Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Loggia, sehe ich ebenso. Man hätte ja auch geschäumtes Glas als Dämmstoff nehmen können. Das wäre wenigstens fester und unempfindlicher gegen solcherlei Schäden. Wäre aber wohl auch um einiges teurer. Aber bei der Abnahmemenge hätte man mit der Industrie auch einen Rabatt vereinbaren können, ... :D

    Wenn ich mich nicht irre, sind das keine gewöhnlichen Dämmmatten, sondern Matten aus einer ganz speziellen Faser, die eigens hierfür entwickelt wurde. Außerdem wird die Feuchtigkeit durch die Backsteine nach außen verdunsten. Etwas anderes wäre es, wenn die Matten zwischen zwei Betonwänden lägen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich verstehe nicht, warum man nicht mit der Südseite begonnen hat beim Verputzen. Die ist doch längst fertig...

    Will man nicht zum Tag der offenen Baustelle den Abschnitt zwischen Portal IV und V freilegen?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Will man nicht zum Tag der offenen Baustelle den Abschnitt zwischen Portal IV und V freilegen?

    Ja, so ist es geplant. Das Thema hatten wir schon vor paar Monaten. Der Grund ist einfach der, dass der Eingang wieder vor Portal IV sein wird und zweitens (was noch wichtiger wäre) ist die Lustgartenseite derzeit "Schauseite".

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Laut Wilhelm von Boddien wird die Sandsteinverkleidung der Kuppel in ca. 6 Monaten fertiggestellt sein. Die Dachterrasse wird man übrigens laut Förderverein dieses Jahr am Tag der Offenen Baustelle leider nicht besichtigen können, im Video ist zu erkennen, dass dort viel zu viel Baukram und Gerümpel rumsteht. Hier zwei Berichte zum Stand der Dinge:

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  • Mal was ganz anderes: Spätestens seit ich hier regelmäßig die tollen Baufortschritte an der Fassade mit all dem herrlichen Zierrat, diesen unzähligen Meisterwerken der Steinmetze sehe, bewegt mich vor allem eine Frage:

    Was kann man eigentlich dagegen tun, dass die drei Barockfassaden des Humboldtschlosses nach Fertigstellung innerhalb weniger Jahre, Monate oder gar Wochen mit Graffiti beschmiert und möglicherweise massiv beschädigt werden? Wir haben es ja mit mehreren potentiellen Täterkreisen zu tun: 1. Linksextremisten, 2. fanatische Preußenhasser, 2. rachesüchtige Palast-der-Republik-Fans und 4. Unpolitischer, strunzdummer Abschaum, der vor keinem Bauwerk und keinem Eigentum irgendwelchen Respekt hat und grundsätzlich auf alles, was er sieht, seine krakeligen "Tags" sprüht.

    Mir wird ganz anders, wenn ich daran denke, wie die Fassaden in Kürze aussehen könnten. Aber was tun? Kameras (die eigentlich beweglich sein und jeder Bewegung folgen müssten) wird man wohl kaum flächendeckend an die Barockfassaden dranschrauben. Nachtwächter patrouillieren lassen wird man erst recht nicht, denn wer soll das bezahlen - es sei denn man würde es über die Eintrittsgelder umlegen. Aber um diese Schmierer zu erwischen bzw. abzuschrecken, müssten ja wirklich die ganze Nacht bis zum Morgengrauen mehrere Wachleute unterwegs sein.

  • Also es wird in soweit Vorsorge getroffen, dass bis ins 1. OG ein Graffitischutz aufgebracht wird, der sowohl Sandstein als auch den Putz schützen soll. Wenn das gut gemacht ist, kann dann auch eigentlich nix passieren.

    Und da Unter den Linden jetzt auch nicht übersät mit Graffitis ist und man sicher einen Wachdienst haben wird inklusive Kameras, ist sicherlich das, was man tun kann, getan.

    Ich hoffe nur, dass nicht irgendwelche linken Gruppen mit Farbbeuteln bis ins 2. OG werfen oder ähnliches, ist ja in Potsdam leider an der Baustelle der Ganisonkirche schon häufiger passiert, das wäre Mist!

    APH - am Puls der Zeit


  • Ich hoffe nur, dass nicht irgendwelche linken Gruppen mit Farbbeuteln bis ins 2. OG werfen oder ähnliches, ist ja in Potsdam leider an der Baustelle der Ganisonkirche schon häufiger passiert, das wäre Mist!

    Eben - das neue Schloss polarisiert vielleicht nicht ganz so stark wie die Garnisonkirche, aber mit Sicherheit sehr viel mehr als andere Bauwerke Unter den Linden. Im Schloss hat Wilhelm II. gewohnt - für manche Leute kommt das direkt nach der Reichskanzlei.

  • Ich denke mal, dass der fertige Bau nachts hell angestrahlt werden wird, oder? Zumindest sieht man das auf den Visualisierungen immer. Das sollte auch etwas Abschreckung bringen, wenn es keine dunklen Ecken gibt.

    Und was natürlich helfen würde, wäre die historische Umfeldgestaltung mit Pflanzenrabatten und Balustraden direkt am Gebäude. Da müssten die von "Schloßgespenst" genannten Personenkreise immerhin drüberklettern, was ein gewisses Hindernis darstellt. Zudem würden Balustrade und Bepflanzung die Sicht auf die Schmierereien versperren, was zusätzlich demotivieren wirken dürfte.

    Aber der Senat will ja lieber ein nacktes Schloss in einer offenen Steinwüste, also fällt dieser Schutz wohl leider flach... :kopfwand:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Goldstein fragte:
    "Welchen Grund hatte denn damals die Entscheidung für ein Kuppelkreuz?"
    Das Kreuz auf der Kuppellaterne wurde einfach deshalb errichtet, weil sich unter der Kuppel die neue Schlosskapelle des preußischen Königshauses befand.

  • Goldstein: im 19.Jhdt, weil das die Schloßkapelle war. Heute, weil man die Fassaden rekonstruiert.
    @Graffiti, Beleuchtung: ich hab ja vor allem Bedenken wegen dem - sorry - "Pißeck" zwischen Rondell und Stella-Ostfassade.

  • Die vollständige Rekonstruktion der Stülerschen Kuppel. Die tragenden Engel und der Palmenkranz machen ikonografisch ohne Kreuz keinen Sinn.

    Hätte die Jury oder der Bundestag eine moderne Kuppel gewollt, wie beim Reichstag, wäre seinerzeit anders beschlossen worden.

  • Äußerlich gesehen war das Kreuz die Krönung der im Schaft der Kuppel untergebrachten Schloss- oder Hofkapelle. Die ehemalige gotische Schlosskirche - aus katholischer Zeit - war zu einem Wohnraum für König Friedrich Wilhelm IV. umgebaut worden, unter dem bau- und kunstgeschichtlich sehr wertvollen Schlingengewölbe wurde eine Zwischendecke eingezogen. Das Schlingengewölbe war durch die Bomben wieder freigelegt worden, wurde aber dennoch mit dem ganzen Schloss gesprengt.

    Die Schlosskuppel mit dem Kreuz, die den damaligen Dom überragte, konnte man als Einheit von Thron und Altar deuten: Legitimation der Herrschaft "von Gottes Gnaden".

    Die Frömmigkeit der Hohenzollern hatte aber viel tiefere Wurzeln. Die Dynastie und das Land Brandenburg hatten früh die reformierte Form der Reformation angenommen, waren also weniger Luther gefolgt als Calvin. Dies wurde verstärkt durch die Annahme der hugenottischen Flüchtlinge aus Frankreich, die ebenfalls dieser Form der Reformation anhängten. Dazu kam die geförderte Einwanderung von ebenfalls reformierten Holländern als Fachleute für das Wasserbauwesen. Krone war die Heirat des Großen Kurfürsten mit Luise Henriette von Oranien (1627-1667) aus den Niederlanden, der Stammmutter der preußischen Könige.

    Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. war geprägt von dieser religiösen Tradition der Hohenzollern: Auf diese Tradition geht das große Pflichtbewusstsein des Herrschers zurück, das nach ihm auch Friedrich den Großen auszeichnet. Dieses Pflichtbewusstsein, das sich auch in der Friedenserhaltung ausgerechnet des Soldatenkönigs zeigt, hat in erster Linie religiöse Gründe. Der Alte Fritz hält sich zwar an das vom Vater übernommene Pflichtbewusstsein als erste Tugend eines Herrschers, nicht aber an das religiöse Vorbild: Er ist zwar ein überaus toleranter Freigeist, führt aber Kriege.

    Pflicht als preußische Tugend in überwiegend gutem Sinne, wenn auch in mancherlei Hinsicht kritisch zu sehen, hat also in erster Linie religiös-christliche Wurzeln, gründend im reformierten Glauben. Bei Friedrich Wilhelm IV. werden diese religiösen Wurzeln romantisch verklärt, durchaus zunächst im Sinne der Zeit. Deshalb ist er in der Revolution von 1848 geistig nicht in der Lage, die ihm von der Paulskirche gebotene Kaiserkrone anzunehmen und hat damit historisch die Entwicklung der Demokratie in Deutschland schwerst behindert.

    Dennoch darf man die Religiosität der preußischen Könige nicht monokausal als eine Thron-Altar-Bigotterie deuten, wie das in der Presse heute meist geschieht.

    Das Kuppelkreuz ist viel mehr als ein negativ beladenes Symbol. Es symbolisiert auch eine Tradition der Hohenzollern, die in vielerlei Hinsicht für die Politik auch heute noch als vorbildlich gelten könnte.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Da 'Spreetunnel' die Putzfläche nicht so wirklich im Bild hatte, diese Ergänzungen.

    Sind von vornherein bereits unterschiedliche Putze verwendet worden oder ist hier bereits in Feldern eine Grundierung oder gar Farbe aufgetragen?

    Dann noch dieses: Diese Bildhauerstücke liegen vor Portal V. Der Genius gehört wahrscheinlich zu den Fanfarenbläsern über dem Rundbogenfenster, aber dieser "Gasmaskenaufsatz" als Nase lässt mich ratlos zurück. Was meinen die Fachleute dazu?

    Zu den wiedereingebauten, wohl Permoser'schen Hermen an Portal V übrigens noch dieser Artikel:
    http://www.stone-ideas.com/2017/04/20/die…iner-schlosses/

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (25. Mai 2017 um 19:20)

  • Ich bin zwar kein "Fachmann", nur interessierter Laie, aber es sieht für mich fast so aus als ob das Mundstück erst vor Ort gearbeitet wird. Passung mit der Fanfare und so...

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ja klar, das ist ein Beispiel für Endbearbeitung erst im eingebauten Zustand des Werkstücks, damit dem Genius auch die richtige Schnute gezogen werden kann, um die ihm dann verpaßte Tröte auch richtig, d.h. im richtigen Winkel blasen zu können. Vielleicht sind ja da die historischen Fotografien und Bauaufnahmen nicht ganz eindeutig, da ja vom Mundstück der Tröte überdeckt.(Na gut nebenan gibt's ja quasi noch ein Original).
    Aber jetzt mal im Ernst. Ist es nicht schon ein großes Wunder, eine geniale Wiederauferstehungsleistung der beteiligten Bildhauer und Kunsthistoriker das alles zu großen Teilen von Fotos und beschädigten wenigen Originalen neu zu schöpfen im Geiste des Barock!!! Laßt uns uns kneifen, damit wir das auch in der wachen Freude und Dankbarkeit für solches Tun würdigen und schätzen können!!! Hoffe im Humboldtforum bekommt die Dokumentation und Präsentation der Renaissance des Berliner Schloßes (und die Tätigkeit des Vereins) gebührend Raum! :daumenoben: