Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Hier die Meinung eines Users, zum obengenannten Kommentar des Regionalfunk Berlin/Brandenburg.

    "Das ist langsam so lächerlich, macht doch eine Kasperbude daraus und lasst die Augsburger Puppenkiste einziehen die stellen dann Jim Knopf auf das Dach."

    Der Kommentator hat so Recht mit seiner Meinung und findet meine 100% Zustimmung :sad: . Weiterer Vorschlag, machen wir doch aus dem Humboldt- Forum ein "ECE - Shopping Center" (siehe Stadtschloss Braunschweig), mit einem Cafe-Restaurant auf der Dachterrasse und einem Wetterhahn auf der Spitze. Die Buchstaben "Zweifel" werden vor der Kuppel aufgestellt und sollten nachts leuchten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Meister Lampe (7. Juni 2017 um 10:01)

  • Man sollte in der Nacht bei einer Nacht und Nebel Aktion mal oben auf der Kuppel den Halbmond anbringen. Mal schauen, ob die Bürger dann wieder etwas wach gerüttelt werden und sich die Frage stellen, ob sie in einem christlichen oder Muslimischen Land leben.

    Dieser Vorschlag liegt meiner Meinung aber komplett neben der Sache.

    Es geht denjenigen, die kein Kreuz auf der Kuppel haben wollen doch nicht darum, statt dem Christentum den Islam in Deutschland haben zu wollen. Wenn überhaupt ist hier die Verdrängung der Religion als solche aus dem öffentlichen, staatlichen Raum beabsichtigt. Mit Islam oder Einwanderung hat das gar nichts zu tun!

    Ich denke aber eigentlich soll zum Abschluss des verhassten, nicht zu verhindernden Projekts, eine letztes Stück Rekonstruktion gestoppt und damit ein kleiner (End-)sieg erreicht werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (7. Juni 2017 um 11:34)

  • Wofür steht das rekonstruierte Kreuz auf der Kuppel Friedrich August Stülers?

    Manche sagen, es sei der alte Untertanengeist der Beherrschung von Thron und Altar; manche sagen: der Sieg des preußischen Absolutismus über die Revolution von 1848; manche meinen: die Herrschaft des Christentums über Kolonialvölker, das Kreuz als Symbol des vermeintlichen Triumphes rassistischen Herrenwahns. Manche meinen nichts dergleichen – sie waren schon immer gegen das Schloss, und begreifen das Kuppelkreuz als Prügel, den man dem Schloss noch zum Schluss in den Weg legen kann.

    Zunächst ist eine Rekonstruktion etwas ganz anderes. Ich habe es hier einmal ausführlicher beschrieben: Nach Aristoteles ist jede Form, deren Gesetze, Pläne oder Formen ich vollständig kenne, jederzeit vollständig erneuerbar. Weil ich weiß, dass eine Kugel alle Punkte sind, die von einem bestimmtem Punkt dieselbe Entfernung haben, kann ich jede verloren gegangene oder sonstwie zerstörte Kugel wieder herstellen, „rekonstruieren“, aus welchem Material auch immer. Kenne ich die Form eines Kunstwerks, sei es eine Malerei, eine Skulptur, ein Bauwerk oder ein Musikstück, so kann es jederzeit wiederholt werden. Gerade die Musik lebt von der ständig neuen Belebung des Werks aus seiner Form (in Noten festgehalten) heraus; dasselbe gilt für einen Roman oder ein Theaterstück. Das in Noten oder Manuskript festgehaltene Original ist hier nur für die Werktreue wichtig, nicht für die künstlerische Aussage an sich.

    Selbstverständlich ist das bei Gemälden, Bauwerken usw. anders. Hier ist das Original in seiner Bedeutung unersetzlich, aber nicht in seiner Form. Darauf beruht die Legitimation aller Rekonstruktionen. Der Verlust des Originals ist grundsätzlicher Natur, die Rekonstruktion ist hier kein Ersatz, aber sie ist notwendig und richtig, weil sie bei handwerklich gleichwertiger Arbeit eine Erlebnistiefe schaffen kann, die den Verlust des Originals weitgehend kompensieren wird.

    Denn es ist nicht die Form allein, die uns bei einer Rekonstruktion ansieht. Das überraschende an einer geglückten Rekonstruktion ist, dass sie keineswegs nur als Form zu uns spricht. Wer eine gute Reproduktion eines der Altarbilder des Isenheimer Altars betrachtet, merkt schnell, dass, wenn auch nicht ganz wie beim Original, andere Dinge in ihm aufbrechen als z.B. nur kunsthistorische Kriterien: Unvermerkt hat, während wir betrachten, die Form auch den Geist vermittelt, aus dem heraus das Werk, das wir reproduziert vor uns haben, vor Hunderten von Jahren geschaffen worden ist.

    Jedes zerstörte und wiederhergestellte Kunstwerk, von welchem Kontinent es auch immer stammen mag, wird bei einer guten Arbeit nicht nur die antike äußere Form vermitteln: Die heutige Frauenkirche oder der Lange Markt in Danzig oder das Knochenhaueramthaus in Hildesheim oder demnächst die Goldenen Waage in Frankfurt reden zu uns nicht nur kunsthistorisch, das Erlebnis besteht auch bei der Rekonstruktion in der echten Begegnung, so nennen wir das Erwecken seelischer Tiefen, das durch jedes wirkliche Kunstwerk hervorgerufen wird. Auch durch die rekonstruierten Tempel in Katmandu oder das weitgehend rekonstruierte Ischtartor im Pergamonmuseum, oder die Rekonstruktionen alter Inka- oder Mayabauten, obwohl höchstens Gelehrte um den Geist wissen, aus dem heraus diese Werke erschaffen worden sind.

    Und damit bin ich beim Punkt: Ein wirkliches Kunstwerk vermittelt uns auch in der Rekonstruktion den Geist seiner Zeit, den wir aber aus der geschichtlichen Tiefe heraus meist kaum erfassen können. Und noch wichtiger: es vermittelt nur sehr gering den vielleicht unsauberen Geist des Auftraggebers, der vielleicht machtbesessen war oder renommieren wollte oder noch ganz andere Absichten hatte. Es vermittelt uns – für jeden erfassbar, selbst in ganz uralten Höhlenmalereien – den Menschen, der das Werk erschaffen hat in seinem eigenen Geist und in seiner eigenen großen Schöpferkraft. Das ist es, was uns die unvergleichliche Kuppelspitze weit vor allem anderen vermittelt: die Größe seines Schöpfers Stüler, sein Gefühl für Proportionen, für Raum und Zusammenhang, für die Melodie der Form, für den Rhythmus der Abfolgen, für die Wirkung eines neu erstandenen Ganzen. Eine menschliche Qualität, die sich jeder erschließen kann und die wir in ihrer Summe Kultur nennen und in ihrer letzten Summe Kulturen der Welt.

    Nun Leute, das künftige Humboldtforum, der Inhalt des rekonstruierten Schlosses, es ist doch von der Fassade bis zum letzten Exponat für jeden, gleichgültig ob für Gläubige oder Atheisten nichts Anderes als das weltumspannende Zeugnis gleichwertigen menschlichen Geistes und menschlichen Schaffens – bis hinauf zur Kuppelspitze, zum höchsten „Gipfel­kreuz“.

    Warum sollte man gerade dieses weglassen?

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

    5 Mal editiert, zuletzt von Bentele (7. Juni 2017 um 17:12)

  • Wir wollen auch mal nicht vergessen, dass jede Menge antike Gottheiten die Fassaden des Schlosses bevölkern, besonders prominent im Schlüterhof. Bei denen macht doch auch keiner einen Aufstand um deren eigentliche und heutige Bedeutung.
    Aber was hätten manche Bevölkerungskreise schon zu tun, wenn sie sich nicht über irgendetwas absolut nichtiges empören könnten?

    Zu der "Zweifel" Installation kann ich auch leider nur sagen, dass mir auch oft Zweifel an der geistigen Verfassung der Verantwortlichen aufkommt.

  • Der Hinweis auf Aristoteles ist m. E. sehr wichtig. Haben Sie dafür zufällig eine Belegstelle?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • http://www.sueddeutsche.de/politik/diskus…ckung-1.3535836

    Über manche Kommentare zum Thema Kuppelkreuz wie diesen in der SZ kann man nur den Kopf schütteln. Kurz zusammengefasst:

    Punkt 1: Weil es in Deutschland Nazis gab und die Nazis Bilder für ihre Propaganda wirkmächtig einzusetzen wussten, darf ein so wirkmächtiges Bildmotiv wie das Kreuz nicht aufs Berliner Schloss. (Dass die Nazis das Christentum zutiefst hassten und es auch schon lange vor den Nazis wirkmächtige Bilder gab, wird von der Autorin geflissentlich übersehen.)

    Punkt 2: Die Kuppel wurde, wenngleich schon früher geplant, erst nach 1848 vollendet, also nach der Niederschlagung der demokratischen Revolution. Also ist das Kreuz auf dieser Kuppel automatisch ein Symbol der Unterdrückung. (Dass die Kreuzigung in der Antike eine besonders brutale Hinrichtungspraxis für Sklaven und andere Unterdrückte war und das Kreuz, an dem nach christlicher Überlieferung der Gottessohn für das Heil der Menschen gestorben ist, gerade für die Armen und Entrechteten ein Hoffnungszeichen darstellte, wird ebenfalls übersehen.)

    Punkt 3: Die Gegner der europäischen Union in ihrer derzeitigen Verfasstheit sind Rassisten, ein Schloss mit Kreuz steht dem europäischen Antirassismus im Wege (womit man letztlich wieder bei Punkt 1 angelangt wäre). (Dass das Christentum die erste Religion war, die unter dem Zeichen des Kreuzes die friedliche Einheit der Völker angestrebt hat und eben diese Symbolik auch für die Ikonographie der Berliner Schlosskuppel maßgeblich war, wird gleichfalls übersehen.)

    Mittlerweile erwarte ich von der SZ aber auch kein höheres Niveau mehr...

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (7. Juni 2017 um 22:54)

  • Da ich einen Adblocker installiert habe, kann und muss ich zum Glück den Mist in der SZ (ebenso in der BLÖD) nicht mehr lesen. "Seinsheim", Deine dankenswerten Hinweise reichen mir bereits ausreichend zur Bestätigung meiner Erkenntnis, dass sich leider gerade viele derjenigen zum Schreiben animiert fühlen, die zwar ganz viel ideologischen Pudding im Kopf haben, aber null an historischem Wissen und komplexem Reflexionsvermögen.

  • Der Hinweis auf Aristoteles ist m. E. sehr wichtig. Haben Sie dafür zufällig eine Belegstelle?


    "Der Stoff ist das Mögliche, die Form das Wirkliche. Da nun das aus beiden Zusammengesetzte ein beseeltes Wesen ist, so ist der Körper nicht die Wirklichkeit einer Seele, sondern die Seele die Wirklichkeit eines bestimmten Körpers."
    Aristoteles: Über die Seele.

    "Alles Werden ist Entwicklung in dem Sinne, dass Mögliches wirklich wird."
    Aristoteles

    Es gibt sicher bessere Belege, aber in der gebotenen Eile finde ich sie nicht.

    Ich muss die Zitate in aller Kürze erläutern (und dabei sehr vereinfachen): Aristoteles definiert in seiner Metaphysik das sinnenhaft wahrnehmbare ("akzidentielle") Sein als ein Zusammenkommen von "Stoff" (hyle) und "Form" (eidos, morphe), Der Stoff wäre die Materie eines Dinges, die Form dessen Plan, Definition, Idee, Gestalt usw.. Das Werden wäre die Zusammenfügung von Stoff und Form.

    Die Materie kann nun jede Form annehmen und wird deshalb auch das Mögliche genannt. Die Materie ist vergänglich, also ist jedes Ding vergänglich. Die Form ist nicht vergänglich und wird daher wirklich genannt.

    Ich habe als Beispiel dieses aristotelischen Sachverhalts hier schon in einem früheren Beitrag die Kugel genannt: Als Ding aus Gold, Elfenbein, Holz ... ist sie vergänglich, als Form: alle Punkte, die von einem Punkt dieselbe Entfernung haben, ist sie unvergänglich. Nämlich jederzeit wiederholbar, das heißt rekonstruierbar. Als ich mich vor vielen, vielen Jahren mit der Metaphysik des Aristoteles beschäftigt habe, fiel mir schon damals auf, dass Aristoteles hier die Legitimation der Rekonstruktion schlechthin liefert.

    Die Stelle aus der Schrift Über die Seele scheint mir wunderbar dazu zu passen, dass die rekonstruierte Form eines Kunstwerks (handwerkliche Umsetzung der Pläne des Schlosses in die Materie als Rekonstruktion des wirklichen Bauwerks Berliner Schloss) nicht nur die Form wieder erlebbar macht, sondern auch den Geist des zerstörten Bauwerks neu transportiert.

    Stoff und Form sind für Schiller als Stoff- und Formtrieb die wesentlichsten Antriebe der menschlichen Natur, am schönsten verwirklicht im Spiel, woraus ich in einem früheren Beitrag Rekonstruktion auch als Spiel erschlossen habe: Rekonstruktion als Spiel mit Formen und Zeiten.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Muß man denn mittlerweile in diesem Lande alles, was einem gut und wichtig , lieb und teuer ist, rechtfertigen!?

    Nein, das will ich nicht! Aber diese "Kreuzesstürmerei" ist mir Anlaß wieder einmal mich mit den geistigen Inhalten des Kreuzessymbols zu beschäftigen. Genau, wie ihr oben gesagt habt, es mangelt eben an Hintergrundwissen, das von populistischer Ideologie überdeckt wird, wenn es denn überhaupt vorhanden ist,...

    Das Kreuz ist ein uraltes Symbol, nicht nur in christilicher Bedeutung. Das ursprünglich Kreuz ist gleicharmig, alle Arme sind gleich lang und es symbolisiert die 4 Elemente der irdischen Schöpfung: Feuer, Wasser, Luft und Erde und die Zahl 4.
    Es ist das Symbol für den in die Materie inkarnierten Menschen schlechthin!

    Rudolf Steiner schreibt dazu:
    "Man muß selbstverständlich wissen, daß es sich beim Kreuzeszeichen zunächst um nichts anderes handelt, als daß der Mensch sich hinstellt und seine Arme hinstreckt, ausbreitet, und dann ist er das Kreuz. Von oben nach unten geht ein Strom des Daseins, der den Menschen mit dem Makrokosmos verbindet, und durch die ausgestreckten Hände auch. Das Kreuz ist das Zeichen für den Menschen." (https://anthrowiki.at/Kreuz)


    Erst die spätere christliche ikonographische Tradition hat den einen zur Erde gerichteten Kreuzesarm verlängert und so die kosmische Harmonie zugunsten des Erdelements verschoben. Der hinfort an die Erde gebundene Mensch, der auf Erlösung durch den Christus harrt.

    "Mit seinen vier rechten Winkeln und der darin gestaltend wirkenden Vierzahl ist es ein Symbol für die Erdenwelt, ihre Entwicklung und ihre Festigkeit und materielle Verdichtung, die es dem Menschen erst erlaubt, seine Aufrichtekraft zu entfalten und dadurch sein Ich zu entwickeln. In diesem Sinn ist es auch ein Symbol der auf Erden zu übenden Gerechtigkeit, aber auch für die Leiden, die die in der irdischen Materie verkörperten Wesen erfahren müssen. Alle diese Aspekte des Kreuzes manifestieren und steigern sich in der zum Heil die ganze Menschheit geschehenen Kreuzigung des Christus auf Golgatha."

    "Das Kreuz ist auch ein Symbol für die vier Elemente, die zusammen die Erdenwelt aufbauen. Das ist auch eine der esoterischen Deutungen der Kreuzesinschrif I.N.R.I., die exoterisch ausgelegt wird als "Jesus Nazarenus Rex Judaeorum". Andere Deutungen der Rosenkreuzer sind: "Igne Natura Renovatur Integra" (Durch Feuer wird die reine Natur erneuert) und "Igne Roris Nitrum Ivenitur" (Durch Feuer wird das Salz des Taus gefunden).

    "Plato spricht davon, daß die Weltenseele an das Kreuz des Weltenleibes gekreuzigt sei. Das Kreuz symbolisierte die vier Elemente. Das Pflanzen-, Tier- und Menschenreich sind mit den vier Elementen aufgebaut. Am Kreuze steht: Jam = dasWasser = Jakobus; Nour = das Feuer, das sich auf Christus selbst bezieht;Ruach = die Luft, Symbol für Johannes; und das vierte Jabeschah= Erde, Fels, für Petrus.


    Am Kreuze steht also dasselbe, was in den Namen der [drei] Apostel ausgedrückt ist, während mit dem einen Namen «J.N.R.J.» Christus selbst gemeint ist. «Erde» ist das, wohin zunächst das Christentum selbst gebracht werden sollte, zu jenem Tempel, wohin sich der Mensch selbst gebracht hat, um für das Höhere eine Umhüllung zu sein." (Lit.: GA 093, S. 149f)


    Ganzer Text hier!

  • Ach wo.

    Das Wort "Zweifel" an der Ostfassade fände ich nicht so schlimm. Deren Anblick lässt ja tatsächlich (ver-) zweifeln.

    Und wenn Lüschi und Lompi dann auch noch Ihren sakralen Ort des "Murks-Engels-Forums" mit Steuergeldern an Ort und Stelle reinstalliert haben, steht das Wort "Zweifel" passenderweise genau über den beiden Marmor-Opas!

    cclap:)

  • Sofern das vertieft werden soll, kann man das ja im Strang Rekonstruktionsdebatte machen.

    Ich selber freue mich ein wenig, in etwa die gleiche Richtung "philosophiert" zu haben wie Aristoteles.

    [...] in dieser 3.Ebene gibt es keine Originale in "wissenschaftlichen und künstlerischen" Sinne, sondern nur mehrere Zustände oder wenn man denn so will "mehrere Originale". Da Substanz vergänglich ist, kann diese nicht als Parameter dienen.

    [...] Der Rekogedanke möchte dem Geist wieder eine physische Form geben.

    Ob ich jetzt so schlau bin wie er, oder er so reaktionär/doof/ewiggestrig/disneyverliebt war wie ich, sei mal dahin gestellt. :wink::biggrin:

    [...] Hintergrundwissen, das von populistischer Ideologie überdeckt wird, [...]

    ...und damit völlig egal ist, ob es da ist oder nicht. Der Punkt ist eben nur die ideologische, ethische und/oder gefühlte Wertung. Auf der Basis kann es natürlich keinen Dialog geben, sondern nur ein direktes ja oder nein.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (8. Juni 2017 um 09:41)

  • ein ironischer Kommentar von Kaube:

    Zitat von faz.net

    Dachschäden des Berliner Stadtschlosses

    Ein Preußenkreuz auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses wäre ein falsches Signal? Was auch immer an seiner Stelle stehen könnte, führt zu weiteren Problemen mit dem moralsymbolpolitischen Imperativ.

    [...]
    Ausgeglichener wäre es womöglich, man installierte die Einheitswippe nicht vor dem Kasten, sondern auf seiner Kuppel. Nur wäre sie dann nicht mehr begehbar. Auch unter den vielbeschworenen Dialog-Aspekten – ein Kreuz symbolisiere den Vorrang einer Kultur – wäre noch einmal nachzudenken; Kulturen, die sich durchs Mikroskop betrachten lassen, sind meistens nicht dialogfähig, und auch Forscher stehen nicht in dem Ruf, sich gern in Debatten mit Laien hineinziehen zu lassen. Vielleicht wären, so gesehen, kommunikativere Symbole wie eine Laugenbrezel (aber vielleicht zu süddeutsch), ein Damenfahrrad (aber vielleicht zu westlich und zu gönnerhaft) oder ein runder Tisch (aber vielleicht dem Rest der Welt völlig unverständlich) geeigneter.
    [...]

    http://www.faz.net/aktuell/feuill…l-15051108.html

    ja, einen Dachschaden haben manche ideologisch Verblendete tatsächlich... :D

  • Ich würde mich freuen wenn sich in der "Kreuz- Kuppel" Debatte der Regierende Bürgermeister Müller (SPD) einschalten und ggf. seinen Kultursenator einfach mal zurückpfeifen würde. Ich glaube das der ehemalige Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sich schon längst in die Debatte eingeschaltet und für eine vollständige Rekonstruktion des Schlosses mit Kuppel und Kreuz geworben hätte.

    Auch glaube ich das Herr Lederer (die Linke) nicht für den ganzen Senat spricht. Ich habe bisher nämlich nur die Stimmen von Grünen und Linken gehört aber noch keine Stellungnahme der SPD.

  • Nur 'ne kurze Ergänzung zu 'Ludolfs' Aufnahmen, da später entstanden.

    Diese Perspektive aus dem Lustgarten mit Portal V wird zukünftig - dank Dom und Bäumen - (zu Sommerzeiten) makellos sein; man kann es sich schon ein wenig vorstellen, finde ich.

    Nur von Weitem durch Heranzoomen in der Gesamtheit zu sehen ist der obere Abschluss des Portals mit Pilasterkapitellen, Festons und dem Wappenschild.

    Sehe ich da etwa jeweils ein Kreuz auf der Krone und in den Krallen? nono:)ablachen:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das allgemein international anerkannte Symbol für die Welt ist ein Kreis mit einem darauf platzierten Kreuz. Diese Interpretation ist zwar recht - im wahrsten Sinne des Wortes- weltlich, aber sie könnte Gegner evtl. milde stimmen.
    Unabhängig davon finde ich, dass jeder, der sich gegen eine Rekonstruktion des Kuppelkreuzes ausspricht, weil es angeblich nicht in unsere moderne Gesellschaft passt, folgerichtig an christlichen Feiertagen ohne Murren zur Arbeit gehen sollte. Dazu gehört auch der Sonntag. Wollen wir doch mal sehen wieviel Menschen auf einmal doch sehr dankbar dafür sind, in einem historisch christlich geprägtem Land und Kulturkreis zu leben. ♁

  • Zitat von Tagesspiegel

    Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp verteidigen in der "FAZ" die Rekonstruktion des Kreuzes auf der Spitze der Stülerschen Kuppel über dem Eosandertor und regen an, außerdem den Schriftzug "ZWEIFEL" des norwegischen Künstlers Lars Ramberg an der Ostseite des Schlossdaches anzubringen.

    Die wollen es allen Recht machen.
    Es allen recht machen zu wollen, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Rekonstruktionsgeschichte des Schlosses. Das ist bisher ganz gut gelungen: Während die eine Seite mit Schnappatmung und schrillem Ton bekundet, dass das nicht das Schloss sei, was da wieder aufgebaut wird, sondern etwas ganz Neues, nämlich das Humboldt Forum (ohne Bindestrich!), das das mit dem Schloss rein gar nichts zu tun habe, sondern nur so aussieht, sehen die anderen das Berliner Stadtschloss neu entstehen.
    Der Entwurf von Franco Stella hat es beiden Recht gemacht, den Schlossfans sogar noch etwas mehr als den Hufonikern, denn auf der Basis dessen was jetzt entsteht, kann man später das Schloss weiterbauen. Schon Ende dieses Jahres, wenn die Gerüste weg sind, werden alle nur noch das Schloss sehen, und das Hufo wird mehr und mehr als abstraktes Konzept wahrgenommen werden, losgelöst von dem Bau.
    Die Kluft zwischen beiden wird größer werden und nicht mehr durch intellülles Geschwurbel zu überbrücken sein. Bereits jetzt zeigt dieser armselige Vorschlag, der oben zitiert ist, wie das Hufo beginnt, sich gegen das übermächtige Schloss zu verteidigen.
    Klug wäre es von den beiden gewesen, zu dem Kreuz-Streit einfach zu schweigen. Der Zweifel-Schriftzug ist an den Haaren herbeigezogen und hat mit dem Hufo nicht das Geringste zu tun. Hier liegt offen zutage, dass es nur noch darum geht, den Schlossbau - egal wie - zu verdrängen.
    Dieser Vorschlag ist der Startschuss für das Auseinanderfallen von Schloss und Hufo.
    Nur deshalb begrüße ich ihn.

  • Diese Perspektive aus dem Lustgarten mit Portal V wird zukünftig - dank Dom und Bäumen - (zu Sommerzeiten) makellos sein; man kann es sich schon ein wenig vorstellen, finde ich.

    Auf Vulgows Bild oben bekommt man nicht nur eine Ahnung davon, wie vorzüglich die Schloss-Fassade als südlicher Abschluss des Lustgartens wirken wird, sondern man sieht auch noch besser den eher desolaten Zustand der Dom-Fassade. Hoffentlich übt die Wirkung des Schlosses Druck aus, endlich den Dom richtig zu reinigen und vielleicht sogar die Debatte um die original Kuppelaufsätze und die Denkmalskirche zu beleben . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"