Dresden, Neumarkt - Quartier V/1

  • Dass dieser plumpe Betonkasten unzumutbar ist und das gesamte Areal formensprachlich sprengt, ist wohl keine Frage. Ich nenne so etwas urban-strukturelle Gewaltanwendung.

    Aber am meisten stört mich weniger diese Verschandelung, sondern die Tatsache, dass Journalisten völlig unreflektiert Gebäude dieser Art mit der größten Selbstverständlichkeit als "modern" bezeichnen. Das ist keine moderne Architektur, denn wäre sie es, würde sie dem Zeitgeist entsprechen. Das tut sie definitiv nicht, täte sie es, müsste eine breite Unterstützung der Öffentlichkeit für diesen formensprachlichen Unsinn zu vernehmen sein. Ein solcher Ruf nach mehr Architektur dieser Art ist allerdings nirgendwo zu hören. Von einer Handvoll Architekturstudenten vielleicht.

    Diese Architektur ist nicht modern, sie ist nur miserable Qualität. Sonst nichts.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Allerdings dürften die Umplanungen schwierig werden, da sie wohl in erster Linie das unmaßstäbliche Flachdach betreffen. Hier kann man nichts verändern, ohne die gesamte Kubatur des Baues zu modifizieren. Solch massive Veränderungen erfordern dann eine vollständige Abkehr von den Wettbewerbsergebnissen von 2011. Wie und in was für einem Zeitraum man das bewerkstelligen möchte, dürfte eine spannende Frage sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Marx im Sommer-Interview:

    Zitat

    Gibt es etwas Neues vom KIB-Vorhaben?

    Wir sind mit dem Investor im Gespräch. Alle rechtlichen Hürden sind ausgeräumt. KIB will bauen und hat angekündigt, neue Entwürfe einzureichen. Wir sind gespannt darauf, was uns vorgelegt wird.

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/re…mmen-3942471986


    Gott sei dank neue Entwürfe. Sind wir mal gespannt

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Die Umplanungen bzw. die Umsetzung vollkommen anderer Entwürfe ist ja bereits seit Monaten ein offenen Geheimnis. Wahrscheinlich aber wird man sich erst aus der Deckung wagen, wenn der "Lärmschutzstreit" beendet ist und eine Umsetzung unmittelbar bevorsteht. Immerhin wird man sich dem im Zuge des damaligen Wettbewerbs einsetzenden "Shitstorm" nicht noch einmal aussetzen wollen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Auf der Seite von KIB wird das Projekt mit neuen Fassaden vorgestellt. Insgesamt zwar eine Verbesserung, aber es bleibt ein komplettes Quartier ohne einzige Rekonstruktion, die komplette Südseite der Frauenstraße erhält also keine weiteren historischen Fassaden mehr :(

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • NIcht nur das, auch noch direkt anschließend an die rekonstruierte Bebauung, sondern auch Flachdächer mit kaschierenden Pseudo Sattel-Mansarddächern oder was das sein soll!? Mannomann, wo ist da der Sinn für die Dachlandschaft, nach den ersten Erfahrungen der Baywobau-Bauten dachte ich wäre das auch obsolet. Im Gesamtzusammenhang nun ein wüstes Konglomerat von rudimentären Dächern!
    Sinn für Einfügung und Gesamtharmonie, Fehlanzeige!
    Die Fassaden selbst gut kleinteilig, differenziert, etwas Ornament wird gewagt, in der Farbigkeit zu monoton,der Kontrast zum rekonstruierten Nachbarn aber unakzeptabel! Am Eckbau wird ein Risalit suggeriert. Bei genauerm Hinsehen wechseln die schrägen Fenstergewände die Richtung. Also wird die Symmetrie gestört, die Mittenbetonung eines Risaliten. Man konterkariert ein barockes Motiv durch einen modischen Gag, der an die Schüttelfensterfassaden erinnert.
    Mehr an barocker Harmonie geht wohl nicht im Einflußfeld von KultiSPAGESTAKO!?
    Dafür hat man nun Jahre gebraucht, na ja!?
    PS: Zur Verbesserung: eine ruhigere Dachgestaltung mit richtigen Volldächern (siehe Frieseneck, geht doch!), eine lebendigere Farbgebung und das Quartier könnten beginnen zu gefallen.

  • Fassaden finde ich für Neuinterpretationen jetzt auch nicht sooooo schlecht, ABER wieder das obligatorische Grau(sam) und völlig unpassende Dächer. Bitte dringend nochmal nacharbeiten!

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Das denke ich auch Heimdall. Es ist meines Erachtens auch deutlich weniger Baumasse, was dem Ganzen deutlich gut tut. Diese kleine Häus´chen die es hier rmal gab, das hatte wohl von vorn herein keine realistische Chance. Das ist dann wirklich nicht zu den Preisen vor Ort wirtschaftlich umsetzbar. Im Kubenmodell der Frauenstraße 2030 stecken diese Vorgängerbauten ja noch drunter. Damit meine ich insbesondere dieses kleine Renaissancehaus. Hab dazu leider derzeit kein brauchbares Bild online. Muss ich mal nachholen. Insgesamt war die Südseite der Frauenstraße ohnehin nur spärlichst dokumentiert. Hinzu kommt, dass man durch die Überbauung des Gutbierschen Hauses zu einem neuen Eckhaus zur Galeriestraße kommen muss, welches schon mal min 2 Parzellen belegt. Also, da schmerzt mich der Verzicht auf das Chiapponische, das Starkische oder das Riesch deutlich mehr! Hier kann ich im Gegensatz dazu mich mit dem derzeitigen Ergebnis anfreunden.

  • Finde es auch jm Welten besser als vorher.

    Bei diesem kleinen Quartier was Richtung Wilsdruffer Straße und Kulturpalast eh nicht wiedererrichtet werden kann, finde ich es vertretbar keine Reko zu bauen. Die Ausführung sollte hingegen hochwertig erfolgen und das Dach bei der Detailplanung nochmal überarbeitet werden.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Tjoar... bisschen wild diese Dachkonstruktionen. Wahrscheinlich sollen die nur von der Blockhaftigkeit des Gebäudekörpers ablenken. Wenn man die Dächer ausblendet, sieht man doch nur wieder ne strukturierte Schachtel. Deren Fassaden doch nen guten Eindruck machen. Den Block könnte man leicht auflösen, wenn man die mittlere Fassade in der Frauenstrasse einfach um ein Stockwerk nach oben zieht... evtl. nen Giebel draus macht. Mehr Repräsentativität zur Wilsdruffer oder der Front zur Galeristrasse wär auch wünschenswert. Ach und das leidliche Thema FARBE. :augenrollengruen:

    Denkt man sich die Dächer weg ists nicht wirklich spannend:

    Quellfoto: http://www.kib-projekt.de

  • Die Fassade des mittleren Baus finde ich ganz gut, sie könnte auch aus den 1920er Jahren stammen. Links daneben sieht es dann eher nach modernisiertem Plattenbau aus, das rechte Gebäude ist typische Investorenarchitektur.

    Wenn die Vorgängerbauten an dieser Stelle schon nicht mehr gut genug dokumentiert sind für eine Rekonstruktion, gibt es dann nach Errichtung der bald anstehenden Quartiere überhaupt noch Ecken, wo weitere Bauten rekonstruiert werden können? Hier im Forum wurde ja z.B. mal über das Eckgrundstück neben dem Taschenbergpalais spekuliert...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Gemessen an dem, von wir kommen, ist das eine Verbesserung. In den Maßstäben des Neumarktes ist es furchtbar durchschnittlich. Ich stimme den Vorrednern zu, derartige Dächer sind ein Graus und sollten eigentlich nicht mehr zur Diskussion stehen.

  • Die SZ berichtet heute, am 18.05.2016, über die aktuelle Entwicklung des Vorhabens der KIB. So sei der Bauantrag bereits eingereicht worden.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/fl…kt-3397751.html

    An der Architektur hat sich, bis auf die vollkommene Banalisierung, leider nichts geändert. So besitzt der Komplex immer noch eine Tiefe, die eigentlich nur ein Flachdach zulässt. So wird es wohl leider auch kommen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Irgendwie ist die Entwicklung am Neumarkt in den letzten Monaten echt bitter.

    Erst das Palais Riesch. Dann die negativen Neuigkeiten aus dem Q6 und jetzt das hier. Ich habe so langsam das Gefühl man versucht die Befürworter mürbe zu machen und hofft durch immer neue Kröten die man auf die Reise schickt mit jeder neuen von der davor abzulenken in der Hoffnung dass die GHND sich nicht um alles gleichzeitig kümmern kann.

    Es ist einfach nur noch traurig mit welcher Hartnäckigkeit man hier vor geht. Zu Beginn des Wiederaufbaus waren wenigstens die vorher festgelegten Fassaden sicher. Nun geht man selbst da ran und streicht eine nach der anderen. Ich frage mich welche rechtlichen Möglichkeiten man hier hätte. Denn so bleibt am Ende nur noch ein Bruchteil der eigentlichen Planungen in den noch fehlenden Quartieren übrig.

    APH - am Puls der Zeit

  • Warum denn gleich alles so negativ sehen?

    Der aktuelle Entwurf ist doch nichts anderes, als der bis zum Erbrechen banalisierte Wettbewerbsbeitrag der Kupferschmidt-Architekten von 2009. Kalter Kaffee!
    Abgesehen davon ist in anderen Quartieren auch noch die eine oder andere Reko hinzugekommen bzw. wird hinzukommen (Quartier 3). Aber das ist nun wirklich eine andere Baustelle.

    Schade jedoch ist, dass sich hier, beim Quartier V/1, so wirklich gar nichts gebessert hat.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe