Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Aus dem Artikel:

    Zitat

    Es gibt wunderschöne minimalistische, moderne Architektur. Aber wenn man jungen Menschen einredet, dass sie immer das Rad neu erfinden müssen und das auch alle können: Das hat so etwas Dogmatisches. Völlig idiotisch, wenn man bedenkt, dass wir ja nur das Bewährte sehen, das überdauert hat. Das meiste, was Mist war, ist dagegen eingestürzt. Warum soll man sich also nicht daran orientieren, was sich in Nutzung und Qualität bewährt hat?

    Tja das ist die große Frage.

  • [...] Diese Museen sind wohl im Humboldtforum für die Ewigkeit gedacht. Sollten sie jemals ausziehen und Platz für etwas Anderes machen müssen, so würde man die Innenfassaden wieder aufbrechen müssen.

    Dazu ein kleiner Nachtrag, falls das uns entgangen sein sollte.

    [...] Ein riesiges Loch klafft in einer Hallenwand [Anm.: Agora hinter Portal III] des neuen Berliner Stadtschlosses. Das ist allerdings Absicht. Ab Mai werden die bis zu 14 Meter hohen Südsee-Boote des Dahlemer Ethnologischen Museums durch diese Öffnung in ihr neues Domizil gehievt. [...] Das Wandloch für die Südsee-Boote soll im August dann einfach nur noch zugemauert werden. So könnte man es im Notfall wieder öffnen. [...]

    Man denkt also nicht, dass das für die Ewigkeit ist. ;)

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Die Eröffnung des Humboldtforum rückt allmählich näher. Da ist es Zeit einmal genauer auf das Erscheinungsbild der Museums-Innenarchitektur, sprich der museumsdidaktischen Erschließung des Gebäudes und seiner Designer zu werfen. Dafür verantwortlich zeichnen ua. Holzer Kobler Architekturen GmbH aus Zürich. Im unten stehenden Zitat wird in üblicher Weise viel schwafelnd schön geredet. Was mir bleibt scheinen schwarz-weiß Kontraste der harten Art und der Bruch mit der Symmetrie von Stellas Agora das wesentliche Gestaltungselement zu sein. Halt mal wieder Bruchlinien als Architektenfetisch angebetet. Der Kontrast zu den Fassaden könnte wohl größer nicht sein und ebenso bewußt gewollt.

    Aber lest selbst hier:

    Das serielle, raumbildende Funktionsmobiliar in sattem schwarz korrespondiert gleichberechtigt mit der einheitlich in gebrochenem weiß gehalten Architektur. Dem weiß-schwarz-Kontrast wird durch Akzente mit gezielt eingesetzten Farben, textilen Stoffen und Licht eine emotionale und haptische Ebene hinzugefügt. Das Informations- und Leitsystem wird bewusst von der architektonischen Substanz und dem streng angeordneten, seriellen Stützenraster losgelöst. Als eigenständiges Element positioniert es sich als Schnittstelle zwischen dem Bau, dem baulichen Corporate Design und den Besuchern. In der viergeschossigen Eingangshalle wird die strenge Symmetrie durch einen prägnant, den Raum ergreifenden medialen »Leuchtturm« aufgelöst. Der Turm schafft eine visuelle Verbindung von und zu den Balustraden in den oberen Stockwerken. Die poetische, künstlerische Akzentuierung vermittelt über alle Kulturen, Alters- und Gesellschaftsklassen hinweg einen leichten Zugang und weckt Neugierde auf die vielfältige, dichte Welt im Humboldtforum.

    ... und hier: http://holzerkobler.com/de/project/hum…erliner-schloss

    ... was die Jungs sonst noch so drauf haben im hippen "Modernismus": http://holzerkobler.com/projects

    Scheinen Spezis für das Zustellen schöner symmetrischer Räume mit asymmetrischen dingensbumsens zu sein, na ja!?
    http://holzerkobler.com/

    Was ich davon in der Wirkung für's Schloß halten soll ist mir noch schleierhaft. Mal sehen! Hoffe die Objekte reißen's raus und die Reko wichtiger Innenräume wird alsbald nach der Eröffnung tatkräftig angegangen! Die Leute werden wohl alsbald sehnlichst danach rufen und ich hoffe die Spendenbüchsen sind zahlreich aufgestellt!

    Hier noch das Partnerbüro, mit Diaschau einiger Innenräume. Hm, was das Leitsystem angeht, scheint mir das nicht auf dem aktuellen Stand zu sein. Die in die Tordurchfahrten gehängten Beschriftungen sind doch vom Tisch, wie uns user Seinsheim vor längerer Zeit einmal mitteilte!
    http://www.gourdin-mueller.de/leitsysteme?prj=56

  • Nach einiger Skepsis habe ich beim Spenderkonzert die Agora als einen der schönsten Veranstaltungsräume von Berlin erlebt: Von geradezu klassischer Schönheit durch die Schlichtheit und umfassende Zurückhaltung der den Raum prägenden Elemente. Die kristallene Klarheit der Gesamtschau der Loggien des würfelförmigen Raumes korrespondiert wunderbar mit der gewaltigen Innenfassade des Portals III, sie hält sich gerade in der Räumlichkeit ganz zurück und lässt allein Eosander herrlich dominieren.

    Für mich die schönste Leistung Stellas im ganzen Schloss.

    Ich hatte inständig gehofft, dass die Raumelemente, die für die Agora vorgesehen waren, nach dem Erlebnis des fertigen Raumes weggelassen werden, dass nur die zum Teil sogar noch als Spolien bestehenden Bildhauerarbeiten des Innenportals als eigenständige Raumelemente wirken sollen. Nichts davon!. Gerade diese herrliche Raumwirkung wird durch "einen prägnant, den Raum ergreifenden medialen »Leuchtturm« aufgelöst".

    Wer mit einem solchen Wortgeklingel seine Elaborate anpreist, wie hier durch Schortschibähr vermittelt, der freilich ist wohl nicht in der Lage, wirkliche Schönheit zu genießen - er haftet an den modernistischen seit siebzig Jahren uns als schön gepriesenen und längst zur Ideologie gewordenen Vorstellungen: Er denkt z.B. statt an Harmonie meist in Dissonanzen.

    Schade um diesen neu gewonnenen öffentlichen Raum. Ist denn keine Hoffnung?

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

    Einmal editiert, zuletzt von Bentele (19. Januar 2018 um 07:30)

  • Nein, keine Hoffnung, Bentele! Irgendwo hatte ich gelesen, entweder beim Förderverein oder einer Verlautbarung der Stiftung, daß die Aufstellung des Medienturmes bestätigt wurde. Tja, so ist es halt in einer kopfgesteuerten Männerriege. Da muß man halt durch die Erfahrung hindurch, bevor man schlauer wird. Ich hoffe ja, daß der Mannschaft noch die Augen geöffnet werden von den mitverantwortlichen Frauen des Humboldtforums, denen ich spontan mehr Empfindung für Harmonie zutraue.
    Aber, wenn das teure Teil bestellt, geliefert und aufgestellt ist, steht es erst mal da, leider!?
    (Im ürbigen frage ich mich, wie in der Agora noch Konzerte (wie beereits während der Bauzeit) stattfinden können, wenn diese möbliert wird. Schiebt man dann alles zur Seite? Oh, schwupp, is das Teil mal umgefallen, tut uns leid, alles in Scherben,... ;(:biggrin: )

  • Schönes Bild, erbse. Wenn man schon im Inneren nichts rekonstruieren will, sollte man wenigstens die Hülle rekonstruieren, wie sie auch auf den Bildern abgebildet wurde: Es wäre das Beste, wenn man sich zunächst an die Sandsteinfiguren und die zwei Nebenkuppeln setzt. Aber leider ist das wohl nur noch Zukunftsmusik...

  • Eigentlich nichts wirklich Neues für uns: Trotzdem sei erwähnt, dass die Boulevard-Postille Berliner Kurier heute einen Artikel über das Zentrale Hochhaus herausgebracht hat, das die DDR-Führung als "würdigen Ersatz" für das Stadtschloss auf dem gegenüberliegenden Spreeufer bauen wollte. Bekanntermaßen wurde daraus gottseidank nichts, als städtebauliche Dominante wurde später dann der Fernsehturm "Sankt Walter" gebaut.

    >> https://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez---…werden-29530822

    Ergänzend hier noch Bilder zweier Entwürfe für den SED-Phallus aus den 50ern:
    Paulick
    Kosel
    .

  • Das würde ich nicht so sagen:

    • Dachdecker waren an den Balustraden mit der Kupfereindeckung beschäftigt
    • am Kuppeltambour sichtete ich hin und wieder einen Bautrupp
    • und der Innenausbau, den wir hier nicht sehen können, läuft sicher auf Hochtouren

    ... aber in der Tat, größere Veränderungen werden nicht erkenntlich (die Zeiten sind auch vorbei). Am großen Schlüterhofrisaliten tut sich nichts. Und was an den Innenportalen in der Passage gewerkelt wird sehen wir auch nicht. Letzere sind ja die zuletzt noch größten Fassadenbauarbeiten!

  • Seit Tagen und Wochen geschieht nichts. Weiß jemand warum?

    Das würde ich nicht so sagen:

    • Dachdecker waren an den Balustraden mit der Kupereindeckung beschäftigt
    • am Kuppeltambour sichtete ich hin und wieder einen Bautrupp
    • und der Innenausbau, den wir hier nicht sehen können, läuft sicher auf Hochtouren

    ... aber in der Tat, größere Veränderungen werden nicht erkenntlich (die Zeiten sind auch vorbei). Am großen Schlüterhofrisaliten tut sich nichts. Und was an den Innenportalen in der Passage gewerkelt wird sehen wir auch nicht. Letzere sind ja die zuletzt noch größten Fassadenbauarbeiten!


    Bitte mal die Langzeit-Fotodokumentation vom Schloß von Frau Kleist-Heinrich vom TSP angucken.
    Mittlerweile wurde die Heizungsanlageinstalliert...bei einem solch "Mordstrumm"
    wie dem Humboldt Forum sicher eine anspruchsvolle Aufgabe!
    http://www.tagesspiegel.de/mediacenter/fo…es/8352332.html

  • Wer sich dem Schloß und seinem Umfeld einmal GANZ ANDERS nähern möchte und sich eher den geistig offenen Menschen zuzählt, bereit ist auf anderen Ebenen, als den gewohnten wahrzunehmen, eine gewisse Gespürigkeit für unsichtbares schon in sich wahrgenommen hat, oder Erfahrung mit tiefer Meditation gewonnen hat, oder einfach offen ist seine Wahrnehmung zu erweitern und zu trainieren, der kann sich einfach mit einer geomantischen "Landkarte" dem Schloßareal nähern. Am besten in einer Gruppe, die damit schon an vielen anderen Orten Erfahrungen gesammelt hat. Das kann aus eigener Erfahrung gesagt sehr spannend werden und man erfährt Sachen und sieht mit eigenen inneren Augen, was man zuvor nicht für möglich gehalten hätte.
    Z.B. hiermit, Hinweis auf eine Veranstaltung der Geomantiegruppe Berlin:

  • Schaut svhon etwas beser aus dann mit Rasterfassade von Stella. Nun auch noch Berliner Dom bitte mit originale Türmen!!! Und Ostfassade auch mit originale Turmspitzen. Es fehlt immer da oben ......

  • in der Tat frage ich mich gelegentlich, wie es wirken würde, allein die Schlossapotheke heute wiederherzustellen.

    Von Westen aus kann man es sich ja vorstellen.

    Aber wie würde es wohl von Osten aus hinsichtlich der zurückgesetzten Stellafassade wirken?

    Eine Visu dazu meine ich hier noch nicht gesehen zu haben.

    Oder?

  • Der Apothekerflügel würde sich vor dem Fernsehturm ganz ausgezeichnet machen. DAS sind spannende Kontraste!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich sehe den Apothekerflügel auch gewissermaßen als Voraussetzung an, damit es eine Orientierung am historischen Marienviertel auf dem Gelände des Marx-Engels-Forums geben kann. Ohne Anknüpfungspunkte wird da vermutlich geklotzt und betoniert, dass uns das Brechen kommt... <X

    Auch deshalb sollte der Fokus für den Schlossverein und weitere Akteure am Stadtschloss mE zunächst mal auf den städtebaulich relevanten Dingen am Äußeren liegen: Schlossapotheke, Seitenkuppeln, Schlossumfeld/Platzgestaltungen, usw.

  • Wir sind von qualitativ hochwertigen Visualisierungen recht verwöhnt, und dementsprechend steigen die Anforderungen an sie. ich finde aber, dass diese beiden Visualisierungen mit ursprünglichem Ost- und Apothekerflügel eher kontraproduktiv sind. Diese braunen Farben an den beiden Flügeln sind doch grässlich! Das Nationaldenkmal ist s/w geblieben und die umgebende Fläche auf dem ersten Bild eine ungepflegte, bröckelnde Asphaltwüste. Ist meinerster Eindruck, den ich von den beiden Ansichten erhalte.