• Die Kapuzinergasse weiter westlich, auch sehr sehr „schick“... Links die Nr. 24, Wiederaufbau nach Kriegszerstörung.


    Wohlgemerkt, zur Erinnerung, wir sind hier im Ensemble Altstadt...

    Passend dazu nochmals der Artikel „Altstadt kaputt“.
    Beitrag 172667

    "Reizvolle" Bilder zu den südlich daran angrenzenden ähnlich berauschenden neuen Wohngebieten an der Armenhausgasse und Weiten Gasse hatte Zeno ja bereits dankenswerterweise eingestellt.
    Beitrag 126130


    Noch ein Durchblick von der Weiten Gasse nordwärts zur Kapuzinergasse:


    Und ein paar ältere Luftbilder dieses Bereiches im Südwesten der Altstadt:

    Blickrichtung NW, der hohe Schornstein oberhalb der Kirche St. Ulrich und Afra markiert das Neubaugebiet südlich der Kapuzinergasse (ein aktueller Luftbild-Vergleich wäre da sehr angebracht...). Rechts die Maximilianstraße und der Ulrichsplatz (auf diesem Luftbild gut erkennbar Ulrichsplatz 17).


    Blickrichtung N


    Blickrichtung SO. Jetzt im Vordergrund die Kapuzinergasse und das Hasenbräu-Areal mit dem hohen Schornstein. Rechts die Konrad-Adenauer-Allee. Links die Maximilianstraße, darüber Lech- und Ulrichsviertel. Letzteres war 1944/45 ohne größere Verluste durchgekommen und ist auch heute noch gut erhalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (14. Juli 2016 um 16:49)

  • Lange Gasse 20 und 22

    Eine wie ich finde für heutige Verhältnisse passable und vergleichsweise angenehme Neubebauung in der nördlichen Altstadt aus jüngerer Zeit

    Ja, dem kann ich zustimmen. Sogar mit Fensterbögen im Parterre und im Dachgiebel... Fast schon zum großen, positiven Erstauntsein, denn alles Runde und Halbrunde ist doch heute bei so vielen Architekten total verhasst und out, ebenso geziegelte Steildächer. Scheint von einem Architekten zu sein, der nicht dem quadratisch-praktisch-hässlich-Mainstream der Neuen Moderne folgt. Für heutige Verhältnisse ein ansehnliches Haus, welches Baujahr hat es denn?

  • Lange Gasse 20/22

    Auf Bing Maps stehen die Gebäude schon und da ist der Hasenbräu-Kamin noch vorhanden, danach spätestens 2011.

    Edit: Bing Maps scheint so auf dem Stand von 2009 zu sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (15. Juli 2016 um 14:50)

  • Vorderer Lech 8

    Gignouxhaus, einstmals Blaue Krügle, später Komödie. Seit Jahren ist die weitere Zukunft ungewiss. Aktuell gibt es im Erdgeschoss immerhin noch einen Italiener.

    Denkmalnetz Bayern
    http://www.denkmalnetzbayern.de/index.php/menu…5/seite_id/1774

    Ein paar aktuelle Aufnahmen:

    Vorderer Lech 8, 6 und 4


    http://abload.de/image.php?img=…_gignoopsnz.jpg



    http://abload.de/image.php?img=…_gigno4qszi.jpg



    http://abload.de/image.php?img=…_p1200sqs19.jpg



    http://abload.de/image.php?img=…_p1200zfsrj.jpg



    http://abload.de/image.php?img=blaues_krueglei8j8i.jpg




    Das Blaue Krügle anno dazumal (Bildquelle Bildarchiv Foto Marburg, ohne Datum)

  • Diesen Artikel hatten wir wohl noch nicht:
    Neue-Pläne für die Problem-Immobilie am Leonhardsberg (Artikel vom März 2016)

    Drei Zitate daraus:
    "Von der Modernisierung sind insgesamt fünf Gebäude zwischen Karolinenstraße, Leonhardsberg und Schmiedberg betroffen, wie Bauordnungsamtsleiter Peter Sterz erläutert. Abgesprochen sei bereits, dass das historische Gebäude in der Karolinenstraße 28 erhalten bleiben soll. Es sei prägend für den historischen Straßenzug in Richtung Dom."

    "Heimatpfleger und Architekt Hubert Schulz stuft den Straßenzug als städtebaulich bedeutendes Eingangstor zum Augsburger Zentrum ein. In den kriegsbedingten Baulücken am Leonhardsberg seien in den 1950er Jahren Bauten entstanden, die heute als Zeitdokumente zu sehen seien und sichtbar bleiben sollen."

    Bzgl. Schmiedberg 6 und seinem dubaischen Investor ...
    „Vom Hotelprojekt hat der Investor aber wegen der hohen Kosten wieder Abstand genommen. Mit einem neuen Architekten aus München will man das Gebäude nun in ein modernes Wohnhaus umwandeln.“


    Das gesamte Areal Schmiedberg/Leonhardsberg (und einiges altstadtuntaugliche gleich mit dazu), würde ich augenblicklich niederreißen lassen und dort einen Park anlegen. Wenn ich die Wahl hätte zwischen der jetzigen inferioren Bebauung und einer zukünftigen im Normalfall noch inferioreren, dann würde ich aber lieber alles lassen wie es ist...
    Zumindest dem Eckgebäude Karolinenstr. / Schmiedberg kann ich auch ein wenig abgewinnen...


    Ehemals: Schmiedberg nach Westen, im Hintergrund das Riedingerhaus. Diese reizvolle Bebauung aber wohl nicht Kriegsverlust, sondern schon zuvor ersetzt (zumindest wenn man nach dem letztens eingestellten Luftbild geht).


    Der „Kultbau“ Schmiedberg 6, das Hess-Haus aus den 1950er Jahren. Wieso hat ihn der Denkmalschutz als Kind seiner Zeit eigentlich nicht längst unter Denkmalschutz gestellt?

    2012 noch mit dem klassischen Spruch „Na das ist ja ganz bezaubernd“ (könnte von mir sein...).


    Aktuell:

  • Sieht aus wie Kassel oder Bochum. Also, wenn auch in Augsburg fast nichts erhalten geblieben wäre...

    Es ist natürlich schon extrem bedauerlich, dass die ehemals wohl schönsten Teile der Altstadt so schwer zerstört und verhunzt worden sind (die südliche Maximilianstraße mal ausgenommen). Und dennoch verwahrlost man das vielleicht schönste erhalten gebliebene Haus der Stadt! Unglaublich! :kopfschuetteln:

  • Bei der seit 2012 geschlossenen Dominikanerkirche, in der einige Zeit lang das Römische Museum untergebracht war, ist die weitere Nutzung unsicher.

    Stillstand bei der Dominikanerkirche (12.01.2016)

    Kommt die Landesausstellung in die Dominikanerkirche (17.01.2016)


    1513-15 als zweischiffige Hallenkirche mit geraden Abschlüssen im Osten und Westen erbaut, 1716-24 barockisiert, 1803 profaniert und als Lagerhalle verwendet, die Innenausstattung verkauft, seit 1966 Römisches Museum.
    Die Kirche zählt zu den frühesten und bedeutendsten Sakralbauten der Renaissance in Deutschland.





    Der 1769 aus der Wertach geborgene Pferdekopf von einem römischen Reiterdenkmal

    Weitere Aufnahmen

    2 Mal editiert, zuletzt von Markus (15. Juli 2016 um 15:52)

  • Sieht aus wie Kassel oder Bochum. Also, wenn auch in Augsburg fast nichts erhalten geblieben wäre...

    Es ist natürlich schon extrem bedauerlich, dass die ehemals wohl schönsten Teile der Altstadt so schwer zerstört und verhunzt worden sind (die südliche Maximilianstraße mal ausgenommen). Und dennoch verwahrlost man das vielleicht schönste erhalten gebliebene Haus der Stadt! Unglaublich! :kopfschuetteln:

    Das Gignouxhaus zählt sicherlich zu den bedeutenderen Bürgerhäusern, die in Augsburg erhalten geblieben sind. Wenn man sich z.B. das Buch "Das Bürgerhaus in Augsburg" zu Gemüte führt, viel zu viel steht von den dort abgebildeten und beschriebenen Häusern heute nicht mehr. Wobei diese Verluste alleine schon schmerzlich genug wären. Wenn man aber sieht, was dort heute herumsteht und dann auch noch teilweise darüber gelobhudelt wird wie beim Karstadt am Martin-Luther-Platz (letzte Ausgabe der bayr. Denkmalpflege-Informationen...) oder wie im Fall Leonhardsberg, dann wird einem nur noch schlecht...

  • Du meinst sicher das ehem. Gebäude der Innungskrankenkasse (Karolinenstraße 28/Schmiedberg4):

    solidas-immobilien.de/img/referenzen/14/1-w730.jpg

    Also ich finde, dass das Gebäude unbedingt erhaltenswert ist.

    Steht das ehemalige Gebäude der Innungskrankenkasse denn eigentlich noch? Von seiner Architektur her finde ich auch, dass es sich gut ins Straßenbild einfügt bzw. eingefügt hat. Dieses Kistenmonster, das da jetzt hinkommen soll, ist wirklich allerunterste Schublade, eine hundertprozentige Verschlechterung... Da haben die Bauherren wohl die 1960er-Jahre wieder hervorgekramt. So eine Bebauung sollte wirklich amtlich verboten werden! :gehtsnoch:

  • Markus, habe ich gerade eben erst gesehen, den Betrag 269 von heute über die o. g. Straßenecke. Der verlinkte Artikel war von März, aber die Pläne mit dem Kistenmonster-Neubau scheinen damit vom Tisch zu sein. Hoffentlich...

  • Anbei noch ein ausführlicher und sehr interessanter Artikel über die Augsburger Baupolitik seit 1945 von Gregor Nagler.

    Zitat

    Und tatsächlich ist das alte Augsburg vielerorts schon längst abgewickelt. Das Textilviertel als historische Industrie-Landschaft gibt es nicht mehr. Restbestände der 1944 zerstörten Altstadt verschwinden, vor allem, wenn sie nicht direkt an der „Prachtmeile“ liegen oder touristisch nur schwer aufgearbeitet werden können. Und dies, obwohl mit Stadtheimatpfleger und Baukunstausschuss eigentlich Kontrollinstanzen installiert sind. Ein wirkliches Bekenntnis zur Geschichte der Stadt mit all ihren Brüchen und den großen und kleinen Zeugnissen, die davon übrig blieben, gibt es jedenfalls nicht (mehr). Vermutlich sehen viele Planer Investoren und Stadträte einfach nicht, dass gerade die Auseinandersetzung mit dem alten Stadtbild der Ansatzpunkt für ein beständiges Leitbild sein könnte. Sie verschenken, wie im Falle des Martini-Parks, den Trumpf, den sie schon in Händen hielten.


    http://www.daz-augsburg.de/?p=51935

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Allein das Zitat in der Bildunterschrift ist schon ein Hohn: "Wenn man es erhalten hätte, hätte es wie ein Fremdkörper im neuen Ensemble gewirkt." Ich dachte immer, dass es so sehr auf die "Brüche" und "Kontraste" ankommt. Ach so, ich vergaß, dass das nur gilt, wenn man einen Flachdach-Glaskasten oder einen Staffel-Dachaufsatz in ein historisches Ensemble klotzen kann, nicht aber umgekehrt.
    Armes Augsburg.

  • Ja, diese Unterschrift hat was, SotT wie TafkaP mal gesungen hat (und BS)...

    Fortgeschrittene Degeneration wohin man auch blickt. Was es alles in A gibt bzw. gab, von diesem Martini-Park hab ich bisher noch nie etwas gehört, wo er wohl liegt?

  • Sieht aus wie Kassel oder Bochum. Also, wenn auch in Augsburg fast nichts erhalten geblieben wäre...

    Es ist natürlich schon extrem bedauerlich, dass die ehemals wohl schönsten Teile der Altstadt so schwer zerstört und verhunzt worden sind (die südliche Maximilianstraße mal ausgenommen). Und dennoch verwahrlost man das vielleicht schönste erhalten gebliebene Haus der Stadt! Unglaublich! :kopfschuetteln:

    Sorry, aber du warst offenbar noch nie in Augsburg. Das waren mitnichten die schönsten Teile der Altstadt, das war Historismus-Dutzendware, wie sie überall in Europa zu finden ist. Das macht sie auf den ersten Blick zwar nicht weniger gefällig, aber diese Dutzendware bezog sich auf Leitbauten der Renaissance - die u. a. in Augsburg zu finden waren und bis heute sind. Wie beispielsweise das Rathaus Augsburg. Bevor diese Historismus-Dutzendware in diesem Bereich gebaut wurde gab es dort in der Tat alte Baubsubstanz, um die es schade war und die für diese (damals) "modernen" Gebäude abgerißen wurde! Dort gab es noch erhaltene Wohntürme von Patriziern, prächtige Kaufmannshäuser mit reicher Fassadenmalerei und vieles mehr (einige Meter weiter ist noch ein Renaissance-Wohnhaus erhalten, das sog. Wieselhaus, das einen Eindruck davon gibt, was hier abgerißen wurde um diese ach so schönen Historismus-Zweckbauten zu errichten, die du vermisst: http://www.daz-augsburg.de/wp-content/upl…morbitzer-2.jpg )

    Derartig lockere Bebauung mit Höfen war den Nutzflächenmaximierern des "langen 19. Jahrhundert" aber zu verschwenderisch, also musste sie fast überall für Historismus-Dutzendware in dicherer Bebauung weichen.

    Um diese Pseudo-Altstadt Dutzendware die auf dem schwarzweißen Foto zu sehen ist (erfüllt das Klischee von Altstadt, ist aber weder der älteste noch wertvollste Teil des alten Augsburg gewesen) ist es nicht himmelschreiend schade.

    Ich wäre hier auch strikt gegen jede Reko, denn die historische Straßenführung käme damit zwangsläufig zurück und die braucht kein Mensch mehr. Dort, wo jetzt zB die beiden wichtigen Tramlinien 1 (Richtung Innenstadt) und 2 (beide Richtungen) zum Rathaus fahren war bis zum Krieg eine durchgehende Bebauung. Abgerißen hätte ich dafür auch keine alte Bausubstanz, aber zwischen Abriß für neue Verkehrswege oder dem Rückbau von Verkehrswegen die seit Jahrzehnten für die Stadt wichtig sind ist dann doch ein großer Unterschied (wie man die Straßenbahn anders führen könnte wäre mir auch ziemlich schleierhaft).
    Und das Gignouxhaus ist weder bzgl. Alter noch bzgl. Schmuck das schönste, erhaltene historische Gebäude der Stadt. Alleine aus dem Rokoko (Stil des Gignouxhaus) ist zB das Schaezlerpalais um ein Vielfaches prächtiger und insb. im Inneren noch mit reichlich Originalsubstanz, bis hin zum Festsaal: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ugsburg)_04.JPG

    Beim Gignoux ist bedauerlich, dass die wechselnden Eigentümer bis heute nicht saniert haben, aber früher oder später wird auch das passieren und ich habe nichts davon, außer einer frisch gestrichenen und ausgebesserten Stuckfassade, wenn da drin dann teure Privatwohnungen angesiedelt sind. Solange die Sanierung noch nicht angefangen hat bleiben andere, öffentliche Optionen offen, die bis heute diskutiert werden. So hat zB die Uni, die einen eigenen Campus am südlichen Stadtrand hat, mehrfach angeregt, dass sie dort gerne eine Außenstelle einrichten würde.
    Die Uni ist in den letzten Jahren massiv gewachsen und hat nun deutlich über 20.000 Studenten (die Fachhochschule kommt noch dazu, die auch über Raumnot klagt) und die neue Medizinfakultät, die zum Wintersemester 2018 ihre Tore öffnen wird, wird auch Räume benötigen. Auch bewirbt sich Augsburg um Unesco Weltkulturerbe für die historische Wasserwirtschaft, die Unesco verlangt zentral gelegene Besucherzentren die dann errichtet werden müssen wenn sie den Titel vergibt. Das würde das Gignoux, mit einem der zahlreichen Lechkanäle vor der Nase, wunderbar erfüllen. Und es gibt noch weitere konkrete Ideen für eine öffentliche Nutzung des Gignoux.

    Gut möglich, dass sich hier also doch noch was ergibt und das Gebäude in staatliche Hände gelangt und zu einer öffentlich zugänglichen Nutzung umgebaut wird. So lief es zB am Ende mit der alten Hauptpost in der Grottenau. Manchmal gilt eben "gut Ding will Weile haben, das Gignouxhaus steht da seit 250 Jahren, musste dementsprechend natürlich schon zigmal saniert werden und hatte auch schon zigmal Sanierungsbedarf, jetzt halt wieder. Das Dach ist dicht, die Statik ist nicht gefährdet, Eile ist also nicht geboten wenn es doch die Chance gibt, doch noch eine öffentliche Nutzung zu bekommen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Datschi (15. August 2016 um 13:09)

  • Das Innere ist sogar noch viel unauffälliger als die Fassade. Es hat halt "Geschichte" und die ist sogar recht bemerkenswert. So gehörte es einer gewissen Anna Gignoux, daher auch der Name. Sie war Textilindustrielle uns führte ihr eigenes Unternehmen. Das war für das 18. Jahrhundert schon ganz außerordentlich, von wegen Patriarchat, das damals ja noch Realität war. Daher erklärt sich auch die relative Schmucklosigkeit trotz Rokoko. Denn ursprünglich war das Haus als ein frühes Fabrikgebäude (Manufaktur) gebaut. Für die Industrie- aber auch Gesellschaftsentwicklung ein Haus mit einer besonderen Vergangenheit.

    Was Pracht angeht aber natürlich nicht mit den Leitbauten der Altstadt vergleichbar (für die Auswärtigen: die eigentliche Altstadt Augsburgs liegt zwischen Dom und Basilika, die in Reiseführern sogenannte Altstadt ist das Handwerkerviertel das erst nach vielen Jahrhunderten dazu kam, deswegen befindet sich dort auch das Gignoux, das war sozusagen das Gewerbe- und Industriegebiet der Stadt, Wikipedia, Reiseführer oder auch Stadtmarketing haben irgendwann mal angefangen das als Altstadt zu bezeichnen weil es halt durch die gewundenen Gassen und kleinen Häuser dem romantisch verklärten Klischee einer Altstadt, das man heute so in Deutschland hat, entspricht).

    Einmal editiert, zuletzt von Datschi (15. August 2016 um 18:30)

  • romantisch verklärten Klischee einer Altstadt, das man heute so in Deutschland hat

    Da der Begriff "romantisch" für Dich offenbar negativ besetzt ist. Was ist denn für Dich eine nicht von Romantik und Klischee verklärte Altstadt?

  • So schwer historistisch überformt war Augsburg doch nicht? Denn auf den alten Bildern sehe ich meistens sicher keine "historistischen Massenware", sondern zT. wirklich erstklassige Bürgerhäuser, und der Großteil davon ist 1944 untergegangen. Markus hat das alles ja schon wundervoll dokumentiert. Aber ich war in der Tat noch nie in Augsburg, und bin also sicher kein Experte!

  • Eine Altstadt ist doch selbsterklärend der älteste Teil einer Stadt. Das ist in Augsburg die Hochterasse, wohin die Römer aus ihrem ersten Lager in tieferer Lage (sicher nach dem ersten Frühjahrshochwasser) langsam umsiedelten und Augusta gründeten, woraus später Augustuspurg und schließlich Augsburg wurde. Seit 2 Jahrtausenden durchgehend Stadt. Jeder Flecken an dem man dort gräbt ist eine Zeitreise, je tiefer desto weiter zurück. Aber auch die Bauten, so ist der Dom im Kern circa ein Jahrtausend alt und wurde in den Jahrhunderten immer wieder erweitert und umgebaut.
    Zwischen der freien und reichsunmittelbaren Bürgerstadt, die sich schon lange vor dem Rathaus von Elias Holl stolze Bauten erstellte um sie dem Bischof entgegen zu setzen sowie dem Fürstbischof in seiner eigenen kleinen Stadt inklusive Mauer rund um den Dom (vgl. Vatikan) gab es dort schon immer Zank, Luther reiste dorthin um den päpstlichen Gesandten die Meinung zu geigen und damit die Reformation endgültig vom Zaun zu brechen, danach ließen ihn die freien Stadtbürger zum größten Unmut der Kirche frei ziehen und halfen ihm sogar bei der Flucht durch ein kleines Stadttor. Dort wurde der Augsburger Religionafriede geschlossen, dem die Stadt heute den 8. August als gesetzlichen Gedenktag zu verdanken hat, der einzige gesetzliche Feiertag auf der ganzen Welt der nur in einer einzigen Stadt gilt und ihr gewidmet ist.

    Das und vieles mehr fand in der echten Altstadt statt.

    Und es macht mich einfach traurig, dass die Masse daran kein Interesse und dafür keinen Sinn hat. Man möchte lieber eine Klischee-Altstadt "ist das nett hier!" als Kulisse für Konsum oder Gastronomie, die Stadt macht willfährig mit, schließlich lässt es die Kassen klingelm. Was sind schon zwei Jahrtausende reicher Geschichte gegen eine Handwerker-Vorstadt die vielleicht 1/3 des Alters der echten Altstadt hat.

    Die Leute denken meist weil in fast allen Städten große Gebäude erst im 19. Jahrhundert gebaut wurden stellt dieser zentrale und älteste Teil auch in Augsburg eine Art Neustadt dar. Und es besteht keinerlei Interesse an der wahren Geschichte. Sorry das frustriert mich einfach und lässt mich gelegentlich etwas spotten.

  • Vielen Dank für die Aufklärung. Ich kannte den Martini-Park nur als m.E. perfekte, denkmalgerechte Nachnutzung eines ehemaligen Industrieareals, den etwas südlich gelegenen Gewerbepark. Dort hatte ich bis vor einigen Monaten regelmäßig beruflich zu tun und fand die Atmosphäre dort immer ganz schön. Dass es etwas weiter noch ein historisches Garten- und Gewächshaus gab, war mir gar nicht bekannt. Um so schlimmer ist die Nachricht des Abrisses.

    Das Augsburger Textilviertel ist für Freunde von Industriearchitektur schon eine beeindruckende Gegend, auch wenn viele Industriebauten und auch Arbeiterviertel abgerissen wurden. So beeindruckende Bauten wie der "Glaspalast" oder das "Fabrikschloss" gibt es sonst nur selten, auch das Textilmuseum ist definitiv einen Besuch wert.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)