Dresden - Zerstörung eines Welterbes - eine Bilderserie

  • Vielleicht ist es ja der Ruf Dresdens als Kulturstadt von besonderem Rang, der ewige Blick zurück, der uns heute eine kulturelle Blüte, Visionen, Sinn für Schönheit und Anmut nimmt. Viel zu sehr ruht man sich auf seiner angestaubten, einem Mythos gleichen Vergangenheit aus, und verschläft damit die Zukunft unserer Stadt.
    Es ist ja nicht das erste Mal, dass Dresden in der Bedeutungslosigkeit verschwunden wäre. Leider aber ist diese heutige Bedeutungslosigkeit nicht den schlechten Umständen geschuldet, sondern Ignoranz, Arroganz und Unkenntnis.
    Leider gibt es in Dresden auch kein starkes Bürgertum mehr, das in einem Moment der Verelendung in die Bresche springen und neue Impulse geben könnte. Alle Bürgerlichkeit hat die DDR mit ihrer der Intelligenz stets misstrauichen Einstellung vernichtet, das Bürgertum in die innere Emigration geschickt und somit alles Engagement sterben lassen. Darunter leiden wir noch heute und deshalb ist jeder Einsatz jenseits eingefahrener Gleise ein steter Kraftakt.
    Leider sind auch die Parteien, die sich zum bürgerlichen Lager zählen, stark im alten Denken verhaftet, was sich besonders in der Dresdner CDU in einem schädlichen und penetranten Hegemonialanspruch manifestiert. Doch die tumbe Masse folgt noch immer diesen Rattenfängern, die unsere Vergangenheit verkaufen, uns unserer Identität berauben und diese Stadt unter dem sprichwörtlichen Asphalt ihres niederen Machtanspruchs ersäufen.
    Diese Brücke ist ein Sinnbild dafür und kann als Denkmal für die letztendliche Zerstörung dieser Stadt stehen. Das Alte Dresden wird heute nicht mehr nur aus dem Stadtbild getilgt, sondern auch aus den Herzen. Danke!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • bilderbuch, ich würde mich hüten Bürgertum und Intelligenz gleichzusetzen.
    Gerade in diesem Bereich waren auch die Nazis sehr stark vertreten, denen wir zum erheblichen Teil das heutige Stadtbild ursächlich zu verdanken haben.
    Ausserdem leben wir heute in anderen Zeiten, die Wertmaßstäbe haben sich verschoben. Und es sind erstaunlicherweise die Linksintellektuellen welche gegen eine Waldschlösschenbrücke Flagge gezeigt haben, wärend ein größerer Teil der sogenannten Bürgerlichen genau diese Brücke will...
    Ein linker Kabarettist wie Steimle kritisiert offen das Postplatzdesaster.
    Eine Dresdner FDP spricht sich zeitgleich für Brücke und historischen Neumarkt aus, aber ob sie das auch täten wenn sie die entsprechenden Machtpositionen inne hätten ?
    Ich glaube daher kaum dass ein bürgerliches Lager plötzlich einen Durchbruch bei der Stadtplanung erzielen würde.

  • Ein weiterer schwarzer Tag für Dresden...

    ...auch wenn ich mich manchmal doch sehr über den Ton Oktavians hier wundern musste, so war doch das Engagement für Dresden und vor allem für den Neumarkt sehr groß. Verständlich ist es nach den jahrelangen Querelen, einen Schlussstrich zu ziehen. Schade nur, dass damit die Betonköpfe einen weiteren kleinen Sieg einfahren können. Nichts desto trotz ist es bewundernswert diesen Entschluss zu fassen. Ich bin innerlich derzeit mehr als zerrissen, denn mein Verstand sagt mir auch schon lange, dass ich mich besser anderen Städten, zum Beispiel [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Potsdam zuwenden sollte, aber mein sch*** Herz hängt an dieser Stadt an der Elbe doch zu sehr...

    ...wo auch immer es dich hinverschlagen möge, ( ich würde auf Potsdam tippen, ganz nebenbei ) so sei dir dort mehr Dank und Verständnis bei den Stadtoberen gegeben als es in Dresden je war...und bei mir bleibt der innere Wunsch, dass trotz der räumlichen Distanz und dem Wunsch einen Schnitt zu machen, das Einsetzungsvermögen für Dresden nicht ganz erlöschen wird.

    So, das mag zwar schwülstig und theatralisch klingen, aber in Dresden lädt die Lage dazu ein.

    Ganz nebenbei, von wegen Finanz- und Wirtschaftskrise und so. So bin ich doch erstaunt, was in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] trotz alledem für massige Sanierungen anstehen und auch schon durchgeführt werden. Im Gegensatz zu Dresden ist es dort eine Freude auch jetzt noch gewaltige (positive!) Fortschritte im Stadtbild zu sehen.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Zitat

    ...wo auch immer es dich hinverschlagen möge, ( ich würde auf Potsdam tippen, ganz nebenbei ) so sei dir dort mehr Dank und Verständnis bei den Stadtoberen gegeben als es in Dresden je war...

    Potsdam wäre gut, dort gäbe es einiges zu tun und viel zu erreichen. In Frankfurt könnte man Dich auch gut gebrauchen - als Verstärkung für Kardinal, jörg und die anderen, die dort wacker für etwas mehr Altstadt kämpfen. Du müßtest allerdings von Barock auf Gotik umschulen. :zwinkern:

  • Dann doch lieber Potsdam, da kannst du beim Barock bleiben und viel zu tun gibt es da auch. Anders als in Dresden gibt es in Potsdam eine einflussreiche und wohlhabende Bürgerschicht, die sich nicht so abspeisen lässt wie in Dresden. Auch die Politik scheint kooperativer zu sein. Mit Jauch, Joop, Plattner und Co. gibt es einflussreiche Fürsprecher für Rekos.

    Das sich auch das Volk bewegt hat Mitteschön mit den Demos gezeigt.

    APH - am Puls der Zeit

  • Stefanius

    Unter Bürgerlichkeit verstehe ich keine Parteiangehörigkeit, sondern eine Lebensweise, Lebensart wenn man so will. Bürgerlichkeit hängt damit auch nicht unbedingt mit dem Geldbeutel zusammen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "dresdnerimexil"


    Dann mach mer unsern Dreck eben allene. Schaffen wir schon aus eigener Kraft, wies bisher immer war.

    Aus dem norddeutschen Exil stell ich mir das etwas schwierig vor...

  • Ich bin kein Stadtplaner und will auch nicht die Welt verbessern, aber ab und zu bissel Rabatz machen in Form von Leserbriefen und mails kann ich im Zeitalter der globalen Vernetzung auch ganz gut aus der Ferne. Irgendwann wird auch der Tag kommen, wo ich mich wieder in der Heimat niederlassen kann, da wo ich hingehöre, um meine Mitdresdner bei Ihren Belangen zu unterstützen. Nehme mir auch jetzt monatlich mindestens einmal die Freiheit heraus, meine gutes altes Tal der Ahnungslosen aufzusuchen, um dies mit oder ohne Welterbegütezertifikat zu genießen und auf dem laufenden zu sein. Schade nur, daß ich momentan nicht in Dresden wählen darf.

    "Wer das Weinen verlernt hat,
    der lernt es wieder beim Untergang Dresdens."

    Gerhart Hauptmann (1862-1946)

  • Schsische Zeitung [online] - Dresden: Hotel wirbt mit Brckenpaket um Touristen

    Donnerstag, 9. April 2009
    (Sächsische Zeitung)

    Hotel wirbt mit Brückenpaket um Touristen

    Ein Dresdner Hotel will vom Streit um die Waldschlößchenbrücke profitieren. Angesichts des seit Jahren schwelenden Konflikts zähle die Baustelle zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, betonte der Geschäftsführer des Holiday Inn, Johannes Lohmeyer. Das von ihm geführte Haus auf der Stauffenbergallee bietet daher für 135 Euro pro per Person im Doppelzimmer das „Brücken-Package“. Darin enthalten sind zwei Übernachtungen samt Frühstück, ein Rucksack mit Lunchpaket für ein Picknick auf den Elbwiesen und ein Tagesticket für Bus und Bahn. Das Infocenter zum Brückenbau steht ebenso auf dem Programm. Lohmeyer ist seit dem vergangenen Wochenende auch Dresdner FDP-Chef. Die Partei befürwortet den Brückenbau am Waldschlößchen. (SZ/ale)


    Wäre ne passende Meldung für den 01. April gewesen..aber die meinen das tatsächlich ernst :totlachen:

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Wohl ein Werbehilfeschrei. Wenn die Brücke einmal fertig ist und der Verkehr schön tönt, wird dort sowieso keiner unbedingt freiwillig Quartier nehmen wollen.

    Man sollte das Hotel besser zu einem Parteihotel umfunktionieren. „Traffic Inn“ wäre doch ein passender Name… :zwinkern:

  • Ich wünsche allen ein besinnliches Osterfest!

    Außerdem gibt es ein paar Bilder aus dem ehemals idyllischen Elbtal:

  • immerhin...EINE gute Nachricht gibt es...die zukünftig "sehr verkehrsgünstig" liegende Villa am Waldschlösschen wird saniert...hier nur beim Vorbeifahren erwischt...ganz nebenbei erfahrt ihr auch... dass in Dresden ne Erotikmesse stattfinden wird...die Stadt ist derzeit damit zugepflastert... :zwinkern:

    Gruß DV

    von mir auch Frohe Ostern...Danke für die erschütternden Bilder Vitruv

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Also Virtruuuuuuuv,
    ich weiß gar nicht was Du hast. Die Brücke ist doch ganz wun-der-bar sensibel ins Elbtal eingefügt.

    Gestern fuhr ich sogar zweimal unter ihr durch: Man sieht sie noch nicht einmal - so wunderbar sensibel ist sie eingefügt....

    Also stell' Dich gefälligst nicht so an... ;)

  • Kurz off-topic: Dresden steht immer noch auf meiner Liste von "Ecken in Deutschland, wo ich noch hin möchte". Weiter als bis Weimar bin ich nie nach Ostdeutschland reingekommen und ich würde das gerne bei meinem nächsten Deutschlandbesuch ändern.

    ABER...nach den Diskussionen hier und einem Vergleich von Bildern von Dresden heute und Dresden anno-dazumal beschleicht mich der Gedanke, daß ich vielleicht gar nicht so viel verpassen würde. Als Kirchenfan würde mich auf die diversen Gotteshäuser konzentrieren, und der Rest der Innenstadt erscheint mir auf Google Earth so, als ob ich ihn in einer Stunde zu meiner Zufriedenheit abgrasen könnte.

    Über Tipps würde ich mich freuen...sowohl pro als auch contra.

    Tata und (F)Rohe Ostern,
    Christian ;)

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Fahr ruhig hin. Mit DD ist es immer dasselbe, man fragt sich, was an den paar Bauten so besonders sein soll, an den paar Ensembles inmitten dieser verrückten Leere, und überhaupt, zwei schöne Barockkirchen gibt es ja nun wirklich in jeder größeren Stadt, aber am Schluss ist man doch dann irgendwie beeindruckt. So schnell bist du übrigens gar nicht durch. Man unterschätzt die zurückzulegende Strecke, überhaupt mit der Neustadt.
    Frohe Ostern

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @CK

    hier siehst Du eine Liste aller Kirchen, das sollte Dich schon mal eine Weile beschäftigen..

    http://www.dresden-lexikon.de/?-LL+../Lexiko…lient=firefox-a

    Allein für Frauen,Hof und Kreuzkirche wirdt Du mindestens 1 Stunde brauchen.

    Auch wenn die Altstadt nur noch aus Fragmenten besteht, gibt es da soviel zu sehen, dass Du selbst wenn Du relativ oberflächlich bist für Zwinger,Schloss Oper etc einen Vormittag einplanen solltest.

    Der Zwinger wird Dir gefallen, er wird nicht umsonst als die Krone des Europäischen Barock bezeichnet.
    Dann solltest Du Dir die Haupt- und Königsstrasse nebst Barockviertel, goldenem Reiter Drei Königs Kirche sowiedem Romantik Museum ansehen. Dann über den Albertplatz mit seinen herrlichen Brunnenanlagen ein Stück Neustadt mitnehmen.

    Eventuell die Martin Luther Kirche betrachten und dich von den Villen des Preussischen Viertels inspirieren lassen.

    Dann am Waldschlösschen vorbei zu den 3 Schlössern (Eckberg,Lingner und Albrechtsberg) Diese sind durch einen riesigen Park verbunden der mich durch seine Urtümlichkeit begeistert.
    Am Lingner Schloss gibt es einen Biergarten mit Blick über die ganze Stadt.

    Von da aus Richtung Weisser Hirsch und eventuell die Schillerstrasse herunter zum Blauen Wunder, der 1. freitragenden Brücke Europas. Eventuell in der Villa Marie eine erneute Pause einlegen.

    Dann weiter an der Elbe entlang Richtung Pillnitz. Vorbei an dem Erstlingswerk von George Bähr.

    Schloss Pillnitz inclusive dem Schlosspark betrachten, anschliessend in die Weinberge gehen und die wundervolle Kirche ansehen.

    Zurück zum Körnerplatz von da mit Standseil oder Schwebebahn( ich glaube die Schwebebahn ist auch die 1. Europas) hoch zum Luisenhof (Balkon Dresdens).

    Dann wieder zurück zur Unterkunft, denn Du wirst Dich kaum noch bewegen können. :)

    Was Du jetzt noch nicht gesehen hast ist die Albertstadt nebst Garnision Kirche. Die Yenitzee,Japanisches Palais, Großer Garten nebst ehmals königlichem Palais. Und natürlich weitere Stadteile mit Gründerzeit Bauten oder Stadtvillen, welche sehr schön anzuschauen sind, allerdings nicht zu den Sehenswürdigkeiten gezählt werden müssen. Auch die unbedeutenderen Sehenswürdigkeiten erspare ich Dir mal. 1 Wochenende reicht im Leben nicht aus.:-)

  • @ CK

    Du siehst also, dass diese Stadt gar nicht so schlecht ist, wie es hier durch unsere Kommentare manchmal den Anschein haben mag. Zwar ist die Innenstadt mit ihrer städtischen Struktur vollkommen zerstört und man vermisst bis heute an vielen Stellen die ehemals urbane Dichte, dennoch kann diese Stadt begeistern.
    Bei einem Besuch sollte man neben den ganzen Baulichkeiten die weltberühmten Dresdner Sammlungen nicht vergessen. Mit Grünem Gewölbe, Porzellansammlung, Gemäldegalerie und Rüstkammer besitzt Dresden Museen von Weltrang.
    Wenn man sich Kirchen anschauen möchte, dann sollte man neben denen der Innenstadt unbedingt die Christuskirche in Strehlen (erste "moderne" Kirche im Deutschen Reich), die Leubnitzer Kirche mit ihrem mittelalterlichen Turm und den Deckengemälden, die Loschwitzer Kirche von Bähr, Maria am Wasser (Harmonie aus Landschaft und Barock) usw. besichtigen.
    Abgesehen davon lohnt sich in jedem Fall ein Spaziergang entlang des Neustädter Elbufers (vom Diakonissenkrankenhaus in die Innenstadt) und ein Spaziergang im Großen Garten bei Abendlicht. Das und mehr und du wirst trotz aller Schrecken der missratenen Moderne von dieser Stadt verzaubert werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • nicht zu vergessen die nähere Dresdner Umgebung ;)

    Sächsische Schweiz, Schloss Weesenstein, Barockgarten Großsedlitz in Heidenau, Radebeul, Meißen, Pirna... von Ausflügen nach Stolpen, Bautzen, zum Barockschloss Rammenau oder Görlitz ganz zu schweigen...ich find es zu einfach die ganze Stadt abzuwatschen...bloß weil in der früheren Altstadt nicht mehr viel steht...Dresden ist viel mehr als das..es war schon immer auch...wie man schrieb...dessen "feierliche Lage"

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • naja ich denke dass die Frustration über die Stadtentwicklung genau aus dieser Faszination gespeist wird. Die Lage ist eben ein riesiges Kapital und scheint förmlich nach einer ästhetischen Entsprechung im Bauen zu schreien.Das Elbe Panorama an der Brühlschen Terrasse beweisst, was Menschen hier möglich machen können, daher schmerzt ein Wisdruffer Kubus in Dresden mehr als in anderen Städten, da hier die Kontraste und Brüche zu deutlich werden.

    Abgesehen davon möchte ich darauf hinweissen, dass die ärgerlichen Sachen sich fast ausschliesslich auf der Altstädter Seite abspielen :lachen:

    Bis of die bleede Brigge is of dor Neustädor Seide fast alles scheen.;-)