Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • In FF lässt sich halt weniger Fassadismus betreiben, weil FWH eben im Ganzen zu rekonstruieren sind.
    Vielleicht ist's auch eine Art von Betriebsblindheit. Jeder verantwortungsvolle Mensch ist hinsichtlich des eigenen Erreichten weit kritischer als bei Fremdem.
    Ganz abgesehen von allem: ohne NM keine FFer Altstadt sondern maximal so etwas wie Ulms NM!

    @ ad Plastik

    Nicht direkt Plastik, aber irgend so ein neuer Kunststoff, der den Stein trefflich imitieren soll. Hat mir irgend so ein Eingeweihter mal mitgeteilt, herceg Kékszakállú äh István oder so ähnlich. Vielleicht hab ich auch was falsch verstanden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (18. September 2017 um 15:03)

  • Nein, da hast du was falsch verstanden.
    Teile der Ornamente (seitlich) sind aus witterungsbeständigem Hartstuck, die Kaiserbüsten im Mezzanin sind alle aus hochwertigem Kunststein (= zerriebener und mit neuem Bindemittel gegossener Stein), alles andere (sämtliche Profile und Gliederungen) aus massivem Elbsandstein.

  • Gute Nachrichten auch von Braubachstraße 21. Hier hat man sich nun doch entschlossen die Spolie des Winzers von 1939 zu integrieren (wir gerade montiert).

    Da hab ich heut doch gleich mal nachgeschaut:


    Hier von der Braubachstraße aus. Wusste gar nicht, dass die Skulptur so groß ist ... auch nicht, ob sie schon komplett ist.


    Etwas näher. Es scheinen zwei Teile zu sein. Die Skulptur steht irgendwie auch weit heraus, das sieht man gerade im unteren Bereich.


    Und ob das Unterteil da so hingehört hat weiß ich nicht.


    Hier mal frontal, leider steht das mobile Gerüst davor.


    Insgesamt stelle ich hier mal die Frage in den Kreis der Fachkundigen, ob der Winzer immer "so" war und wenn ja, welche Geschichte genau die beiden Skulpturen zu erzählen haben?

    • In der "Dokumentation Altstadt" (Dreysse-Studie) ist auf Seite 36 ein Foto von 1940...war exakt so zusammengesetzt :) , saß allerdings etwas höher (der Winzer "trug" quasi das vorkragende OG)
  • Auch von mir noch ein paar Handypics vom Krönungsweg und den neuen Giebeln der Braubachstraße. Zu der Fenstergruppierung des Roten Hauses (4. Bild), die von den Original-Plänen momentan abweicht, habe ich die Theorie, dass es sich um provisorische Öffnungen handelt. Das sieht man an den Brettern, die aus den "falschen" Öffnungen ragen. Womöglich braucht man in dem Geschoss größere Fenster für den Innenausbau. Ich vermute, dass nach Fertigstellung des Gebäudeinneren die Außenfenster gemäß dem Original umgestaltet werden. Aber, wie gesagt, das ist nur eine Theorie von mir.

    Meine Vermutung trog mich nicht. Schaut mal, die Fensteranordnung beim Roten Haus hat sich wieder verändert.

  • So und nun nochmal ausführlicher "Klein-Nürnberg":

    Die gotische Halle und die rekonstruierte Renaissancetreppe sind -neben dem Äußeren-wirklich ganz fantastisch geworden.

    Und der "Alte Esslinger":

    Bis 1944 war hier nur das 1. OG freigelegt worden. Ich dachte die ganze Zeit das 2.OG wäre nur anhand vergleichbarer Häuser frei rekonstruiert worden. Kürzlich habe ich einen Teil der Sammlung des 2015 verstorbenen Dieter Bartetzko erworben und fand darunter ein Bild des "Alten Esslinger" um 1905 bei dem das 2.OG während Renovierungsarbeiten teilweise frei liegt.

  • Ich weiß, ich habe dies schon zig Male hier gesagt, kann aber in Anbetracht der Bilder trotzdem nicht anders als es nochmals zu wiederholen. Das ganze Projekt ist für die Rekobewegung einfach nochmal ein Quantensprung nach vorne. Wo kann man solche Innenhofrekonstruktionen sehen, wo wurden nach 1950 in diesem Umfang Innenräume bei normalen Bürgerhäusern rekonstruiert? Ich glaube nirgends.

    Und ich möchte das auch einmal alles wirklich positiv ansprechen, weil es in der Vergangenheit womöglich in der Bewertung anderer Städte zu negativ rüber kam. Wenn man sich die großen Flächenrekonstruktionen ansieht und hier klammere ich Hildesheim mal aus, weil es ein singulärer Sonderfall zur damaligen Zeit war, dann muss man sagen, dass wenn ich nach Dresden, Postdam und aktuell nach Frankfurt schaue, dass sich die Qualität sukzessive von Projekt zu Projekt gesteigert hat. Und bevor mir oktavian wieder böse Blicke zuwirft, möchte ich gleich sagen, dass ich damit den Neumarkt nicht abqualifizieren will.

    Niemand kennt das Drama um den Neumarkt besser als die Mitstreiter hier im Forum. Und ich sage ohne den Neumarkt würde es Postdam und Frankfurt nicht geben. Daher ist der Dresdner Neumarkt trotz seiner Schwächen der große Leuchtturm der Rekobewegung und wird es bleiben, weil hier deutlich wurde, dass es geht, wenn man es will und wenn sich Menschen nicht mit dem scheinabr Unausweichlichen abfinden sondern kämpfen. Trotzdem muss man die Schwächen dieses Projekts sehen, was vielleicht auch etwas der großen Fläche geschuldet ist. Aber in Dresden sind die Häuser in Wahrheit leider nur sehr selten echte Häuser, Rekonstruktionen in Wahrheit Fassadenrekonstruktionen und eben keine eigenständigen und hinterlagerten Baukörper. Dresden ist, auch zum Bedauern sicher vieler bei der GHND in weiten Teilen eben Fassade geblieben. Und das ist nicht abwertend gemeint, es beschreibt aber einfach den Istzustand.

    Das tolle am Frankfurter Projekt ist nun, und das zeigen die Bilder sehr eindrücklich, dass die Häuser echte Häuser sind und keine Großstrukturen, dass die Rekonstruktionen sich auch baulich und ästhetisch und noch dazu historisch korrekt im Inneren fortsetzen. Wo hat es das in Deutschland nach 1950 gegeben, dass man echte Gewölbedecken in solchen Bauten rekonstruiert. Und dies setzt sich in wegweisenden Aspekten wie der Dachlandschaft und eben auch den Innenhöfen fort. In welcher deutschen Großstadt kann man einen solchen Innenhof aus Fachwerk und Holz heute noch bewundern, ich denke nirgends.

    In der Summe bleibt einfach die große Freude, dass man sieht, dass sich die Qualität der Rekonstruktionsprojekte mit jedem neuen Projekt gesteigert hat, sowohl was die Qualität der Rekonstruktionen angeht, wie auch jene der Füllbauten (wobei es durchaus Ausnahmen von der Regel gibt :lachentuerkis: ). Der Frankfurter Erfolg ist aber nicht als Geringschätzung der vorigen Projekte zu sehen, sondern vielmehr als Ausdruck der Lernfähigeit der Akteure. Ich finde, dies ist eine sehr beruhigende Feststellung und stimmt sehr zuversichtlich für mögliche weitere Projekte! :applaus:

    APH - am Puls der Zeit

    3 Mal editiert, zuletzt von Apollo (22. September 2017 um 21:50)

  • Im Rahmen der IAA war ich heute in Frankfurt. Neben dem Besuch der Messe habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mich auf der wichtigsten Rekobaustelle Deutschlands umzusehen. Leider leider war trotz Anfrage bei der Dom-Römer-Gesellschaft keine Führung für heute zu bekommen, was ich extrem bedauere. Da Götzenhainer aber ja einige Bilder eingestellt hat, ist es für das Forum nicht ganz so tragisch, trotzdem war ich etwas enttäuscht.

    Dafür habe ich alle fotografiert, was irgendwie zugänglich war und die Goldene Waage ist ja auch so zu bewundern. Also los geht´s einmal um die Baustelle rum.

    Wir starten am Krönungsweg und dem wirklich gelungenen Kopfbau "Zu den drei Römern".

    Der Innenausbau ist weit fortgeschritten

    Hier habe ich auch mal die Details fotografiert, einfach weil es für eine Nichtreko doch bemerkenswert viel zu entdecken gibt.

    APH - am Puls der Zeit

  • Der Blick den Krönungsweg entlang zum Roten Haus

    Nordseite

    Südseite (ich muss sagen, dass sie vor Ort besser wirkt als auf den Fotos)

    Rotes Haus

    Die Zeile einmal von West nach Ost

    Ich muss sagen, dass in Natura seltsamerweise das mittlere Haus mit der Bretteroptik am schwächsten wirkt, der braune Bau hingegen, den ich einst so furchtbar fand, macht seltsamerweise fast den besten Eindruck.

    APH - am Puls der Zeit

  • Jetzt kommt das, worauf ich schon seit Jahren warte, die Goldene Waage und ich muss sagen, der Bau ist einfach nur spektakulär.

    Die Goldene Waage und ihr Nachbar (ich muss sagen, er wirkt auf den Bkildern sehr dunkel, in real ist der Bau nicht so schlimm wie ich es befürchtet hatte, er passt nicht ins Ensemble, aber er zerstört es nicht)

    Die Waage im städtebaulichen Umfeld


    Der Baum könnte dann doch vielleicht weg :lachentuerkis:


    Wem es vielleicht zwei oder drei Bilder zuviel waren, dem sage ich, ich hab Jahre auf diesen Bau gewartet, da hau ich die Bilder jetzt raus :lachentuerkis::lachentuerkis: Wo kan man solch ein Handwerk heute noch bewundern, es war ein Fest für die Augen!

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (23. September 2017 um 22:37)

  • Kommen wir zu den Häusern gegenüber der Goldenen Waage, in der Summe ein sehr schönes Ergebnis, vor allem der Kopfbau weiß sehr zu gefallen, einer meiner Favoriten unter den Neuschöpfungen.

    Weiter geht es zur Braubachstraße. Leider durfte ich ja nicht auf den Hühnermarkt, aber dann bot sich zumindest eine kleine Chance und ich durfte kurz in den Rebstockhof.

    So konnte ich wenigstens den Winzer aus nächster Nähe dokumentieren



    Brandwand (ich halte nach wie vor nix von dieser Idee)

    APH - am Puls der Zeit

  • Dann die Neuschöpfungen an der Braubachstraße. Ich halte das Ergebnis für sehr überzeugend.

    Eingebaute Spolie

    Blick zum Hühnermarkt

    Das war der Rundgang einmal um die Baustellle herum.

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (24. September 2017 um 00:16)

  • Braubachstraße - sehr ansehnlich! Krönungsweg Südseite überwiegend "gewollt und nicht gekonnt".

    Gut, vielleicht auch "nicht gewollt und nicht gekonnt".

  • Wissen.de, Donnerwetter, was Du herumkommst und Fotostrecken an Fotostrecken einstellst, in Hülle und Fülle uns und das Forum damit beschenkst, um's ein und andere Mal. Großen, herzlichen Dank dafür! ES ist nie zuviel. Nur zu! Deine Begeisterung für die Goldene Waage teile ich gerne mit Dir und sicher einige andere hier auch ... !
    Wissen.de ist nun unser Top Nr.1 APH_Fotojournalist! Wer hat was dagegen? Keiner. Also einstimmig angenommen! :thumbup:8):thumbup:
    :gutenacht:

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (23. September 2017 um 23:36)

  • Die Fassaden der Braubachstraße sind überwiegend erste Sahne, nur die Brandmauerimitation und ihr Nachbar bekommen mir nicht. Leider haben die Neuschöpfungen, meiner Meinung nach, alle das Verhältnis von Fenster zu Fassade nicht hinbekommen.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ja, das kann ich nachvollziehen.

    Trotz aller klassischen Anleihen wirkt insbesondere dieses hier für mich künstlich, zu steif, wie ein Faller Plastikmodellbausatz, dem durch Patinierung noch etwas Leben eingehaucht werden sollte.
    Na gut, das ist wieder das Jammern auf hohem Niveau. Was wollen wir mehr!? Insgesamt ist alles Schule machend, Vorbild gebend und hoffentlich Impulsgeber für weitere innerstädtische Reko-Projekte landesweit!

    Dann die Neuschöpfungen an der Braubachstraße. Ich hale das Ergebnis für sehr überzeugend.