Bad Muskau - Weltkulturerbe Muskauer Park - Neues Schloss

  • Neues Weltkulturerbe: Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau

    Zitat

    Bad Muskau hat die Aufnahme des Fürst-Pückler-Parkes in das UNESCO-Weltkulturerbe nun schriftlich. Der ständige Vertreter Deutschlands bei der UNESCO, Hans-Heinrich Wrede, überreichte am Freitag die Urkunden an Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt und den polnischen Kultusminister Waldemar Dabrowski. Für die Übergabe wurde ein symbolträchtiger Ort gewählt: Die kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörte und 2003 wiedereröffnete Doppelbrücke über die Neiße, die den deutschen und den polnischen Teil des Parks verbindet. Kulturstaatsministerin Christina Weiss lobte die beispielhafte deutsch-polnische Kooperation zur Bewahrung des gemeinsamen Kulturerbes.

    http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/1975530.html


    offizielle Homepage:
    http://www.muskauer-park.de/index.php
    http://www.leknica.um.gov.pl/park.php

  • Ich dachte immer, das wäre schon seit 'nem Jahr Weltkulturerbe, zusammen mit Dresden und dem Bremer Rathaus.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Sehr gute Nachrichten vom Neuen Schloss im Muskauer Park. Das SMF meldet heute:

    Den Zerstörungsgrad dieses Südwestturmes verdeutlicht die folgende Aufnahme aus einem DDR-Bildband (Überflug – Die DDR im Luftbild):

    Und hier seht Ihr ihn in seiner wieder erstandenen Pracht (Turm im Bildvordergrund):


    Foto von Karasek, gepostet im Juli 2008

    Die Bekrönung des Südwestturmes aus anderer Perspektive - mit Blick vom Hof aus:


    Foto von Karasek, gepostet im Juli 2008

    Und noch ein sehr schönes Baudetail: Die Säulen am Haupteingang des Westflügels (an dessen Ostfassade = Hofseite):


    Foto von Karasek, gepostet im Juli 2008

    Auf dieser HP einer Restaurierungsfirma gibt es interessante Fotos von Baudetails bzw. Bauzwischenständen:

    http://www.restaurierung.farrak.de/inhalt/bad_muskau.html


    Und noch ein paar Informationen zur Pückler-Ausstellung (aus der heutigen Pressemitteilung):

    Zitat

    Die neue Dauerausstellung der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ präsentiert sich im Südflügel des Neuen Schlosses, verteilt über zwei Etagen, auf ca. 800 m². Der Rundgang beginnt im ersten Obergeschoss und widmet sich dort der
    Pücklerbiographie, während im Erdgeschoß der Muskauer Landschaftspark im Mittelpunkt steht. Die einzelnen Kapitel sind auf insgesamt acht Räume aufgeteilt. Ein- und Ausgang erfolgen über den repräsentativen Foyerbereich mit dem Haupttreppenhaus im Westflügel des Schlosses.

    Der Besucher lernt Pücklers familiäre Wurzeln im gespenstischen Familientheater kennen, begleitet den Fürsten auf seinen Weltreisen, belauscht Liebesgeflüster an interaktiven Hörstationen oder erwirbt am „Liebesbriefo-mat" einen mit den Worten Pücklers geschriebenen und trotzdem individuellen Brief. Und selbstverständlich nimmt der Muskauer Park, das legendäre Meisterwerk des Grünen Fürsten, innerhalb der Ausstellung großen Raum ein: Dabei wird Pücklers Vision des Landschaftskunstwerks der realen Entwicklung vom 19. Jahrhundert bis heute gegenüber gestellt. Die spannendsten Einsichten erlebt der Besucher bei einer spektakulären Kutschfahrt-Simulation mit aufwändigen Animationen.

  • Auf einen Satz in der eingangs erwähnten Pressemitteilung möchte ich noch einmal besonders aufmerksam machen:

    Zitat

    In dem Gebäude, dessen gesamte Inneinrichtung 1945 bei einem Brand zerstört wurde, kann sich der staunende Gast vom mit viel Aufwand nachgestalteten Arbeitszimmer Pücklers und dem opulent nachgebildeten Rittersaal in den Bann ziehen lassen.

    Wie im Forum an anderer Stelle schon berichtet, sollen im *Neuen Schloss* des Muskauer Parks zwei historische Innenräume rekonstruiert werden: das Arbeitszimmer von Fürst Pückler und die so genannte Bibliothek. Bei letzterem Raum handelt es sich um besagten Rittersaal, geschaffen in der Mitte des 17. Jahrhunderts und später als Bibliothek genutzt. Hier eine historische Innenansicht:


    Bildquelle: bildindex

    Zur Rekonstruktion der beiden Innenräume habe ich einige interessante Textfragmente und Bilder gefunden, die ich nachfolgend vorstellen möchte.
    Zunächst auszugsweise ein Besichtigungsbericht vom Sommer diesen Jahres, als einige Leser einer Lokalzeitung schon mal schnuppern durften:

    Zitat

    Es gibt […] exklusiv einen Blick in die Ausstellungsräume. Zum einen staunen die Besucher darüber, was bis zum Tage der Eröffnung in sieben Wochen noch alles passieren muss, zum anderen zeigen sie sich begeistert von dem, was geworden ist. „Als ich 1994 hierherkommen bin, hätte ich nie daran geglaubt, dass das Schloss wieder aufgebaut wird“, meint Heinz Göpfert. Sabine Domula findet für das Ganze nur ein Wort: „Genial.“
    Mit einem vielstimmigen „Oh“ schauen sich die Gäste im Rittersaal um, wo die weiße Stuckdecke auf die meisterliche Arbeit der Handwerker der Region verweist. „Ich will es nur noch einmal gesagt haben, hier war nichts mehr“, unterstreicht Regina Barufke. Die meisten der Anwesenden kennen das Schloss noch als Ruine . . .
    13,1 Millionen Euro sind bis Juni 2008 in die Sicherung und den Wiederaufbau des Neuen Schlosses geflossen. Freistaat und Bund sind dafür die Geldgeber. „Es gibt nur noch eine größere Schlossbaustelle in Sachsen, und das ist die in Dresden“, erklärt Cornelia Wenzel.

    Textquelle: http://www.lr-online.de/regionen/somme…rt70836,2126275

    Ich habe den obigen Satz aus gutem Grund unterstrichen: Dieser Rittersaal war vollständig zerstört. Die Sache ist schon ziemlich spektakulär, handelt es sich doch um die Totalrekonstruktion eines Raumes aus der Mitte des 17. Jahrhunderts!!!

    Nun einige Fotos vom Bauablauf, gefunden im Stadtanzeiger der Stadt Bad Muskau vom 15. April 2008. Im 2. Foto von oben bitte mal die Gewölbeansätze beachten, die Einwölbung wurde offensichtlich zum größten Teil neu aufgemauert (der Rittersaal befindet sich übrigens im Erdgeschoss des Südflügels):


    Nun der dazu gehörige Text aus der gleichen Quelle (Muskauer Stadtanzeiger). Dort erfährt man auch, was es mit der Maus im letzten Bild aus obiger Reihe auf sich hat.

    Wie im Text erwähnt, wurde die wertvolle Stuckdecke im Audienzsaal der Bautzner Ortenburg zeitnah (1662) von italienischen Künstlern geschaffen. Günstige Gelegenheit für mich, die endlich mal im Forum zu zeigen (im wertvollsten Innenraum der Stadt Bautzen):


    Bildquelle: bildindex


    Bildquelle: bildindex


    Historische Ansichten von dem zweiten Reko-Raum (Arbeitszimmer von Fürst Pückler) habe ich leider nicht gefunden. Nachfolgend ein kurzes Textfragment zu den dortigen Arbeiten:

    Zitat

    Auf der anderen Seite entsteht das Arbeitszimmer des Fürsten, alles nach einer historischen Ansicht. Selbst de Möbel werden nachgebaut! Was an Originalteilen noch vorhanden ist, wird selbstverständlich genutzt. So z.B. eine Schreibschatulle, die der Fürst aus England mitgebracht hat.

    Textquelle: http://www.allaboutroyals.com/15368/default.…%2Fdefault.aspx

    in einer Art Szenerie wieder zum Leben erweckt. Das fängt beim mit Intarsien versehenen Parkettfußboden an und hört bei einem zimmerhohen Spiegel auf. Die Fenstervorhänge werden in Tiefblau gehalten. Eine Kommode von Pücklers Frau Lucie wird nachgebaut. «Ob wir das mit den Ranunkeln auch so hinbekommen, wo sie doch nur so kurz blühen, weiß ich noch nicht» , meint Cord Panning mit Blick auf die Zeichnung. Ist das Stuckband schon fertig, wird gerade die Farbe für die Wände ausgesucht. Aus dreimal Blau muss die Entscheidung fallen.

    Der Eingang zu Pücklers Stube wird dagegen überhaupt keine Farbe erhalten. Mit rotem Backstein, unverputzt, wird der Besucher empfangen. «Hier sind sogar Feldsteine vermauert» , zeigt Cord Panning auf die Wand. Der Fenstersturz lässt jeden Statiker den Kopf schütteln, Einblicke in den Schlossbau früherer Zeiten. Nur wenige Zimmer davon entfernt sind die Stuckateure in ihrem Element. «Sie vollbringen wahre Kunstwerke» , lobt Norbert Seibt vom Sächsischen Staatsbetrieb Immobilienverwaltung (SIB). «Das macht man wohl nur einmal im Leben» , verweist Seibt auch auf die besondere Arbeit der Planer. Anhand von Fotos aus dem Jahr 1919 arbeiten die Mitarbeiter der AG Lang und Lauth seit Oktober 2007 am Stuck des ehemaligen Rittersaal/der Bibliothek. Ende Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann wird die Stuckdecke wieder so aussehen wie sie 1945 unterging. «Ihre Ursprünge datieren auf 1650 zurück, im 20. Jahrhundert erfuhr sie einige Veränderungen» , so Cord Panning. Die Spätrenaissancedecke stelle die Stuckateuere schon vor Herausforderungen, erzählt Stuckateur Thomas Lauth. Kurze Zeit später widmet er sich wieder seiner Aufgabe, steckt vorgeformte Blütenköpfe in die Bewährung. Figürliche Körper werden vorgeformt und festgedübelt. Derweil arbeitet sein Kollege an der Rekonstruktion eines Stuckkamins.

    Textquelle: http://www.lr-online.de/regionen/cottb…art1050,1974700[/quote]

  • Danke, Bautzenfan für diese Einblicke: Bin ganz begeistert! Ein richtiges manieristisches Schloß ist ja das Muskauer, was mich wieder daran erinnert mein altes Vorhaben die Fürstengärten im "mittleren Osten" einmal zu erkunden alsbald auch umzusetzen.

  • Schick schik! Das Schloss und der Park liegen ja bei mir in unmittelbarer Fahrradreichweite. :gg:

    Ich bin froh, dass dort immer mehr passiert. Die Gegend an der Neisse mit dem Pückler- und dem Rhododendronpark hat eigentlich die momentane Strukturschwäche nicht verdient. Hoffentlich strahlt der Park und die Stadt zukünftig auch durch das wirklich schöne Schloss wieder heller.

    Was noch persönlicheres: *seeeeeeeuuuuufz* Diese Gegend hat diese Struckturschwäche wirklich nicht verdient. Grösster Englischer Landschaftsgarten, grösster Rhododendronpark, bald ein riesiges Wasserparadies, jetzt schon unendliche Kilometer Radfahrstrecken, die Perle Görlitz, in der sogar grosse Kinoproduktionen gedreht werden, und dessen Umgebung in der Nähe, die Teichlandschaft, der Spreewald in der Nähe, eine einzigartige Osterkultur, wie Dresden seine einzigartig Weihnachtskultur hat, deutsche Natursolitäre wie die Wölfe... In der Gegend kann man so viel erleben, was mal nicht mit Grossstadt zu tun hat sondern mit Freizeitsport, Idylle, Landschaft, Natur. Gott, wir hatten hier sogar Skisprungschanzen und wenn heute noch genug Schnee fällt, kann man einige Skilanglaufloipen in den auch schön verschneiten Kiefernwäldern entdecken. Dumm ist dort der riesige Truppenübungsplatz und die grossen Kohleabbaugebiete, die die Gegend irgendwie zu sehr teilen. Wäre diese immense Abwanderung nicht gewesen und wären die ganzen Kernstädte und Dörfer wie Bad Muskau, Weisswasser, Spremberg, Niesky etc homogener und besser verbunden, wäre das eine der mit am lebenswertesten Gegenden in Deutschland. Zum Wintersport in die Tschechei ist es auch nicht weit, nach Berlin zu Popevents ist es auch nicht weit, nach Prag nicht, nach Dresden und Umgebung nicht... Die Gegend würde fünfmal so viele Bewohner vertragen ohne ihren natürlichen Reiz zu verlieren. Mit mehr Menschen wäre viel marode Bausubstanz, die momentan recht abschreckt, erst gar nicht vorhanden. Da freut mich so ein wunderschönes Rekoprojekt wie das Muskauer Schloss umso mehr. Sowas muss es einfach viel mehr geben und der hässliche Mief der DDR muss endgültig weg.

    PS: Das Bild vom Hof auf die Turmspitze hinauf ist riesig! Ein geniales Bild!

  • heiji

    Für mich auch rätselhaft. Meiner Meinung nach ist die Olau die wunderschönste Kulturlandschaft Deutschlands aufgrund ihrer einzigartigen, unzerstörten Städte und ihrer romantischen Landschaften.

  • Zitat von "Exilwiener"

    heiji

    Für mich auch rätselhaft. Meiner Meinung nach ist die Olau die wunderschönste Kulturlandschaft Deutschlands aufgrund ihrer einzigartigen, unzerstörten Städte und ihrer romantischen Landschaften.


    Ähäm... Es vielen zwar kaum Bomben, aber der DDR Wohnungsboom hat aufgrund der auf einmal durch Energiewirtschaft vorhandenen Arbeitsplätze dennoch unglaublich viel kaputt gemacht wie auch die fehlende Pflege der alten Bausubstanz (siehe Schloss, siehe auch Polnischer Parkteil). In vielen Dörfern sehe ich immer wieder Ruinen, die ohne diese Vernachlässigung zumindest passende Bauten wären.

    Hätte man das nie vernachlässigt anstatt Platten zu bauen, wäre heute bedeutend mehr Charme in der Gegend und viele Menschen wären geblieben und somit wären auch einige Arbeitszweige erhalten gewesen. Jetzt erst reisst man in meiner Gegend ein ganz paar Platten ein und bereinigt hier und da Halbruinen. Viel zu spät.

    Die Gegend verträge auch etwas mehr Schlösser oder ähnliches hier und da in der Landschaft. So eine Landschaft hat nur ein grosses Anwesen wie das Muskauer Schloss nicht verdient. Selbst wenn man völlig neue recht historisierende Anwesen hochzieht, es wäre passend. Ich sehe ja die entstehende Seenplatte als Chance für neue Parkanlagen und sowas. :peinlich: Irgendwas in der Richtung Schloss Moritzburg. :peinlich: :peinlich:

    Und... blöde Grenze... Nichts gegen Polen, aber das ewige Hin und Her und Teilung blabla haben der Region auch nur geschadet und sonderbare Stadtentwicklungen zugelassen (siehe Bad Muskau und Pücklerpark, siehe Görlitz). Hoffentlich bessert sich das durch Schengen immer mehr. Es hat ja im Park schon einiges bewegt.

    Mal ne Frage: Wie siehts denn aus? Könnte man nicht recht leicht solche Parks erweitern?

  • Ich finde es etwas schade, dass man in der Niederlausitz außer Cottbus keine wirklichen städtischen Perlen findet. Spremberg nennt sich zwar "Perle der Niederlausitz", vergleicht man aber mit Bautzen, Löbau & Co, hat Spremberg mit Perle nicht mehr viel zu tun. Forst, Weißwasser, Hoyerswerda,... Nix gutt. Wie sieht denn eigentlich die Stadt Bad Muskau aus?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Ich finde es etwas schade, dass man in der Niederlausitz außer Cottbus keine wirklichen städtischen Perlen findet. Spremberg nennt sich zwar "Perle der Niederlausitz", vergleicht man aber mit Bautzen, Löbau & Co, hat Spremberg mit Perle nicht mehr viel zu tun. Forst, Weißwasser, Hoyerswerda,... Nix gutt. Wie sieht denn eigentlich die Stadt Bad Muskau aus?


    Nana, Cottbus ist gross, Spremberg klein. Beide sind wohl recht ähnlich. Beide haben richtig gute Altbausubstanz aber auch diese unglaublich hässlichen Platten. Sprembergs kleine Fussgängerzone ist goldig und der Stadtpark mit dem Schloss dran wirkt auch voll einladend. Eben obig genanntes Problem der Verwahrlosung diverser Bauten im ganzen Stadtgebiet zerreisst die Stadt wie aberdutzende Pickel ein Gesicht. Zwischen Park und Fussgängerzone sind zB richtig üble Platten... DDR-Städtebauunsinn in Reinstform.

    Und ähnlich siehts in Bad Muskau aus, wenngleich die DDR hier weniger zuschlug. Direkt am Park mit dem Schloss grenzen kleine Plattenbauten und hier und da sind auch verwahrloste Einzelhäuser, die ganze Strassenzüge überschatten. Ganz schlimm finde ich die Wirkung der Grenze: Der polnische Teil der Stadt lädt überhaupt nicht zum Verweilen ein. Durch den Grenzübergang etabierte sich dort ein typischer Wellblechmarkt und die restliche polnische Bebauung ist eben wie sie so ist: Bis auf wirkliche Ausnahmen nicht erwähnenswert und frickelig. Das hat der Stadt alles nur geschadet. Ich will auch nicht nur meckern. Es gibt viele wieder flott gemachte Fassaden und neben dem bildschönen Park auch viele kleine Cafés und Bars und paar Restaurants. Witzig an der Stadt finde ich Folgendes. Es gibt auf deutscher Seite vier "Hauptverkehrsadern" heraus aus der Stadt, in alle möglichen Himmelsrichtungen. 2,5 davon führen in das die Stadt fast umschlingende Dorf Krauschwitz, was bestimmt genausoviele oder mehr Einwohner hat als Bad Muskau selbst. Selbst die 0.5te Verbindung endet in einem weiteren Dorf, das selbst fast schon mit diesem Krauschwitz verschmolzen ist. Teile des Pücklerparkes westlich der Stadt (also nicht der bedeutend grössere Ostteil an der Neisse) gehen auch etwas in Krauschwitz über. Das kleine Städchen kann also froh sein, dass es nicht allein auf weiter Flur liegt und so einen für diese Gegend recht gutes Einzugsgebiet, quasi einen Speckgürtel hat. :gg: Anders wäre Bad Muskau wohl viel unfrequentierter und unbedeutender und eine Schlossreko und die Parkpflege wären ungemein schwieriger. Durch die wegfallende Grenzverkehrsstopfung fehlt aber jetzt schon wieder irgendwie gewisse Urbanität. Manchmal wünsche ich mir bei dem Park und der Landschaftseinbettung, dass die wesentlich mehr bewohnte nahe Kreisstadt Weisswasser kleiner wäre (vlt eine Art Villenviertel von dem Grossraum dort, in Weisswasser gibt es ein ganz paar schicker Villen, die genausogut in Dresden stehen könnten) und dafür die ganzen Bewohner in Bad Muskau und Krauschwitz wohnen und sich dort mehr städtische Dichte entwickelt hätte.

    Diese räumliche Struktur dort ist eh recht seltsam. Besagtes Krauschwitz liegt nur wenige hundert Meter von Bad Muskau entfernt, das "0,5-Dorf" Gablenz auch kaum 2km. Diese beiden Dörfer wiederum auch nur 2km von der Kreissstadt Weisswasser. Gablenz wiederrum ist nur wenige hundert Meter von Kromlau und seinem Rhododendronpark entfernt, grenzt quasi an diesen an. In anderer Richtung grenzt keinen Kilometer an Krauschwitz Weisskeissel, welches wiederrum nur wenige Kilometer entfernt von Weisswasser ist (Ausläufer sind nur Steinwürfe auseinander). Die letzten drei Orte sind auch fast verwachsen, wäre nicht dazwischen ein Biosphärenreservat (also auch wieder eine Art Park..). Bald wird fast unmittelbar an Weisswasser ein weiterer See der Bergbauseenplatte grenzen. Diese ganze Gegend zusammen, mit intakten schönen Gebäuden und Strukturen. würde eine richtig schicke Stadt ergeben, die sich vor Orten wie Bautzen nicht verstecken müsste, vor allem im Bereich Landschaftsvielfalt. Wären doch bloss mehr Menschen dort...

    Die kleine eben erwähnte Gegend würde locker doppelt so viele Menschen vertragen. Ich hab mal kurz zusammengerechnet: Heute leben in etwa 38.000 Menschen dort. 80.000 halte ich locker für möglich mit einem Kerngebiet aus Bad Muskau und dem Streifen bis zum jetzigen Kern Weisswassers mit sage und schreibe drei völlig unterschiedlichen Parks mitten dran an diesem Gebietskern. Der UNESCOpark wäre gut besucht und hätte seine Aufmerksamkeit.

    Ich hasse die DDR und die Abwanderung... :weinenstroemen:

    Mannomann, wieder mal gewunschdenkt. :gg: Egal, hat man was zum lesen. :zwinkern:

  • Zitat von "SchortschiBähr"

    @ heiji, es lese gerne was du so schreibst. Hat was herzerfrischend junges und zudem informatives. Man merkt, daß Du mit der Gegend leidenschaftlich liebend verbunden bist!


    Hmm... könnte vlt an meiner Herkunft aus der Gegend liegen und meinen jungen 23 Jahren. :P

    Es ist doch so, es schade zu finden, dass solche Gegenden mit so viel Gesicht kaum Beachtung finden, obwohl wir da sogar ein UNESCO-Welterbe haben. Und das ist noch nicht mal ein einzelnes Gebäude.

    Ich hätte ja so viele Ideen für die Gegend und einige auch und sind dran, die umzusetzen (Seenplatte). Es fehlen nur die Menschen.

    Mein Cousin hat vor Kurzem geheiratet im Standesamt an diesem Park. Danach ist das Brautpaar durch den sonnigen Park geschlendert, die Gäste ebenso. Schade, das Schloss war zu diesem Zeitpunkt noch zu sehr mit Gerüsten zugestellt. Ansonsten war es einfach traumhaft.

    Der Park und die Gegend drum herum verdient einfach mehr Achtung. :?

  • Zitat von "heiji"

    Der Park und die Gegend drum herum verdient einfach mehr Achtung. :?

    Im Sinne von Beachtung, und ja, das sehe ich auch so.

    Noch 2 Ergänzungen zu den historisch rekonstruierten Innenräumen.
    Zunächst ein Foto von den Wiederaufbauarbeiten im Rittersaal (=Bibliothek). Wie schon gesagt, handelt es sich hierbei um die TOTALREKONSTRUKTION eines Raumes aus dem 17. Jahrhundert.

    http://www.mdr.de/sachsenspiegel/5755431-2.html#anker-inhalt

    Vom Rittersaal gab es ja hier im Forum schon einige Ansichten, fehlt noch der andere Raum: Das Arbeitszimmer von Fürst Pückler. Auch dieser Raum entstand aus dem „Nichts“ in alter Pracht (einschließlich Nachbau der historischen Möbel). Dazu der folgende kurze Videobericht (< 2 min) des MDR.
    Auf der verlinkten Seite erscheint etwa in Bildmitte: *5 Beiträge verfügbar*, rechts davon steht *Liste*. Auf Liste klicken, dann auf Beitrag Nr. 2.

    http://www.mdr.de/sachsenspiegel/5766159.html

  • Vielen Dank, BautzenFan - superinteressant! :D

    Dieses Schloß hat wirklich enormes Glück gehabt - woran lag es, daß es zu DDR-Zeiten nicht plattgemacht hat?

    Zitat von "BautzenFan"

    Ich habe den obigen Satz aus gutem Grund unterstrichen: Dieser Rittersaal war vollständig zerstört. Die Sache ist schon ziemlich spektakulär, handelt es sich doch um die Totalrekonstruktion eines Raumes aus der Mitte des 17. Jahrhunderts!!!

    Zitat

    Mit einem vielstimmigen „Oh“ schauen sich die Gäste im Rittersaal um, wo die weiße Stuckdecke auf die meisterliche Arbeit der Handwerker der Region verweist. „Ich will es nur noch einmal gesagt haben, hier war nichts mehr.

    Ist das nicht eine richtige Werbung für's Berliner Schloß? Das ganze Projekt ist natürlich nicht vergleichbar, weil hier in Bad Muskau ja noch eine standfeste Ruine stehengeblieben war, aber der Raum selbst ist aus dem Nichts originalgetreu rekonstruiert worden. Signal nach Berlin: Es geht! War das Innere denn besser dokumentiert als als die Räume des Berliner Schlosses?

  • Sehr erfreuliche Wiederherstellungen im Schloss und Park Muskau! Übrigens war auch der Park, der heute viel natürlicher wirkt, in Pücklers Zeit üppig mit Kunstwerken und Schmuckbeeten ausgestattet. Eindrucksvolle Rekonstruktionen von solchen Parkanlagen Pücklers sieht man in Potsdam-Babelsberg und Branitz.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    hier in Bad Muskau ja noch eine standfeste Ruine stehengeblieben war, aber der Raum selbst ist aus dem Nichts originalgetreu rekonstruiert worden.

    ^^ Diese Tatsache macht die Rekonstruktion, innen wie aussen, umso eindrucksvoller. :anbeten: Dank fuer die Links, flyer! Der erste funktioniert bestens, und der zweite gewaehrt auch einen Blick in die Umgebung (die Bilder lassen sich vergroessern). Ja, der Park wirkt jetzt mehr wie ein Landschaftspark. Ob die Statuen, Brunnen und Schmuckbeete wohl auch zurueckkehren?

  • Englische Brücke im Park wird wieder gebaut:

    Pückler kehrt zurück nach England :: lr-online

    Schönschön! :)

    Noch besser wäre es aber, es würden einige Platten im Stadtgebiet abgebaut... Am Marktplatz zB.

    Am allerbesten wäre aber mal ein vernünftiger Kleinstadtbaubestand auf der polnischen Seite. Hat niemand Geld in Polen, um da mal was Schmuckes hinzusetzen? So ein knuffiger Stadtkern mit Geschäften in den Erdgeschossen an dem Neißebogen wäre doch mal was anstatt diesem Blechmarkt. Von mir aus auch mit Puff's in den Etagen oben drüber. :augenrollen:

    Übrigens: Der DDR-Ampelmännchengestalter kommt aus Bad Muskau. :D Und starb letztens erst...
    http://www.lr-online.de/vermischtes/Am…art1676,2757157