Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Ich finde es schon krass, wie dunkel und verschmutzt das Schloss zuletzt war, den leicht spöttischen Namen "Schwarzer Kasten" trug der Bau nicht ganz zu unrecht. Weiß man eigentlich, ob es zwischen 1900 und der Zerstörung des Baus in den 40-ern nochmal umfangreiche Sanierungen gab? Oder war der Bau auch bei seiner Zerstörung in einem derart mittelprächtigen Zustand?

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich finde es schon krass, wie dunkel und verschmutzt das Schloss zuletzt war, den leicht spöttischen Namen "Schwarzer Kasten" trug der Bau nicht ganz zu unrecht.... (...)

    Das war baulich kein mittelprächtiger Zustand, dar war vor 1944/45 nichts groß kaputt. Sondern wenn man einen solchen Bau nicht (wie es historisch richtig wäre) farbig fasst, dann sieht er - und das gilt auch für die jetzige Rekonstruktion in 20-30 Jahren - halt so aus. Ich verstehe immer noch nicht, wieso man das so entscheiden hat. Schon jetzt sieht der ungefasste und teilweise scheckige Sandstein m. E. sehr strange aus.

  • Oh Tannenbaum

    Aha,
    der diesjährige Tannenbaum ist auf der Nordwestecke (über dem ehem. Weißen Saal) platziert worden. Das läßt zumindest die Möglichkeit offen, daß noch vor Weihnachten an der Eindeckung der Kuppel weitergearbeitet wird, denn sonst hätte man den Christbaum ja wieder in das 'Laternen-Loch' gestellt...
    Insofern ein hoffnungsvoll stimmender Anblick, der dafür spricht, daß die Baustelle eben doch noch nicht in den Winterschlaf gegangen ist...

  • Von Winterschlaf kann nicht die Rede sein. Auf der Südseite wird kräftig an Putz und Anstrich gearbeitet, wahrscheinlich auch hinter der Reklame, Im Schlüterhof wird es sicher bald mit der Balustrade weitergehen, jetzt ist man ins Wochenden nach Bamberg gefahren und an der Kuppel pausiert man, bis alles schön abgebunden hat.
    Außerdem gehts am Dach mit der Kupferabdeckung in die letzte Runde und auch der Sandstein bekommt seine kupfernen Käppis oder so.

    Geduld Kinder, Geduld :rolleyes:

  • Aha,
    der diesjährige Tannenbaum ist auf der Nordwestecke (über dem ehem. Weißen Saal) platziert worden. Das läßt zumindest die Möglichkeit offen, daß noch vor Weihnachten an der Eindeckung der Kuppel weitergearbeitet wird, denn sonst hätte man den Christbaum ja wieder in das 'Laternen-Loch' gestellt... [...]

    Ich muss die vorweihnachtliche Kuppeleindeckungseuphorie wohl dämpfen. Der Baum wird wohl eher deswegen nicht in den Kuppelring gestellt, weil dieser abgedeckt und somit die Kuppel dicht und wetterfest ist. Man will schließlich keine Feuchtigkeit im Hause haben.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Im neuen CATO versteht sich als das meinungsbildende Medium, das für den vergessenen Wert des Bewahrens eintritt. ein schöner Aufsatz, großartig illustriert:

    Berliner Schloss – Auf der Baustelle mit Wilhelm von Boddien

    Erfreulicherweise geht das Berliner Schloß in Riesenschritten seiner Vollendung entgegen. Dadurch wird seine abwegige Konzeption als modernes Humboldt Forum leider um so deutlicher. Dem Schloß wurde nicht erlaubt, es selbst zu sein. Nun ist es höchste Zeit für die nötige Korrektur, findet Andreas Lombard.

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Um dem Gerücht entgegen zu wirken, es geschehe nichts auf der Schlossbaustelle, hier einige Fotos von der Südseite, die ich heute gemacht habe:

    Zwischen den beiden Portalen:


    Von weitem wirkt der Sandstein an den Portalen, als haben man ihn mit einer Lasur gestrichen, lag wohl an den Lichtverhältnissen:

    Blick durchs Portal II auf die Rückseite von Portal IV:



    Arbeiten an der Kaimauer:


    Letzte Woche konnte man auch gut beobachten, dass die Oberseiten der Sandstein balustrade mit Kupferblech verkleidet wurde.

  • Die bisherige Direktorin des Ethnologischen Museums, Viola König beklagt sich in der Berliner Zeitung über "zu viel Schloss" im Humboldtforum:

    Als wir begonnen haben zu planen, da kannte man die Architektur ja noch nicht. Und die Beruhigungspille war immer: Es gibt zwar die barocke Fassade, doch dahinter können wir auf modernen Flächen ungehindert planen. Inzwischen breiten sich die Anhänger der Schlossidee auch im Inneren immer weiter aus. Jetzt sollen sogar Elemente des Schlosses in die Ausstellungen implementiert werden. Aber wenn ich das komplexe Weltbild der Bewohner des Amazonasgebietes zeigen will, und der Besucher begegnet dort der bestickten Rokoko-Thronrückwand der Königin Elisabeth Christine – wie soll man das vermitteln?
    (Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/28992524)

    Dieses Bedauern kann ich so ganz und gar nicht teilen, ich sehe da vielmehr das Potenzial für interessante Kontraste. Mich würde interessieren, in welchen Räumen des HuFo weitere Artefakte aus dem Schloss ausgestellt werden sollen. Weiß jemand von euch genaueres ??

  • Ach herje, die arme Ethnologin, soll sie sich mal neue Gedanken machen und interdisziplinär denken und sich von den neuen Chancen eines ungewöhnlichen Museumsbaus im neuen SCHLOSS inspirieren lassen.
    Dürfte jedenfalls spannend werden, da sich Jede/er der Ausstellungsmacher beu besinnen muß und sich scheinbar der Aura des Ortes einzuordnen hat. Recht so, weiter so!
    Ich hatte mal weiter oben einen Artikel verlinkt, von Mac Gregor!? Soll wohl in jedem bedeutenden Schloßraum ans Schloß mit Artefakten erinnert werden!

  • Was soll sie auch auf so eine Suggestivfrage antworten? Aber natürlich hätte sie versöhnlicher antworten können. Sie (und alle anderen) wusste doch, dass das Humboldtforum äußerlich im Gewand des Hohenzollernschlosses daherkommen würde (mal von der unsäglichen Ostfassade abgesehen). Da möchte man sich an den Kopf fassen und fragen: Ist es nicht wunderbar, dass das Museum aus dem (nicht nur für Touristen) entlegenen Dahlem in das Herz der deutschen Hauptstadt umziehen darf, auf die Museumsinsel, nebenbei UNESCO-Welterbe?
    Zum Glück geht diese Dame in Pension. Sehr viel besseres wird zwar vermutlich auch nicht nachkommen, aber nun ja. Undank ist der Welten Lohn.

  • Es ist als Außenstehender schwer zu beurteilen, wie sehr bestehende Ausstellungskonzepte durch Umplanungen in der Raumstruktur und Raumgestaltung des Humboldt-Forums tatsächlich beeinträchtigt werden. Grundsätzlich ist es aber für Kuratoren sehr problematisch, wenn sie nicht die Verhältnisse vorfinden, mit denen sie eine Ausstellung geplant haben. Da hilft auch kein interdisziplinären Ansatz, wie hier vorgeschlagen wurde, denn das setzt zwangsweise Berührungspunkte voraus. Das müssen dann aber auch die Exponate hergeben.

    Wenn also Veränderungen stattgefunden haben, dann kann ich die Kritik an der fehlenden Planungssicherheit sehr gut nachvollziehen. Wie man die gegensätzlichen Positionen näher bringt, steht aber auf einem anderen Blatt.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Wie ich mich gerade eben durch den neuen Fassadenkatalog des Fördervereins durchblättere, stoße ich doch erstaunt auf folgende Bildunterschrift auf Seite 153:
    "Der von Andreas Schlüter gestaltete Durchgang durch das Portal V soll originalgetreu wie möglich rekonstruiert werden"

    Na, sowas, wir hatten hier doch die Frage der Rekonstruktion der Portaldurchgänge schon mehrfach diskutiert und mit allerelei Bildmaterial und Planausschnitten belegt und kamen zu dem Schluß, 2,3,4, ja, 1 und 5 aber nur eingeschränkt. Jetzt wird von weitgehend "original" geschrieben und das (Original-) Bild zeigt einen Blick zur Decke mit üppigen Kassettenfeldern und einer Wölbung. Na, da bin ich aber gespannt, sollte das wirklich so sein! :)cclap:):thumbup:

  • Schortschi, hast du auch Bildmaterial für uns zum gucken? Wäre natürlich super, wenn doch mehr und mehr rekonstruiert wird. Ganz heimlich, so dass die Antirekobrigade es gar nicht mitbekommt und schlussendlich vor vollendete Tatsachen gestellt wird. ;)

  • Tja, komischerweise sind die Portaldurchgänge mit ihren Fassadenelementen nicht dargestellt. Wie werden diese denn finanziert, frage ich mich? Habe nichts im Katalog dazu gefunden, d.h. kein detailierter Aufriß mit den Kosten der Bauelemente für die Portaldurchgänge. Sonst wird jedes Fassadendetail minutiös aufgeführt, an allen Außenfassaden, Schlüterhof und Passagenportalen, aber keine Durchgänge. Seltsam. Finanziert da der Bund, da Innenbau!?

    Hier mal als Beispiel die tolle Aufmachung :daumenoben: im neuen Katalog am Beispiel von Portal I im Schlüterhof. Portalrisalit V wird auch nicht aufgeführt. ?(:/
    (Oder gibt es neue Großspender, denn die Kuppel wird ja auch nicht aufgeführt, da schon bezahlt von einem Großspender)

    Letzter Scan zeigt die von mir zitierte Bildbeschriftung, S.153, links oben mit Blick zur Decke von Portaldurchgang V, Originalfoto.
    Hm, bin etwas ratlos, ob das alles so stimmt!?

    Scans aus: 7.Katalog der Fassaden- und Schmuckelemente des Fördervereins Berliner Schloß e.V.

  • Ich bin echt mal gespannt, wieviel Schloss am Ende kommt. Man hat ja gesehen, dass im Haushaltsausschuss einige Freunde des historischen Berlin saßen, vielleicht hat man dann ja durch die Hintertüre die ein oder andere Million frei geschaufelt und in zusätzliche Rekos gesteckt.
    Besonders gespannt bin ich auf die Innenräume. Da ja auch hier jetzt von mehr Schloss die Rede ist, bin ich gespannt, ob sich dies nur auf Exponate bezieht (also Möbel etc) oder ob man auch baulich schon an der ein oder anderen Stelle etwas Historisches wagt.
    Ich denke, auch wenn der Außenbau langsam fertig wird, bleibt es weiter sehr spannend.

    APH - am Puls der Zeit