Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Na, das würde mich interessieren, was Du unter "unmittelbar bevorstehen" verstehst?

    Ich verweise dafür auf die Verlautbarungen der Stadt und der Presse.

    Pressemitteilung des Senats vom 19.4.2016:

    Zitat

    In Abhängigkeit vom Ende der Baumaßnahmen für die U5 können 2020/2022 der Straßenumbau und der Hochbau beginnen.

    http://www.berlin.de/rbmskzl/aktuel…lung.469414.php)

    Das Projekt ist zwar etwas nach hinten gewandert, aber immer noch in zeitlich greifbarer Nähe. Zitat aus dem Tagesspiegel vom 1.9.2017:

    Zitat

    Verschoben ist auch der große – und umstrittene – Straßenumbau im Bereich Mühlendamm/Molkenmarkt/Grunerstraße. Die erste Rate für das 14,4-Millionen-Euro-Projekt soll jetzt erst 2020 fließen.


    Dass die Grunerstraße wohl auch in Zukunft drei Fahrspuren je Richtung aufweisen wird, ist klar. Dennoch kommt es durch die Umlegung und den Wegfall von ausgedehnten Park- und Verkehrsnebenflächen zu einer Verengung des bislang sehr breiten und trennenden Verkehrsareals.

    Der Senat schreibt:

    Zitat

    Der Rückbau der überdimensionierten Verkehrsflächen schafft Areale für neue, innerstädtische Bauflächen.

    Laut Tagesspiegel ist das mit der Hoffnung auf einer Reduzierung des Verkehrs in diesem Bereich verbunden:

    Zitat

    Etwa 70 000 Fahrzeuge rauschen heute täglich über die wohl wichtigste Straßenverbindung zwischen dem Osten und Westen Berlins. Nach dem gewaltigen Eingriff soll es ein knappes Viertel weniger sein.


    Sicherlich ist das Vorgehen hinsichtlich der Grunerstraße ein Kompromiss. Aber man sollte dabei nicht aus dem Auge verlieren, dass die Kritiker parat stehen, die sich den gegenwärtigen Straßenverlauf gerne behalten würden, weil ihnen die Umlegung angeblich zu riskant hinsichtlich Verkehrsstaus und auch als zu historisch erscheint.

    Zitat der IHK-Vize-Hauptgeschäftsführerin:

    Zitat

    Die IHK bleibt skeptisch. „Wenn der Bebauungsplan in seiner aktuell geplanten Form beschlossen wird, droht der Berliner Innenstadt ein neues Verkehrsproblem“, sagt Vize-Hauptgeschäftsführerin Melanie Bähr (40). Denn über 60.000 Fahrzeuge müssten täglich das Nadelöhr passieren. Dem Molkenmarkt fehle es heute zwar an Aufenthaltsqualität. Bähr weiter: „Die vorliegende Planung ist jedoch überholt und orientiert sich zu stark am historischen Vorbild."


    Somit gilt es, statt sich in ferne Träumereien vom Komplettabriss der bestehenden Bausubstanz, des Fernsehturms oder eines Tunnelbaus zu verlieren, den bestehenden Kompromiss zu gestalten, auf ihn einzuwirken, ihn zu verbessern. Und zwar bevor Skeptiker wieder stärker werden, die den unhaltbaren Ist-Zustand in diesem Bereich erhalten oder komplett ahistorisch überformen wollen. Ansonsten ist das Geschrei irgendwann sehr groß.

  • Ach Heimdall. 2020/22 "können Straßenbaumaßnahmen begonnen" heisst viel und gar nichts. Wie gesagt: es muss nach der Rechtlage erstmal gegraben werden (Archäologie), dann die Trasse der Straßenbahn festgesetzt sein und hernach die U55 laufen bzw. alle Baustellen in deren Zusammenhang beendet sein. Das kann alles noch lange dauern und Planänderungen aus den archäologischen Grabungen sind nicht eingerechnet. Das hatten wir doch alles schon ein paar Mal.

    Die IHK hat sich geäußert, als der B-Plan noch nicht festgesatz war. Das ist nun auch schon wieder mehr als 1,5 Jahre her. Der ADAC ist auch dagegen, dass eine Stadtautobahn verschmälert werden soll.

    Und was heisst "Kompromis verbessern"? Der B-Plan ist festgesetzt - da gibt es nichts mehr dran zu rütteln - es sei denn die Archäologie findet Substanzielles? An der Gründübeln des B-Planes ist nichts zu verbessern. Diese sind:

    - die Strasse wird nur marginal verschmälert, bleibt 6-7-spurig (heute 8-10 Spuren).
    - die straßenbegleitende Bebauung erfolgt ausschliesslich auf nichthistorischen Parzellen.
    - die straßenbegleitende Bebauung ist - bis auf die Dachgeschosse - aus lärmschutzgründen rein gewerblich. Die Wohnbebauung in der zweiten Reihe darf erst nach Realsierung der Schallschutzriegel Gewerbe errichtet werden.
    - die Parzellen sind so groß, dass ausschliesslich Großnutzer wie das Parkhaus, Kettenhotel o.ä. in Frage kommen. Der private Familieninvestor, der sich in einer Altstadt engagieren würde, ist aufgrund der Dimension ausgeblendet.

    Also werden die gewerblichen Großinvestoren sich engagieren. Vermutlich ein Stadthaus-Cente oder eine Mall of Rotes Rathaus. Oder ein Holiday Inn oder ein Convention Center. Darauf einen Korn.

  • "Konstantin", ich nehme Deine Äußerung zur Kenntnis. Du bist näher an der Quelle und wirst es vermutlich besser als ich einschätzen können.

    Jetzt frage ich mich, was daraus folgt?

    Es wird also dort in absehbarer Zeit nichts passieren? Die Grunerstraße und die Parkplatzbrachen bleiben noch lange wie sie sind? Sollten die Flächen irgendwann wirklich einmal bebaut werden, werden sie von Großinvestoren mit hässlichen Einkaufskisten vollgeballert, was jetzt schon beschlossen ist? Einflussmöglichkeiten zu Verbesserungen gibt es ohnehin keine?

    Wenn das so ist, hat es keinen Sinn sich mit dem Areal noch länger zu befassen. Da mich irreale Phantasien a la "Fernsehturm abreißen" oder "Marienviertel historisch bebauen" derzeit nicht interessieren, macht es also für mich keinen Sinn, in nächster Zeit noch in diesen Thread zu schauen? Habe ich das so richtig verstanden? Dann kann ich mir einen Klick sparen.

  • Wir stimmen ja auch in wesentlichen Fragen übereinander: weder halte ich eine Fernsehturm-Abreißen für sinnvoll noch glaube ich, dass das Marx-Engels-Forum bebaut wird. Die Stella-Ostfassade ist der Bruch, der Rekonstruktion an der Spree stoppt. Am MEF selbst hat die BVG die Verpflichtung den denkmalgeschützten Zustand der DDR-Tage mit dem Rentnerdenkmal in dem Mitte wiederherzustellen.

    Realistisch ist aus meiner Sicht ausschliesslich der Focus auf den archäologischen Grabungen am Molkenmarkt und auf eine Neunutzng der Reichsmünze. Beides sollte 2018 zumindeste zu entscheidenden Ergebnissen kommen.

    Wie in der rot-rot-grünen Koalition die Würfelei um die Straßenbahn zum Potsdamer Platz ausgeht - wer weiss das schon. Und wann die milliardenschwere U55 fertig wird? Wer kann das in Berlin schon mit Sicherheit sagen? Da gibt es niemanden, der sich auf irgendwelche Jahreszahlen festlegen wird. Hier können wir vermutlich nur abwarten. Demokratiekosten nennt man das.

    Grips wäre gefragt wenn man - falls der B-Plan doch nochmal wieder aufgemacht werden muss - nochmals für weniger Spuren an der Grunerstraße-Mühlendamm plädieren will. Wenn man hier mutig ist, kann man ja auch den Alextunnel zumachen. Allerdings wird jeder sagen: wohin mit dem Verkehr? Alle Simulationen sagen den Verkehrskollapps voraus. Das war vor 10 Jahren auch so, als wegen einer Baustelle die Leipziger Straße gesperrt wurde. Zwei Tage Mega-Stau - und dann ging's. Die Menschen fuhren woanders lang.

  • Nun denn, vielleicht ist es hier dann sogar besser zu lindnern: es ist besser, nicht zu bauen als schlecht zu bauen.

    Aber nochmal nachgefragt: Was genau spricht gegen eine Tunnellösung?

  • 1) Die Kosten
    2) Die stadtzerstörerischen Tunnelmünder
    3) Die hohen Unterhalts- und Pflegekosten
    4) Der hohe Aufwand für Sicherheit zu sorgen
    5) Die Ästhetik

  • @Konstantindegeer


    Danke für deine Aufzählung und das Bild. Ich meinte allerdings keine Fußgängerunterführung, sondern einen STRASSENTUNNEL für die B1 an dieser Stelle (vergleichbar dem Tiergartentunnel für die B96).


    Danach bliebe doch "nur" das Kostenargument. Und die Kosten wären aufgrund der Bedeutung dieser Innenstadtfläche m.E. doch gerechtfertigt. Man könnte das Stadtbild dort dadurch ein gutes Stück weit heilen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit dieser mehrspurigen Straße und der Blechlawine jemals eine Aufenthaltsqualität erreichen kann. Und ohne eine realistische Aussicht auf diese wird dort auch nie eine ansprechende Architektur entstehen.

  • Jein. Die Bäume werden nur gefällt, weil am 1.3. die Vegetationsperiode beginnt und sonst bis 30.9.18 nicht mehr gefällt werden darf. Insofern sind wohl bis zum 30.9. erste Maßnahmen geplant - es müsste sich um die ärchäologischen Grabungen handeln.

    Am Ort der Fällung stand das Blankenstein-Haus. Ich dachte immer er würde nur am historischen Molken- bzw. Alten Markt gegraben. Dafür müsste allerdings der Verkehr umgeleitet werden.

  • Blankenstein war der Hermann, der Backsteinarchitekt.

    Das betreffende, bis zum Abriss (1889) älteste Haus Bürgerhaus Berlins, war das Haus Blankenfelde, Spandauer Straße N°49, hier in seinem umgebauten Zustand zu sehen, das nunmehr 9-achsige, zweitletzte Haus vor der Rathausstraße (zuvor Nagelgasse).

    Zuvor sah es noch so aus:

    Weiterführend zum Haus Blankenfelde und zur Spandauer Straße im Weiteren:

    Zieringer Nachrichten 100/2003-Sonderausgabe:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die im 19. Jh. vorgeblendete "moderen" Fassade lässt nicht vermuten, wie alt dieses Haus wirklich war. Hier im Forum meine ich mich zu erinnern, hoch interessante Fotos aus dem Innern des Hauses gesehen zu haben. Leider kann ich nicht angeben, wo diese Bilder genau eingestellt worden sind. Dabei waren auch Fotos aus dem Erdgeschoss mit sehr schönem gotischem Gewölbe nebst nicht minder schönen gotischen Kapitellen. Wenn ich mich nicht irre, hieß es, es sei in dem Gewölbe eine Gastwirtschaft betrieben worden.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (27. Januar 2018 um 23:26)

  • Vulgow hat natürlich völlig Recht: Blankenfelde. Der Mann war im übrigen Bürgermeister, die Familie hat den Posten mehrfach bekleidet.

    Die Fassade ist eine gründerzeitliche, die meisten Bauten wurden überformt.

    Da soll jedenfalls de Grunerstraße durch, durchs Blankenfelde-Haus.

  • hoffentlich

    Was veranlasst Dich zu der Hoffnung? Wenn das Ding gebaut wird, dann genau so wie die vorliegenden Pläne.

    Bislang setzte ich nur die Hoffnung darauf, dass sie die Spendengelder nicht zusammen bekommen. Nun ist in dem Artikel davon Rede, dass sie 8,5 der 12,5 Millionen Euro für die ersten Bauabschnitt offenbar zusammen haben. Da besteht das Risiko, dass irgendwelche motivierten christlichen Einzelpersonen oder Institutionen noch irgendwie 4 Millionen sponsorn.

    Das Risiko einer Bauruine bleibt natürlich, denn es muss noch erheblich mehr bis zur Fertigstellung eingetrieben werden. Und witzigerweise weiß der Artikel selbst nicht so genau, wie viel das exakt sein soll.

    Zitate:

    Zitat

    Die Stiftung veranschlagt die Kosten auf 43 Millionen Euro.

    Zitat

    Für den Bau des als einmalig geltenden Projektes werden insgesamt 43,5 Millionen Euro veranschlagt.

    :lachentuerkis:

  • "House Of One" gehört doch da hin, oder nech: Alt-Cölln, Petriplatz, Spittelmarkt


    Die Apotheke (Spandauer Straße 40-44 / Eckbau zur Eiergasse) sollte als Leitbau für das Molkenmarkt-Areal festgelegt werden. Dieser markante Eckbau würde allein schon das halbe Quartier hochziehen und weitere Bauherren zu dazu passenden Fassaden und Proportionen inspirieren:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berl….jpg?uselang=de


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bund…Molkenmarkt.jpg


    http://abload.de/img/spandauerstrae33-3457jaq.jpg


    http://abload.de/img/spandauerstr40-44_eckc6csk.jpg


    http://abload.de/img/spandauerstr40-44_eck6fevd.jpg


    Mittlerweile empfinde ich auch diese schmalen Bürgerhäuser Alt-Berlins als ausgesprochen reizvoll, manch ein Ensemble sollte definitiv zum Wiederaufbau in Betracht gezogen werden. Ob nun von Weltgeltung oder nicht, das war nunmal Alt-Berlin und sollte ein Stück weit auch wieder erlebbar sein, hat seinen ganz eigenen Charme:



    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bund…Molkenmarkt.jpg