Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

Da hast Du Recht, Heimdall. Man hat den Eindruck, dass es manchen ums Meckern als Prinzip geht.

Aber das Gestalten des Alten Marktes (seit dem 18. Jahrhundert "Molkenmarkt" genannt), wird noch auf sich warten lassen:
1. Das Abgeordnetenhaus muss dem B-Plan noch zustimmen. Z. Zt. ist Wahlkampf in Berlin. Abwarten.
2. Bevor der Straßenumbau beginnt muss die U-Bahn-Baustelle der U55 fertig werden. Das kann bis 2020, 2022, dauern.
3. Die Frage der Straßenbahn durch Spandauer Straße, Molkenmarkt und Getraudenstraße bis Potsdamer Platz ist noch nicht entschieden.
4. Vor einem Bau müssten die Grabungen an Berlins ältestem Marktplatz erfolgen. Hier ist noch nie in der Geschichte gegraben worden. Bis dato ist kein B-Plan in der historischen Mitte bekannt, der nicht nach der Archäologie noch einmal geändert werden müsste (man könnte ja gleich graben, Platz genaug ist).

Bevor hier also Parzellen zur Bebauung veräußert werden und es an architektonische Fragen geht werden noch viele, viele Jahre ins Land gehen.

Entwurf des Bebauungsplans 1-14 für das Gelände zwischen Littenstraße, der nördlichen Grenze des Flurstücks 5 (An der Littenstraße), Waisenstraße, Parochialstraße, Jüdenstraße, Stralauer Straße, Molkenmarkt, Spandauer Straße, Gustav-Böß-Straße und Grunerstraße sowie die Gustav-Böß-Straße, den Molkenmarkt, Abschnitte der Jüdenstraße zwischen Gustav-Böß-Straße und Grunerstraße sowie zwischen Parochialstraße und Stralauer Straße, den Straßenzug Mühlendamm – Grunerstraße zwischen Spree und Littenstraße und den Straßenzug Spandauer Straße – Stralauer Straße zwischen Gustav-Böß-Straße und Neue Jüdenstraße sowie Teilflächen der Waisenstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Mitte

Einige Impressionen der Klosterkirchen-Ruine von heute.

Von Norden; die dortige Grünfläche Richtung Grunerstraße ist Müll und Besoffskis vorbehalten.

Der Chor zur Littenstraße, einst an der mittelalterlichen Stadtmauer gelegen.

Die Südseite.

Vulgow, danke für die eingestellten Bilder

... beim Betrachten ging mir durch den Kopf...
ob es eigentlich jemals Pläne gab/gibt, die Klosterkirche wiederaufzubauen oder steht die Ruine als "ewiges Mahnmal" in diesem Zustand unter Denkmalschutz?

In den ersten Nachkriegsjahren gab es sicher noch Überlegungen für den Wiederaufbau, ebenso wie für das Graue Kloster.
Die Kirchenruine ist als solche heute denkmalgeschützt.

Ansicht 1947

Bildquelle: http://www.bildindex.de

1951

Bildquelle: http://www.bildindex.de

Die Giebelspitze und noch einiges mehr ist dann leider noch im Verlauf der 50er-Jahre verloren gegangen.
Die Ansicht des Jahres 1963 ist in dieser Darstellung enthalten.

Die sicherlich umfassendste Publikation zur Klosterkirche stammt vom Landesdenkmalamt:
Kirchenruine des Grauen Klosters in Berlin

Falls sich jemand für die klosterkirchlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Ferdinand von Quast und König Friedrich-Wilhelm IV interessiert:
Die Restaurierung der Franziskaner-Klosterkirche

Zitat von Vulgow

In den ersten Nachkriegsjahren gab es sicher noch Überlegungen für den Wiederaufbau...

ich hab wohl viel zu unrealistische Vorstellungen

Am liebsten würde ich ja auch die B1 (Mühlendamm/Grunerstraße) untertunneln, um das leidige Verkehrsproblem los zu werden und ein Zusammenwachsen mit dem Nikolaiviertelchen zu ermöglichen.

Nun, eine Verengung und teilweise Umlegung der Grunerstraße ist ja für die nächsten Jahre geplant. Dann können diese Viertel doch schon weit besser zusammenwachsen.

Der Bau des 'Holiday Inn Express' an der Stralauer Straße/Klosterstraße wächst rasch.

Blick Richtung BWB und weiter zum Molkenmarkt

Bei den 'Klostergärten' geht es dagegen nur sehr gemächlich voran - Ansicht vom Parochialkirchhof:

Der nach Norden geöffnete Hof.

Die Fassade besteht aus Betonkern, schwarzen Styroporplatten und einem Hauch von Spritzputz auf Netzgewebe - erregend!

Ernsthaft, die Patzschkes sind bei mir unten durch. Was diese mittlerweile abliefern ist immer billiger und schlampiger. Eine solide Ausführung gehört meines Erachtens auch zu guter, traditioneller Architektur. Patzschke sind für mich nicht mehr Teil davon. Ist eigentlich nicht wirklich besser als der Russenkitsch in Ost- und Südosteuropa. (Wobei selbst dort auch immer mal wieder etwas sehr Schönes entsteht.) Ich kann mir gut vorstellen, dass der Mist in 20-30Jahren wieder abgerissen und ersetzt wird. Auf eine langbeständige Verschönerung der Gegend durch solche Architektur darf man wohl eher nicht hoffen.

Diese Styroporfassaden dürften oft genug einfach nur ein Ausfluss aktueller Gesetzgebung und des entsprechenden Investorenwillens sein. Das sieht man leider fast durch die Bank bei Neubauprojekten und Sanierungen in allen Preiskategorien. Es ist absolut pervers. Zwar nicht ganz so gesundheitsschädlich, aber fast die selbe Pest wie damals mit den Asbestplatten. Benutzt doch mehr natürliche Baumaterialen, verdammt! Die halten auch und sind hervorragend.

Wenn man möchte dann kann man auch heutzutage vernünftig bauen. Eine Betonstruktur wie beim Stadtschloss mit einer Kerndämmung bzw. hinterlüfteten Fassade mit einer verputzten Ziegelmauer (zweischalige Konstruktion) aber das wird den Herren wohl zu teuer sein. Das nennt man auch Profitmaximierung! Selbst ich plane mein Haus mit einer 2 schaligen Konstruktion und das in Süddeutschland wo man nur einschalig (monolitisch) bzw. mit WDS arbeitet.

Zitat von Heimdall

Nun, eine Verengung und teilweise Umlegung der Grunerstraße ist ja für die nächsten Jahre geplant. Dann können diese Viertel doch schon weit besser zusammenwachsen.

Besser ist es sicherlich. Aber es bleibt doch eine stark befahrene, vierspurige Straße. Schwer zu glauben, dass die Viertel so zusammenwachsen können.

2 Fotos vom Klosterviertel:

Das neue Hotel Klosterstraße Ecke Stralauer Straße:

Das Hotel an der Grunerstraße(anstelle des DDR-Gesndheitsministeriums):

Das Hotel an der Stralauer Straße, Klosterstraße wird gerade abgerüstet. Hier einige Impressionen von heute, von mir:

Nicht besonders gut und nicht besonders schlecht, meine ich. Man hält's aus.

Das Dach ist einfach zu übertrieben groß und man hätte zwischen den unspannenden Dachfenstern einen anderen Baustoff verwenden sollen.

Zitat von Friedenau

Grau - passt zum Wetter.

Die graue Farbe ist wohl durch irgend einen Bebauungsplan oder eine Gestaltungssatzung vorgeschrieben. Man legt nämlich in Berlin viel Wert darauf, dass alle Gebäude miteinander harmonieren, auch farblich.

Meinst du denn, dass das Objekt in Zartrosa, Veilchenblau oder Grasgrün besser wäre? Die Farbe ist hier doch wohl das geringste Problem.

Zartrosa bitte Aber ich empfinde das Gebäude auch gar nicht als Problem, ich wäre sogar froh, wenn alle Gebäude in der Umgebung im Schnitt so ein Niveau hätten.

Die Farbe ist auch nicht wirklich das Problem. Ein hellerer Creme-Ton würde vielleicht etwas Feundlichkeit in diese ansonsten so graue Durchgangsstraße bringen. Aber das war die Straße auch schon zu DDR-Zeiten - immer nur eine unbeachtete, vernachlässigte und autogerechte Schneise. Schade, dass auch hier die Stadtplanung in all den Jahren keine zukunftsweisende Lösung entwickelt hat, die wirklich wieder eine gewisse Aufenthaltsqualität in das Berliner Zentrum bringen könnte.
Solange die Leipziger, Gertraudenstraße und der Mühlendamm nicht konsequent zurückgebaut werden und dieser Bereich den Berlinern als Lebensraum zurückgegeben wird, kann sich der Molkenmarkt oder angrenzende Straßen wie die Spandauer oder Stralauer nicht urban entwickeln. Wie gesagt, die Farbe ist nicht das wirkliche Problem.

Die Frage ist: wollen wir eine Innenstadt, die für die Menschen oder für dem Durchgangsverkehr da ist?