Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Bald sollen umfangreiche archäologische Grabungen am Molkenmarkt erfolgen, so hofft man auf Funde aus dem Mittelalter.


    Berliner Zeitung

    In dem Artikel werden übrigens historische Gebäude genannt, auf deren Keller man womöglich stößt. (Haus zur Rippe, Zornsche Apotheke) Wären das nicht mögliche Rekonstruktionskandidaten bei der Neubebauung des Areals? Ich denke, auf die Parzellenaufteilung könnte doch noch Einfluss genommen werden.

  • Heimdall, zur Einordnung mal die historische Karte von 1812 mit den Hausnummern am Molkenmarkt.

    Die Zorn'sche Apotheke (Ansicht gibt's im Bildindex) hatte die N°4, also hinter der Einmündung der Stralauer Straße. Dort wird man mit Sicherheit Fundamente und Keller freilegen, wenn die Straße künftig mal in die Linkskurve zum Roten Rathaus gelegt werden wird.


    Es dürfte sich in etwa um den Bereich der heutigen Verkehrsinsel handeln.

    Das 'Haus zur Rippe' dagegen (Ansichten ebenfalls beim Bildindex) hatte die N°13, also schräg westlich gegenüber. Das Haus ist im Zuge der Wiederherstellung des Nikolaiviertels in deutlich veränderter, freier Form - und auch wohl deutlich zurückgesetzt - wiederaufgebaut worden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Hotel 'Holiday-Inn-Express' an der Stralauer Straße/Klosterstraße.

    'Klostergärten', Klosterstraße N°65

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (23. April 2017 um 14:17)

  • Ich finde die Balkonnischen beim Patschkebau zuviel des Guten. Die Fassade wirkt zu unruhig, aufgerissen, ebenso die Dachfläche mit den Dachbalkonen. Eine variable sprossengeteilte Verglasung in der Art einer Verandaverglasung würde dem Erschenungsbild der Fassade guttun.

  • Ich muss sagen, dass ich vom Patzschke-Bau einmal mehr unglaublich enttäuscht bin. Abgerüstet ist er meiner Meinung nach voller Defizite.

    Die Bauausführung wirkt mal wieder leider sehr pappig und alles andere als hochwertig. Warum führt man den Sockel nicht mal in Naturstein aus, zumindest straßenseitig? Gleiches gilt für die Fenstergewände. Auch hier würde eine Natursteineinfassung Wunder bewirken.

    Schortschi spricht es an, die Balkonnischen sind viel zu viel, der Bau wirkt wie durchlöchert. Das versaut die gesamte Straßenseite des Baus.

    Und dann kommt das größte Defizit: Die Proportionen. Da stimmt mal wieder gar nichts mehr. Der Bau sieht aus, als wäre er aufgebockt worden. Keine Ahnung, vermutlich liegt es an der Ausdehnung des Sockelgeschosses auf 2 volle Etagen, aber dem Auge will der Bau in seiner Grundproportion gar nicht gefallen, ein Problem, was Patzschke leider in letzter Zeit immer wieder bei Neubauten hat.

    Es ist einfach schade, dass man es bei dem Architekturbüro nicht mehr hin bekommt, die Interessen des Bauherrn auf maximalen Profit und eine adäquate Optik in Einklang zu bringen. Wenn man sieht, was andere Architekten in Berlin da grade zustande bringen, ist Patzschke da bei mir im Ansehen doch sehr abgerutscht.

    Ganz ehrlich, ich finde das Holiday Inn da wesentlich gelungener. Ja, es ist etwas langweilig, ja, mit Naturstein statt Putz hätte man noch mehr rausholen können, aber der Bau wirkt trotzdem deutlich harmonischer als der Patzschke Bau.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ja, ich verstehe was ihr meint. Mir hat das vor Ort auch nicht gut gefallen mit den sehr tiefen Loggien.

    Aber diesbezüglich hat die Visualisierung ja nicht gelogen. Ob allein die abmildernde Bepflanzung und die Deko-Fensterläden (die hoffentlich noch kommen werden) die damalige Euphorie (auch bei mir) bezüglich des Baus hervorgerufen haben? Bei der allgemeinen Kubatur und Gestaltung des Baus gibt es ja- im Gegensatz zur Materialität und Detailaspekten - m. E. eher wenig auszusetzen.

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    (Immanuel Kant)

  • Ausgerechnet die Fassade zur Klosterstraße ist ganz schön missraten. Sehr unruhig, asymmetrisch und durchlöchert. Man musste ja auch unbedingt möglichst viele Loggien in die Fassade stanzen. Und noch eine Tiefgarageneinfahrt. Ne, ästhetisch ist was anderes. :(

    @Vulgo die Dekofensterläden kommen nicht mehr. Das war ein älterer Entwurf. Man hatte ja über Jahre immer mehr und mehr am Entwurf verschlimmbessert. Die Loggien auf dem von dir gezeigten Entwurf sehen ja auch noch um einiges annehmbarer aus. Dies ist die aktuelle Visualisierung und so wurde auch gebaut:
    http://berlin.neubaukompass.de/bilder/objekt/7219/21-gross.jpg

    Vielleicht kommt ja noch das bisschen Grün. ;)

  • Fensterläden kommen da ganz sicher nicht mehr hin. Das sieht man nur schon an den fehlenden Kloben für die Scharniere und Ladenrückhalter.

    Die Dachlandschaft ist grauenvoll!! Bis auf den letzten cm ausgenützt, und auch dort diese tief eingeschnittenen Loggien. Der Übergang von der Mansarddachfläche zur oberen Schrägdachfläche... klobiger geht's nicht mehr. Dann in der rechten Rundung der Dachfläche hofseits die drei oberen Dachgauben... mehr zusammenpressen kann man solche nicht mehr!

    Auf den ersten Blick ein Projekt in die richtige Richtung, aber mit SEHR vielen formalen Mängeln. Man kann zwar nicht alle Mängel Patschke anlasten, denn es gibt immer noch einen Auftraggeber, der einfach das Maximum an Rendite aus dem Grundstück herausholen will. Man muss aber froh sein, dass er sich für Patschke als Architekten entschieden hat und nicht für eine(n) Architekten(in) auf der Welle der Madame Lüscher.

  • Man kann natürlich an dem Patzschke-Bau herummäkeln. Mich stören die Loggien nicht, dafür mehr die Dacheinschnitte und der Verzicht auf die Pilaster, die man in der ersten Visualisierung noch sieht. (Von der Wertigkeit der Ausführung möchte ich jetzt gar nicht sprechen) Aber das "Holiday Inn" als gelungener darzustellen, läge mir dennoch völlig fern. Das Hotel sieht aus wie ein (schlechterer) Bau der Endphase der DDR oder wie ein etwas "historisch" aufgemotzter Plattenbau mit einem scheußlichen Blechdach. (Ist es überhaupt ein Neubau?) Da sind die Klostergärten auf jeden Fall vorzuziehen.

  • Hey, die Visualisierung unterscheidet sich allerdings in wesentlichen Punkten von der Ausführung, nicht nur die Fensterläden fehlen. Die gesamte straßenseitige Dachpartie ist im unteren Bereich völlig anders. In der Visu noch klassisch anmutende Dachgauben und ebensolche rahmungen für die Dachloggien und keine eingeschnittenen Loggien. Und jetzt gibt es links an der Schmalseite noch diese beengten klassischen Dachgauben und straßenseitigt nicht mehr. Dafür stinknormale Dachliegefenster. Stilbrüchiger geht's nimmer. Da hat Jemand richtig schlechten Geschmack bewiesen!
    Auf der Visu stehen die Balkonplatten hervor, mit abgerundenten Ecken. Das wäre ja wenigstens noch eine belebende Rhythmisierung. Jetzt ist alles glatt durchgezogen. Insgesamt eine Verschlichtung und Reduzierung klassicher Erschinung. Nun sieht es wie geweollt und nicht weiter gesttaltet aus. Wer kann so eine gestalterische Verschlechterung wollen? Das schadet dem Renomee. Und das in dieser Straße. Schade!

  • Das Gebäude neben der Parochialkirche ist fertiggestellt und die ersten Bewohner sind eingezogen. Einige Bilder von der Klosterstraße und Detailaufnahmen vom Gebäudekomplex 'Klostergärten', von mir, von heute:

    Blick in die Klosterstraße aus der Hochgarage der Grunerstraße:

    Aus der Straßenperspektive:


    Straßenansicht der 'Klostergärten' von Patschke:



    Durch das Kirchhofstor:



    Hofgebäude aus verschiedenen Blickwinkeln:





    Der kleine Garten:



    Ansichten von der Klosterstraße:



    Der Hofeingang:



    Gestaltung des Durchgangs:



    Und zum Schluss noch etwas aus der Ruine der Klosterkirche nach dem Motto "Ist das Kunst oder kann das weg":



    Ich dachte erst, jezt geht es los mit dem Wiederaufbau ;(


    Und ganz zum Schluss noch der Hotel-Prachtbau in der Grunerstraße 'Motel One'.

    Da hätte man auch das DDR-Gesundheitsministerium stehen lassen können. Ich sehe keinen Unterschied!

  • das bei der Klosterkirche ist kein Kunst: es ist ein Haessliches Stueck Kunststoff- Rohr oder aehnliches!
    es waere schoenn wenn man sich letztendlich doch entscheidet die Klosterkirche wiederaufzubauen!
    es gab bestimmt KIrchen die nach dem Krieg mindestens so schwer beschaedigt waren und die dann alsnoch wiederaufgebaut sind.
    Ganz Haesslich finde ich das Parking Hochhaus neben dem Motel One...

  • Im Vergleich zum nördlich der Kirche gelegenen Palais Podewils sieht der Patzscke-Bau aus wie ein barockes Stadtpalais nach einem Schrotgewehrangriff.

    Weder die Geschossigkeit noch die Wandöffnungen sind halbwegs harmonisch in den Gesamtkubus eingefügt sondern überall gequetscht, geschoben und gedrückt. Architektonisch wirklich keine Glanztat.

  • Auf der einen Seite muss ich sagen, dass ich trotzdem froh bin, dass zumindest etwas traditionell Anmutendes hier gebaut wurde, aber gerade bei diesem Bau muss man auch als Anhänger der traditionellen Architektur feststellen, dass da einiges schief gegeangen ist, wie so oft in letzter Zeit bei Patzschke, leider. Von der Eleganz und der Wertigkeit der Bauausführung erinnert leider nur noch wenig an die Adlon-Architektur, die sie ja so berühmt gemacht hat.

    Was ging mal wieder schief?

    1. Die Proportionen stimmen leider überhaupt nicht, Patzschkes haben immer wieder das Problem, dass sie das eine zusätzliche Geschoss, was man heute ja leider in jeden Bau quetschen muss, nicht wirklich in ein gesundes Proportionenverhältnis einfügen können. Das Verhältnis von Sockel und Obergeschossen stimmt einfach überhaupt nicht, so ist das Auge ständig irritiert.

    2. Mit den übergroßen Einschnitten für die Balkone in die Fassade hat man sich völlig vertan und das auch noch auf der Straßenseite. Ich muss gestehen, dass die Hofseite sehr viel besser gelungen ist, was für den Stadtraum natürlich nicht gerade optimal ist.

    3. Die gewählten Farben machen den Bau dann noch zusätzlich völlig steril. Warum hat man für den Sockel kein warmes beige genommen, ich versteh es nicht. Wäre es zum Beispiel so viel teurer gewesen, zumindest die Straßenseite mit warmen Sandsteinplatten zu verkleiden? Muss man immer den letzten Cent aus den Projekten rausquetschen? Gerade bei den Patzschke Bauten könnte man mit ein paar Euro mehr teils ganz andere Effekte erzielen.

    4. Was hat man sich nur bei dem Innenhof gedacht? Ich bin ja für historische Formen, aber diese gelben Blumenkübel sehen einfach nur kitschig aus. Die Farbe ist völlig daneben, warum streicht man den Bau komplett in Farben des sogenannten reinen bzw. kalten Farbkreises und wählt dann für den Garten diese gelbwarmen Töpfe. Das tut dem Auge nur weh und wirkt eher peinlich als elegant.

    In der Summe ist es wie so oft, man hat es versucht, ist aber irgendwo auf halber Strecke stecken geblieben. Ich finde, dass nach jetzt 20 Jahren der Wiederentdeckung klassischer Stilelemente man nun doch mal langsam fordern könnte, dass man etwas sicherer mit Formen und Proportionen umgeht, gerade aber bei Patzschke ist der umgekehrte Weg eigentlich der Fall, seit dem Adlon geht es nur noch bergab, was extrem schade ist. Wenn man sich zum Beispiel den Eisenzahn am Kurfürstendamm anschaut, dann sind das optisch einfach Welten. Das muss man so hart und ehrlich sagen!

    APH - am Puls der Zeit

  • 4. Was hat man sich nur bei dem Innenhof gedacht? Ich bin ja für historische Formen, aber diese gelben Blumenkübel sehen einfach nur kitschig aus. Die Farbe ist völlig daneben, warum streicht man den Bau komplett in Farben des sogenannten reinen bzw. kalten Farbkreises und wählt dann für den Garten diese gelbwarmen Töpfe. Das tut dem Auge nur weh und wirkt eher peinlich als elegant.

    Die Vase und die Kübel sehen nach Sandstein aus, was dann mal im Gegensatz zu den Fassaden des eigentlichen Baus Wertigkeit ausstrahlt. Das wollte man dann wahrscheinlich nicht weiß übertünchen.
    Die Prioritäten sind komplett falsch gesetzt.

  • Zitat von Treverer

    Die Vase und die Kübel sehen nach Sandstein aus, was dann mal im

    Gegensatz zu den Fassaden des eigentlichen Baus Wertigkeit ausstrahlt.
    Das wollte man dann wahrscheinlich nicht weiß übertünchen.
    Die Prioritäten sind komplett falsch gesetzt.

    Wie kommst du denn drauf, dass das Sandstein ist? Auf mich wirkt das eher wie billige Baumarkt Ware.

    Ich verstehe einfach nicht, warum man seitens der Architekten nicht mal auf etwas mehr Qualität besteht. Man sieht doch beim Adlon, was dann möglich ist. Man stelle sich mal vor, man hätte nur den Sockel, die Gesimse und die Fenstereinfassungen in Sandstein ausgeführt, das wäre ein ganz anderer Bau.

    Und so viel mehr kostet das doch heute gar nicht mehr, der Sandstein ist doch heute viel dünner wenn er an die Fassaden kommt, weil er ja keine statische Funktion mehr hat. Solche Teile sind zudem heute alle mit dem Computer zu fräsen, da braucht man keinen Bildhauer mehr, sieht man ja am Stadtschloss. Warum man dann nicht mal die paar tausend Euro mehr drauf legt, ich versteh es einfach nicht und noch weniger, dass man seitens der Architekten sich da in den letzten Jahren scheinbar gar nicht mehr durchsetzen konnte.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich denke beim Platzschke Bau wurden zu viele Anleihen /Wünsche vermengt. Das Mansarddach erinnert an hoch- und spätbarocke Bürgerhäuser, andererseits standen für die wohl vom Bauherren gewünschten Loggien Gemeindebauten der 1920er Jahre Pate.
    Das hohe barockisierende Dach wäre nur in Verbindung mit asymmetrischen von Korbbogen überspannten Loggien, Erkern und Balkonen im Sinne des Reform-Heimatstils verbindbar gewesen. Das strenge reduktionsklassiszistische, sehr mechanische Schema mit den Loggien hätte ein weit vorkragendes Dachgesims, event. Art-deco Anleihen oder klassizistische Elemente im Gesimsbreich gebraucht. Diese Elemente hätten sich kreativ verbinden lassen. Wenn auch – um gestalterische Konkurrenz zum Kirchenbau zu vermeiden - eine ruhige Gestaltung einen gewissen Vorteil hätte, wären Korbbogen überspannte Loggien sicher vorteilhafter. Dafür hätte das letzte OG als Mezzaningeschoß ausgeführt werden müssen, mit der heutigen Mindestraumhöhe. Damit hätten Sturz/Parabetfelder der beiden Geschoße über dem zweizonigen Sockel Platz für z.B. schlichte Blattkranzfestons. Obzwar sehr wertig, erinnern die Vestibüle mit ihren flach geschichteten Kassettendeckenin der Art des Adolf Loos und den biedermeierlichen Lünettenfeldern der Wände ebenfalls an die Wiener Gemeindebauarchitektur der 1920er.

    https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…latz?uselang=de

    https://i.pinimg.com/originals/90/7…b730d0d389c.jpg

    Stimmiger wäre das ganze mit solch einer Dachlösung gewesen. auch die biedermeirlichen Sturzfeldlünetten werden an der Fassade zitiert:
    http://de.academic.ru/pictures/dewik…nger-Hof_a_.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Rinascente (16. August 2017 um 16:31)