Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Man kann eigentlich nur darüber den Kopf schütteln, mit welchen akrobatischen Windungen von gewissen Seiten gegen den Rekonstruktionsgedanken "argumentiert" wird. Selten, dass die Tugenden einer Sache gegen diese ins Treffen geführt werden.
    Bleibt eigentlich nur zu sagen: Gut, dass der alte Beethoven nicht um die Einmaligkeit seiner Ersten Symphonie besorgt war.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Also wirklich, was für eine absurde Argumentation ist das? "Lasst uns alle gotischen Kathedralen abreißen, bis auf jene von Chartres, damit sie ihre Einmaligkeit nicht verliert"?

    Ich glaube aber nicht, dass das eine sonderlich feste Position ist. Klingt eher nach "Gelaber". Wahrscheinlich ging es erstmal nur um die Vermeidung neuer Kosten und dass er keine unbegründeten Hoffnungen schüren will. Politiker sind heutzutage sehr vorsichtig hinsichtlich Ausgabeposten im Baubereich. Mit guter Argumentation und entsprechend handfesten Absichten lässt sich auch ein Mike Josef überzeugen.

  • Genau das war zu erwarten,
    Dass die Leute, die früher dagegen oder zumindest skeptisch waren oder traditionell keine Reko-Freunde sind und sich heute - ich denke durchaus aufrichtig - an dem Projekt erfreuen oder davon profitieren wie so mancher Architekt oder hier der Planungsdezernent (gleichsam bei jeder Gelegenheit den Kopf vor Goldener Waage & Co in die Kamera reckend), gleich wieder um die Ecke kommen wenn das Projekt von einigen konsequent weiter gedacht wird und "Schluss! nun ists aber mal genug!" rufen, und daraus eine "einmalige Geschichte" machen wollen, statt wirklich mal einen 50-Jahres-Plan mit einer Vision hin zu einer richtigen Altstadt auszuarbeiten - zumindest mal im Rahmen der ehem. Frankfurter
    Stadtbefestigung.

    Mit Bebauungsplänen, Gestaltungssatzungen und Identifizierung von Flächen, die geeignet wären, Verkehrskonzepten, Erstellung von Studien und Plänen zu Häusern, Marketing, Sammeln von weiteren Spolien, evtl. Ankauf von Flächen, Ankauf von passendem alten Holz auf Vorrat, das ja schließlich auch nicht in größeren Mengen jederzeit zur Verfügung steht, etc.
    Es müssen auch nicht nur Rekonstruktion sein, sondern man könnte den Weg den man beim Dom-Römer Areal eingeschlagen hat, weitergehen: Stadtbildprägende Ecken und Häuser mit Rekos bebauen und einige Füllbauten. Freilich insgesamt mit einer höheren Reko-Rate. Auf jeden Fall aber soweit möglich den Stadtgrundriss wiederherstellen.

    Das ist ja schon drollig, dass Josef davon schwadroniert, dass die "Altstadt" ihre Einmaligkeit verlieren würde durch weitere Rekoprojekte. Von welcher Altstadt spricht er? Und welche Einmaligkeit? Der einmalige Siff und die einmalige Devastation oder was?

    In 30 Jahre wird der Kampf von Enthusiasten erneut beginnen müssen, weil die Verantwortlichen von heute mutlos sind.

  • Musste sogar noch letzte Woche auf FB feststellen, das die von "SOS-DOMPANORAMA" noch ziemlich ange***** sind.



    Ich kann es nicht verstehen warum soviele Frankfurter auf die kahle Plätze wie z.B. Paulsplatz stehen.

    Anmerkung: Das gezeigte Foto vom Zeppelin ist aud den 1930er.

  • Ich zeige bewusst noch einige Bilder, um uns zu vergegenwärtigen, wo es in der Frankfurter Altstadt weitergehen kann (und muss).

    Die 50er-Zeilenbau-Wüste hinterm Dom und am Main (Mainkai) muss mit Altstadtbauten aufgeforstet werden! Auf kurz oder lang müssen diese piefigen Zeilen-Notbauten aus der Wiederaufbauzeit eh weg, sie haben kaum Anspruch und null städtebauliche Qualität.


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…012-Ffm-902.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…ke-20100417.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weisse-flotte-ffm002.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dom-ffm010.jpg
    Zwei weitere: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…ainkai_2011.jpg & https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dom-ffm011.jpg


    Ansichten vom einstigen Mainkai neben dem Saalhof mit seinen eleganten barocken und klassizistischen Bürgerhäusern. M.E. sollte dies eines der nächsten Wiederaufbauareale werden, auch weil hier so viel durch den Abriss von lediglich drei klotzigen Wohnriegeln möglich ist (Am Geistpförtchen, Große Fischerstraße und Fischerplätzchen). Und so eine enorme Verbesserung des Mainpanoramas erreicht werden kann, welches einfach ikonisch für Frankfurt ist. Das wäre ein Meilenstein für das ganze Stadtbild. Das Mainufer ist einfach die Schauseite Frankfurts!


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Unte…nkfurt_1900.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…enhauerhaus.jpg



    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…eckenmuehle.jpg


    Am und hinter dem Römer-Nordbau muss einiges passieren (Langer Franz, Kleiner Cohn, Kämmereidach; Bürgerhäuser hinter dem Römer)!


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paul…010-ffm-003.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…aus_gesehen.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…splatz_1903.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…hen-um_1905.jpg

    Bestandsbauten wie der Nürnberger Hof müssen rausgeputzt werden!

  • Alles schön und gut, aber man muss ja auch realistisch bleiben. Das Projekt Altstadt 2.0 ist ja mein Favorit, aber es ist durch die BFF Vorlage verbrannt und ja auch einer der wenigen Wohngebiete in der Altstadt. Also für Wohnhäuser niederlegen, wird man in den nächsten Jahren keine Mehrheit finden. Genauso weing werden Vorschläge mit dem Garküchenplatz und Haus Fürsteneck funktionieren.

    Es gibt in der Alt- und Neustadt ja einige Projekte oder auch Ideen an den man dranbleiben kann.

    Langer Franz bzw. Kleiner Cohn. In der Hessenschau vom 6.1.2018 gab es einen Beitrag das der Herr von Bethmann jr. wieder Spenden sammeln will. Aus dem Kopf, weil der Beitrag nicht mehr online ist. Er will alle eingegangene Spenden bis zu dem Betrag von 600000 oder 1,2 Mio. verdoppeln. Leider finde ich dazu keine weitere Infos.

    Die Stadt überlegte vor ein paar Monate mal wieder was man mit dem Hauptwache-Loch machen kann und fragte sogar nach Ideen. Meine Idee war. Deckel drauf und das Schillerdenkmal wieder drauf stellen.

    Paulsplatz bzw. die Westzeile der Neuen Kräme. Man muss ja nicht gleich die ganze Kirchgasse und alles Richtung Kornmarkt aufbauen. Die ganze Häuserzeile täte erst mal auch ohne Veränderungen an der Berliner passen.

    Ich glaube die drei Projekte täten auch gut zusammen passen. Die Turmspitzen lenken, fast von der ganzen Innenstadt aus, den Blick Richtung Römerberg. Ein neuer Schillerplatz aka Hauptwache ist der schöne Einstieg für den Weg in die Altstadt, über Liebfrauen und Neue Kräme, an der Alten Börse vorbei. Vorteil könnte auch sein das die Turmspitzen und Hauptwache schon „in Arbeit“ sind und Paulsplatz von einem Privatinvestor erledigt werde könnte. Auch könnte man bei Bedarf das Haus Gr. Braunfels in das Gespräch bringen und auch bei Veränderungen an der Berliner, die Kirchgasse - Barfüßergasse Bereich andocken.

    Just my 0,02€.

  • Sehr gute Vorschläge pietffm! Du als Frankfurter kennst dich mit den Begebenheiten vor Ort ja besser aus.
    Mein Beitrag sollte einfach anregen und auch einer gewissen Lethargie entgegenwirken, die sich mit dem DomRömer-Projekt zufrieden geben könnte (worauf die Politik der Stadt teils hindeutet). Das wäre fatal, so toll das Projekt ist, es gibt einfach noch so unendlich viel Potenzial, das es auszuschöpfen gilt!

    Die Verbindung zwischen verschiedenen Traditionsinseln und zwischen Altstadt und restlicher Innenstadt ist enorm wichtig in Frankfurt. Und eben die Schauseiten wie Mainkai und Römer, da muss auf mittel- bis langfristige Sicht einfach auch etwas passieren. Es muss auch bei angespannter Wohnungslage mal möglich sein, eine handvoll Wohnungen mit neuen zu ersetzen, das wird an anderen Stellen schließlich regelmäßig gemacht.

  • Dass Mike Josef nun das (erfolgreiche) Altstadt-Konzept möglichst rasch ad acta legen möchte, ist doch bekannt. Das Thema ist diesen Leuten unheimlich und lästig. Ihm und OB Feldmann geht es vor allem darum, sich durch den Bau neuer Trabantenstädte auf heute noch vorhandenen Grün- und wertvollen Ackerflächen zu profilieren. Aber, anzunehmen, dass Josef noch in 35 Jahren Dezernent ist, würde ja voraussetzen, dass sich über diesen Zeitraum an den politischen Verhältnissen nichts mehr ändert. :zwinkern: Ich wage mal die Prognose, dass es bis dahin möglichenfalls die SPD gar nicht mehr geben wird. Zumindest nicht als Partei, wie wir sie heute noch kennen.
    Ansonsten sehe ich das etwas anders als "Piet" (nichts ist "verbrannt"), aber folge ihm insoweit, als man Veränderungen nicht gegen die Menschen machen kann. Dort sind an vielen Ecken Wohnhäuser, und man kann die Leute nicht aus ihren Wohnungen schmeißen (oder gar Hausbesitzer enteignen), bloß weil man das Stadtbild verschönern möchte. Nein, Veränderungen geschehen punktuell und bei Gelegenheit. Als nächstes stehen Langer Franz und Kleiner Cohn an, die Rathaustürme. Die Sache ist durch den Brückenbauverein Mäcklers bereits in der Vorbereitung. Auch über eine partielle Bebauung des Paulsplatzes kann immerhin diskutiert werden. Die Überbauung des Hauptwache-Lochs wird derzeit geprüft. Hinzu kommt demnächst die Neugestaltung des Garküchenplatzes. Alles andere ist erst einmal Zukunftsmusik.

  • Dass Mike Josef nun das (erfolgreiche) Altstadt-Konzept möglichst rasch ad acta legen möchte, ist doch bekannt.

    Mir schon, aber einigen hier war es offensichtlich noch nicht bekannt.

    Zitat

    Ihm und OB Feldmann geht es vor allem darum, sich durch den Bau neuer Trabantenstädte auf heute noch vorhandenen Grün- und wertvollen Ackerflächen zu profilieren.

    Das können sie meinetwegen auch gerne tun, zumal eine Trabantenstadt vor den Toren einer Großstadt heutzutage nicht unbedingt so aussehen muss, sondern auch so aussehen kann, also nicht per se etwas schlechtes ist. Aber solche Projekte schließen ja Rekonstruktionen im historischen Stadtkern nicht aus; man käme sich dabei ja gerade nicht ins Gehege. Mir würde es reichen, wenn ein Dezernent sich nicht für Rekos interessiert, sie aber auch nicht aktiv verhindert.

  • Die Südseite der Saalgasse zwischen Storch und Historischem Museum wäre auch noch ein Kandidat, bei dem was gemacht werden müsste.
    Die Wirkung der Postmodernen Häuschen auf der Nordseite wird durch die lieblose 50er Blockbebauung auf der Südseite komplett zunichte gemacht. Es müssen ja hier gar keine Rekonstruktionen sein. Von mir aus auch etwas ähnliches wie auf der Nordseite. Oder aber so etwas wie die Neubauten im Dom-Römer Gebiet, d.h. also kleinteiligere Bebauung mit Auskragungen und Sprossenfenstern. Das können ja dann auch wieder Mietswohnungen werden. Und das Gebäude neben dem historischen Museum ist ja kein Wohnhaus, soweit ich weiß.

  • Ein kleiner Rekonstruktionsantrag der BFF-Fraktion. Sie möchte den Baldachin der Madonna am Steinernen Haus rekonstruiert wissen.

    http://www.bff-im-roemer.de/fileadmin/user…NR_362_2017.pdf

    Dieses kleine Projekt ist nun von der Stadt Frankfurt abgelehnt worden. Der Nachkriegsbaldachin steht als Original der Wiederaufbau-Ära unter Denkmalschutz.

    Der einstige hohe gotische Original-Baldachin ist hier an der linken Hausecke zumindest zu erahnen:
    http://www.altfrankfurt.com/altstadt/domwe…nernes_Haus.jpg

    Hier der heutige Nachkriegs-Baldachin, der nun so bleiben wird:
    http://www.bff-frankfurt.de/upload/madonna_schutz.jpg

    Ich kann mit der Entscheidung leben. Es gibt wichtigeres dort zu tun.

  • Schade, ich hätte mich über den feingliedrigen, leichten, gotischen Baldachin gefreut. Den jetzigen Nachkriegsbaldachin hingegen empfinde ich als derb, plump, viel zu schwer und zu drückend, ganz und gar nicht zu der feinen Madonnenfigur passend. Nun ja, vielleicht kommen auch mal andere Zeiten und man ist dann dazu bereit den dokumentierten Baldachin zu rekonstruieren und wieder über der Madonnenstatue anzubringen.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (20. Januar 2018 um 14:07)

  • Heute steht in der Printausgabe der Frankfurter Rundschau, dass es am Freitag 9.02.2018 um 11:00h eine Teileröffnung der Altstadt geben soll. Dabei sollen die Absperrgitter des Krönungswegs auf der Dom und der Römerseite "dauerhaft entfernt werden", der Rest bleibt vorerst zu.

    Leider kann ich den Artikel nicht in der Internetausgabe finden, sobald er da ist, stelle ich diesen hier ein.

  • zumal eine Trabantenstadt vor den Toren einer Großstadt heutzutage nicht unbedingt so aussehen muss, sondern auch so aussehen kann,

    Wo ensteht denn dieses zweite Projekt, welches sich positiv von den bisherigen Stadterweiterungen abhebt? ich konnte es auf dem Bild nicht ersehen.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

    Einmal editiert, zuletzt von Der Münchner (20. Januar 2018 um 15:10)

  • Der Nachkriegsbaldachin steht als Original der Wiederaufbau-Ära unter Denkmalschutz.

    Eigentlich schon fast skurril, daß man einen aus der Not geborenen Wiederaufbau, der mit kargen Ressourcen und einer gewissen Zeitnot enstanden ist und bei dem man gar nicht sein künstlerisches und kulturhistorisches Potential ausschöpfen konnte, als schützenswerte Einzeldenkmale betrachtet. Von einer Ära kann man hingegen natürlich schon sprechen, denn es war ja eine eigene kleine Epoche, eng verbunden mit dem Wirtschaftswunder.
    Doch wenn ich mir als Einzelperson nach einem Krieg oder einer Naturkatastrophe notdürftig mit klammen Mitteln mein Eigenheim wieder bewohnbar machen würde, dann wäre dies für mich nicht ein auf die Ewigkeit einzufrierender Zustand. Sollte mein Heim vor der Katastrophe wesentlich schmuckvoller und ästhetischer gewesen sein, so würde ich diesen Vor-Zustand nach und nach wieder anstreben.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

    Einmal editiert, zuletzt von Der Münchner (20. Januar 2018 um 15:10)

  • In Wien gibt es ähnliche Problematiken : im Parlament ist im 2. WK eine Bombe im Sitzungssaal des Herrenhauses eingeschlagen und dieses volkommen zerstört.
    Dieses Sitzungssaal war reichlich dekoriert, und wurde als Sitzungssaal des neuen Nationalrats modern und kühl neugebaut.
    Es wurde dann in den 80ger-90ger erwägt, den Saal wieder im Originalzustand aufzubauen. Ging aber nicht weil der Neubau jetzt unter Denkmalschutz steht.

  • In Wien gibt es ähnliche Problematiken : im Parlament ist im 2. WK eine Bombe im Sitzungssaal des Herrenhauses eingeschlagen und dieses volkommen zerstört.
    Dieses Sitzungssaal war reichlich dekoriert, und wurde als Sitzungssaal des neuen Nationalrats modern und kühl neugebaut.
    Es wurde dann in den 80ger-90ger erwägt, den Saal wieder im Originalzustand aufzubauen. Ging aber nicht weil der Neubau jetzt unter Denkmalschutz steht.

    Wirklich? Das wusste ich nicht. Schade, dass das nicht gemacht wurde, denn gerade wird das Parlament komplett saniert und der biedere Nachkriegssaal wird auch demoliert, aber leider nicht durch eine Reko des schönen Sitzungsaals aus Monarchiezeiten ersetzt. Der neue Sitzungssaal wird vermutlich genau so bieder und fahl wieder Nachkriegssaal...