Stuttgart und seine negativen Seiten

  • In den äußeren Stuttgarter Stadtbezirken scheint wirklich niemand von Seiten der Stadt mehr einen Gedanken daran zu verschwenden, irgendwas Historisches abgesehen von Kirchen und Rathäusern zu erhalten. Hier zählt nur wirtschaftliche Prosperität, der das alte "Klump" im Weg steht.
    Vaihingen ist mittlerweile wirklich gesichtslos, man weiß nicht mehr was diesen Ort eigentlich auszeichnet. Der Übergang zum größten Stuttgarter Gewerbegebiet ist dementsprechend fließend.

    In dubio pro reko

  • In den äußeren Stuttgarter Stadtbezirken scheint wirklich niemand von Seiten der Stadt mehr einen Gedanken daran zu verschwenden, irgendwas Historisches abgesehen von Kirchen und Rathäusern zu erhalten. Hier zählt nur wirtschaftliche Prosperität, der das alte "Klump" im Weg steht.
    Vaihingen ist mittlerweile wirklich gesichtslos, man weiß nicht mehr was diesen Ort eigentlich auszeichnet. Der Übergang zum größten Stuttgarter Gewerbegebiet ist dementsprechend fließend.

    Ich habe von 1999 bis dieses Jahr in Vaihingen gewohnt und habe noch die letzten Jahre des Schwaben-Bräu-Areals Anfang der 2000er erlebt, welches für den Bau der Schwabengalerie 2002 weichen musste. Man wollte die Vaihinger Ortsmitte damals urbaner gestalten, was aber mehr oder weniger gründlich in die Hose ging. Die Folge war ein massives Ladensterben alteingesessener Familienbetriebe, die von der Schwabengalerie schier zerquetscht wurden, um es mal hart zu formulieren. Die Außenbezirke Stuttgarts sind wahrlich ein Graus. Es wurde und wird ohne Not viel Kulturgut zerstört, weil gewisse Leute wieder nur Dollarzeichen vor den Augen haben.
    Das Perverse an so Konstrukten wie der Schwabengalerie ist, dass sich viele Geschäfte in dieser Mall nicht halten konnten. Ich weiß die genaue Zahl nicht, aber seit der Eröffnung der Schwabengalerie sind viele Läden nach ein paar Jahren wieder ausgezogen, weil es sich nicht für sie rechnete. In Zeiten des Onlinehandels auch kein Wunder. Der Trend mit diesen Malls kam ohnehin viel zu spät, weil das Internet zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich weit war und die Leute es als bequemer empfanden, von daheim aus seine Einkäufe zu tätigen. Mal ganz davon abgesehen, dass es von Anfang an eine Schnapsidee war, dieses Monstrum ins Vaihinger Zentrum zu stellen.

    In Vaihingen stehen noch einige wenige Bauernhäuser aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert versprengt in der Gegend herum, hauptsächlich im Bereich der Robert-Leicht-Straße, Bachstraße, Kelterberg, Rathausplatz, Pfarrhausstraße und Katzenbachstraße. Der Vaihinger Markt ist komplett verloren, denn dort tummeln sich hauptsächlich Bauten aus den 60er bis 90er Jahren. Leider hat man hier eine große Chance vertan, als es darum ging, die Ortsmitte attraktiv zu gestalten. Der Vaihinger Markt ist mehr oder weniger eigentlich nur das Dach einer Tiefgarage, und urbanes Leben findet auf dem Platz praktisch nicht statt. Wobei ich vermute, dass der Vaihinger Markt in alten Zeiten ohnehin nicht der Marktplatz war, denn laut alten Katasterplänen aus dem 19. Jahrhundert sieht es mir eher danach aus, als sei dieses Areal eher von Gärten und Innenhöfen bebaut gewesen zu sein. Der eigentliche Marktplatz war damals der heutige Rathausplatz, der aber mittlerweile nur ein Dasein als stark befahrene Durchgangsstraße und als Hinterein-/ausgang der Schwabengalerie fristet.

  • Was hier für Vaihingen beschrieben wird, ist natürlich auch ein Problem großer Teile der Stuttgarter Innenstadt. Ganze Baublöcke werden von ein, zwei grobschlächtigen Kaufhaus- und Gewerbebauten mit Flachdächern eingenommen. Jede Dekade hinterlässt dabei ihre spezifische, kurzlebige Mode, die aber strukturell nichts ändert. Bis hin zu Projekten wie dem Europaviertel. Kleinteiligkeit findet sich nur in Nebenbereichen, die der Krieg verschont hat. Stuttgart ist leider seit Jahrzehnten zum modernistischen Experimentierfeld und zur puren Renditefläche geworden.