Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Mit dem B-Plan ist keine einizige Rekunstruktion an historischem Ort zu machen. Lage der Baukörper falsch, Straßebreite unhistorisch, und am "Molkenmarkt" ergibt sich alles mögliche, aber kein Marktplatz.

    Die Mär der angeblichen Mikwe im Großen Jüdenhof ist durch die Ausgrabungen falsifiziert. Bitte SuFu nutzen. Das war eine These von Hoffman-Axthelm, die Grabungen in der passenden Zeitschicht können das jetzt ausschliessen. Auch der Jüdenhof soll nicht rekostruiert sondern nur "städtebaulich nachempfunden" werden, d.h. dass der Hof nichts mehr mit dem Original zu tun haben wird. Der französische Kirchhof wird als Negativ "kritisch rekonstruiert", d. h. der Grundriss der ehem. französischen Kirche wird als Hof einer Neubauung gestaltet. Im Ganzen wird man also Bezüge an die Geschichte nicht mehr erkennen bzw. auf Erklärtafeln danebenschreiben müssen, um überhaupt eine Verbindung herszustellen.

    Mit dem Verdikt des B-Planes die Wohnbebauung in der 2. Reihe erst errichten zu dürfen, wenn die straßenbegleitenden Gewerbebebauung realisiert ist, wird das Gebiet sicher kein "urbanes Stadtquartier" werden, wie es sich manche wünschen.

  • Während der öff. Auslegung ist das nicht mehr möglich. Am Jüdenhof wurde gegraben und die Stadt Berlin will mit Vorsatz auf eine Rekonstruktion verzichten.

    Allerdings muss nach der Fessetzung des Plans durch das Abgeordnetenhaus noch am Molkenmarkt gegraben werden, woraus Planänderungen erfolgen können.

  • Die Überschrift "Wohnungen statt Autobahn" aus der Berliner Woche ist recht euphemistisch.
    Die Verkehrsführung wird zukünftig weiterhin 2x dreispurig durch die ältesten Teile Berlins sein und die Teilung des Klosterviertels von der sonstigen "Altstadt" und vom Nikolaiviertel festigen.
    Wie bereits beim A100-Ausbau wird der Autoisten-Lobby gehörig in den Allerwertesten gekrochen - "Freie Fahrt mitten durchs Zentrum" ist und bleibt die Devise des Magistrats Senats.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das sehe ich anders: besser eine Brache als ein falsche Lösung an diesem Ort, die nur maginal etwas ändert, Vieles verschlimmert und langfristig das Richtige vehindert.

  • Eine Bebauung in der nächsten Zeit sollte schon deshalb ausbleiben, weil noch immer Regula Lüscher am rumpfuschen ist.
    Die hat bislang alles in zentralen Bereichen Berlins, wo sie reingrätschen konnte, gründlich versemmelt. Wann werden wir die endlich los? Wo bleibt die Initiative zu ihrer Absetzung?

  • Interessant. Im Bereich Marienviertel / Heiliggeistviertel war die gefühlte Mehrheit der Mitdiskutanten immer dafür, das heutige Areal möglichst bald zu bebauen. Immer wieder mühte ich mich ab, zu erläutern, sich damit Zeit zu lassen. Hier nun wird dieses Argument auf den Raum Klosterviertel übertragen. Dort aber sehe ich die Lage anders. Der Bereich Marienviertel / Heiliggeistviertel ist gestalteter urbanier Raum. Das Areal wird genutzt, hat eine gewisse Fassung, so dass städtebaulich keine Eile geboten ist. Das Klosterviertel hingegen ist momentan ein Unort, ein von weiten unbebauten Flächen, dem Parkplatz, der Schnellstraße durchzogener Bereich, der unter seiner harten Trennung vom Nikolaiviertel leidet. Hier halte ich eine möglichst rasche Bebauung für geboten. Auch könnte man daran eben lernen, wie man es vielleicht später im Marienviertel / Heiliggeistviertel anders, besser oder genau so machen würde.

  • Ob am Molkenmarkt gebaut wird hängt davon ab, ob die CDU noch vor der Wahl im September 2016 (nach der wir auch Regula los sind) zum B-Plan zustimmt. Die CDU hat ja nach wie vor Bedenken, dass der Autoverkehr behindert wird (hoffentlich!). Ob sich die CDU das im Wahlkampf antut?

    Das Rathausforum ist ja nun schon mit dem Umbau fast fertig. Diskutiert wird ja nurmehr über einen eventuellen Umzug des Schloßbrunnens. Da die Modernisierung des Rathausforum mit Fördermitteln finanziert wurde wird sich dort die nächsten 15 Jahre nix ändern, sonst müsste zurückbezahlt werden.

    Anders beim MEF, hier vermute ich jedoch, dass es bei einer Grünfläche bleibt. Gestaltet ist da zwar nix (Heimdall, warst lange nich' mehr da, oder?) aber auch hier wird eins sanfte Modernisierung kommen. Für eine städtische Bebauung fehlt der Stadt eine gestaltend wirkende Kraft in der Exekutive.

  • Noch einige Bilder von heute von der Baustelle der Klostergärten neben der Parochialkirche.

    Am Eckgrundstück Klosterstraße N°48/Stralauer Straße 46/47 vor der Niederländischen Botschaft geht es mittlerweile zur Sache.

    Der dort entstehende Bau des HolidayInn-Express gefällt mir gut.

    Bildquelle: Münchner Grund Immobilien Bauträger GmbH/WEP Effinger Partner Architekten BDA, Berlin

    Berlin - HIex Klosterstraße - Projektseite der Münchner Grund

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sagt mal, ihr zeigt hier immer so schicke Fotos von der Entwicklung des Klosterviertels und des Molkenmarkts. Obwohl sich bei Letzterem ja noch nix getan hat, Ok, Ok, zugegeben.
    Ich geh selbst gern mal ein bischen "knipsen" (bin kein Fotograf und hab auch nicht die Super-Kamera, aber dafür Freude an der Sache) und wollte Anfang Februar mal den Molkenmarkt und Umgebung dokumentieren, bevor die Bagger anrollen und sich große Veränderungen am dortigen Stadtbild ergeben. Schließlich gibt es jetzt noch Blickwinkel, die uns die geplanten Neubauten dann früher oder später nehmen werden. Vom Roten Rathaus zum Alten Stadthaus o. ä.
    Hat jemand, der sich auskennt, oder auch einfach nur Freude dran hat, Lust mitzukommen ? Vielleicht lern ich von euch ja noch was ! Samstag, 06. Februar. Bei Schlechtwetter zieh ichs dann aber nicht durch, sondern geh ins Märkische Museum stattdessen. Schneeregen o. ä. finde ich auf Fotos eben doch meist nicht so aussagekräftig. :biggrin: Wäre schön, wenn man sich mit mehreren "Gleichgesinnten" gegenseitig die schönsten Blickwinkel zeigen kann und ein bischen "fachsimpelt" !

  • Hallo Wikos,

    die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Zumindest in Berlin muss man leider Gottes immer mit dem Schlimmsten rechnen, nämlich z. B. Rendite trächtige Flachdachkisten und andere Monster. Das hätte in meinen Augen nichts mit dem Wiederaufbau einer Altstadt zu tun. Was sich "moderne Interprädation" schimpft, ist doch mit Verlaub zu sagen, in aller Regel schlichtweg zum kot***. Am ehesten könnte ich mir noch vorstellen, dass das "Graue Kloster" wieder kommen könnte, da gibt es wohl Bestrebungen. Letzteres wäre sehr erfreulich, warten wir's ab.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (19. April 2016 um 21:25)

  • Ganz ehrlich. So lange die Lüscher in Berlin ist sollte man in Mitte gar nix mehr bauen. Ich brauche nicht den hundertsten Leipziger Platz/Schinkelplatz Rasterlangeweiler mit Flachdach.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich teile vollauf diese Skepsis. Wo der heutige Städtebau nicht ganz dezidiert die Wiederfherstellung von Vorkriegsstrukturen einschließlich etlicher Rekonstruktionen anstrebt (wie in den Beispielstädten Dresden, Frankfurt und Potsdam), ist keine Wiedergewinnung einstiger Urbanität zu erwarten. Der simple Grund ist darin zu sehen, dass das Konzipieren von Stadträumen, von Blockstrukturen und Fassadenarchitektur in Architektenkreisen noch immer mit einem Tabu belegt ist. Obwohl dieses Stadtbauprinzip jahrhundertealt ist und sich als einziges durch Jahrhunderte hin bewährt hat, wird es von der tonangebenden Architektenschaft noch immer als überholte Stadtbaumethode des 19. Jahrhunderts missverstanden und abgelehnt. Alles derzeitige Bauen zeigt die Tendenz, dreidimensionale Gebilde in die "Stadtlandschaft" zu stellen, am liebsten Solitäre. Weder aus dem Klosterviertel noch aus einem denkbaren Marienviertel kann etwas Überzeugendes werden, solange im Entwurfsverhalten heutiger Architekten keine Kehrtwende um 180 Grad sich abzeichnet. (Ein Artikel unseres nächsten und letzten Jahrbuchs wird dies thematisieren):

  • http://www.berlin.de/rbmskzl/aktuel…lung.469414.php

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    (Immanuel Kant)

  • Wie ich schon einmal amüsiert bemerkt hatte, fällt einem der Gegensatz in der Forums-Diskussion zwischen Klosterviertel auf der einen und Marien-/Heiliggeist-Viertel auf der anderen Seite auf. Während es den geschätzten Mitdiskutanten beim Marienviertel nicht schnell genug mit der Bebauung gehen kann, obwohl dort überhaupt nichts ansteht, keinerlei konkrete städtische Planungen bestehen, will man möglichst nicht ans Klosterviertel (wegen Lüscher usw.), obwohl dieses Areal nun zur Gestaltung ansteht. Ein wenig kurios. Nein, nehmt doch den Ball auf. Hier passiert etwas, hier gibt es keine ernsthaften Widerstände, die die Verkehrsschneise unbedingt erhalten wollen (von einigen Stau-Warnern abgesehen), hier kann man nun gestaltend versuchen Einfluss zu nehmen. Das Klosterviertel ist eine Bewährungsprobe, zumal man hier an bereits bestehende Strukturen anschließen kann. Diese muss erst gemeistert werden, ehe man sich an das Marienviertel heranwagt. Ich bin da optimistisch, dass sich die Situation mindestens städtebaulich verbessert.