Freiburg im Breisgau

  • Das ist doch Schwachsinn - warum soll mann die alteste Gebaudenensemble abreissen? Kann wir als Verien da etwas machen? :gehtsnoch:

  • Wie gesagt, die Pressemitteilung ist in der Mache. Ich hoffe, dass sie bis Montag an alle lokalen Zeitungen rausgeht. Außerdem werde ich mich mit dem Vorsitzenden der ARGE Stadtbild, sowie der Bürgervereine beraten. Andererseits muss ich zugeben, dass wir Personell ziemlich auf Grundeis gehen. Wir bräuchten dringend Leute, die mitmachen..

  • Das ist echt ein Witz. Seit fünf Jahren stand das Ensemble leer und niemand hat sich dafür interessiert. Aber kaum soll es vernichtet werden und ein Neubau kommt ins Gespräch, stehen plötzlich mehrere Interessenten auf der Matte und ein Textilgeschäft hat sich bereits 600 m² Gewerbefläche gesichert. Da könnte ich glatt kotzen.

    Die Besitzer machen 300.000 Euro für Gutachten locker, aber scheinbar keinen Cent für die Sicherung oder Sanierung. Bei der Ingenieurskunst von 2015, muss es doch wohl möglich sein, auch ein abgesacktes Haus zu stabilisieren. Wahrscheinlich werden auch noch die Mauern des erwähnten doppelstöckigen Kellers aus dem 12. Jahrhundert weggebaggert.

    Zum Neubau:

    Zitat

    (...) "Wir wollen etwas, das an diese Stelle passt und keine 08/15-Fassade", so Martina Feierling-Rombach. (...)

    In meinen Ohren klingt das wie ein Widerspruch in sich. Keine 08/15 Altstadtfassade? Lieber Glas und Metall? Da bin ich sehr sehr gespannt und ahne nichts Gutes. Wahrlich keine tollen Neuigkeiten aus Freiburg.

    Zitatquelle

  • Es ist mal wieder typisch, daß solch eine Nachricht erst dann ans Licht der Öffentlichkeit gerät, wenn hinter den Kulissen schon alles festgezurrt wurde und Proteste eigentlich keine Wirkung mehr zeigen können, weil ja rechtlich alles in Ordnung scheint.

    Die im Artikel wiedergegebene Aussage der Eigentümerin (verpflichtet Eigentum nicht eigentlich?), daß der Weg steinig gewesen sei, aber das Warten sich gelohnt habe, muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Sie hat also darauf gewartet (und 300 000 Euro investiert), daß sie nun abreißen und lohnendere Neubauten errichten darf? Für sie und den Architekten und einige andere lohnt sich die Entscheidung natürlich, für die Stadt an sich und ihre Historie ist sie ein weiteres Unglück, das leider nicht alleine steht, denn unter dem Druck der Investoren kam und kommt es in Freiburg immer wieder zu solchen Entscheidungen, und all die eigentlich rührigen Vereine hier, die sich für den Erhalt des Stadtbildes einsetzen, haben meist wenig bis gar nichts erreicht.
    So wurde erst diesen Sommer das „Gasthaus Amerika“ im Stadtteil Herdern abgerissen, ein nach der Schleifung der Vaubanschen Festungswerke im 18. Jh. auf dem damals freigewordenen Gelände errichtetes Gebäude und ältestes in seinem Bereich, dem ähnlich alten Dreikönigshaus, gleichfalls einem ehemaligen Gasthof im Stadtteil Wiehre, droht seit Jahren immer mal wieder der Abriß (der im selben spätbarocken Stil errichtete gründerzeitliche Erweiterungsbau des Dreikönigshauses wurde nach einer Brandstiftung im vergangenen Winter gleich abgerissen), 2006 wurde die gründerzeitliche Landwirtschaftsschule im begehrten Stadtteil Wiehre zugunsten von teurer Wohnbebauung entfernt (die Schule natürlich nicht unter Denkmalschutz, wegen veränderter Dachzone – die man in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] problemlos rekonstruiert hätte), ebenso wurde bereits Ende der 90er das gleichfalls gründerzeitliche Kepler-Gymnasium bis auf seinen markanten Turm abgerissen (angeblich schlechte Substanz der Schulgebäude, heute steht hier Wohnbebauung), und im Park der Villa des Dichters Reinhold Schneider plant ein Investor entweder einen modernistischen Anbau an das bestehende Villengebäude oder ein separates Ärztehaus für das benachbarte Loretto-Krankenhaus im ähnlich rücksichtslosen Glas-&-Beton-Stil, und egal, was nun errichtet wird, es wird dafür natürlich ein nicht unwesentlicher Teil des alten Parkgeländes geopfert werden.
    Brechreizerregend das alles!

  • Kenne mich leider noch nicht so mit allen Funktionen des Forums aus, insofern weiß ich nicht, ob die Links funktionieren werden....Bedaure, wenn die Moderatoren jetzt viel zu tun bekommen.

    http://www.alt-freiburg.de/landwirtschaftsschule01.htm

    (Landwirtsschaftsschule Wiehre)

    http://freiburg-lebenswert.de/wp-content/upl…enigshaus_1.jpg

    (Dreikönigshaus, jener Teil, der an die rote Brandwand grenzt, ist inzwischen abgerissen)

    http://ais.badische-zeitung.de/piece/06/b3/ec/77/112454775.jpg

    (Reinhold-Schneider-Villa mit Ärztehaus)

    Die Villa mit alternativem Wohnanbau:

    http://static6.suedkurier.de/storage/scl/xm…sion=1411516374

    Die Villa im jetzigen Zustand:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_…e_2_%281%29.JPG

    http://ais.badische-zeitung.de/piece/04/a4/24/33/77866035.jpg

    (Keplergymnasium und Gasthaus Amerika, das Gebäude unmittelbar links neben der Schule)

    Situation heute mit der abgerissenen Schule, das gleichfalls abgerissene Eckgebäude mit dem braungestrichenen Obergeschoß war das Gasthaus Amerika:

    http://ais.badische-zeitung.de/piece/04/a4/24/38/77866040.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von etinarcadiameo (12. November 2015 um 18:07)

  • Vielen Dank für die Links, hat bestens geklappt.

    Der Abriss der Schule in Wiehrde ist sehr bedauerlich. Welch schmuckes Wohnhaus hätte man nach einer Kernsanierung daraus machen können. Der Abriss des Keplergymnasiums ist ja regelrecht eine Katastrophe. Und welch billig wirkende Kisten jetzt das einst Palast-artige Areal einnehmen.

    Der Abriss des Dreikönigshaus sollte unbedingt verhindert werden. Abgesehen davon aber scheint Freiburg architektonisch auf einem ganz schlechten Weg. Sehr schade. :daumenunten:

  • Das Kepler-Gymnasium war freilich nicht mehr in diesem Zustand, den das alte Foto zeigt, denn beim Luftangriff auf Freiburg am 27.11.1944 war das Dachgeschoß ausgebrannt und später vereinfacht wiederaufgebaut worden. Ansonsten aber existierten die Fassaden unverändert. Wirklich eine Katastrophe, ein solch stadtbildprägendes Gebäude zu nihilieren.

    Beim Dreikönigshaus ist alles mal mehr oder weniger in der Schwebe; mal heißt es in einem Artikel der Badischen Zeitung, daß es zugunsten des geplanten Stadttunnels abgerissen werden könnte, dann wieder heißt es, daß es erhalten bleiben soll. Im Moment ist der Freiburger Essenstreff darin untergebracht und das Gebäude hat außen wie innen frische Farbe bekommen. Die Brandstiftung im letzten Winter war natürlich ein kräftiger Rückschlag. Der gesamte Teil ab dem Regenfallrohr mußte wegen Einsturzgefahr rasch abgerissen werden (die Straßenbahn fährt unmittelbar am Gebäude vorbei). Das Dreikönigshaus ist letztes Überbleibsel eines Ensembles / Straßenzuges mehrerer Gebäude aus dem 18. Jh., die bis auf dieses zugunsten der stark befahrenen Schwarzwaldstraße (B 31) in den 70er Jahren abgerissen wurde.

    Und jetzt sollen also noch die Abrisse im Stadtzentrum folgen, in einem der wenigen Bereiche der Altstadt, die den Krieg unversehrt überstanden haben...

  • Es ist und bleibt ein Irrglaube, dass die staatliche Denkmalpflege den Abbruch den von uns geschätzten traditionellen Altbauten verhindern möchte oder würde.
    Darüber hinaus ist die ländereigene Hoheit des Denkmalschutzes sowohl von personellen wie finanziellen Aspekten abhängig. Wenn beispielsweise in Görlitz "Bruchbuden" mit reichlich Geld zu neuem Leben erweckt werden, fließt stattdessen in Freiburg Unmengen an Kapital in Gutachten zur Vernichtung von Denkmälern. Das letzte Wort hat in Baden- Württemberg stets das Wirtschaftsministerium.

    Die selbst auferlegte Doktrin der Denkmalpflege den Erhaltungsgrad und die Veränderungen der Bausubstanz als maßgebliche Kriterien über Gedeih und Verderb der Kulturdenkmäler zu machen wird zunehmend zum Problem, dem nur durch den Gesetzgeber Einhalt geboten werden kann, sofern Städte und Dörfer langfristig nicht zu nivellierten Unorten, allenfalls gespickt durch einzelne historische Restsolitäre, verkommen sollen. Ein erster Schritt, um der zerstörerischen behördlichen Willkür zu begegnen, wäre die ausnahmslose Erhaltung der Fassaden oder deren Rekonstruktion bei Zerstörung, gleich wie ein Gutachten ausfällt.

  • Erneut Nachrichten aus Freiburg, die Anlaß zu Sorge geben:

    Wie die Badische Zeitung am 18.11. berichtete, ist die Zukunft eines unter Denkmalschutz stehenden Bahnwärterhäuschen an der alten Trasse der Höllentalbahn in der Lorettostraße im gutbürgerlichen Stadteil Wiehre ungewiß. Das im Besitz der Stadt befindliche Gebäude müßte für 200.000 Euro saniert werden.

    Zitat aus dem Artikel:

    "Das Bahnwärterhäusle steht unter Denkmalschutz. Ob es trotzdem
    abgerissen werden könnte, ist unklar. Dies müsse die
    Denkmalschutzbehörde prüfen, heißt es aus dem Rathaus."

    Bei der Nachgiebigkeit der Denkmalbehörde in Freiburg steht zu befürchten, daß die Tage des Häuschens gezählt sein könnten...

    http://www.badische-zeitung.de/freiburg-sued/…-113790822.html

    Einmal editiert, zuletzt von etinarcadiameo (6. Dezember 2015 um 23:04)

  • Och nöh, bitte nicht. Das ist doch ein wundervoll uriges Häuschen. Warum verkaufen sie es nicht einem jungen Paar mit der Auflage es zu sanieren?

  • Man wird davon ausgehen dürfen, dass da wieder die Freiburger Baumafia (Bauunternehmer Unmüssig; Verlag Rombach; Brauerei Feierling) ihre Hände im Spiel hat.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @LarsK

    "Freiburger" (oder gar Badener) bin ich zwar nicht, aber hier wohnen tu ich schon ;)

    Und Seinsheim scheint mit den hiesigen Verhältnissen - wer sonst kennt schon die Namen Unmüssig, Rombach und Feierling - so vertraut, daß er sicher auch eine Verbindung zu Freiburg hat.

    Darf ich Dich noch fragen, was sich In Sachen Abriß des Ratsstüble-Ensembles getan hat? Da sollte es doch eine Pressemitteilung geben. Könnte man deren Wortlaut vielleicht hier einbinden oder verlinken? Ich habe die Badische Zeitung nicht abonniert, insofern entgehen mir viele Dinge und Entwicklungen.

  • Denkmalgeschützte 20er Jahre Villa in Freiburg-Herdern darf abgerissen werden.

    Zitat

    Die Villa in der Wintererstraße 28 im Stadtteil Herdern darf abgerissen werden – obwohl sie unter Denkmalschutz steht. Darauf haben sich der private Eigentümer und die Stadt Freiburg vor dem Verwaltungsgericht geeinigt und damit einen jahrelangen Rechtsstreit beendet. Denn: Die Sanierung der Villa kostet sehr viel Geld, weil sie massiv mit Schadstoffen belastet ist. Ein Erhalt sei dem Besitzer deshalb nicht zuzumuten, so die Einschätzung des Gerichts. Die Villa darf jetzt also abgerissen werden.

    Was alternativ auf dem Grundstück entstehen wird, ist noch unklar. Der Eigentümer hatte immer behauptet, er wolle wieder nur ein Einfamilienhaus bauen. Der Bürgerverein Herdern und die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild, die sich für den Erhalt der Villa eingesetzt hatten, befürchten jedoch eine ähnliche Entwicklung wie in der unmittelbaren Nachbarschaft, wo eine alte Villa durch ein Terrassenhaus ersetzt wurde.

    http://www.badische-zeitung.de/freiburg/alte-…-115278973.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

    Einmal editiert, zuletzt von Löbenichter (27. Dezember 2015 um 16:55)

  • "Löbenichter", Du bist heute ein Überbringer von Hiobsbotschaften. Wie schade um diese repräsentative Villa. Da ruft mal wieder der Profit, denn man kann mir nicht erzählen, dass ein solches Objekt nicht an einen solventen Käufer, der sich dort ein schönes Domizil einrichten möchte, gewinnbringend zu veräußern wäre. Zu den Schadstoffen hätte ich gerne näheres gehört. Aus der Erbauungszeit dürften diese ja kaum stammen.