Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Ich nehme an, dass die Fugen in ihrer beträchtlichen Höhe von unten kaum wahrgenommen werden. Auch hängt das bei einer Fotografie wohl sehr von der Beleuchtung ab.

    Weiß jemand, wie man mit den Fugen an den barocken Originalen umgegangen ist, wurden sie zugeputzt? Oder verschwanden sie unter einer Fassung? An alten Aufnahmen kann ich kaum Fugen erkennen. Weil sie zu unscharf sind?

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Richtig! Wenn das sehr sorgfältig verfugt wird und danach farbig gefasst (so machte man das üblicherweise im 18. Jh.), dann sah man nichts mehr.
    Die Steinsichtigkeit ist einfach ein Unding des 19. Jhs.

  • Wie gesagt, das Foto wurde im Juni aufgenommen, als die Arbeiten an der Kartusche noch nicht fertig waren, sprich die Fugen noch nicht geschlossen. Außerdem war der Standpunkt auf der Humboldtbox, also in gleicher Höhe wie die Kartusche selbst. Schaut man von unten drauf, wird man nicht nur die Fugen nicht sehen, sondern auch die Dimension der Famen ist eine ganz andere.

    Gruß aus Potsdam

  • Tja, da haben sich die Bamberger Natursteinwerke nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Fugen sind viel zu groß bzw. auffällig. Schade um das teure Kunstwerk. Das es besser geht sieht man am Portal III.

    Die Fuge, die durch den Flügel des linken Engels (Fame) verläuft ist kaum sichtbar.

    Genau das sage ich schon seit Monaten hier im Forum, ich wurde aber immer nur belächelt. Die fetteste Fuge ist nicht mal hier im Bild zu sehen, die verläuft unterhalb mitten über den Schild und ist geschätzt mindestens so dick, dass man den ganzen Daumen reinstecken konnte. Nun natürlich nicht mehr, wurde ja zugespachtelt. ;) Sieht aber alles andere als schön aus.
    Bei so viel Lob, den es sonst hagelt, darf die Kritik auch ruhig mal sein. Es wird immerhin Jahre an diesen Bildhauerstücken gearbeitet, sie verschlingen an Kosten so viel wie ein Ferrari und sollen doch für Jahrhunderte bestehen.
    Und Leute, hört bitte wirklich mal auf das schönzureden. Von wegen man sieht von unten nichts oder die Beleuchtung ist nicht richtig.

    Brandenburger schrieb:

    Wie gesagt, das Foto wurde im Juni aufgenommen, als die Arbeiten an der Kartusche noch nicht fertig waren, sprich die Fugen noch nicht geschlossen.

    Die Fugen sind auf dem Bild schon geschlossen und werden sich im Nachhinein nicht magisch verkleinern, wenn man die Kartusche offiziell als fertig ansieht.

    3 Mal editiert, zuletzt von Treverer (6. August 2016 um 15:02)

  • Wer weiß, warum es dort seit Tagen nicht weitergeht? Gut, drei Säulen sind aufgerichtet, aber darüber geschieht nichts.

    Ganz einfach, weil die die Firma Rauch im Gegensatz zur Firma Bamberger Natursteinwerke nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf Qualität setzt. Hier gibt es keine schlecht versetzten Sandsteinquader mit überdimensionalen Fugen.

  • Das Eosanderportal wurde von den Sandsteinwerken Pirna gefertigt und wird aktuell von der Dressler GmbH/Abteilung Dresden aufgestellt.

    F.X. Rauch hat damit nichts zu schaffen.

    Danke, für den Hinweis. Das erklärt natürlich die sehr gute Qualität bei der Versetzung der Steinquader.

    Also werden die Süd- und Nordfassade von den Bamberger Standsteinwerken gefertigt, der Schlüterhof und die Westfassade von der Firma Rauch, richtig?

    Weisst du zufällig welche Firmen die Portale I, II, IV und V rekonstruieren?

  • Die Fugen sind auf dem Bild schon geschlossen und werden sich im Nachhinein nicht magisch verkleinern, wenn man die Kartusche offiziell als fertig ansieht.

    Ok für diesen Bildausschnitt. Das gilt aber nicht, wenn man sich einen größeren Ausschnitt ansieht. Wir wollen nicht vergessen, dass im Juni die Gerüste an dieser Stelle trotz laufender Arbeiten für die offene Baustelle abgebaut wurden, damit die Besucher einen Eindruck für die kommende Fassade bekommen können. Danach gingen die Arbeiten an eben dieser Fassade weiter ...

    Also warten wir erstmal ab, bis alles fertig ist, bevor über die Arbeiten einzelner Firmen hier endgültig geurteilt wird ...

    Gruß aus Potsdam

  • 11. Juni 2016 - von unten:

    ___________

    6. August 2016

    Portal 4

    Portal 3

    Links

    Rechts

    Obere SW-Ecke

    Portal 1

    Über die Spree

    Vom Kaufhof, im Regen

    Entlang des Kupfergrabens

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielen Dank, auch für die angenehme Größe der Bilder. Nicht zu groß, nicht zu klein und man erkennt auch Details. ;)
    Und hier sieht man auch sehr schön den qualitativen Unterschied der drei Kartuschen. Die des Eosander Portals haben sehr feine, passgenaue Fugen, die der Lustgartenkartusche sind teils drei mal so dick, unterschiedlich dick und wirken auch von unten sehr unschön. Sowas sollte auch unbedingt zur Sprache gebracht werden und nicht unter den Teppich gekehrt werden, denn nur so lernt man aus Fehlern und sind in Zukunft Verbesserungen zu erwarten. Der Anspruch an dieses Jahrhundertprojekt ist ein sehr, sehr hoher. Das sollte uns allen klar sein.

  • Hier einige aktuelle Fotos vom vergangenen Freitag:
    1.) Untere Lage des Kranzgesimses zwischen Eckrondell und Portal I
    2.) Kranzgesims mit Blick auf Stahlarmierung
    3.) Blick auf die Mittelachse von Portal I. In die Öffnung wird dieser Tage das Georgsrelief eingesetzt, das bereits fertig auf dem Vorplatz liegt (Foto wird demnächst nachgeliefert)
    4.) Blick auf die Seitenachse von Portal I. Der Sturz ist aus Beton und wird nachträglich verputzt werden. Für eine weitere vorgeblendete Sandsteinlage war nicht genug Platz.
    5.) Detail der Giebefüllung im zweiten Obergeschoss.
    6.) Eingeschweißte Platten für die zweite Lage des Kranzgesimses
    7.) Eingeschweißte Bukranien für die Mezzaninfenster des Rondells.


  • 1. Die Säulentrommeln im Schlüterhof warten auf den Einbau vor dem Großen Risalit (farblich recht inhomogen, wie bei der Fa. Rauch nicht unüblich).
    2. Die Abaki für die Kapitelle des Schlüterhofs. Fein gearbeitet.
    3. Deckplatten für die Hoflauben (Kranzgesims)
    4. Deckplatten für die Hoflauben (Kranzgesims), farblich auch etwas unterschiedlich.

  • 1.) Portal V mit eingebauten Originalteilen. Eingebaut werden auch die fragmentierten orginalen Hermenpilaster (ohne Arme)
    2.) Gebälk-Konsolen für die Innenseite des Portals III, dessen Säulen schon stehen - eine Säule (rechts außen) sogar schon mit Kapitell
    3.) Teile von Orginalkapitellen, die mit verbaut werden.
    4.) Teil des sich vorkröpfenden Gebälks (Architrav und Fries) am Großen Treppenhausrisalit

  • 1. Kolossalkapitell für den Hinterlegungspilaster von Portal III
    2. Genius über der Archivolte noch ohne Arm.
    3. Betonkonstruktion für die Armierung des Gebälks
    4. In diese Lücke der inneren Hinterlegungspfeiler gehört einer der unter 1.) abgebildeten Hinterlegungspilaster. Er ist aber zu breit, nun überlegt man sich, wo man abarbeiten muss: am Schriftband der Genien oder an der Ecke des Kapitells.

  • 1. Bei der Fama an der Südwestecke von Portal III ist eine Strähne abgebrochen. Ein Klotz wurde angefügt und wird nachbearbeitet.
    2. Konsolen des Frieses an der nordwestlichen Ecke.
    3. Eine Konsole drückt sich weich in das figürliche Relief ein: Übereinandergreifen von Architektur und Skulptur.
    4. Bereits vermauertes Pilasterkapitell
    5. Konsole

  • Unglaublich beeindruckende Einblicke! Lieber Seinsheim, darf ich mir die Frage erlauben, wie Du an diese phantastischen Aufnahmepositionen gekommen bist?
    :blumen:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir