• Heilig-Kreuz-Straße


    Auch hierzu noch ein wenig Zeitreise.

    Heilig-Kreuz-Straße, Kohlergasse

    Der Neubau ist fertig:

    Bild 4897

    Heilig-Kreuz-Str. 14, 10, 8, 6 und 4 (letztere beiden überstanden 1944/45)

    2011

    Heilig-Kreuz-Str. 18, 16 14 und 10. Das mittige Gebäude (Nr. 14) an der Ecke zur Kohlergasse.

    vor 1944

    Heilig-Kreuz-Str. 18 und 16 (die Nr. 18 existiert noch).


    Heilig-Kreuz-Str. 14, 12, 10 und 8

  • Wirklich traurig. Augsburg muss vor 1944 sicher eine der sehenswertesten Städte ganz Mitteleuropas gewesen sein. Heute scheint man aber selbst vor Ort fast nichts mehr davon zu wissen, und statt eine Verbesserung durch Rekos werden nur Verschlimmbesserungen durch weitere Abrisse angestrebt. Sogar in Nürnberg scheint die Lage nicht mehr so aussichtslos zu sein...

  • Heilig-Kreuz-Straße, Kohlergasse.....also das Haus könnte direkt aus den 70er stammen! Ich hoffe das die Architekten weit über 60 Jahre alt sind und uns mit solchen Abscheulichkeiten bald nicht mehr beleidigen können!

  • Doppelt hält besser... Erinnern konnte ich mich irgendwie noch dran, mehr noch an den dort verlinkten Gruselentwurf oberhalb. Definitiv erstaunlich, dass zumindest ein einigermaßen von der Form her angepasster Bau kommt.

  • Wirklich traurig. Augsburg muss vor 1944 sicher eine der sehenswertesten Städte ganz Mitteleuropas gewesen sein. Heute scheint man aber selbst vor Ort fast nichts mehr davon zu wissen, und statt eine Verbesserung durch Rekos werden nur Verschlimmbesserungen durch weitere Abrisse angestrebt. Sogar in Nürnberg scheint die Lage nicht mehr so aussichtslos zu sein...

    So hat man mal am Ulrichsplatz gebaut:
    Sicherlich eines der großartigsten Bürgerhäuser, die es in Augsburg je gab. Ein wahnsinnig tolles Gebäude!
    Und heute?


    Die Karolinenstraße nach Süden war sicherlich einer schönsten und harmonischsten Straßenzüge europaweit. Und heute? Nicht einmal das Welserhaus hat man wiederaufgebaut, geschweige denn das Bäckerzunfthaus. Was hätte denn dort noch stehen sollen, damit man es Wert gefunden hätte, an einen Wiederaufbau auch nur zu denken??

    Wie rief ein Kardinal 1616 mal so schön und passend beim Anblick der Augsburger Reichsstraße aus: "Veramente una strada imperiale". Und heute?

    Beim von Westen über die Straße einfallenden Lichtstrahl geht die Karlstraße ab, hier wurde Richtung Osten nach 1945 der Leonhardsberg durchgebrochen. Das Eckgebäude Karolinenstraße / Schmiedberg links angeschnitten.


    Was zuletzt so an Neubauten in die Altstadt reingewürgt wurde und wohl weiter wird, siehe Bebauung Hinter dem Schwalbeneck oder am Zeugplatz, zwischen Kapuzinergasse und Weiter Gasse, die geplanten Vorhaben an der Karolinenstraße Ecke Schmiedberg, an der Annastraße oder am Ulrichsplatz, das ist wie ich finde schon jenseits des absoluten Nullpunktes, altstadtuntauglicher und kälter geht es eigentlich nicht mehr. Unterunterste Schublade...


    Anbei noch ein paar Luftbilder vor 1944
    Hier ist der Bereich, der nach 1945 sehr stark verwüstet wurde, gut zu erkennen. Die besonders hochwertige Bebauung der Westseite der Karolinenstraße (rechts vom links angeschnittenen Perlachturm). Etwa von der Bildmitte nach rechts unten zum Stadtbad hin verläuft jetzt der Leonhardsberg (Straßendurchbruch auf Höhe der Karlstraße nach 1945), nördlich (zum rechten Bildrand hin) davon Schmiedberg und Mauerberg. Rechts oben der Dom, im Vordergrund die Barfüßerkirche, noch mit Langhaus, darüber die Stadtmetzg.



    Altstadt Blickrichtung NW über das Lechviertel hinweg:

    Zumindest steht das eine oder andere in Augsburg auch heute noch...

    2 Mal editiert, zuletzt von Markus (14. Juli 2016 um 14:15)

  • Eine Flächenrekonstruktion wäre hier eigentlich genau so wichtig wie am dresdner Neumarkt. Es muss alles etwa wie ein süddeutsches Danzig gewirkt haben, nur war die augsburger Altstadt als Ganzes noch viel größer und, vor allem, wertvoller!

  • Ja, der Verlust ist sehr bedauerlich. Jedoch mache ich mir nicht sonderlich viel Hoffnungen bei unseren "kulturbewussten" (Achtung: Ironie!) Politikern, dass dort in den nächsten Jahrzehnten was passieren wird. Der Kapitalismus herrscht unentwegt über Deutschland, und solange das noch so bleibt, werden wir noch weiterhin zusehen müssen wie sie ihre grauen Primitivbunker in die Höhe ziehen.

  • Und dazu noch erstmal Hallo, denn wie ihr vielleicht sehen könnt, bin ich recht neu hier. Genauer gesagt bin ich gestern nacht auf diese sehr interessante und für mich sehr ansprechende Seite geraten, und möchte hier auch sehr gerne mitwirken und etwas hierzu beitragen.

  • Tja, die heutigen Architekten und Bauherren müssten doch eigentlich aufgrund der vergebenen Chancen ihres Lebens in tiefe Trauer verfallen. Sie haben die Städte mit Schrott vollgestellt, was jedem ästhetisch versierten Mensch sofort auffällt, der mit den alten Fotos vergleicht. Dass ihnen die Vergeblichkeit ihres Lebens offenbar nichts ausmacht dürfte nur an mangelndem Bewusstsein liegen.

  • Zitat

    Niederländer schrieb:
    Und das hier war im Westen der Altstadt, nicht?

    http://static1.akpool.de/images/cards/118/1186319.jpg


    Ja, Grottenau 2, das von Rad´sche Haus mit Blick aus der und in die Ludwigstraße. Die Grottenau passenderweise heute grottenhäßlich, wie schon einmal ein hier leider nicht mehr Aktiver bemerkte...

    Siehe hier:


    Diese Vergleiche, gerade auch von diesem Innenhof, sind einfach faszinierend...

  • Ja, wollte ich gerade sagen/schreiben. - Trotz der Verluste, empfinde ich Augsburg heute noch als eine attraktive Stadt. Was mich nur wirklich daran stört (und das gilt nicht nur für Augsburg), ist diese Zerrissenheit, durch unnötig breite Straßen. Dadurch geht das Gefühl der Geschlossenheit völlig verloren. Zumindest geht es mir so. Ich habe oft das Gefühl, von einer "Traditionsinsel" zur nächsten zu laufen. Dazwischen kommt immer unschöner Autoverkehr. Ganz krass fand ich das auch in Braunschweig und Bremen.

  • Sascha, ja die Konrad-Adenauer-Allee hat noch ihre tolle gründerzeitliche Bebauung. Jedesmal wenn ich da z.B. mit der Straßenbahn vorbeikomme denke ich mir, typisch Augsburg, wäre nur die Karolinenstraße oder die Ludwigstraße oder Im Thäle oder der Obstmarkt etc auch noch so intakt. Irgendwie kann ich mich nicht daran erfreuen...

  • Ein Problem ist, dass es viel zu wenig Menschen gibt, gerade unter den jüngeren Reihen, die sich bloß ein bisschen für Architektur interresieren. Deswegen ist es ihnen eigentlich egal, was abgerissen wird, wie unsere Städte aussehen, usw. ; Hauptsache sie können mit Freunden abhängen und in Diskotheken gehen oder sich in Biergärten setzen.

  • Eben, es gibt ja soo viel sehr viel Wichtigeres... Wen interessiert es schon, wie die Altstadt einmal ausgesehen hat oder was aktuell so hineingebaut wird...


    Kapuzinergasse im Jahre 2016

    Von der Maximilianstraße zweigt westwärts die Kapuzinergasse ab. Frisch renoviert die Nr. 9 auf der Südseite:



    Eine ältere Aufnahme von 2010. Der hohe Schornstein stand auf dem Gelände des Hasen-Bräu.

    Auf der Nordseite gegenüber das Kathan-Haus, seit dem sinnlosen Abbruch des Moschelhauses am Obstmarkt 1965 allerletztes Beispiel eines Augsburger Bürgerhauses mit Fassadenbemalung (einstmals für Augsburg sehr charakteristisch):

    Soweit so gut. Es geht weiter:

    Die geschlossen erhaltene Nordseite der Kapuzinergasse. Rechts das Kathan-Haus. Links die Nr. 16, das Wohnhaus von Elias Holl, wurde nach Kriegsbeschädigung vorbildlich wiederaufgebaut und steht dementsprechend nicht unter Denkmalschutz.

    Die reizenden Klötzchen im Vordergrund lassen schon einiges befürchten.

    Und tatsächlich, dann heißt es sich gut festhalten. So sieht die gegenüberliegende Südseite, wohlgemerkt eines Augsburger Altstadt-Straßenzuges mit geringer Kriegszerstörung, jetzt aus:

    Pure Faszination! Hier hat man sich auf dem Gelände des Hasen-Bräu, könnte man sagen, mit zeitgemäßen Mitteln die allergrößte Mühe gegeben, altstadttauglich zu bauen. Man erkennt sofort, aus welcher Zeit die Bebauung stammt. Und das Ensemble Altstadt wird dadurch selbstverständlich in keinster Weise beeinträchtigt, im Gegenteil...