Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Danke, für den sehr ausführlichen Artikel, der sich, glaube ich, im Berliner Extrablatt als Kurzfassung wiederfindet. Leider sind einige Abbildungen nicht richtig hochgeladen und extrem verpixelt, schade! Ich glaube es liegt am Original-pdf., kann das sein!?

  • Ja, PDF. Der Extrablatt-Artikel wurde eigens überarbeitet und erweitert. Man kann das Ganze wohl auch gedruckt bekommen. Aber immerhin kann man es so auch auf elektronischem Wege versenden.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Hallo,

    Ich hätte mal 2 Fragen, würde mich freuen ob mich jemand aufklären könnte ;)
    Zuerst, auf der Nordfassade, da ist diese Ecke, auf alle CGIs wird diese mit normale Balustraden gezeigt, aber bei der Rekonstruction ist es "geschlossen", was ist denn historisch korrekt?


    Dann, wieß jemand wofür diese kleine Öffnungen in der Fassade im Schlüterhof gedacht sind?

    Danke im voraus :)

  • Generell sind es immer die Visualierungen, denen man etwas Misstrauen gegenüber mitbringen sollte. Diese werden nämlich oft recht früh, schnell und extern in Auftrag gegeben. Da mangelt es oft an Genauigkeit und Liebe zu Detail. Wenn man ganz genau hinguckt, wird man in dem Video viele Details finden, die so nicht ganz stimmen, besonders was Ornamentik angeht.
    Was die Öffnungen angeht, keine Ahnung. Man dürfte diese aber leicht im Nachhinein schließen können und womöglich sieht man sie später nicht durch den schrägen Winkel, den man vom Hof aus hinauf blickt. Das auskragende Kranzgesims dürfte sich davor schieben.

  • Da mangelt es oft an Genauigkeit und Liebe zu Detail.

    Das kann man wohl von vielen Visualisierungen behaupten, aber sicher nicht von der Schloss-Visualisierung von Eldaco.


    Der Wiederaufbau und die damit verbundene digitale Rekonstruktion des Berliner Schlosses, mit Hilfe von 3D Software, ist seit dem Jahr 2000 unser größtes Projekt. Mit dem Beginn unserer Arbeit wollten wir, entgegen langläufiger Meinungen beweisen, dass es möglich ist, ein so komplexes Gebäude, ohne aktuell existierende Baupläne, zu rekonstruieren. Anhand tausender Photographien, welche wir in Archiven sichteten, rekonstruierten wir alle notwendigen Maße, unter Zuhilfenahme der Photogrammmetrie.

  • Das kann man wohl von vielen Visualisierungen behaupten, aber sicher nicht von der Schloss-Visualisierung von Eldaco.

    Hab mich mehr generell auf Visualisierungen für Architektur bezogen. Arstempano ist ja z.B. auch mit sehr, sehr viel Engagement und Liebe zum Detail dabei. :)
    Bei der Eldaco-Visualisierung stimmt dennoch so einiges nicht mehr mit den jetzigen Planungen überein. Sehr wahrscheinlich, wie ich auch anmerkte, da sie sehr früh gemacht wurden.

  • Ein kleines Schloßallerlei, zur heiteren Auflockerung und allgefälligen Augenbeschmausung!

    Vielleicht hatten wir hier diese historische Aufnahme von Portal V noch nicht!? Darauf lassen sich noch die Vergoldungen erkennen! War wohl im Mai, Anfang 40er (die Kastanie blüht)!?

    Hier liegen die Hermenpilaster, zerstückelt, wie Leichen in der Schloßbauhütte, bereit zum Einbau.


    Das waren noch Zeiten! Gut für Rekofans, das die nun schon lange vorbei sind! Und vor allem für Herrn von Boddien!


    Was ist denn DAS! :--)8o;(huh:)eye:)

  • Also wenn man "Berlin Schloss Lustgarten Kartusche" in Google Bildersuche eingibt, findet man diesen Bereich. Geschlossen ist original. Also keine Balustrade an der Stelle.

    Naja, es gut nur darum zu wissen wonach mann suchen muss, danke für die Antwort. ;)
    Für die Löcher : ich vermute Auch die werden irgendwie abgedeckt, aber ich bin echt über die Funktion neugierig.

  • Ob diese schöne Arbeit wohl dem Schlossneubau zum Opfer gefallen ist? Wahrscheinlich schon, denn diejenigen originalen Fundamente, die in den Neubau integriert wurden, hätte man zu archäologischen Untersuchungszwecken sicher nicht abgetragen, um an die Pfahlgründung heranzukommen.

    Die Holzpfählen wurden gerettet und versteigert:

    http://www.burgerbe.de/2013/04/23/ber…ntausende-euro/

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-neu…rt/8099994.html

  • Gerettet ist gut! Betrachtet man das Schicksal der Eichengründung des Schlosses, so muss man feststellen dass die heutigen Bauherren des "Humboldt Forums" die Vernichtung des letzten Restes des originalen Schlosses noch genauer und endgültiger betrieben haben als die Schergen des DDR Regimes! Was blieb ist ein lächerlich winziger Rest im südwestlichen Teil als "archeologisches Fenster" und wenige Fragmente an der Fassade. Jetzt ist zwar die barocke Fassade wieder da, aber es weht nun ein gänzlich anderer Geist an diesem Ort!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Gerettet ist gut! Betrachtet man das Schicksal der Eichengründung des Schlosses, so muss man feststellen dass die heutigen Bauherren des "Humboldt Forums" die Vernichtung des letzten Restes des originalen Schlosses noch genauer und endgültiger betrieben haben als die Schergen des DDR Regimes!

    Ich denke, hier sollte man schon die Verhältnismäßigkeit wahren. Es waren die DDR-Verbrecher, die 99,99 Prozent des Schlosses vernichtet (oder vergraben) haben. Nun ist der letzte verbleibende Rest der Fassade entweder wieder integriert, oder er wird anderweitig wieder sichtbar gemacht. Und ohne die Rekonstruktion wäre wohl auch das "Archäologische Fenster" nicht möglich geworden. Damit wäre die Eichenbohlen irgendwann vermodert, ohne jemals wieder jemandem Zeugnis von der beeindruckenden damaligen Ingenieurkunst zu geben, die sich in diesem Fundament widerspiegelt.

    Anders ausgedrückt: Viel mehr als das, dessen Zeitzeugen wir gerade werden, war wohl beim besten Willen nicht drin!

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Aber es ist einfach unverantwortlich, die letzten Reste des Berliner Schlosses so zu verscherbeln, dass man diese Holzpfähle in ihrer Gesamtheit nicht mehr zu Gesicht bekommt. Ein Skandal wie ich finde ist, dass die neuen “Besitzer“ alles mit diesen jahrhundertealten Hölzern machen können was sie wollen wie zb Schmuck oder Möbel. Das geht eindeutig zu weit, dass grenzt schon an Vergewaltigung historischer Substanz! Sie in ein Museum auszustellen als Allgemeingut wäre ja mehr als selbstverständlich gewesen...
    Aber anhand dieses Bsp sieht man wie kulturlos, ja kulturverachtend diese Republik geworden ist.

  • Vielleicht tröstet es ja ein ganz klein wenig, dass ich ähnliche Gedanken hatte, was das Schicksal dieser Gründungspfähle betrifft. Auch ich ärgerte mich, dass man diese Elemente aus ihrem historischen Kontext nerausreißt und sie dann in alle Welt zerstreut. Dann habe ich mich aber entschieden, zwei Teile davon zu erwerben, eines für mich, das zweite für einen besonders guten Freund, der sich ähnlich für das Berliner Schloss begeistern kann. Erstens dachte ich, dass der Erlös dann wenigstens dem Wiederaufbau zugute kommen dürfte. Und zweitens werde ich meinen kleinen Überrest in besonderen Ehren halten, und das alte Holz ziert an prominenter Stelle meinen Schreibtisch. Da es aber so unscheinbar wirkt, wird es fast automatisch zum Annlass üfür ein Gespräch über das Schloss. So wirkt es drittens noch als Multiplikator.

  • Es waren die DDR-Verbrecher, die 99,99 Prozent des Schlosses vernichtet (oder vergraben) haben.

    Schon richtig, aber die 100% haben eben die heutigen Bauherren vollendet!

    Damit wäre die Eichenbohlen irgendwann vermodert, ohne jemals wieder jemandem Zeugnis von der beeindruckenden damaligen Ingenieurkunst zu geben, die sich in diesem Fundament widerspiegelt.

    Leider "vermodern" solche Gründungspfähle nicht, da sie unter Sauerstoffabschluss in der Grundwasserzone liegen. Ausser ein paar Fotos legen die Pfähle nun gar kein Zeugnis mehr ab, wie sagte ein Kommentator des Tagesspiegel Artikels so schön:


    Eine Brosche, oder eine Holzperlenkette aus kurfürstlich-königlichem Fundament-Holz am Busen der Geliebten
    zu wissen, dass ist schon sehr ergreifend wie ergötzend gleichermaßen!
    Das gibt wieder die Identität zurück, die man schon so lange vermisst
    hatte, - man weiß nun wo man hingehört.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ein Teil der Pfähle sind doch auch von einem Schreinerbetrieb zu Bodendielen verarbeitet worden, sozusagen recycelt worden, oder wiederverwendet worden. Konnte man auch erwerben.
    Ja, es ist schade! Wenigstens ein paar Quadratmeter hätte im Archäofenster gezeigt werden können!
    Doch jetzt mal ganz pragmatisch gedacht. Wir wollen das neue Schloß! Und das entsteht im Kern aus Beton. Drunter fährt die neue U-Bahn durch. Ihr glaubt doch nicht, daß es da ein Eichenrostpfahlfundament aus dem Barock noch geschafft hätte den neuen Koloss zu tragen, wenn es weiter unten einen Tunnel gibt!?
    Die feingefügten Ziegelfundamente für die wilhelminische Portal III-Verbreiterung mußten doch auch (leider) weichen oder!? Und die teils in situ noch liegenden Plastersteine des großen Schloßhofes ebenfalls. Tja, alles schade, Authentitätsverlust, aber es mußten Entscheidungen gefällt werden und ein funktionierendes, sicher gegründetes neues Gebäude erstellt werden.

  • Das Problem war, dass man den gesamten Neubau wegen des schlechten Baugrunds auf eine riesige Betonwanne mit einer Wandstärke von 1,5 Metern stellen musste. Wie hätte man da die Eichenpfähle vor Ort lassen können? Darüber hinaus hatte die Betonwanne eine Schlüsselfunktion für den früheren Aufbau des Schlosses. Den wollten manche Politiker nämlich beliebig weit nach hinten schieben. Rettich hat dann den Bau der Wanne durchgesetzt, weil diese wiederum für den Bau des U-5-Tunnels Voraussetzung war. Und nachdem die Wanne da war, sprach nichts mehr dagegen, mit dem Bau des Schlosses zu beginnen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.