• [url=http://www.suedkurier.de/nachrichten/bawue/art1070,3323330]Konzerthaus wird gebaut[/url]

    Konstanz soll ein Konzert- und Kongresshaus direkt am Bodensee für maximal 48 Millionen Euro bekommen. Das hat der Gemeinderat gestern Abend mit 29 Ja- und neun Neinstimmen beschlossen und damit den Weg geebnet für die hoch umstrittene Bebauung des Areals Klein Venedig an der Schweizer Grenze. Nach einem überraschenden Kurswechsel vor wenigen Wochen hatte sich eine Ratsmehrheit dafür entschieden, das Projekt nicht mit einem externen Investor, sondern mit städtischen Mitteln umzusetzen. In der Debatte wurde erneut deutlich, dass die Gegner des Vorhabens vor allem Risiken für die Kulturszene, für die städtischen Finanzen und den Verkehr sehen. Während SPD, CDU und Freie Wähler erklärten, der häufige Stau rund um das Lago-Einkaufszentrum könne durch ein Maßnahmenbündel künftig verhindert werden, zeigten sich Teile der Grünen überzeugt, der Kollaps sei zwangsläufig. Kritik gab es auch von einzelnen Stadträten, die das Haus für zu klein halten.

    Noch in diesem Jahr soll ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Die Eröffnung wäre 2012 möglich, meint Frank. Unklar blieb, ob der Gemeinderat von sich aus einen Bürgerentscheid anstrengen wird. Einen solchen hatte es bereits 2003 gegeben. Damals stimmte eine Mehrheit dagegen, das Quorum wurde allerdings verfehlt.

    [url=http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,3323276]Kommentar[/url]

    Weitere Artikel sowie Visualisierungen, Entwürfe zum Thema

  • Oh, welche Überraschung:

    Es dominieren Glaskästen in verschiedenen Variationen, oft nur schattenhaft wie ein Eisberg auf den Visualisierungen erkennbar.
    Und typisch auch mal wieder der "überraschende" Vorschlag, so einen Glaskubus am Lutherplatz zu errichten, also mitten in die vorhandene Altbausubstanz.
    Ein Schelm, wer Böses (oder Zufälliges) daran entdeckt.

    :augenrollen:

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Als gebürtiger Konstanzer blicke ich fassungslos auf die städtebauliche, architektonische Entwicklung meiner Heimatstadt in den letzten Jahren.
    Auf der Stadt lastet, wie auf dem gesamten Bodenseegebiet, ein unglaublicher Siedlungsdruck. Da Stadt hat im Krieg nicht eine Bombe abbekommen, aber das Bild der der linksrheinischen Altstadt wird zunehmend durch architektonisch zweifelhafte Beton-und-viel-Glas-Großprojekte beeinträchtigt (Lago-Center, Bebauung am Bodanplatz, das Konzerthaus ist hier nur ein weiterer Griff ins Klo...). Fast noch schlimmer aber sind die vielen kleinen modernistischen Einsprengsel da und dort, die das Ensemble völlig verhunzen (Laube, Stephansplatz usw.). Da wird dann gern mal eine Sichtbetonfassade zwischen zwei mittelalterliche Häuser gequetscht, von den zahlreichen modernen An-, Zu- und Aufbauten ganz zu schweigen...
    Völlig geschockt hat mich letztens der Anblick der bis vor wenigen Jahren noch einigermaßen intakten historischen Villengebiete am Seeufer rund um die Seestraße. Hier tobt der modernistische "Verschönerungs"furor ohne Sinn und Verstand. Es ist unglaublich.
    Eine Stadt verpielt ohne Not ihren ganz Charme und ihren Charakter!

  • Zitat von "klingentor"

    Da Stadt hat im Krieg nicht eine Bombe abbekommen, aber das Bild der der linksrheinischen Altstadt wird zunehmend durch architektonisch zweifelhafte Beton-und-viel-Glas-Großprojekte beeinträchtigt (...) Hier tobt der modernistische "Verschönerungs"furor ohne Sinn und Verstand. Es ist unglaublich. Eine Stadt verpielt ohne Not ihren ganz Charme und ihren Charakter!

    Was einmal mehr zeigt, daß das bauliche Hauptproblem der deutschen Gegenwart nicht mehr unbedingt der Bombenkrieg des zweiten Weltkriegs ist, sondern eine Stadtplanungs- und Architekturgesinnung, die in der Gegenwart herrscht. Der Auswirkungen des Bombenkriegs sind allenfalls durch ein paar Rekonstruktionen etwas "rückgängig" zu machen, die gegenwärtige modernistische Architektur kann aber nur durch eine überfällige Revolte innerhalb des erstarrten Apparats zurückgedrängt werden.

  • Zitat von "Pilaster"

    Ach nein!

    Wir wissen das und kennen die Zusammenhänge. Aber vielen anderen Leuten ist das nicht bewußt. Deshalb ist es nicht falsch, gelegentlich mal die Sachverhalte wieder in das richtige Licht zu rücken.

  • Wie schön sind doch die deutschen Dialekte, auch im Hinblick ihrer Auswirkungen auf die Satzbedeutung. "Ooch nöö" z.B. ist ein viel unkomplizierterer Ausdruck...

    Wunderbar, um eine solche Vielfalt der Sprache zu wissen - und darüber, daß auch die Baukunst mal derben Dialekt gesprochen hat. Wie würde sich wohl die (glattgeschrubbte) Sprache der heutigen Entwürfe anhören ? Sprachmelodie, Betonung, derlei Dinge ? Warum habe ich da immer Atze Schröder vor Augen ?

    Nein, die werden gedünstet

  • Stand auf dem Areal Klein Venedig zuvor ein historischer Altbau, der für das geplante Konzert- und Kongresshaus getilgt wurde? Schlimm sind unangepasste Neubauten in erhaltenen Stadtkernen ja vor allem dann, wenn für sie auch noch historische Bausubstanz geopfert wird (was in der Konstanzer Altstadt wohl schon des öfteren passiert ist?). Entstehen sie auf freien Flächen sind sie zwar auch ärgerlich, aber meist keine Katastrophe.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ja, es geht um diese Fläche. Diese war meines Wissens noch nie überbaut.

    Was die Altstadt betrifft, hat diese nur zwei sehr wunde Punkte erhalten, welche ich in den nächsten Tagen mal vorstellen werde. Konstanz war im Krieg ja Rotkreuz-Stadt, und wurde deshalb im Krieg verschont, weil es auf der "Schweizerseite" (also linksrheinisch) liegt, und mit Kreuzlingen (erster Schweizer Ort nach der Grenze) verwachsen ist. Wenn man vergleicht, wieviel historische Bausubstanz in anderen deutschen Städten nach dem Krieg noch zerstört worden ist, dann steht Konstanz sehr gut da!

  • Wenn das Ganze auf der grünen Wiese entstehen soll, ist es in meinen Augen weniger tragisch. Enttäuschend ist nur - wie Heimdall richtig bemerkte -, dass vielerorts eine Abkehr von den verkrusteten architektonischen Dogmen offenbar nicht in Sicht ist - und das obwohl die Bevölkerung seit Jahrzehnten mit den bekannten Ergebnissen unzufrieden ist.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Weil für die Entscheidungsträger und Architekten eine Alternative schlichtweg unvorstellbar ist. Auch an den Hochschulen findest du nirgends eine Fassade, die NICHT die Gestaltungsvorbilder der Gegenwart zitiert. "Willst du dir deinen Schnitt versauen ?"
    Wie will man da, soweit man über einen Normalhorizont verfügt, auf solche Dinge wie Ornament und klassische Proportionen kommen ? Oder den Mut finden, sie durchzusetzen ?

    Daß es aber -in Einzelfällen- möglich ist, habe ich selbst erfahren. Eine Studentenarbeit für die historische Altstadt von Erfurt (gegenüber dem Chor der Barfüsserkirche) wurde ins städtische Bauamt übernommen, obwohl ihre Dachneigung unprovozierte 60 ° beträgt. Formell nötig war das nicht - und das besagte Dach besteht überdies aus gefärbtem Sichtbeton. Was übrigens in Deutschland verboten ist, aber...was soll der Geiz. Keine Rekonstruktion, sondern eher eine Art Kaffeeersatz, Rondo-Haus. In einem so wahnsinnig enttäuschenden Rahmen - aber es geht was.
    Täuschen lassen sollte man sich nicht: Hier wie überall gilt das unüberwindliches Dogma der Dritten Moderne. Flachdach, bis der Arzt kommt bzw. auch Erfurt und Konstanz aussehen wie Duisburg.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Wenn das Ganze auf der grünen Wiese entstehen soll, ist es in meinen Augen weniger tragisch.


    Tragisch im städtebaulichen Sinne vielleicht nicht, aber sehr unschön. Beim Konzerthausareal Klein-Venedig handelt es sich um ein Areal direkt am See. Durch die Nähe zum Güterbahnhof zugegebenermaßen nicht gerade Riviera-Idylle, aber immerhin eine große Grünfläche am See, die man m. E. mit dem Park auf der Kreuzlinger (CH) Seite sinnvoll hätte verbinden und als weitgehend unbebaute Fläche erhalten können.
    Allerdings wurde schon mit dem Bau des Sea-Life Centers das Areal zu einer Tummelwiese für schlechte Architekten, so dass das Konzerthaus zwangsläufig der "Wir-spielen-Großstadt-Logik" der Konstanzer Stadtväter entspricht.
    Tragisch ist das Konzerthaus allerdings insofern, als dass die geplante Lage (eingequetscht zwischen See und Schweiz) für das damit verbundene Verkehrsaufkommen gar nicht geeignet ist. Siehe nur das massiv erhöhte Verkehrsaufkommen durch das Lago-Center (Shopping) ganz in der Nähe von Klein-Venedig. Konstanz kann einem nur noch Leid tun!

  • Zitat von "Riegel"


    Was die Altstadt betrifft, hat diese nur zwei sehr wunde Punkte erhalten, welche ich in den nächsten Tagen mal vorstellen werde. Konstanz war im Krieg ja Rotkreuz-Stadt, und wurde deshalb im Krieg verschont, weil es auf der "Schweizerseite" (also linksrheinisch) liegt, und mit Kreuzlingen (erster Schweizer Ort nach der Grenze) verwachsen ist. Wenn man vergleicht, wieviel historische Bausubstanz in anderen deutschen Städten nach dem Krieg noch zerstört worden ist, dann steht Konstanz sehr gut da!


    ...Stand gut da... müsste es richtigerweise heißen. Konstanz lag im Dornröschenschlaf und hatte bis vor ca. 10 Jahren ein weitgehend geschlossen erhaltenes Stadtbild (Ausnahmen die beiden 60/70er Jahre-Kaufhaus-Sünden Karstadt und Woolworth). Seit 10 Jahren werden aber massiv zahlreiche moderne Breschen in das Altstadtensemble geschlagen...warum auch immer.
    In Ostdeutschland werden viele Altstädte gehegt und aufpoliert und in KN eine gegenteilige Entwicklung!

  • klingentor

    Bist Du Konstanzer?

    Vielleicht kennst Du meine Heimatstadt Villingen dann auch?
    Die Entwicklung dort ist wesentlich düsterer, städtebaulich
    und vom Angebot kommt VS mit 80 000Ew. nicht an Konstanz und auch nicht an FR heran.
    Vielleicht neigt man mit dem Mehr an Wissen auch dazu,
    die Situation vor Ort negativer einzuordnen als drum herum?
    Aber mit räumlichen Abstand zu meiner Heimatstadt hat sich das
    ironischerweise noch verstärkt!
    Jedes Mal, sobald ich die alte Heimat erneut aufsuche, kann ich
    über die Veränderungen nur den Kopf schütteln... Villingen
    ist ein Flickwerk und dürfte touristisch, klimatisch, angebotstechnisch
    und städtebaulich nicht an KN heranreichen ;)

    Nicht desto trotz halte ich das Konzerthauskonzept in KN für fragwürdig und die Entwürfe für unbrauchbar, ganz abgesehn vom Areal. Auch das sea Life und das lago überzeugen mich nicht.
    Die Altsadt mit ihren Geschäfte und ihrer Gastronomie fuinde ich außer dem Alibiklotz an der hussenstraße und dem Blätzeplatz (modernistsische Einöde) sehr ansprechend. Schade ist für mich als Fan mittelalterlicher Festungsanlagen, dass diese in KN weitgehend beseitigt wurden (Laube), jedoch immerhin ablesbar bleiben :) Städtebaulich ein Unterfangen, dass mich entwurfsplanerisch reizen würde, aber wohl weder bezahlbar noch angedacht ist, wäre die Beseitigung der trennenden Barriere durch Bahn und Individualverkehr entlang des Ufers, der die Verbindung Altstadt und Wasser wiederherstellt.

  • Zitat von "Stefan"

    klingentor

    Bist Du Konstanzer?

    Ja, bin gebürtiger Seehas und seit knapp 10 Jahren in der Stuttgarter Diaspora.
    Bei jedem Konstanz-Besuch malträtiert irgendein neuer modernistischer Fehlgriff meine Netzhaut..die Stadt ist bald nicht wieder zu erkennen.

    Die Entwicklung in VS kann ich nicht so gut beurteilen, kenne Villingen nur von sporadischen Besuchen. Find' die Stadt ganz nett,aber in der Tat nicht abendfüllend.

    Die Verlegung des Hauptbahnhofs auf die rechtsrheinische Seite und damit die Wiederherstellung Anbindung der Stadt an den See wäre natürlich klasse, aber ich denke aussichtslos, zumal es dort inzwischen städtebaulich an allen anderen Enden und Ecken anfängt zu brennen (aktuellster Schocker: Bodanplatz!). Dies bestätigen mir übrigens auch noch in KN lebende Freunde und Verwandte, die Einschätzung ist also nicht nur eine nostalgisch-sentimentale Anwandlung von mir... :)

  • Zitat von "Stefan"

    klingentor

    Gäbe es theoretisch Platz für den Bahnhof auf rechtsrheinischer Seite, wurden hierzu schon mal Konzepte erdacht?

    Nein, es gibt keine Konzepte. Das Hauptproblem besteht m.E. darin dass es zwangsläufig eine linksrheinisch Streckenführung geben muss, da ansonsten sämtliche Verbindungen in die Schweiz, vornehmlich nach Zürich, unterbrochen würden. Die einzige Lösung bestünde also darin, den Bahnhof im Bereich Gewerbegebiet Stromeyersdorf anzusiedeln und dann eine neue Brücke über den Rhein zu bauen oder die bestehende zweite Rheinbrücke um Gleise zu ergänzen. Dann aber müssten auch die Schweizer ihre gesamte Streckenführung im Raum Kreuzlingen mit großem Aufwand anpassen...ähh, nur damit die Konstanzer und ihre Gäste direkter zum See flanieren können? Du siehst, das ist absolut utopisch, kann man völlig vergessen.

    Hoffe, dass ich es demnächst irgendwann mal schaffe, die Situation in Konstanz fotografisch zu dokumentieren, damit auch alle anderen hier im Forum nachvollziehen können, was dort grad' so passiert.

  • klingentor

    An eine Komplettverlegung hatte ich gar nicht gedacht.
    Vielleicht könnte man ein Teilstück der Bahn absenken und anschließend überdeckeln, so wie man es an verschiedenen Uferpromenaden (z.B. Düsseldorf) vollzogen hat. Zudem dürfte das mit einem Bruchteil an finanziellen Mitteln möglich sein im Vergleich z.B. zu Stuttgart 21.
    Der Bahnhof bliebe an seiner alten Stelle und könnte in einem städtebaulichen Konzept mit der Innenstadt verbunden werden.
    Vor allem für die Marktstätte wäre es ein Gewinn wieder direkt mit dem Konzil auf einer Ebene verbunden zu sein.
    Es käme allerdings darauf an, in welchem Gefälle von der Rheinbrücke aus die Gleise verlegt werden können und eine weiter Rheinbrücke für den Individualverkehr zur Laueb müsste wohl auch her...meine städtebaulichen Visionen für Konstanz ;-)

    Auf die Konstanztour bin ich gespannt, könnte da evtl. auch etwas beisteuern...;-)

  • Ich finde nicht alles in Konstanz schlecht sonder es gibt ja auch schöne Renovierungen und angepasste Neubauten.

    Aber bei Deutschen ist die Becher immer halbleer statt halbvoll. Es gibt so viele Städte ohne Bombschaden mit mehr Bausünden als Konstanz in Europa. Aber deutsche Optimismus und selbstliebe sind ja weltberühmt....