein Verlust! :sad:

  • Was für ein Paradoxum.

    Heißt Belevue nicht "schöne Aussicht" ? Das ist heut schon böser Sarkasmus wenn man da durch fährt, man hätte es eigendlich nach der "Umgestaltung" in Rue de Blamage umbenennen sollen. :opa:

  • Einige Bilder vom Pariser Platz und dn Linden, wild herausgegriffen, noch mit der alten Nummerierung vor 1937:


    Pariser Platz am 3. Juni 1905, Nordseite mit Französischer Botschaft:


    Unter den Linden 7-12, dort steht heute die Russische Botschaft, Foto Georg Bartels, 1901:


    Unter den Linden 68a / Ecke Schadowstraße, Hotel Minerva mit dem Aquarium, 1896:


    Unter den Linden 68a-73, Foto Georg Bartels, um 1901:


    Unter den Linden 75-76, Ecke Neue Wilhelmstraße, Foto Georg Bartels, 1905:


    Unter den Linden, Ecke Charlottenstraße, Foto F. A. Schwartz, 1879:


    Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße, Nordseite, Foto Zander & Labisch, um 1913:


    Unter den Linden 12, Geschäftshaus von Faßkessel & Müntmann, um 1905


    Unter den Linden 26-28, Ecke Friedrichstraße, Südseite, mit Café Bauer, Foto F. A. Schwartz, 1886:


    Unter den Linden 31, Geschäftshaus Marcus, 1931:


    Unter den Linden 32, Carlton-Hotel, Foto F. A. Schwartz, um 1890:


    Unter den Linden 45-39, Foto F. A. Schwartz, um 1885:


    Unter den Linden, Foto F.A. Schwartz, um 1885:


    Unter den Linden 54-59, Foto F. A. Schwartz, um 1885:



    Unter den Linden 56, Zollernhof, von Bruno Paul & Kurt Berndt, aus BAW Dezember 1912, noch mit dem kleinen Durchgang, der Kleinen Kirchgasse:


  • Pariser Platz am 3. Juni 1905, Nordseite mit Französischer Botschaft:


    Kurze Geschichtsinfo dazu: Das Bild zeigt den Hochzeitseinzug der Kronprinzessin Cecilie, vermählt wurde sie drei Tage später mit dem Kronprinz Wilhelm im Schloß. :lehrer:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Neußer:
    Spreetunnel hat doch damit eingeleitet, dass er die alte Nummerierung verwendet. :wie:
    Hier gibt es eine recht gute Darstellung mit beiden Zählweisen.

    Noch drei Ergänzungen für die Südzeile westlich der Friedrichstraße.
    Die Hausnummern v. r. n. l. 20-24 (alte Nummerierung)

    Die Hausnummern v. r. n. l. 21-25

    Das große Gebäude (N°22/23) ist der Lindenausgang der Kaisergalerie, an der Kreuzung Friedrichstraße (N°25) das Cafè Kranzler.

    Die Hausnummern 23 ff.

    Hinter der Kreuzung Friedrichstraße das Café Bauer (N°26), dann die Kaiserhallen (später Restaurant Hopfenblüte; N°27), Haus Friedländer (N°28), Weinhaus Habel (N°29, 30) etc.

    Hier nur die Hausnummern 26 und 27

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (15. Februar 2015 um 22:32)

  • Vielen Dank für die Dokumentation! :) Was ein Glück, dass Unter den Linden heutzutage ab der Kreuzung Charlottenstraße/Unter den Linden bis zum Lustgarten fast komplett erhalten ist. Der Rest der Straße kann sich auch durchaus noch sehen lassen, nur die Platten neben dem Westin, die polnische Botschaft und deren Nachbarplatte sind noch echte Schandflecken.

  • Zur Untermalung der Diskussion über die Umgebung der Marienkirche hier einige, teilweise schon gezeigte Bilder von der Umgebung der Marienkirche und dem Neuen Markt aus verschiedenen Zeiten:


    Plan vom Neuen Markt, 1812:


    Straubeplan von 1910:


    Blick vom Roten Rathaus auf den Neuen Markt, um 1910:


    Neuer Markt mit Brunnen, um 1860:


    Marienkirche und Neuer Markt, Foto F. A. Schwartz, 1880:


    Die Marienkirche und der Neue Markt, Foto Wilhelm Hermes, 1882:


    Der Neue Markt und die Papenstraße mit der Wache an der Ecke Rosenstraße in Berlin, 1887:


    Der Neue Markt, links die Papenstraße, rechts der Durchgang zur Marienkirche, 1887:


    Der Neue Markt Nr. 8, um 1888:


    Der Neue Markt in Berlin, Foto F. A. Schwartz,1888:


    Der Neue Markt, um 1900:


    Die Marienkirche mit dem Neuen Markt und Luther-Denkmal, Foto Max Missmann, 1904:


    Luftaufnahme mit der Marienkirche, 1910:


    Marienkirchhof, Kaufhaus Gebrüder Friedländer & Maas, von Richard Schäfer, 1900:


    Marienkirchhof, Kaufhaus Riemer, um 1890:


    Markt 6, Geschäftshaus, vor 1920:


    Neuer Markt, Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße, Hotel Altstädter Hof, um 1895:

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (23. Februar 2015 um 18:27) aus folgendem Grund: Tippfehlerkorrektur

  • Vielen Dank für die zahlreich eingestellten Aufnahmen Alt-Berlins, von denen auch mir einige bisher noch nicht bekannt waren.

    Wie könnte ich diese kommentieren, ohne als Ewig-Gestriger abgestempelt zu werden?
    Mir wird es schlicht schwer ums Herz - sehr schwer!
    Nur, Katzenjammer hilft nicht, und doch bleibt er.

    Ich klammere mich auf meinen Wegen durch Berlin förmlich an jeden Neubau, der klassische Merkmale aufweist, und bei jedem dieser Neubauten erwacht die leise Hoffnung, dass nun endlich ein Ruck durch unsere Gesellschaft gehen möge, damit endlich wieder schön gebaut wird, Berlin zumeist auf seinen historischen Stadtgrundrissen neu entsteht und damit die Vorkriegsurbanität wiedergeboren wird.
    Ach ja, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, ich vergaß (Ironie aus).

    Was bleibt?

    Die Erinnerung wach halten und hoffen, dass der Schmerz ob dieses unglaublichen Verlustes vielleicht einst der Nährboden der Renaissance des schönen Bauens wird.
    Unterstützende Dankesnachrichten an klassisch schaffende Architekturbüros und wenn angebracht Protestnoten an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
    Das werde ich weiterhin tun.
    In diesem Sinne weiter so und nochmals danke!


    Viele Grüße aus Berlin!

  • Ergänzend zur Diskussion im Strang "Molkenmarkt und Klosterviertel" einige historische Fotos vom Gymnasium Zum Grauen Kloster, Klosterstraße 74,


    Blick nach Osten über das Gymnasium zum Polizeipräsidium. Im Hintergrund die Markuskirche:


    Arkadengang und Klosterkirchenkomplex:


    Die Ruine der Klosterkirche und der ehemaligen Turnhalle an der Neunen FRiedrichstraße (Littenstraße) nach 1945:


    Blick in den Teil der spätgotischen Ruine, der wiederhergestellt wurde und als Weinlokal überleben sollte, wegen des U-Bahntunnels, der quer durch das Gelände gebaut wurde, wurde das Gebäude instabil und musste wg. der statischen Probleme abgerissen werden.


    Impressionen aus der Kirche und der Schule:




    Aula:


    Innenhof:


    Ostflügel:


    Neue Friedrichstraße 81, Erweiterungsbau zum Gymnasium Zum Grauen Kloster, von Ludwig Hoffmann, aus BAW Juli 1905:


    Altes Direktorenhaus, Klosterstraße,


    Seiteneingang:



    Portal zum Direktorenhaus, Klosterstraße 73:


    Klosterstraße 73, Gymnasium Zum Grauen Kloster, Direktorwohnung und Alumnat, erbaut 1900-1901 von G. Matzdorff & E. Högg, 1902:


    Ziererker, Klosterstraße 73:


    Und wenn ich schon mal dabei bin noch der neugotische Nachbar, Klosterstraße 71-2, Bürohaus, auch als Ortskrankenkasse genutzt.

    von Alexander Weisz, aus BAW Mai, 1912:

  • Wundervolle Bilder. Schön, dass das Gebäudeensemble wenigstens fotografisch dokumentiert ist. Dass der Kapitel-Saal-Bau durch den Bau des Klostertunnels der U-Bahn instabil wurde, möchte ich gerne glauben. Es war aber ein guter Vorwand für die SED-Genossen dieses ungeliebte Ding schnell abzureißen. Stand es doch ihren Verkehrsplänen im Weg. Schade, dass damals Autos wichtiger waren als steinerne Zeugnisse des Mittelalters. Man hätte die Ruine retten können, wenn man es gewollt hätte; dann eben ohne Weinlokal.

    Was auch immer an Neubauten für das Gymnasium an dieser Stelle erbaut wird, es wird nie das Verlorene ersetzen könne. Auch das Lernen zwischen Stahlbetonwänden ist ein anderes als das, das es zwischen Jahrhunderte atmenden alten Mauern gab.

  • Nicht nur das, ich glaube sogar dass die Schule und ihre Förderer gar nicht so abgeneigt wären wenigstens Kapitelsaal und/oder Turnhalle als Traditionsanker zu rekonstruieren.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Eine Neogotik heutzutage wäre der Hammer.
    Kaufhäuser mit Gewölbe, nur schön.Oder Giebelstrassen in Neubaugebiet mit Stadttor wie cool.

    Einmal editiert, zuletzt von Der Herzog (4. März 2015 um 23:17)

  • Eine Schule in traditioneller Formensprache wäre echt der Hammer - mit gotisierenden Fenstern und Mauerwerk bestimmt spannend und würde sich deutlich absetzen vom Rathauspassagen-Parkhäuser-Motel One-Gebirge gegenüber. Dafür ist eine große Portion Mut erforderlich und eine liberalere Senatsbaudirektorin. Unter Lüscher wird es wohl eher so etwas wie der Leipziger Campus, befürchte ich.

  • Das ließe sich sogar in den laufenden Unterricht integrieren: ins Fach Geschichte sowieso, aber auch im Physik-, Mathe-, Werk- und Kunstunterricht könnte man sich mit den div. Maßwerk- und Gewölbeformen beschäftigen.