Dresden - Zerstörung eines Welterbes - eine Bilderserie

  • @ Hildesheimer,

    nur mal so ein Gedanke von mir, der mir grad in den Sinn kam:

    War es tatsächlich die höhere Durchsetzungskraft von anderen, die den faktischen städtebaulichen Paradigmenwechsel um 1980 herum eingeleitet hat oder war es mehr als das die gewonnene innere Einsicht (vielleicht etwas antiquiert bezeichnet: die Wertschätzung und die Demut), die von der klassischen Durchsetzungs- und all zu nüchternen Abwägungsstrategie gerade Abschied nahm?

  • @ Himmelsrichtungen: Ich fürchte, ich kann Dir nicht folgen, bzw. ich habe deine Frage jetzt fünf mal gelesen und weiss immer noch nicht so recht, was die Frage eigentlich ist.

  • @ Himmelsrichtungen: Ich fürchte, ich kann Dir nicht folgen, bzw. ich habe deine Frage jetzt fünf mal gelesen und weiss immer noch nicht so recht, was die Frage eigentlich ist.

    Die Frage ist m. E. recht einfach beantwortet:
    Ich glaube, dass der städtebauliche Paradigmenwechsel um 1980 herum

    - sprich: der Abschied von der verkehrstechnisch bloß funktionierenden Stadt hin zur Wertschätzung des EIGENENWERTS der Stadt -

    dass es bei diesem Paradigmenwechsel nicht um die nüchterne Abwägung rationaler Dinge ging,
    sondern zunächst Bestürzung da war, dann Wertschätzung für die Schönheit der Stadt und dann das Herzblut, dieser Wertschätzung Taten folgen zu lassen.

    In der Entfernung von diesem Herzblut und der teilweisen Denunziation, dass es sich um antiquierte Dinge handele, wo wir doch alle "vernünftig" sein müssten, darunter leidet die heutige städtebauliche Diskussion.

    Liebe zur Stadt und Liebe zur Landschaft
    kann nicht stellvertretend für andere angeführt werden,
    sie ist auch nicht berechenbar,
    sie kann nur mit persönlichem Engagement walten.

    Das ist m. E. alles.

  • Ja, es war (unausgesprochene!) Wertschätzung und die Demut für das verlorene. Auf breiter Front sichtbar sind diese Bemühungen der 80er Jahre allerdings nur in Westdeutschland geworden, daher passt dieses Thema im Dresden-Strang nicht wirklich.

    (In der DDR gab es lediglich Einzelprojekte unter staatlicher Obhut wie Barockhäuser an der Str. der Befreiung, Hotel Bellevue in Dresden, Barockhäuser Katharinenstr. in [lexicon='Leipzig'][/lexicon].... in Westdeutschland hätte man derart herausragende Objekte sicher schon einige Jahre zuvor in Angriff genommen .... ergänzt 11:55 Uhr)

    Einmal editiert, zuletzt von Kapitell (25. Juni 2013 um 11:59)

  • Das stimmt so nicht, auch in der DDR fand ein Umdenken statt, was sich z.B. in der Sanierung von Barockhäusern an der Strasse der Befreiung in den späten 70ern erkennen lässt.

  • Ich finde, dieses Thema der erwachsenen Wertschätzung passt hervorragend in diesen (Dresden-)Strang.

    Nicht, weil es diese Wandlung so in der DDR 1:1 auch gegeben hätte, sondern weil der Wandel in der DDR vielmehr ein "Zwischending" war.
    Bürgerschaftliche Initiativen, die ja tatsächlich da waren, konnten sich nicht ähnlich entwickeln wie das in Westdeutschland der Fall war und das betrifft selbstverständlich dann auch das bürgerschaftliche Engagement zugunsten der Stadterhaltung. War es nicht eine Grauzone bis hin zur Verfolgung einerseits, positiven Früchten andererseits hingegen bis hinein in den gesellschaftlichen Kulturbund und Teile der Partei. Dann der vollzogene OFFIZIELLE Wandel - das Reiterstandbild Unter den Linden in Berlin, Überlegungen zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses, hervorragende Restaurierung des Goetheschen Gartenhauses in Weimar, Restaurierung der Wartburg - zur Hälfte gespeist aus der Spekulation über Devisen.

    Insofern ist Ostdeutschland genauso BERÜHRT vom grundsätzlichen städtebaulichen Paradigmenwechsel, jedoch fallen von der Ausprägung die Dinge auseinander. Vieles wurde von offizieller Seite eben auch nur NACHVOLLZOGEN.

    Die Art der Auseinandersetzung in Dresden hat als "Nachhall" m. E. damit zu tun.

  • Im Bereich des Denkmalschutzes würde ich den angesprochenen Paradigmenwechsel in die 70'er Jahre vordatieren. In Reaktion auf die Postmoderne sowie aufgrund des Scheiterns des extensiven Städtebaues, versuchte man um 1980 auch in der DDR einen Wandel des starren industriellen Wohnungsbaues herbeizuführen, was sich schließlich beispielsweise in den ausgedehnten Erneuerungsplanungen für das Dresdner Stadtzentrum niederschlug.
    Nicht zuletzt fand in diesem Zeitraum auch ein gewisses Umdenken in der Verkehrsplanung statt. Für einen wirklichen Umbruch reichte es jedoch nie aus. Der rasante Anstieg der PKW-Zahl sowie eine gewisse Anarchie in der Stadt- und Raumplanung der frühen 90'er Jahre, verhinderten eine Eindämmung des MIV. Dazu trugen auch Bund und Länder bei, die im Ausbau von Straßen und in der vermeintlichen Beschleunigung der Reisezeiten ihr Heil suchten.
    Aus diesem Geist, der bis heute anhält - nicht zuletzt beweist das die Diskussion um die Albertbrücke! - entstand auch die WSB. Sie zeigt, das in puncto Auto in Deutschland das rationale Denken auszusetzen scheint. Das kann man ja u.a. auch an den recht beliebten Umweltzonen sehen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Die vielen Touristenbusse, die seit Beginn der Arbeiten regelmäßig in der Nähe der Baustelle zu beobachten sind, sind zudem ein Indiz dafür, dass diese Brücke zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt werden dürfte.

    Ein neues Wahrzeichen benötigt natürlich auch eine entsprechende touristische Infrastruktur.

    Hier der Link zum Antrag der FDP-Fraktion:

    http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__k…4&voselect=2546

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Schön fand ich auch die Aussage von Sven Morlok (Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr) , dass andere, weniger bekannte Regionen den Welterbetitel nötiger hätten als Dresden. Der hat mal so gar nicht begriffen, worum es beim UNESCO-Welterbe geht - eben nicht in erster Linie um den Tourismus. Aber das ist die FDP in Sachsen, die sich jetzt selber als Brückenbauer feiern, gleichzeitig die dringend nötige Sanierung der Albertbrücke mal eben um zwei Jahre nach hinten schieben, nur um mehr Fördermittel vom Freistaat abzugreifen und während der Bauzeit die Autos über die Brücke rollen zu lassen. Höhere Kosten für den Steuerzahler? Ist doch egal. Längere Bauzeit? Stört keinen. Hauptsache freie Fahrt für freie Bürger.

  • Auf ZEIT-Online wurde heute ein Artikel zur Waldschlößchenbrücke veröffentlicht: Dresden dämmert's

    Die von Hildesheimer gepostete Aussage von Sven Morlock passt hierzu wie die Faust auf's Auge und steht für mich sinnbildlich für den Geist, der hinter solchen Stadtverschandelungen steht. Gut für Menschen, zumal in Sachsen, die sich zu allererst als Konsumenten und Autofahrer denn als Bürger begreifen. Sie haben politisch eine eindeutig zuortbare Heimat. Für diese Polemik möchte ich mich sogleich "ein Stück weit" entschuldigen aber ich konnte sie mir nicht verkneifen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich bin mit den "Grünen" normalerweise fast nie einer Meinung, aber was die WSB angeht, haben die "bürgerlichen" Parteien in Dresden auf den vollkommen falschen (weißen) Elbdampfer gesetzt - leider. Aber was solls, das Dresdner Elbtal ist an seiner schönsten Stelle nun leider hin.

  • Ich bin mit den "Grünen" normalerweise fast nie einer Meinung, aber was die WSB angeht, haben die "bürgerlichen" Parteien in Dresden auf den vollkommen falschen (weißen) Elbdampfer gesetzt - leider. Aber was solls, das Dresdner Elbtal ist an seiner schönsten Stelle nun leider hin.

    Wieso ist das Elbtal jetzt hin? Es existiert doch weiterhin. Vielleicht sollten die ganzen Brückengegner langsam mal aufhören den Eingeschnappten zu spielen. Die Mehrheit der Dresdner wollte die Brücke, sie wurde daraufhin gebaut und ab Montag 0:00 Uhr ist diese für alle befahrbar. Schluß, Aus, Ende! Die Grünen als eine Partei von Blockieren und Zerstörern kann ich gar nicht ernst nehmen. Ein grüner Lokalpolitiker hat sich heute in der lokalen Presse zu Wort gemeldet: Er wird die Brücke nie in seinem Leben betreten. Nunja nur zu, wen interessiert das denn.

    Ich freue mich über die WSB, Sie ist wichtig für Dresden. Eine Zerstörung des Elbtales kann ich auch gar nicht erkennen, so elegant wie sich die Brücke über die Elbe schwingt. Die Aberkennung des Welterbetitels war sowieso ein Witz und für mich nur ein einziges Politikum. Man wollte wohl ein Exempel statutieren. Nunja Titel hin oder her, das interessiert doch auch nur einige wenige. Dresden braucht den Titel auch gar nicht zumindest sehe ich für Dresden keinen besonderen Nutzen.

  • JanDD

    Was die Grünen als Partei angeht - volle Zustimmung! Sind halt auch nur Melonen - außen grün und innen rot.

    Ich schrieb jedoch genau genommen: "das Dresdner Elbtal ist an seiner schönsten Stelle nun leider hin"

    Natürlich gibt es noch das Elbtal, aber die vormals freie und unverbaute Weite der Elbwiesen in genau diesem Bereich (und der war für mich der schönste Teil) ist auf Dauer der Brückenbebauung wirklich nicht mehr da und seine Aufenthaltsqualität nicht mehr gegeben. Durch einen Tunnel wäre das vielleicht besser gewesen, aber wäre wohl auch nicht ganz ohne Einschnitte möglich gewesenen (wie ich irgendwo las). Für mich ist dieser spezielle Platz in Dresden nun keinen Besuch mehr wert und passiere diesen Teil halt noch, wenn ich auf den Weißen Hisch fahr - mehr oder weniger teilnahmslos. Und ja, wenn die Brücke offen sein wird, werde ich auch darüber fahren. ich befürchte halt, dass die Brücke noch mehr Verkehr anzeihen wird und die Vekehrsentlastung nur vorrübergehend sein wird, wenn überhaupt. Dass der Unesco Titel weg ist, ist für mich daher nachvollziehbar. Die Grundlage für den Titel ist nicht mehr vorhanden.

  • @ Valjean

    Herzlichen Dank für den von dir verlinkten Artikel! Er steht im beredten Gegensatz zur unreflektierten heimischen Jubelpresse.

    Nachdem nun der Bau ohne Zweifel an Hässlichkeit kaum zu überbieten sein dürfte und diesen vormals wunderbaren Teil des Elbtales irreparabel zerstört hat, bin ich durchaus auf seine verkehrstechnische Tauglichkeit gespannt.
    Ich wage zu behaupten, dass nach dem anfänglichen Stauchaos die prognostizierte Auslastung um ca. 25 Prozent unterschritten werden wird, was in Anbetracht der Wirtschaftskompetenz, die unsere "Bürgerlichen" ja stets für sich in Anspruch nehmen, kein Problem sein dürfte. Dresden und der Freistaat leben ja schließlich von Transferleistungen!
    Dennoch wird sich herausstellen, dass die Anschlüsse und Knotenpunkte (Schillerplatz, Fetscherplatz, Stübelallee, Sachsenplatz, Bautzner Ei usw.) selbst für dieses geringere Verkehrsaufkommen nicht geeignet sind und damit neue stauanfällige Engpässe darstellen, die wiederum unwirtschaftliche und stadtzerstörerische Umbaumaßnahmen provozieren werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich fand den Artikel eigentlich auch sehr treffend. Keiner der sich für das was Dresden bisher ausmachte begeistert, wird ernsthaft behaupten können, dass diese Brücke eine Bereicherung darstellt.