Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Die Säulentrommeln sind immer noch viel dunkler und von einem anderen Farbton. Das "Gegacker" war allenfalls die Behauptung, sie wären nur nass. "Konsequenterweise" wäre es angebracht sich diesen Irrtum nun einzugestehen und vielleicht mal einen Optiker aufzusuchen. ;)

    Offenbar sind die Trommeln so dunkel, dass sie auf den Fotos manchen schon gar nicht mehr auffallen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wer an einem Bau immer die gleichen Steinfarben will, sollte die Steine in einer bestimmten Farbe fassen; so war es wohl im Barock meist üblich. Beim heute üblichen Natursteinmauerwerk auf Sicht sollte man das von der Natur vorgegebene Farbenangebot akzeptieren. Zumal ja, wie zu lesen war, für das Stadtschloss Farbpläne zum Sichtmauerwerk erstellt werden.
    Eine gewisse Auswahl wird ja dennoch zuvor stattfinden.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Wer an einem Bau immer die gleichen Steinfarben will, sollte die Steine in einer bestimmten Farbe fassen; so war es wohl im Barock meist üblich. Beim heute üblichen Natursteinmauerwerk auf Sicht sollte man das von der Natur vorgegebene Farbenangebot akzeptieren. Zumal ja, wie zu lesen war, für das Stadtschloss Farbpläne zum Sichtmauerwerk erstellt werden.
    Eine gewisse Auswahl wird ja dennoch zuvor stattfinden.

    Ja, eine farbiges Fassung war im Barock üblich. Sie hielt dann meistens aber nur 30 Jahre. In Würzburg, wo das gesamte Äußere der Residenz aus Naturstein ist, hat man sich für vor einigen Jahren für eine ockerfarbene Schlämme entschieden. In Berlin bemüht man sich um Homogenität, aber es kommt immer wieder zu ein paar heftigen Ausreißern. Die dann zurückgehen zu lassen, ist oftmals schwierig - gelegentlich auch in juristischer Hinsicht.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Barock und Rokoko, das war neben gefassten Steinen auch die Zeit der gestutzten Hecken und der verschnörkelten Rabatten - Blümchen um Blümchen alles nach Plan. Dann kam die Zeit der englischen Gärten: Baumgruppen, Rasenlichtungen, Blumenballungen, alles scheinbar Natur, aber aber doch alles künstlich: Kunst; dazwischen gebaute Ruinen, selbstverständlich mit ungefassten Steinen: Spiel mit Geschichte und Gegenwart, mit Poesie und Ernst. Seither galten gefasste Steine fast als unerträglich: Natur hieß die neue Parole. Ein gewaltiger Sprung in der Geistesgeschichte. Wir sehen heute mit Augen, die geschult sind an beidem: das könnte uns die Steinfarben, wie sie die Natur vorgibt, eigentlich auch an einem barocken Bau erträglich machen.

    Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen,
    Und haben sich, eh man es denkt, gefunden.
    Der Widerwille ist auch mir geschwunden,
    Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
    Goethe

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Dank Witterung und der guten Berliner Luft wird das Material in wenigen Jahren recht homogen gedunkelt sein.

    Über Fragen "authentischer" Farbgebung kann man sich lange streiten. So hielt man zu Goethes Zeiten die blassen Marmorstatuen und Säulen usw. aus der Antike für einen Beleg der klassischen Genialität der Antike. Heute weiss man längst, dass die Antike sowohl im Imperium Romanum wie auch in Griechenland äußerst bunt und farbenfroh war. Alle Statuen waren farbenfroh und lebensecht bemalt, alle Gebäude innen und außen mit knalligsten Farben bemalt. Nix mit "nobler Blässe", das war eine reine Kopfgeburt und Projektion von Goethe und Co.

    Aber sie konnten es ja noch nicht wissen, die dazu notwendigen Meßmethoden, die für's Auge nicht mehr sichtbare, letzte Überreste der alten Bemalungen nachweisen können, gibt es noch nicht lange. Solange, bis diese Messungen möglich waren, galt blanker Naturstein als von der Antike inspiriert - heute wissen wir, dass das eigentlich fast nur der Rohbau ist, weil die ganze Bemalung fehlt. Aber wer kann sich die ganzen von der Antike inspirierten Bauten des Historismus in Berlin knallbunt bemalt vorstellen? Belassen wir es einfach bei unserem Zeitgeschmack, lediglich inspiriert von antiker Baukunst.

    Und zur Diskussion bzgl. Betonqualität:

    es handelt sich hier eigentlich um zwei Hochbauten. Die rekonstruierte Fassade ist weitgehend selbsttragend, dafür wurde extra entsprechendes Mauerwerk hochgezogen. V. a. an den Portalen ist eine enge Verbindung zwischen Rekonstruktion und Stahlbeton vorhanden. Das heißt, sollte es mit dem Stahlbeton mal Probleme geben ist davon nicht zwingend auch die Rekofassade betroffen. Mitunter könnte es sogar möglich, das Stahlbeton-Humboldtforum von innen heraus abzureißen und nur noch die drei Rekoseiten stehen zu lassen, ähnlich der Heidelberger Schlossruinen-Romantik.

  • Wann beginnen denn nun die Dachdecker- und Klempnerarbeiten an Dach und Kuppel?
    Es hieß doch, daß es im Juli losgeht.
    Weiß einer im Forum was darüber?

    Und noch vielen Dank an grammostola für die Erklärung der Fugen.

    apropos Fuge:
    Warum hatte Bach so viele Kinder und Kant keins?
    Bach kannte die Kunst der Fuge, Kant nur das Ding an sich.

    Auckland bei Nacht

    Einmal editiert, zuletzt von Weissenseeer (15. August 2016 um 16:16)

  • Ich nehme an, da hast du etwas völlig falsch verstanden. Ich denke, es werden jetzt erst einmal die Sandsteinunterteile an den Tambour rankommen. Die eigentliche Kuppel wird sicherlich erst ganz zum Schluss, wenn man auch die anderen Dachteile am Schloss baut, drankommen.

  • Ergibt ja auch Sinn. Die Steinmetze geben die Grundlage zur Fertigstellung und die können schlecht irgendwann mit der halbfertigen Fassade pausieren, die Dachteile fertigen und dann an der Fassade weitermachen. Das wäre ziemlich chaotisch. Also arbeitet man sich von unten nach oben vor, die Kuppel vermutlich entsprechend ganz am Schluß.

  • Kurze Frage:
    Ist am westlichen Teil des Schloßplatzflügels heute mit Schlämmarbeiten begonnen worden ?
    Oder täuscht der Eindruck, daß die Backsteine nun grau und nicht mehr orange erscheinen ?

  • Ich denke, es werden jetzt erst einmal die Sandsteinunterteile an den Tambour rankommen. Die eigentliche Kuppel wird sicherlich erst ganz zum Schluss, wenn man auch die anderen Dachteile am Schloss baut, drankommen.

    Gemäss den Ausschreibungsunterlagen war das sicher nicht so geplant, denn gemäss diesen hätten die Arbeiten tatsächlich Anfang Juli losgehen müssen. Siehe diesen Beitrag (und Folgebeiträge).


    Kurze Frage:
    Ist am westlichen Teil des Schloßplatzflügels heute mit Schlämmarbeiten begonnen worden ?
    Oder täuscht der Eindruck, daß die Backsteine nun grau und nicht mehr orange erscheinen ?

    Das täuscht derzeit nur wegen des Gegenlichts. Man kann ja durch Klicken des linken Pfeils zeitlich zurückschauen, und da sieht man ganz deutlich, dass am Mittag die Backsteine auf der Schlossplatzseite noch roh sind. Für das Anschlämmen müssen alle Sandsteinwerkstücke zuerst dicht mit Plastik eingepackt werden.

  • Potzblitz - da muss ich bei einigen von Euch wegen des 'Gegackers' tatsächlich Abbitte tun. Ich hatte zu flüchtig geschaut und Seinsheim hat's erfasst: Die dunklen Säulentrommeln sind wirklich immer noch eindeutig dunkler und ich hatte sie als solche nicht mal mehr wahrgenommen weil sie mit dem verschatteten roten Ziegelhintergrund visuell eins wurden. Ihr seht mich demnach zerknirscht im Staube kniend und um Verzeihung bittend.

    Das ist in der Tat ein sehr grober Unterschied gerade in dieser mittleren Höhe nachdem sich ja die ideale klassische Säule nach oben hin etwas verjüngt konnte man sie auch nicht einfach nach oben oder unten hin umtauschen. Hätte aber wohl gedacht, daß man die rohen Felsblöcke zuvor einmal einem Farbvergleich unterzieht.

    Trotz allem bin ich ganz beglückt, diese meine Lieblingsseite des Schlosses und das Eckrondell jetzt so schnell ihrer Vollendung entgegen zu sehen, auch wenn das Portal I immer hinterher hinkt.

  • Schlossplatzseite heute.

    Portal 2

    Säulenpaar links

    Säulenpaar rechts

    Nochmals der derzeit obere Abschnitt

    Portal 1, Armatur unter dem mittleren Fenster des 2. Obergeschosses

    Die Armatur in Portal I zeigt einen Reiterschild mit Prunkhelm, darunter die Löwenhaut des Herkules. Hinter dem Schild sind Pfeile gekreuzt. Das Relief zeigt einen Helden zu Pferd, auf darunter liegende Feinde treten. Die Bedeutung der Armatur sagt, dass der Herrscher mit seiner Militärgewalt das Böse niederringen und Frieden schaffen soll.



    Eckrondell oberhalb des 1. Obergeschosses

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich nehme an, da hast du etwas völlig falsch verstanden. Ich denke, es werden jetzt erst einmal die Sandsteinunterteile an den Tambour rankommen. Die eigentliche Kuppel wird sicherlich erst ganz zum Schluss, wenn man auch die anderen Dachteile am Schloss baut, drankommen.

    Mit dem Tambour, so hörte ich, soll tatsächlich demnächst schon begonnen werden.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Hallo


    wie sieht es eigentlich aus mit der Finanzierung der Laterne auf dem Schlosskuppel aus :
    ich habe bis jetzt keine Neuigkeiten dazu gelesen: wird es diese Laterne nun geben oder nicht?

    wer weiss wie diese Aktuell aussieht?? :)

  • Hallo


    wie sieht es eigentlich aus mit der Finanzierung der Laterne auf dem Schlosskuppel aus :
    ich habe bis jetzt keine Neuigkeiten dazu gelesen: wird es diese Laterne nun geben oder nicht?

    wer weiss wie diese Aktuell aussieht?? :)

    Es dürfte mittlerweile mehr als offensichtlich sein, dass alle Rekonstruktionsarbeiten schon in Planung sowie im Auftrag sind und nach und nach auch zügig ohne größere Unterbrechungen fertig gestellt werden, ganz unabhänging von der tatsächlichen Spendenleistung. Nach der Aufstockung des Spendenziels sind etwa 50% der notwendigen Spenden eingegangen und dennoch ist die Fassade schon zu gut 70% fertig. Auch mit Extrawürsten, wie den Innenportalen oder aber der Balustrade, hat man längst angefangen, obwohl behauptet wurde, die kämen wohlmöglich erst mal nicht bzw. nachträglich, wenn das Geld nicht reicht. Man wird es sich nicht nehmen lassen bis zur Eröffnung die Kuppel mit der Laterne zu bekrönen. Alles andere wäre nur peinlich. Das Kuppelkreuz ist ja auch schon gespendet worden. Also mach dir da mal keine Sorgen.

  • Also ich denke meine Augen funktionieren noch ganz gut: ich zähle nämlich 6 Bauarbeiter auf dem Bild :whistling: ... ok sagen wir 5. Bei dem einen bin ich mir nicht sicher, ob es sich dabei um einen Bauarbeiter handelt.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.