Potsdamer Stadtschloss

  • Die Spoilen bleiben in diesem Zustand, siehe:
    MAZ: Stadtschloss-Säulen kehren zurück. Sechs Rundpfeiler werden in Fassade eingebaut

    Zitat

    Die Stücke ... sollen nun als „architektonisches Zitat“ des einstigen Schlosses ihren Platz finden – und damit nicht nur Alt und Neu verbinden, sondern auch auf die Brüche durch die Kriegsschäden und die Sprengung zur DDR-Zeit hinweisen.

    Zitat

    ... erfüllen also nicht nur architektonische, sondern fast schon philophische Aufgaben: Sie zeigen, dass man an Altes anknüpft und Altes wertschätzt und aufnimmt; durch die weit überwiegend neue Bebauung grenzt sich das Haus aber auch von den preußischen Zeiten ab – und kommentiert Krieg und Abriss.


    Sind eigentlich ansonsten Epochen bekannt, in denen Schäden am Bau irgendein kultureller Wert beigemessen wurde? Nö oder?

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

  • Bitte?! Die Säule schreit förmlich danach: Bitte saniere mich, ich schieniere mich!!!

    Dieser Ruinenkult ist einfach nur dämlich. Vielleicht holt man noch in paar Kochen aus einem Massengrab und legt sie als Andenken an den Bombenvölkermord gleich auch noch neben die Säulen. Dann wirkt es wenigstens autentisch.

  • Am Beitrag von Dortmuntwestfalica sieht man wie lächerlich der Ruinenkult ist.Ich hoffe nur die Säulen, vor allem die ganz rechts werden noch repariert.Interessant wird es, wenn die Figuren in den Giebel gesetzt werden.

  • Interessant wird es, wenn man allmählich sehen kann, wie die verwundeteten Säulen zusammen mit der fertig werdenen Fassade wirken. Jetzt ist ja nur nackter Beton zu erkennen. Übrigens können die Schäden in der Zukunft sicherlich recht leicht behoben werden, vorausgesetzt der Zeitgeist will es so.

  • Die versehrten Säulentrommeln in diesem Fassadenbereich wirken m. E. nur albern. Ich höre schon das beliebte Schlagwort von den
    geliebten "B R Ü C H E N", die das ganze "aufwerten" sollen.
    Solche "Brüche" gibt es zu Hauf, in der unmittelbaren Umgebung des Stadtschlosses, da bedarf es tatsächlich keiner von Bombensplittern gezeichneten Säulen.
    Spolien können tatsächlich sehr behutsam und fast unmerklich in Bauten eingefügt werden. Das ist für gute Architekten überhaupt kein
    Problem.
    Viele Beispiele am Dresdner Neumarkt zeigen, wie das realisiert werden kann.
    Warum sollte dies denn in Potsdam nicht möglich sein ?

    Dazu brauchen lediglich sog. "Vierungen" in die Säulenschäfte eingesetzt werden. Man muß es nur wollen.
    Den originalen Spolien tut das keinen Abbruch, - im Gegenteil.
    Ein schönes Beispiel für die Einbeziehung von Spolien ist das Palais Beichlingen in der Dresdner Landhausstraße. Dort wurden über zwanzig Spolien verwendet, dennoch wirkt die barocke Fassade keineswegs versehrt, eher wie aus "einem GUSS".
    "Brüche" gibt es ebenfalls keine.
    Allerdings haben wir dort den Herrn Kulka oder gar den Herrn Chipperfield nicht `ran gelassen.

  • Nun, was das Palais Beichlingen betrifft, so war einfach nichts da, das man für sich belassen hätte können - für sich nur sinnlose Trümmer. Beim Stadtschloss wird ein ganz anderer Bezug interessant - nämlich jener auf Akropolis oder Pergamon-Altar. Die Spolien werden dadurch zu ähnlichen Kostbarkeiten wie originale antike Reste stilisiert. Da wir die Antike heute ja nicht anders wahrnehmen denn als Trümmerlandschaft - keine Mensch fordert die Rekonstruktion bzw Ergänzung der Akropolis - in welcher der Kult des Fragmentarischen bzw Authentischen auf die Spitze getrieben wird, ergibt sich hier eine doppelte Anspielung. Man muss warten, wie das Ganze wirkt, ehe man ein Urteil fällt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Akropolis ist eine Rekonstruktion aus den kulturell bereinigten Resten des antiken Tempels, zusammengehalten mit Eisenklammern.

    Vielleicht muss man das mit dem Pfropfen eines Reises auf den jungen Busch vergleichen. Man kann 100% der Originalsubstanz austauschen, solange man es schrittweise tut. Das neue erstandene Stadtschloss muss sozusagen mit Material des alten getauft werden. Das ist der typische Materialfetisch der Denkmalschützer.

  • Treppenstreit im Landtagsschloss
    http://www.pnn.de/potsdam/658374/

    Hier sieht man mal an den Bildern, wie eine gelungene Rekonstruktion aussähe und was Kulka vorhat. Der möchte wirklich nur ein paar Spolienreste an die kahlen Wände kleben oder dübeln. Ohne stimmiges Gesamtbild. Brrr. Dieser Mann hat wirklich keinerlei guten Geschmack. :kopfschuetteln:

  • Diese Nachricht aus der PNN verbirgt aber auch eine positive Meldung: Die historische Decke (Kuppel) wird doch rekonstruiert. Es war ja geplant zuerst eine Flachdecke einzubauen. Dafür hat sich Kulka offenbar stark gemacht. Übrigens kann ich - rein theoretisch - Kulkas Idee nachvollziehen. Aussen historisch, Innen modern. Daher kann das Treppenhaus als Mischung zwischen Alt und Moderne als Brücke zwischen Innen und Aussen funktionieren. Wenn ich aber die Visualisierung von Mitteschön sehe, würde ich doch eine Vollreko befürworten. Was für ein schöner Raum!

    Eine kleine Frage: Ist das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] die grösste Totalreko in Europa? Vielleicht ist das Warschauer Schloss etwas grösser? Ich möchte auch wissen warum es beim Potsdamer Schloss keine Diskussion über die Qualität der Bildhauerarbeiteten gegeben hat. Das hat beim [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] eine grosse Rolle gespielt, scheint in Potsdam aber kein Problem zu sein...

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Das Potsdamer Schloss kann doch nicht als Totalreko bezeichnet werden; dann wäre ja auch [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] eine solche. Beide Schlösser werden außen historisch und innen modern gestaltet, obgleich beim Hauptstadt-Herrschersitz manche Fassade im Innenhof auch modern sein wird, ganz abgesehen von Bereich des ehemaligen Apotheken-Flügels. Das Argument von Kulka, dass die Treppe das Verbindungsglied zwischen alt und neu darstellen soll, kann ich zwar nachvollziehen, überzeugend finde ich es aber nicht. Ein Problem mit der Stabilität des Geländers sollte es mit einer festen Verankerung nicht geben. Schließlich hat man auch noch nicht von Unfällen in anderen Schlössern gehört, wo Schulklassen beim Ab- oder Aufstieg mit dem historischen Geländer abgestürzt sind.

  • Ist das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] die grösste Totalreko in Europa?


    Wie bereits von den Vorpostern angemerkt, man kann beim Potsdamer Stadtschloß wohl nicht von einer Totalreko sprechen, ich würde nicht mal von einer "Rekonstruktion" sprechen aber das ist wohl eher Ansichtssache bzw. einer Frage der Definition des Begriffs "Rekonstruktion". Um aber dennoch auf die Frage zu Antworten, ich würde hier einzig die Frauenkirche als größtes Rekonstruktionsprojekt der letzten Jahre/Jahrzehnte bezeichnen....wobei ich mir vorstellen kann, dass weiter östlich viell. auch etlich spektakuläres passiert ist (Ukraine, Weißrußland, Bulgarien....).

    Das Argument von Kulka, dass die Treppe das Verbindungsglied zwischen alt und neu darstellen soll, kann ich zwar nachvollziehen, überzeugend finde ich es aber nicht. Ein Problem mit der Stabilität des Geländers sollte es mit einer festen Verankerung nicht geben. Schließlich hat man auch noch nicht von Unfällen in anderen Schlössern gehört, wo Schulklassen beim Ab- oder Aufstieg mit dem historischen Geländer abgestürzt sind.


    Das Sicherheitsargument von Kulka ist doch nur vorgeschoben, um das bißchen "Rekonstruktion" innerhalb diese Bauprojekts auch noch zu torpedieren. Diesbezüglich hat er aber gelernt. War es beim Dach noch das Kostenproblem, ist es hier das Sicherheitsproblem....wäre es erstgenanntes gewesen, hätte wohl Plattner wieder ins Portemonnaie gegriffen und die Sache wäre gegessen gewesen. Das wollte er wohl ausschließen.

    FugenBau
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    Einmal editiert, zuletzt von FugenBau (8. Juli 2012 um 17:38)

  • Unbegreiflich, dass man einer Verhunzung der luftig - grazilen Treppe aus "Sicherheitsgründen" zustimmte.

    Bevorzugen die Abgeordneten des Landtages ein besonders häßliches Ambiente ?
    Schwer vorstellbar.

    Da drängen sich Vergleiche zur Treppenhalle im Berliner Neuen Museum auf : ähnlich rücksichtslos und BRUTAL "ausgeformt".

  • Hallo zusammen,

    ein weiterer Triton des Neptun-Brunnen und Figuren für das Stadtschloss sind in diesem Artikel der PNN nachzulesen (mit Foto).

    Titanische Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR.
    Luftpost

  • Luftpost: es ist immer wieder schön, auch von solchen eher kleinen Erfolgen bürgerlicher Initiative zu lesen. Solange sich die staatlichen Institutionen in unserem Lande allerdings aufgrund ideologischer Indoktrinierung weiterhin so schwer tun, Geld für diejenige Architektur und Kunst auszugeben, die zu einer ästhetischen Verschönerung unseres Landes beiträgt, sind wir leider auf absehbare Zeit weiterhin auf solche Privatspenden sehr angewiesen.