Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Beim Bebelplatz stört mich weniger der Name als die Gestaltung der Fläche. Das Denkmal zur Bücherverbrennung könnte man besser zur Geltung bringen. Der Vorkriegszustand wies auch eine gewisse Bepflanzung auf die das ganze etwas auflockerte.
    Aber ist wohl eher O.T.

  • Warum sollte man das qualitativ sehr hochwertige und meiner Ansicht nach besonders gelungene Marx-Engels-Monument verschwinden lassen? Für mich käme eine solche Aktion einer Art Bilderstürmung gleich und würde die Frage aufwerfen, welche großen Denker als nächstes an der Reihe wären.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Neubau des Reichsnach..., äh Bundesnachrichtendienstes verteuert sich von 500 Mio auf 1,3 Mrd. Euro!!!

    Geheimdienst - BND-Neubau: Sicherheit treibt Kosten in die Höhe - Berlin - Berliner Morgenpost - Berlin

    Wo bleiben da die Protestrufe von denen die sich über jeden einzelnen Euro Mehrausgaben beim Schloss aufregen!?

    Hätte man den BND in Pullach gelassen, hätte man wohl für das gleiche Geld eine 100%-Schloss-Reko und auf dem Marx-Engels-Forum noch ein modernes Humboldt-Forum bauen können!!! Bei den 1,3 Mrd. ist sicher noch nicht Schluß auf der nach oben offenen Steuerverschwendungsskala.

  • Zitat

    500 Millionen, 720 Millionen, 1,3 Milliarden und jetzt womöglich zwei Milliarden Euro

    Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Zwei Milliarden Euro für solch einen Schwachmatenbau. Daß es dagegen offensichtlich keine Proteste gibt, zeigt ganz deutlich, daß es den Schlossgegnern gar nicht um die Kosten geht. Eindeutig ein vorgeschobenes Argument. Tatsächlich verbinden sie mit dem Begriff "Schloss" wohl einzig und allein irrsinnige Vorstellungen von Macht, Größenwahn und politischer Geschichte. Daß aber gerade jenes Bauelement, welches dieses Humboldt-Forum zu einem Schloss werden lässt, die Fassaden und Kuppel nämlich, eben NICHT von Steuergeldern finanziert wird, ist der große Witz an der Geschichte.

  • Wir sollen uns nicht aufregen:

    es werden noch bestimmt mehrere Bundesbauten in Berlin gebaut, die viele Milliarden kosten werden.(mehr als geplant,meine ich jetzt)

    Aber es ist eben ein Politisches Spiel: aufregen hiltft nicht, wir haben es natuerlich alle gewusst das der BND Bau viel Geld kostet, aber was denkt Ihr das der neue Berliner Airport kostet?? Auch Viel..

    Man muss sich damit abfinden: die Welt ist machnmal volkommen durchgedreht... :cool:

  • Sie ist vorallem aber geordnet. Natürlich ist der BND Neubau teuer, auch in meinen Augen zu teuer. Allerdings würde man Geld was dort eingespart wird niemals für ein kulturelles Projekt seis ein Schloss oder irgendwas verwenden. Die Gelder sind zugeteilt und es hat einen Grund warum nicht hier mal was in das Ressort geschoben wird und wieder zurück.
    Im Grunde ist es ein Argument von Populisten, von da ist es nicht mehr weit bis zu "das Geld könnte man auch in Schulen und Kindergärten stecken". Ein Totschlagargument für jede Investition die eben nicht in jene Richtung geht. Da hab ich keine Lust drauf.

  • Außerdem ist Berlin (was viele Leute gerne vergessen oder nicht einsehen möchten) wieder Hauptstadt Deutschlands und damit politische und kulturelle Hauptrepräsentanz unseres Landes. Anders als in London oder Paris oder Wien oder Moskau war in Berlin aber kaum mehr etwas von der Struktur einer Hauptstadt oder einer großen Kulturmetropole vorhanden. Und das muss eben jetzt Schritt für Schritt wiederhergestellt werden. Und da Deutschland eine durchaus bedeutende und reiche Nation ist (ja, auch hier werden sicher einige Miesmacher protestieren) sind die Gebäude die realisiert werden auch groß, repräsentativ und teuer. So wie der Umbau des Reichstags oder das Band des Bundes oder der BND. Ich möchte mit etwas Stolz auf meine Hauptstadt blicken können und mich nicht dafür schämen. Wenn meine Steuergelder also für den Wiederaufbau von Berlin draufgehen, dann bin ich stolz darauf auch etwas dafür leisten zu können.
    Was war ich (und alle anderen Deutschen in meiner Reisegruppe) begeistert, als wir durch Westminster Borough/London geführt wurden. Was sind uns die Augen übergegangen. Jedem erschien diese Pracht vollkommen angemessen. Warum wird dann zurück in Deutschland verlangt, dass die Representanten unseres Landes in einer wohmöglich sanierten Platte untergebracht werden, damit in unserem sogar noch wirtschaftskräftigeren Land bloß nichts ausgegeben wird? Das ist total plemblem!
    Ebenso überträgt sich das auf Kulturobjekte, wie das Stadtschloss. Es sollte gar keine Frage geben, ob es in voller Pracht und mit Kuppel und allem drum und dran wieder aufgebaut wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (22. Januar 2012 um 16:38)

  • Im RBB ging es eben gerade in der Sendung "Klipp und Klar" auch kurz um das Stadtschloss (das eigentliche Thema der Sendung ist Friedrich der Große).

    Bascha Mika (taz) polemisierte mit Standardargumenten gegen das Schloss, Jörg Schönbohm argumentierte für das Schloss und auch für die Garnisonkirche.

    Originell (hüstel) der Einwurf des Journalisten Nikolaus Bernau: Friedrich der Große hätte den Palast der Republik stehen lassen...

    Vielleicht wird es ja wiederholt irgendwo, falls jemand Interesse hat...

  • Christian Wulff präsentierte Friedrich den Großen ja auch als Vorkämpfer für religiöse Toleranz (sprich: "Islam als Teil Deutschlands") und Einwanderung (sprich: "einst Hugenotten, heute Türken"). Da würde es nicht überraschen, wenn Nikolaus Bernau behaupten würde, dass Friedrich heute auch für den Dresdner Kulturpalast eintreten würde oder Zaha Hadid ganz klasse fände. Und natürlich wäre Friedrich der Große heute mit Sicherheit für die Homo-Ehe und würde garantiert Wowereit wählen. In der NS-Zeit hatte die Propaganda noch behauptet, Friedrich wäre der "erste Nationalsozialist" gewesen. Die Zeiten ändern sich, die plumpe Instrumentalisierung von Geschichte bleibt.
    Vom heutigen Medien-Schwachsinn, vor allem der taz, sollte man sich aber nicht beirren lassen. Ohren auf Durchzug schalten, und weiter geht´s für´s Stadtschloss.

  • Ohren auf Durchzug schalten


    So wird sich am wenigsten ändern. Ich finde, man sollte ganz klar Stellung beziehen und sich kritisch zu Wort melden.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ich denke auch, dass es besser ist, sich mit guten Argumenten eindeutig Stellung zu beziehen, statt die Ohren auf Durchzug zu schalten.

    Die taz ist ohnehin eine Linke Zeitung. Dass es dort nicht allzu viele Schlossbefürworter gibt, überrascht mich daher nicht. Das Berliner Stadtschloss war das historische Zentrum. Als Sitz der Brandenburgischen Kurfürsten, Preußischen Könige und deutschen Kaiser spielt das Stadtschloss auch eine wichtige und zentrale rolle in der deutschen Geschichte. Nach dem Krieg wurde es dann, obwohl es nicht sehr stark beschädigt war, durch SED- Willkür gesprengt. Ein Wiederaufbau ist schon alleine daher zwingend notwendig. Denn nur so kann man den Kommunisten zeigen, dass man die Geschichte nicht einfach auslöschen kann! Wobei mir ein Kompletter Wiederaufbau lieber wäre. Die DDR war übrigens das einzige Land, dass so Brutal mit der eigenen Geschichte umgegangen ist. In Russland beispielsweise stehen die Zarenpaläste noch heute.

    Friedrich der Große war ein Schöngeist mit einem Sinn für gute Architektur. Sanssouci zeugt davon. Daher denke ich nicht, dass sich der alte Fritz für den Erhalt von so einem hässlichen Kasten wie dem Palast der Republik stark gemacht hätte. Er hätte sich eher für den Wiederaufbau des Stadtschlosses eingesetzt und vielleicht dafür geworben, im inneren das Konzept des Palastes der Republik als Schloss des Volkes umzusetzen.

  • Es ging ja dabei um die "preuß. Tugenden". Sparsam wie Friedrich war (naja, im Falle Potsdam kann man das wohl kaum behaupten), hätte er eben den PdR, sondern höchstens erweitert. Nicht, weil er so schön gewesen ist, sondern weil er noch funktionsfähig war. Was der Preuße da gesagt hat, wenn das Gesicht seiner Tochter bei nem Unfall entstellt würde, ließe er es auch wiederherstellen. Dieses Argument habe ich schon vor Jahren gebracht. Manche Argumente waren auch wieder total einseitig. Hat jedenfalls Spaß gemacht :). War nur etwas chaotisch.

  • @ youngwoerth, wrocky

    Gegen das Vortragen guter Argumente sei gar nichts gesagt. Insofern bitte nicht missverstehen. Allerdings erreicht man erstens solche verhärteten Rekonstruktionsgegner nicht mit Argumenten. Bringt man eines, wird das nächste "Gegenargument" kreiert (selbst wenn dies dem vorherigen "Gegenargument" widersprechen sollte). Da geht es eben gar nicht um einen "offenen Diskurs", sondern um einen Seelenkampf, der nur auf der Schauseite mit Argumenten ausgefochten wird. Und, zweitens, auf der praktischen Ebene hat man ja als Bürger kaum eine Chance, einer Rundfunk-Äußerung oder einem Zeitungsartikel auf Augenhöhe mit Argumenten entgegenzutreten. Die alten Medien basieren ja auf Herrschaft (Hier der Medienvertreter (und die hinter ihnen stehenden Lobbyisten) als Subjekt, dort der Medienkonsument/Bürger als Objekt). Erst das Internet bietet Möglichkeiten, diese auch politisch gewollte Machtstruktur etwas zu durchbrechen. Da man sich also gegen die Verbreitung bestimmten Schwachsinns in den alten Medien kaum effektiv erwehren kann, bleibt eben oft nur die Möglichkeit, sie zu ignorieren, also "Ohren auf Durchzug". So war das gemeint.

  • Friedrich II ist schon eine rosa Identifikationsfigur. Aber was die Polemik gegen das Schloss betrifft, sind wir kleinkariert und kompliziert. In Saudi Arabien baut Bin Laden mit schlapp 860 Millionen$ einen Monsterturm in die Wüste.

  • Hier wurde eindeutig der Bogen überspannt, die Satire überdehnt. Das war nicht lustig, nicht kritisch, nur peinlich. Außerdem ein Affront gegen den Bundestagsbeschluss, ein Lächerlichmachen der Abgeordnetenmehrheit. Schlecht für das Renommee des ZDF!

  • Ich fand den Beitrag gar nicht so schlecht...er ist als Satire über die derzeitige Situation hier im Lande zu verstehen.

    Ich finde, dass Fernsehspiel entlarvt ein wenig die Dümmlichkeit und Armut der hiesigen Gesellschaft auch ein wenig deren Verarmung "Palast des Luxus, aber das Schloss nicht fertig bauen können"


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