Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Und auch im Schlüterhof tut sich zur Zeit so manches: Beim Risalit des Großen Treppenhauses werden nun in den Fenstern des "Piano nobile" (also 2. Obergeschoss) die Säulen gesetzt, und auch die Arbeiten am Bogen des großen Fensters in der Mittelachse auf der Innenseite von Portal V werden fortgesetzt!

  • Nein, das stimmt doch einfach nicht.Es war nichts als DUMMHEIT und ARROGANZ der Verantwortlichen (u. a. Rettig), die dazu führte.
    Nach dem Motto: "Jetzt haben wir das Schloss, jetzt wollen wir auch ein schönes Café noch oben drauf haben"

    Ich habe solche und ähnliche Vorgänge/Denkweisen schon bei etlichen Baumaßnahmen erlebt....
    Man denkt nicht weiter und hat einfach keinerlei Gefühl für historische Bausubstanz.

    Dass die Sichtbarmachung des modernen Kernbaus eine nicht unwesentliche Rolle spielt, weiß ich vom Architekten persönlich.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Na dann sei bzw. ist es eben so.

    Ich mag mich hierüber eigentlich jetzt nicht mehr streiten.

    Deutschland ist ein in mehrfacher Hinsicht so ziemlich kaputtes Land (vom "spirit" her), seien wir deshalb dankbar für das, was in Berlin und anderswo geworden ist. Alles andere ist unnötige Kraft- und Zeitverschwendung.

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (24. April 2017 um 19:45)

  • Eine Frage: Im neuen Berliner Extrablatt heißt er zur Farbgebung des Schlosses: Der Putz ..."der einen hellgelb-ockerfarbenen Anstrich erhält (in den Putzspiegeln dunkler, außerhalb davon heller)."...

    Die Putzspiegel sind doch die rechteckigen und tieferliegenden Flächen, oder nicht?! Das würde doch bedeuten, dass die auf dieser Visualisierung fast weiß wirkenden Spiegel nun dunkler werden wie der Rest der Fassade?


    Quelle: berliner-schloss.de

  • campus solis: Putzspiegel sind die tieferlliegenden, verputzten Flächen. Drumherum sind die vorspringenden Lisenen und Gebälk. Ich verstehe das so, daß das schon so wird wie auf der Visualisierung, also Putz gelb und Gebälk heller (vielleicht ein leicht gelbliches weiß). D.h. Putz dunkler wie Gebälk, genau so wie visualisiert. Vielleicht alles zusammen etwas ockriger, aber auf alle Fälle schon mit Kontrast und "helleren Rahmen".

  • Ich verstehe das gerade andersherum: Es heißt doch "in den Putzspiegeln dunkler, außerhalb davon heller".
    Also wenn die Putzspiegel die tieferliegenden verputzten Wandflächen sind, dann werden die in einem dunkleren gelb-ocker-Ton getrichen, als die höher liegenden Lisenen, Rahmungen, jene dann etwas helleres gelb-ocker! Also keinesfalls so, wie gezeigt, worin die Putzspiegel weiß sind und die Rahmungen gelb-ocker!?
    ?(:S:/:lehrer:

    (... was auf der Visu auch komisch wirkt, da so eine Art Stäbchen-Rasterung entsteht. Gut, daß man sich da noch besonnen hat und alles in ähnlichem Ton streicht und damit mehr Zusammenhalt der Fassade bewirkt, auch in Bezug zu den Sandsteinelementen. Mal sehen, ob dann noch genügend Kontrastwirkungen entstehen, im Sinne der Hervorhebung der architektonischen Gliederung!?)

    Oder es verhält sich genau andersherum: Die Putzspiegel sind die erhabenen Wandflächen und die zurückliegenden Wandflächen die Rücklagen. Dann wären die Rücklagen dunkler und die Rahmungen heller.
    Sind nicht die manchmal polygonalen erhabenen Flächen unter den fenstern an barocken Bürgerhäusern die Spiegel!? Am Berliner Schloß ist das nicht eindeutig zu definieren. In dieser Sache gerade verwirrt!?

  • Auf diese Art, wie jetzt am Historischen Museum Frankfurt stelle ich mir im Prinzip die "Aufhübschung" bzw. Nutzbarmachung der Stella-Ostfassade vor, als "Regal" für Skulpturen:
    http://www.fnp.de/lokales/frankf…:pic692,1877823

    Hm, das wird für schwere Sandsteinskulpturen allerdings nicht so ohne weiteres möglich sein, wegen der Unterkonstruktion und dem Gewicht der Figuren. Na, dann halt leichtere Artefakte, oder Gipsabgüsse ... cool:)

  • Man könnte als politisch wie auch künstlerisch motivierte, zeitlich begrenzte Aktion Skulpturen aus Styropor aufstellen. Oft sind es historische Plätze, Höfe etc., die für moderne Kunstinstallationen herhalten müssen. So nach dem Motto "Ihr verdeckt unsere neuen Schlossfassaden mit Telefonwerbung, dann hübschen wir halt auch die moderne Schlossfassade mit Historie auf". Die Verwendung von Styropor wäre natürlich der Statik geschuldet, und der politische Hintergrund wäre ein Zeichen an die Politiker gegen den Wahnsinn der Wärmedämmverordnung.

  • :!::!:

    Derzeit wird die Gestaltung des Museum des Ortes im Humboldtforum intensiv geplant. Dazu gab in den letzten Wochen eine höchst interessante und vielseitige Vortragsreihe, die von der Gerda Henkel Stiftung als Videos ins Netz gestellt wurde.
    Hier dazu der entsprechende >> Link

    Besonders interessant fand ich dabei den Vortrag des Chefs der Schlösserstiftung, Prof. Dorgerloh über die Bedeutung des Berliner Schlosses im Netz der preußischen Residenzschlösser.
    Auch hierzu der entsprechende >> Link
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (29. April 2017 um 12:15)

  • :!: Bemerkenswert!

    In der o.g. Vortagreihe gibt es auch ein Gespräch mit dem Gründungsintendanten Horst Bredekamp. Darin 'verrät' Bredekamp dass es in der Politik große "Interessen" gäbe, die versuchen würden "mit allen Mitteln" die Rekonstruktion herausragender Innenräume des Schlosses voranzutreiben. Auch wenn dies der aktuellen Raumnutzung bzw. Innenraumkonzeption des Humboldtforum widersprechen würde, sieht er realistische Chancen, dass sich diese "Interessen" langfristig durchsetzen könnten und um 2030 erste Innenräume wie die Gigantentreppe rekonstruiert würden. Das wäre zu schön um wahr zu sein! Hoffentlich bleiben diese Akteure aus dem Hintergrund am Ball! :rolleyes:

    Das Gespräch mit Horst Bredekamp gibt es >> hier (relevant ab Min. 24:18 bis 28:15)
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (29. April 2017 um 15:16)

  • :!: Bemerkenswert!

    In der o.g. Vortagreihe gibt es auch ein Gespräch mit dem Gründungsintendanten Horst Bredekamp. Darin 'verrät' Bredekamp dass es in der Politik große "Interessen" gäbe, die versuchen würden "mit allen Mitteln" die Rekonstruktion herausragender Innenräume des Schlosses voranzutreiben. Auch wenn dies der aktuellen Raumnutzung bzw. Innenraumkonzeption des Humboldtforum widersprechen würde, sieht er realistische Chancen, dass sich diese "Interessen" langfristig durchsetzen könnten und um 2030 erste Innenräume wie die Gigantentreppe rekonstruiert würden. Das wäre zu schön um wahr zu sein! Hoffentlich bleiben diese Akteure aus dem Hintergrund am Ball! :rolleyes:

    Das Gespräch mit Horst Bredekamp gibt es >> hier (relevant ab Min. 24:18 bis 28:15)
    .

    Vielen Dank für den Hinweis. Das macht doch Hoffnung. Wäre auch wirklich merkwürdig, wenn sämtliche Politiker diese kranke linksintellektuelle Sicht auf die Deutsche Geschichte teilen würden.

    Tragisch ist die Überbauung des großen Schlosshofes. Stella wollte in seinem ersten Entwurf zumindest die Fassaden rekonstruieren lassen, aber das wurde leider für die beiden großen Ausstellungshallen und diese beknackte Agora gestrichen.

  • :!: Bemerkenswert!!

    Ich bin erst jetzt durch Kralle auf diese Stiftung aufmerksam geworden und es ist wirklich bemerkenswert.
    Was da an Vorträgen und Diskussionen eingestellt ist geht natürlich weit über die Rekonstruktion einiger Räume hinaus.
    Ich habe z.B. gelernt, daß die Geschichte deutscher Kultursammlungen (im Gegensatz zu Resteuropa) bis zum letzten Kaiser von Weltoffenheit und nicht von kolonialstischer Ideologie geprägt war und daß die heutige Presse einen Großteil der deutschen Kulturgeschichte unterdrückt, was Herr Bredekamp als späten Sieg Hitlers bezeichnet.
    Wirklich bemerkenswert.
    Da gibt es viel zu stöbern!

    Auckland bei Nacht

  • Ja, das ist eine alte klägliche Geschichte. Dahinter steckten auch politische Interessen von Verhinderern
    und Zerrednern (Linke).
    Es hat sogar ein Bürgerbegehren gegeben das mangels Unterstützung jammervoll gescheitert ist.
    Es ist offensichtlich gewesen, daß der Herr Braunfels ein schlechter Verlierer (des Schloßbauwettbewerbs) mit übermäßigen Ego war.
    Im übrigen hielt und halte ich die Idee für ziemlich blöde. Man gewinnt nichts, verliert aber viel.
    Was sollen wir mit einem Nachbau vom Louvre? Das hat mit dem Stadtschloss nichts mehr zu tun und wäre dann letzendlich Disneyland.
    :gehtsnoch:

    Ps.: ne Pyramide wäre aber toll. cheers:)

    Auckland bei Nacht

    Einmal editiert, zuletzt von Weissenseeer (30. April 2017 um 00:33)

  • Vermutlich hatten wir es schon mal hier, aber ich bin gerade erst zufällig wieder auf einen Artikel der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2013 gestossen, in dem der deutsche Architekt Braunfels vorschlug, die Ostfassade einfach wegzulassen. Eine interessante optische Alternative nach dem Vorbil des Louvre:

    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berline…t-forum-3016276

    Ich finde die Idee halb gut. Man hätte die Ostseite der Ostseite weglassen können :zwinkern: . Gedankenspiele über Eingriffe in die drei historischen Innenfassaden des Schlüterhofes samt ihrer beeindruckenden Portale verbieten sich jedoch von selbst.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Was sollen wir mit einem Nachbau vom Louvre? Das hat mit dem Stadtschloss nichts mehr zu tun und wäre dann letzendlich Disneyland.

    Wieso denn ein Nachbau des Louvre? Die Idee war, das Stadtschloß wieder zu rekonstruieren, aber die Ostseite wegzulassen. Dadurch hätte sich eine Öffnung nach Osten ergeben, so wie sie auch der Louvre hat. Der Vergleich rührte daher, daß der Louvre nach der Zerstörung des Tuilerien-Schlosses auch keine Ostfassade mehr hatte.

    Gedankenspiele über Eingriffe in die drei historischen Innenfassaden des Schlüterhofes samt ihrer beeindruckenden Portale verbieten sich jedoch von selbst.

    Das sehe ich natürlich auch so.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "