Stuttgart und seine negativen Seiten

  • Die historische Altstädte von Esslingen, Waiblingen, Marbach, Tübingen oder Weil der Stadt u.v.a.m.

    Moment, moment! Wir haben eben gerade nicht von Waiblingen und Esslingen, Weil der Stadt und Ludwigsburg geredet, sondern von Stuttgart. Stuttgart ist hässlich, ist das Thema dieses Stranges. Deswegen sage ich doch, mache ich, wenn ich die Wahl habe, einen Bogen um Stuttgart und besuche Ludwigsburg und Marbach, Vaihingen an der Enz und Leonberg. Das Deiner Auffassung nach "für Freunde historischer Architektur" in Stuttgart Sehenswerte interessiert mich nicht. Du sagst ja selber, dass das dort Sehenswerte "vor allem auch" in der "Stadtregion" drumherum liegt. Also zu einem Teil eben gerade nicht in Stuttgart!

  • "die Hölle"

    Offenbar wurde das sprachliche Stilmittel nicht verstanden.

    Dann nochmal langsam zum Mitdenken: Damit auch andere Menschen zum christlichen Glauben finden, zeigt man ihnen, wie unattraktiv das Leben hier auf der Erde ist.

  • "Das Deiner Auffassung nach "für Freunde historischer Architektur" in Stuttgart Sehenswerte interessiert mich nicht"

    Wenn die Priorität der persönlichen Vorlieben bei bayerischen Bauerndörfern liegt, kann eine Stadt wie Stuttgart natürlich nicht attraktiv erscheinen. Dafür habe ich Verständnis. Nur bitte ich auch um Verständnis dafür, dass andere gerade das zu schätzen wissen, wovor sich ein Zeno mit Grausen abwendet. Nämlich eine moderne Großstadt, die vielfältig ist und eine hohe Lebensqualität bietet.

    In dubio pro reko

    5 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (11. März 2017 um 13:35)

  • Das folgende Bild zeigt, das Stuttgart einfach die Hölle sein muss, sowas Hässliches gibt es ja wirklich nicht nochmal

    Das zeigt aber genau die Ecke, die sowohl Eduard als auch ich (siehe oben, Eigenzitat: "vielleicht auch einige Teile von Stuttgart-Süd rund um den Schöttle-Platz, Marienplatz bis hoch zum Fangelsbachfriedhof und Umgebung") als annehmbar bis schön bezeichnet haben.

    Übrigens habe ich als gebürtiger bayerischer Schwabe mit der hiesigen Mentalität überhaupt keine Probleme, finde die Leute sogar angenehmer als z. B. in München. Stuttgart betrachte ich einfach nur objektiv, und objektiv gesehen ist es nun eben zwar deutlich gutbürgerlicher und angenehmer als z. B. Mannheim, aber nicht schöner. De facto sehe ich da keine großen Unterschiede zwischen der Innenstadt von Hannover, Kassel oder sogar Essen und Stuttgart, natürlich abgesehen vom Schloßplatz und benachbarten Schillerplatz.

    Ich denke, daß ich mir nach 20 Jahren ganz knapp hinter der Stuttgarter Stadtgrenze beim schönen Esslingen ein Bild machen konnte, ich habe sogar - wie ich gerade festgestellt habe - keine einzige Stadt häufiger fotografiert als Stuttgart, mit über 2300 Digitalfotos seit 2003 (aus dem restlichen Baden-Württemberg kommen noch über 4000 weitere Fotos hinzu). Aber wie gesagt, sobald es mal einen sonnigen Tag gibt, mache ich weitere Aufnahmen...

  • Lieber Königsbau, deine Verteidigung deiner Heimatstadt ist verständlich und an sich löblich. Freilich wird in diesem Forum verbal manchmal nicht nur das Florett genutzt, sondern auch grob draufgehauen. In der Sache ist das mMn für Stuttgart auch angebracht. Ich war ehrlich sehr, sehr negativ erstaunt, als ich das erste Mal die Stadt gesehen habe. Es ist nicht nur so, daß hier ein, zwei Bausünden mehr stehen als woanders, sondern diese ganze Anti-Urbanität mit diesem entsetzlichen Autoverkehr überall wirkt echt übel.

    Es ist ja kein Zufall, daß du zur Verteidigung fast immer Fotos von den Außenstadtteilen West oder, wie in diesem Fall, Süd zeigst.
    Ein Foto aus großer Entfernung in Hochblüte, auf dem man eine Kirche und rote Satteldächer eines Außenstadtteiles sieht, rettet kein Stadtbild.
    Das wäre so, wie wenn ein "Würzburg-Verteidiger", wenn unser Karpatenwölflein wieder einmal auf die Stadt eindrischt, ein Foto vom Käppele auf die Sanderau bei Sonnenschein im Hochsommer mit voller Vegetation und den Main samt Stadtstrand postete. Das sind Außenstadtteile - freilich nett, aber wer dort nicht wohnt, hält sich dort fast nie auf. Zumal an einem bewölkten Tag auf dem Marienplatz in Stuttgart am Nachmittag (zur Verkehrszeit stehend) das Ganze wieder vollkommen anders wirkt als auf deinem Bild...

    Mit dem Pietismus hat Zeno, wie so häufig, Recht.

    @ Gmünder, deine Ausführungen sind auch nur teilweise richtig. Zunächst geht es um die Stadt selbst, nicht solche 20 km draußen. Im obigen Beispiel (Würzburg) könnte man auch nicht sinnvoll Ochsenfurt als "Ehrenrettung" anführen. Und vieles im Stuttgarter Raum wirkt auch hier heruntergekommen.
    Beispiel Waiblingen, wie hoch waren dort die Kriegszerstörungen? Innerhalb der Stadtmauern gibt es echt viele Bausünden, anderes ist nicht sehr liebevoll saniert worden, sodaß das wie Nürnberger 50er Jahre Bauten aussieht. Vom drumherum wollen wir erst gar nicht reden...
    Ludwigsburg ist ein netter Schlafsack für die, die es in Stuttgart nicht aushalten, ganz okay, aber nicht mehr. Das trifft auch auf das dortige Schlößle zu (nett, aber nicht weltbewegend).

    Noch einmal, an Königsbau, freilich kann ein wirtschaftlich wichtiger Standort nicht pittoresk wie eine thüringische oder fränkische Kleinstadt wirken. Dennoch bleibt für mich das Gesamturteil, daß die schwerer kriegsversehrten Städte München und Nürnberg sich bei allen Unzulänglichkeiten noch ihren "Kern" und damit ihre "Seele" zumindest an etlichen Stellen bewahrt haben.
    Stuttgart ist eine seelenlose Aneinanderreihung von Außenstadtteilen ohne wirkliche Mitte. Es ist "vielfältig" im neudeutschen Sinne von "kulturell bereichert" und "lebendig", was den Autoverkehr angeht, sonst bleibt außer der Wirtschaftskraft und der Flucht ins Private - nette Menschen gibt es, wie oben schon geschrieben, hier wie dort - wenig...

  • In Stuttgart wohnt alles, aber bestimmt keine Schwaben mehr. Was die Architektur anbelangt, ist der Sanierungsgrad weitaus bedenklicher als der Bestand an sich. Es ist einfach heruntergekommen.

  • Nein, aber gerne auch ein wenig Innenstadt (getrost Bausünden, aber auch ein paar Sehenswürdigkeiten, also Schloss, Schellenturm, Hans-im-Glück-Brunnen, Calwer Straße, Schlossgarten). Nur bei Gelegenheit. Danke.

  • Eduard, was du schreibst ist doch Unsinn:

    "Stuttgart ist eine seelenlose Aneinanderreihung von Außenstadtteilen ohne wirkliche Mitte."

    Gerade Stuttgart hat eine wirkliche Mitte, nämlich den wirklich herausragend schönen Schlossplatz, eine großräumig-historische Platzanlage die ich so in keiner anderen deutschen Stadt vorfinde, und die auch immer von tausenden Menschen bevölkert ist. Daneben den ebenso schönen Schillerplatz, eine wahre Oase in der Großstadt.
    Was Stuttgart NICHT (mehr) hat ist ein historischer Marktplatz und eine mittelalterliche Altstadt. Das ist allgemein bekannt, und vielleicht können das einige hier der Stadt nicht verzeihen und beurteilen sie deshalb so hart.

    Was du als Außenstadtteile bezeichnest, sind eigentlich zentrale Stadtteile, denn beispielsweise Stuttgart West existierte vor dem Krieg überhaupt nicht unter diesem Namen, es war ein innerstädtisches Wohngebiet. Und ich weiß auch nicht, wieso Heslach, Lehenviertel, West und Ostheim "seelenlos aneinandergereiht" sein sollen(?) Es sind abgeschlossene Stadtbezirke, in Berlin würde man Kiez dazu sagen, und in diesen Stadtbezirken findet man noch sehr viel erhaltene Bausubstanz, schöne Wohnhäuser, öffentliche Gebäude, Kirchen, Grünanlagen.

    Was Leute wie du immer unter "Stuttgart" subsumieren, ist das Stadtzentrum zwischen Kriegsberg, Königstraße und Rotebühlplatz, aber die Stadt als Ganzes ist dadurch längst nicht beschrieben. Ich beurteile Berlin ja auch nicht allein nach dem Areal zwischen Alexanderplatz und Dom, sonst käme die Stadt wirklich verheerend schlecht weg.

    Und auf eine Galerie, die mit besonders unvorteilhaften Fotos aufwartet, kann ich ehrlich gesagt auch verzichten. Man kann jede Stadt in einem guten oder schlechten Licht darstellen. Wenn ich wollte könnte ich euch eine Galerie präsentieren, nach der ihr Stuttgart für die schönste Stadt Deutschlands halten würdet (was natürlich unter Fake News fallen würde).

    In dubio pro reko

    3 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (11. März 2017 um 15:39)

  • Ludwigsburg ist ein netter Schlafsack für die, die es in Stuttgart nicht aushalten, ganz okay, aber nicht mehr. Das trifft auch auf das dortige Schlößle zu (nett, aber nicht weltbewegend).

    Ernsthaft? Eine der größten, in Originalform erhaltenen barocken Schlossanlagen Europas? Bei aller mir angeborenen Höflichkeit, muß ich sagen, dass Dich das nicht gerade als Architekturkenner ausweist . . .

    Wikipedia:

    "Ludwigsburg galt als einer der prächtigsten europäischen Höfe und umfasst 452 Räume, zwei Kirchen, ein Theater und einen großen Innenhof (Ehrenhof). In den ausgedehnten Schlossgärten finden sich unter anderem künstliche Wasserfälle und Felsengrotten."

    Wikimedia Commons, Bild von Gregorini Demetrio

    Wikimedia Commons, Bild von Rolf Ebenau

    Wikimedia Commons, Bild von Zairon

    Bild von Zairon
    Wikimedia Commons

    Bild von Warburg
    Wikimedia Commons

    Bild von Mercy
    Wikimedia Commons

    Wikimedia Commons, Bild von Zairon


    Wikimedia Commons, Bild von Immanuel Giel


    Wikimedia Commons, Bild von Nyshan013


    Wikimedia Commons, Bild von Wagner Tobias

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Und auf eine Galerie, die mit besonders unvorteilhaften Fotos aufwartet, kann ich ehrlich gesagt auch verzichten. Man kann jede Stadt in einem guten oder schlechten Licht darstellen.

    Das beabsichtige ich überhaupt nicht (es soll schon ausgewogen sein), aber was soll es an Sehenswertem in der Innenstadt außer eben Schloßplatz/Schillerplatz, Markthalle, einem Abschnitt der Calwer Straße und dem winzigen Viertel um die Geissstraße geben? Abgesehen davon kann sich ja jeder ein umfassendes Bild machen, z. B. unter https://binged.it/2mxkbYH oder in Google Earth, wo ein komplettes 3D-Modell zur Verfügung steht.

    Es wäre mir aber praktisch unmöglich, eine Stadt wie Tübingen oder Straßburg in schlechtem Licht darzustellen, denn die 5 % Bausünden in der Innenstadt würden kaum genug Material hergeben...

  • Lieber Königbau, ich würde gerne mal mit dir durch Stuttgart gehen und dann könnten wir das Gesehene einordnen.
    Der Schloßplatz lädt freilich zum Verweilen ein. Die angrenzende Architektur in der Umgebung ist nett, aber nicht überragend. Selbst beim Königsbau sollte man besser nicht so genau hinter die Säulen schauen...
    Der Schillerplatz ist winzig und das war es dann eigentlich schon so. Freilich gibt es dann noch die Häuser um den Hans-im-Glück-Brunnen, aber das sind sehr wenige.
    Sehr unangenehm finde ich, daß hinter und direkt neben diesen reizvollen Inseln gleich der allerschlimmste Betonbrutalismus angrenzt, zerschnitten von vielspurigen Straßen.
    Hier ein Luftbild von google:

    https://www.google.de/maps/place/Stu…249!4d9.1800904

    Das, was woanders als Bausünde gilt (z.B. die Kaufhofgebäude), ist hier der Regelfall.

    S-West, -Süd, das Heusteig"viertel" et al. sind nette Außenstadtteile, in denen man sicher angenehm wohnen kann. Freunde von mir wohnen im Süden und im Westen und ich besuche diese von Zeit zu Zeit. Es sind letztendlich historistisch geprägte Stadtteile, nicht mehr und nicht weniger.
    Der Süden Nürnbergs beispielsweise, wie auch immer die dort ineinander übergehende Stadtteile heißen, macht auf mich einen deutlich besser erhaltenen Eindruck und ist auch flächenmäßig größer.

    Gerade S-West ist bis zum Feuersee gruselig, der Rest ist auch in weiten Teilen echt nicht so toll: Durchzogen von stark befahrenen Straßen ist vieles ziemlich vergammelt. Naja, echauffieren bringt auch nichts...

  • Der Marktplatz in Stuttgart ist ein schönes Beispiel dafür, dass es nicht unbedingt neuer alter Architektur bedarf, sondern in den meisten Fällen schon eine liebevolle Sanierung des Bestandes eine Aufwertung der gesamten Stadt bedeuten kann. Man hätte die S21-Milliarden lieber in Straßen und Bürgersteige investieren sollen.

  • "Es wäre mir aber praktisch unmöglich, eine Stadt wie Tübingen oder Straßburg in schlechtem Licht darzustellen, denn die 5 % Bausünden in der Innenstadt würden kaum genug Material hergeben..."

    Findest du diesen Vergleich fair? Waren diese Städte vielleicht kriegszerstört?

    Da sich diese Diskussion sowieso im Kreis dreht, möchte ich nur eines noch anmerken: Viele Kölner, Mannheimer, Stuttgarter lieben ihre Stadt, denn Architektur ist eben nicht alles. Stuttgart ist gerade bei jungen Leuten sehr beliebt, man nennt die Stadt liebevoll "Stuggi". Vielleicht sind wir in diesem Forum zu sehr fixiert auf intakte Altstädte und registrieren gar nicht dass die Menschen um uns herum möglicherweise nicht die gleichen Prioritäten haben, wenn es um die Beurteilung einer lebenswerten Stadt geht. Dazu gehören auch das Kulturleben, Infrastruktur, Urbanität, Kontraste, Veränderung.

    In dubio pro reko

    7 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (12. März 2017 um 08:00)

  • Da stimme ich Dir voll und ganz zu Königsbau!

    Es ärgert mich auch immer etwas, wenn Städte, die ich eigentlich mag, total zerrissen werden. In Stuttgart habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Und als hässlich habe ich die Stadt nicht empfunden. Für mich zählt da auch immer die Sauberkeit und auch die Bevölkerung einer Stadt. Wenn ich in der Fußgängerzone einer deutschen Stadt kaum ein deutsches Wort höre, und in allen Ecken Abfall herumliegt, fühle ich mich fremd und schlecht. Das ist ganz unabhängig von der Architektur.

    Gerade gestern war ich noch in Wuppertal-Elberfeld. Und obwohl es dort im Zentrum kaum noch historische Bausubstanz gibt, war das für mich ein schöner Aufenthalt im Beton-Brutalismus. - Natürlich war das großartige Rathaus der absolute Höhepunkt. - Die eigene Erwartung und die Grundstimmung spielen auch eine Rolle.

  • Findest du diesen Vergleich fair? Waren diese Städte vielleicht kriegszerstört?

    Ja, denn hier ging es nur um die Frage, ob man "jede Stadt in gutem oder schlechtem Licht darstellen kann" (wobei Stuttgart ja zu Zeiten des OB Klett nochmals mit Flächenabrissen zerstört wurde, selbst die Markthalle wäre fast abgerissen worden, das Schloß stand ja auch auf der Kippe).

    Das kann man meines Erachtens nicht, erst recht nicht, wenn man wie ich jedes einzelne Foto mit Koordinaten versieht, aus denen der Aufnahmeort ersichtlich ist. Da würde doch sofort auffallen, daß alle Fotos sehr punktuell aufgenommen wurden oder nur winzige Bildausschnitte zeigen. Außerdem habe ich in Tübingen ja auch alle häßlichen Seiten fotografiert, von den Wohnblöcken in Waldhäuser Ost über das "Zentrum Süd" rund um den Zinser-Block bis hin zu den monströsen Betonblöcken der Uni an der Morgenstelle.

    Abgesehen davon wurde Straßburg durch die US-Luftwaffe ab 1943 mehrmals bombardiert und zu etwa 20 % beschädigt, und zwar neben dem Süden (Neudorf) vor allem im Zentrum (historische Altstadt auf der Ill-Insel: Gutenberg-Platz, Rabenplatz und Eiserner Mann - letzterem sieht man es noch an), wobei nicht nur in der Altstadt eine Reihe von Gebäude komplett vernichtet und wieder komplett rekonstruiert wurde (am bedeutendsten: Altes Zollamt und Johanneskirche), sondern auch eine Schneise der Verwüstung durch die gründerzeitliche Neustadt entstand:

    Vom Kaiserpalast über das Landesparlament bis hin zum Postamt an der Ill und der Paulskirche - und alles wurde komplett wiederhergestellt, obwohl es sich dabei ja eigentlich um "deutsche" Gebäude handelte, die stilistisch noch nicht einmal besonders gut zur Altstadt paßten (ich wage mal zu behaupten: in einem "BRD-Straßburg" wären diese Gebäude sicherlich nicht rekonstruiert worden).

  • Wenn ich in der Fußgängerzone einer deutschen Stadt kaum ein deutsches Wort höre, und in allen Ecken Abfall herumliegt, fühle ich mich fremd und schlecht.

    Stuttgart hat mit 44 % so ziemlich den höchsten Migrantenanteil aller deutschen Großstädte, wann warst Du denn zum letzten Mal hier? Einfach mal abends Stadtbahn fahren oder Ecken wie den Cannstätter Wilhelmsplatz besuchen und das dortige Publikum zur Kenntnis nehmen...

    Einmal editiert, zuletzt von silesien (12. März 2017 um 09:23)

  • Wuppertal ist ein schönes Beispiel. Bei Facebook gibt es die Seite "Stadtbild Wuppertal", und hier habe ich gesehen, wie viel wundervoll Schönes es doch noch in der Stadt gibt. Das meiste ist Wohnbebauung der Gründerzeit, vornehm, fein, pittoresk. Das ist auch Stadt! Aber einige hier können dem ja nichts abgewinnen, weil sie nur historische Stadtkerne und Altstädte auf dem Schirm haben, die städtischen Errungenschaften der letzten Jahrhundertwende nur als nettes Add-On betrachten.

    Als "funktionierende" Stadt würde ich Stuttgart sogar dem so sagenumwobenen Dresden den Vorzug geben. Dresden hat ein beeindruckendes Elbpanorama, die schönste Kirche Deutschlands und einen wiederhergestellten Neumarkt, aber wo ist hier darüber hinaus das Stadtgefühl zu spüren, die Lebendigkeit, das Urbane, die Stadtstruktur? Plattenbauten und große Trostlosigkeit herrscht dort, man fühlt die Leere, die die abgeräumte Stadt und sozialistische Utopie hinterlassen haben.
    In Stuttgart gibt es noch diese Dichte der Bebauung, man kann durch Straßen wandern, Stadtspaziergänge machen, bürgerliche Baukultur entdecken. Das ist mir persönlich sehr viel wert, denn das ist für mich auch städtisches Erleben. Und auf diese Weise erschlossen kann eine Stadt wie Stuttgart richtig schön sein.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (12. März 2017 um 09:32)

  • Dresden ist doch zehnmal urbaner als Stuttgart, lieber Königsbau. Ich mag historistische Architektur - nur handelt es sich dabei meist um Wohneinheiten. Läufst du manchmal einfach so durch S-Süd oder West? Gerade letzteres stelle ich mir aufgrund des Verkehrs wenig reizvoll vor...

    Freilich kann man die Karlshöhe etc. erwandern. Hier ist die Topographie das Plus, das Stuttgart hat.
    Was hier jetzt als Vorteile S aufgezählt wurden, sehe ich gerade nicht so:

    - Stuttgart ist sehr un-urban: Ein winzige Fußgängerzone, schnurgerade und mit funktionaler Geschäftsbebauung. Nach Ladenschluß und an Sonn- und Feiertagen ist die Königsstraße, mit Ausnahme des Schloßplatzes, ausgestorben.

    - die gründerzeitliche Babauung in Süd und West ist keinesfalls etwas Besonderes, sondern wirkt an vielen Stellen ziemlich heruntergekommen. Zudem wertet der Autoverkehr vor allem den Westen deutlich ab. Als Süddeutscher kann ich den Vergleich mit Nürnberg und München ziehen: Dort sind die historistischen Viertel mMn deutlich besser erhalten.

    - Stuttgart ist an vielen Stellen des öffentlichen Raumes gerade nicht sauber, vieles ist verdreckt und einfach verwahrlost - naja, dafür sind die teuren Karren, die man in S überdurchschnittlich häufig sieht, blitzblank geputzt. Das Klientel, das vor allem abends oder gar manche Stadtteile im Bild dominiert, hat ein Vorredner schon angesprochen. Es ist ja auch kein Zufall, daß es auch in S an Silvester am Schloßplatz einen ziemlichen Auflauf an Nafris gab und sich Frauen, ich kenne einige, nicht mehr alleine abends und nachts in der Stadt bewegen wollen.
    In München oder Nürnberg gibt es so etwas in der Innenstadt nicht!