Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • "Das will niemand in Berlin" ist ja Unsinn. Es will eine relevante Anzahl von Bürgern und bewanderten Menschen. Und davon gibt's in der Hauptstadt zum Glück immer mehr.

    An welchem Faktum, beste Erbse, machst Du diese steile These auch nur ansatzweise fest? Die unterschiedlichen Bürgergruppierung waren in den letzten 10 Jahren in allen ihren Bemühungen erfolglos. Die Rekonstruktion der drei Barockfassaden am Berliner Schloß hat der Bundestag gegen Berlin durchgesetzt. Bis auf die Turmspitze der Parochialkirche gibt es keine einzige weitere Rekonstruktion, selbst die Wiederherstellung der Schinkelfassaden der Bauakademie wackelt.

    Natürlich wäre es zu begrüßen, wenn die Schloßfassaden die Berliner überzeugten. Aber schon der Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sagte: das muss als Rekonstruktion jetzt das letzte Mal gewesen sein. Der Wiederaufbau der Kommandantur hat auch keine Trendwende ausgelöst. Und: im Berliner Senat befindet sich nicht ein einziger Minister, der Rekonstruktionen befürwortet.

    Wenn man etwas ändern will muss man doh erstmal die Realität analysieren und anerkennen.

  • Ja, erbse nervt gelegentlich ein wenig mit seinen "Wir müssen nur wollen"-Phrasen. Leider sieht die Realität nicht so vielversprechend aus wie es seine Beiträge suggerieren. Mein Vorredner hat ebenfalls völlig recht mit seiner Bestandsaufnahme. Was genau sollte bei uns erhöhte Zuversicht auslösen? Derzeit wird Berlin vor allem mit Rasterfassaden zugespachtelt, während die Infrastruktur immer weiter versumpft. Irgendwelche altstädtischen Träume haben da wohl kaum Priorität.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (21. Januar 2018 um 18:24)

  • Ach herrje. Hört ihr euch eigentlich selbst mal reden? Konstantin und Königsbau, lest mal eure beiden letzten Beiträge laut vor und fragt euch selbst, was uns das hier bringen soll?! Mich nerven solche Beiträge wie die euren, weil sie uns in der Diskussion immer wieder zurückwerfen. Zurück ins Jammertal, in dem alles schrecklich und unerreichbar scheint. Dabei wissen wir mittlerweile genau, was alles erreichbar ist. Nur eben nicht mit einer solchen Einstellung. Das ist ja noch nichtmal eine realistische Lageeinschätzung, sondern eine pessimistisch-schwarzmalerische. Und damit fernab der Realität der letzten Jahre, in denen wir die größte Reko-Welle seit der Nachkriegszeit gesehen haben. Und sie steht erst am Anfang.

    Rekonstruktionen sind überall Bürgerprojekte, die gegen politische (und manche gesellschaftliche) Widerstände durchgesetzt werden, ob nun in Potsdam, Frankfurt, Dresden(!!!) oder Berlin. Da hat Berlin keine Sonderstellung. Sollen wir jetzt überall warten, bis genau die Politiker und Entscheidungsträger an der Macht sind, die sich für Rekonstruktionen einsetzen? Da könnt ihr doch noch ewig warten. Wollt ihr nicht noch zu Lebzeiten die Wiederauferstehung schöner Stadtbilder erleben?


    Der wirkliche Durchbruch kam immer erst mit einem Leitbau. Also: wartet das Berliner Schloss ab. Das wird sehr viel in der Berliner Öffentlichkeit und darüber hinaus bewirken. Warum auch nicht? Es ist eines der meistdiskutierten Projekte Deutschlands seit Jahrzehnten. Auch die politischen Mehrheiten werden sich absehbar wieder ändern. Es braucht nicht zwingend eine konservative Mehrheit für Rekoprojekte, die gabs in allen genannten Städten nicht (außer Dresden, aber was hat's genutzt? die Politik war immer Anti-GHND).

    Auch scheint ihr zu vergessen, dass Berlin die einzige deutsche Großstadt (neben Düsseldorf) ist, die in relevantem Ausmaß zeitgenössische klassische Architekten und Neubauten hervorbringt (hier viele Beispiele dafür). Ich glaube ihr seht einfach eine andere (ältere, schwärzere) Realität als ich, weshalb wir hier nicht übereinkommen werden.

    Zumal die Liste rekonstruierter Bauwerke in Berlin verdammt nochmal bereits länger ist als in jeder anderen Stadt (außer vllt. Dresden):
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie…uwerk_in_Berlin

  • Das hoffe ich auch, sehr. Seien wir gespannt. :)

    Ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, wie ein derart herr(schaft)licher Anblick irgendwen in Berlin kalt lassen kann, das berührt doch einfach das Herz:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Spenden!


    Da ist eine gute Portion hiervon doch nur der logische appetitliche Nachschlag:

    Quelle: http://www.berliner-historische-mitte.de/molkenmarkt.html

  • Nur so nebenbei, eine kleine Facebook-Statistik:

    Gesellschaft Historisches Berlin (3.500.000 Einwohner): 939 Abonnenten
    Historisches Stuttgart (600.000 Einwohner): 14.000 Abonnenten

    Der GHB scheint es nicht so recht zu gelingen viele Menschen zu erreichen. Es wäre etwas gewagt, solche virtuellen Zahlen als Gleichgültigkeit der Berliner gegenüber ihrem Stadtbild zu interpretieren. Aber es ist schon irgendwie bezeichnend.

    In dubio pro reko

  • Ist aber auch ein eher unfairer Vergleich. Das eine ist fast eine reine Bilderseite, das andere eine Initiative. Es gibt ja auch noch den Verein Berliner Historische Mitte.

    Und wenn man mal gezielt nach Seiten und Gruppen zum historischen Berlin sucht findet man schon andere Größenordnungen:

    Altes Berlin - Old Berlin (17.450 Likes)
    Berliner Zeitreise - Altes Berlin (1350 Likes)


    Und einige mehr, darunter diverse spezielle zu historischen Themen und lokalen alten Ansichten.
    Klein aber fein z.B.: Historisches Berlin in Bildern, Geschichten und Anekdoten

    PS: Die Dresdner GHND hat auch "nur" 2000 Fans. Angesichts der großartigen Leistungen sicher zu wenig, doch am Ende zählen eben Ergebnisse, und nicht Likes. :)

  • Aber, und da sind wir uns ja bekanntlich einig, Facebook ist eine tolle Möglichkeit viele Menschen zu erreichen und im Idealfall deren Bewusstsein für das Stadtbild zu wecken.
    Hier muss man dem verschlafenen Auftritt der GHB vorwerfen, ziemlich einfallslos zu sein und das Potenzial dieser Plattform nicht ansatzweise zu nutzen. Wenn Privatpersonen da schon das Zehnfache erreichen.

    PS: "Berliner Historische Mitte" hat ja noch weniger Follower, nur etwas über 400. Für einen Verein mit Anspruch auf Relevanz, in einer Großstadt mit 3,5 Mio. Einwohnern, geradezu peinlich. Niemand weiß etwas davon.

    "Altes Berlin - Old Berlin" passt nicht so recht als Beispiel, denn auf der Seite geht es eigentlich selten um Architektur und das historische Stadtbild sondern hauptsächlich um Berliner Zeitgeschehen, soweit ich das überblicke.

    In dubio pro reko

  • Dazu möchte ich aber auch sagen, dass die FB-Gruppe Altes Berlin- Old Berlin wahllos Bilder ins Netz stellt (oft doppelt, drei- und vierfach) und dabei ungefiltert und unkommentiert jede Menge Fotos und Postkarten aus der sozialistischen Ära, die viele Ostalgiker in Begeisterung versetzt. Da wird weniger auf die Architektur Bezug genommen als auf die eigene persönliche Erinnerung ("Uff dem Spielplatz ham wa immer die Nachmittage verbracht" oder "Gleich um die Ecke war die Kaufhalle"). Das sind gewiß keine Leute (kann man auch oft den Kommentaren entnehmen), die ein gesteigertes Interesse an einem historisch orientierten Stadtbild Berlins haben.
    Dazu kommen häufig Bilder aus den 50er und 60er Jahren, die ebenfalls Likes bekommen, weil es doch eine soooooooo schöne Zeit war.
    Berliner Zeitreise - Altes Berlin hat viel weniger Bilder, dementsprechend werden die Likes auch spärlicher verteilt.

    Danke für den Tip mit "Historisches Berlin in Bildern, Geschichten und Anekdoten". Habe mich gleich angemeldet.

  • Na, Facebooklikes sagen wenig. Die GHND hat seinerzeit fast 80.000 Unterschriften zum Wiederaufbau des Neumarktes gesammelt - das zählt wohl als erfolgreiche Verankerung in einer Stadt wie Dresden.

    In Berlin hat keine der diversen Vereine für irgendein Projekt deutlich mehr als 150 Unterschriften sammeln können, auch weil sich viele aus GHB, Verein Berliner Historische Mitte und den andere Gruppierungen spinnefeind sind. Die GHB ist eine fast ausschliessliche Rentnervereinigung und der Verein Historische Mitte ist eine One-Woman-Show. Das Bürgerforum müht sich noch mit fachlich fundierten Stellungnahmen beim Senat Gehör zu finden, tropft jedoch ebenfalls in der Regel ohne Gehör ab, obwohl es an vielen Punkten die meisten Bürgervereine zusammenfasst.

    Das ist keine Nestbeschmutzung, wie es hier mancher meint, sondern einfacher Realismus. Die Befürworter einer historischen Stadt müssen sich gerade in Berlin Gedanken darüber machen, wie man wieder Gehör finden kann. Die bisherigen Ansätze der beteiligten Vereine sind jedenfalls allesamt krachend gescheitert. Ideen sind da immer gern gehört, allerdigs welche, die über die Selbstsuggestion hinaus gehen.

  • Facebooklikes sagen schon etwas, nämlich über die öffentliche Wahrnehmung. Es hat schon einen Grund weshalb nahezu jedes Unternehmen heute auf dieser Plattform präsent ist.
    Dass diese Art des viralen Marketings für eine "Rentnervereinigung" natürlich Neuland ist, überrascht nicht.

    In dubio pro reko

  • Nun, wenn wir schon bei Berlin sind, vergessen wir nicht, dass der Schlossverein unter "Wiederaufbau Berliner Schloss" 7900 Fans hat. Das Schloss hat als Institution Humboldtforum zudem nochmal fast genauso viele Fans. Dieses Potenzial ist ja für eine bürgerliche Organisation auch zu nutzen, der Schlossverein mit von Boddien, Hans Wall usw. wird ein solches Bestreben sicher unterstützen.

    Auch will ich darauf hinweisen, dass gleich mehrere Akteure das historische Berlin virtuell nachbauen. Davon können andere Städte nur träumen! Hier im Forum:
    Berlin 1928 - Die VR-Simulation der Großstadt
    Das alte Berlin nachgebaut für die Serie Babylon Berlin

  • Du hast meinen Post nicht gelesen, Erbse: die Wiedererrichtung der drei barocken Schloßfassaden ist vom Bund gegen den Willen Berlins durchgesetzt worden. Die vielen Fans des Humboldtforum kamen, wie die Masse der Spenden, nachdem der Bund das Gesamtprojekt finanziell gesichert hatte. De meisten im übrigen erst, nachdem der Bau baulich aus der Erde heraus kam.

    Mittels Bundesregierung weiter die Stadtplanung und die Architektur in der Berliner Mitte zu gestalten ist m.E. kaum aussichtsreich. Der letzte Vorstoß der Bundeshaushälter die Kolonnaden vor dem Westportal zu rekonstruieren ist jedenfalls in die Hose gegangen. Und das Geld für einen Umzug des Neptunbrunnens zum Schloßplatz hat Berlin schnöde und brüsk zurückgewiesen. Jetzt zahlt Berlin die Sanierung des Neptunbrunnens an der Spandauer Straße selbst.

  • Ich weiß um diese Umstände und habe deinen Beitrag (so denke ich) auch richtig verstanden. Nun können wir diese Umstände ja tausendfach beklagen, allein, was bringts? Fragen wir uns lieber, wie wir an diesen Zuständen etwas ändern können. Bestandsanalysen (und Gejammer) gab es doch noch und nöcher, das meine ich. Nun sind eben auch mal richtige Aktivitäten gefragt, etwa nach dem Vorbild der Dresdner GHND.

  • Du sprichst immer von "wir" müssen dies und jenes etc. Schließt dieses "wir" dich selbst ein?
    Was genau tust du eigentlich, außer den Motivationstrainer im Forum zu geben? Ich meine, bist du aktiv in einem der Vereine? Frage nur aus Neugierde.

    In dubio pro reko

  • Ich bin auf meine Weise aktiv, etwa hier, bei Wikipedia, bei öffentlichen Veranstaltungen, schreibe Mails an Verantwortliche bzw. spreche sie direkt an, spende, usw. Man kann auch nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, hier sollten die Berliner schon selbst aktiv werden bzw. fokussierte Berlin-Unterstützer aus anderen Regionen. Vereinsmitglied bei den genannten Vereinen bin ich nicht, finde bislang aber auch keinen davon attraktiv genug.

    Priorität hat für mich auch erstmal der gerade gegründete Stadtbild-Regionalverband Mecklenburg-Strelitz mit den Projekten Neustrelitzer Schlossberg und Neubrandenburger Bahnhofstor.

    Einen Stuttgarter Ortsverband gibt's noch nicht, hm...

  • Aber gibt es uberhaupt ein Gefuhl von Verlust beim Berliner uber die Kernstadt? Ich muss ehrlich sagen - die Umfang der Altbausubstanz in Berlin ist enorm aber oft enstuckt oder vereinfacht - da kommt bestimmt irgendwann noch Rekonstruktionen.. Trotzdem wohnst du in Prenzlauer Berg oder im Bergmannviertel fahrst du sowieso fast nie zum Alexanderplatz - Berlin besteht halt aus mehrere deutsche Grosstadten -manche sind hubsch - andere weniger. Ich glaube eher an eine Welle von Fassadenrekonstruktionen im Neukolln oder Friedrichain als eine grossartige Rekonstruktion von Berliner Altstadt.

  • In der Berliner Altstadt wird es auch erstmal weniger um großflächige Rekonstruktionen als vielmehr um ganz grundsätzliche Dinge wie historische Straßengrundrisse und Häusergrößen/Parzellen gehen müssen. Das muss erstmal durchgesetzt werden!

  • Das versuchen doch schon Generationen von Aktivisten seit der Spengung des Berliner Schlosses in den 1970ern, Erbse. Aber danke, dass Du den Berliner nochmal versuchst den Weg zum Ziel zu weisen....