Berlin - Staatsoper Unter den Linden

  • Das übliche, alle Risiken werden ausgeblendet, viel zu niedrige Kosten veranschlagt, das Projekt wird durchgewunken und dann kommen die wahren Kosten Stück für Stück ans Tageslicht.

    Grundwasser und ähnliche Probleme werden dann immer wieder als Überraschung verkauft. Dass das Haus in die Jahre gekommen ist, dürfte jedoch allen klar gewesen sein, alte Baupläne waren teilweise auch bekannt.

  • Neues (leider mit wenig "Inhalt") von der Staatsopernsanierung:

    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/wir_ueber_uns/…/staatsoper.php

    Am Besten ist der letzte Satz: "Die Gäste stellen keine weiteren Fragen, sie sind von baulogistischer Höchstleistung überzeugt." Für 400 Mio. plus X kann man das ja auch erwarten :biggrin:

    Hier ein Bild vom Wiederaufbau 1951 (hab ich bis jetzt noch keines gesehen):


    Quelle: http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de

  • Gutes Bild! Vom Bundesarchiv gibt's von der Lindenseite auch noch zwei aus dem Jahr 1951:

    Noch ein Fundstück aus dem Jahr der Wiedereröffnung 1955:

    "Zentralbild Sturm 8.9.1955 Präsident Wilhelm Pieck besuchte die Ausstellung "215 Jahre Deutsche Staatsoper"-Präsident Wilhelm Pieck besuchte am 8. September 1955 die Ausstellung "215 Jahre Deutsche Staatsoper" die gegenwärtig im Lichthof der Staatsbibliothek in Berlin gezeigt wird. UBz: Der Architekt Professor Paulick (links) erklärt Präsident Wilhelm Pieck an einem Modell der Deutschen Staatsoper architektonische Einzelheiten."

    Und einen der Gründe, warum der Wiederaufbau nach dem Krieg schneller absolviert wurde als der Umbau im 21. Jhdt, erfahrt ihr in diesen Zeitdokumenten aus dem Jahr 1953:


    "Zentralbild Weiß 26.3.1953 Berliner Bauarbeiter antworten auf Adenauers Verrat. Als Antwort auf die Ratifizierung des Generalkriegsvertrages durch das USA-hörige Bonner Parlament verpflichteten sich die Brigaden Prill und "Heinrich Rau" von der Baustelle der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, ihre Normen zu erhöhen. UBz: Aktivist Paul Tomaschewski, Leiter der Brigade "Heinrich Rau". Die Brigade verpflichtete sich, ihre Normen für das Betonieren des Hauptsimses am Verwaltungsgebäude der Staatsoper und das Verlegen der Lignolith-Platten um 10 Prozent zu erhöhen."


    "Zentralbild Weiss 911.A.V. Str-Mü. Berlin W 8 7.4.1953 Berliner Bauarbeiter antworten auf Adenauers Verrat. Als Antwort auf die Ratifizierung des Generalkriegsvertrages durch das USA-hörige Bonner Parlament verpflichteten sich die Brigaden Prill und "Heinrich Rau" von der Baustelle der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, ihre Normen zu erhöhen. UBz: Brigadier Willi Prill, der sich mit seiner Brigade verpflichtete, die Norm für das Auf- und Abladen von Betonkies um 5 Prozent zu erhöhen."

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    Gearbeitet wurde auf der Baustelle aber auch gestern, ob die Tagesnorm erfüllt wurde, vermag ich nicht zu sagen.

    Der rosafarbene Probeanstrich lässt vielleicht eine zukünftig neue Farbgebung erwarten.

    Die Rückseite zur Hedwigskirche.

    Und noch einen Blick auf den Stand der Dinge beim Probenzentrum.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die ganze Oper in schweinchenrosa? Och nöö..ausnahmsweise wär mir Milchkaffeefarbe mal lieber...paßt besser an den vornehmen Bebelplatz
    ...ist die rosane Farbe nach historischem Befund?

  • Wie wird denn die Fassade des Bühnenhauses einmal aussehen? Weiß das jemand? Dass die neue Höhe die Balustrade aus DDR-Zeit proportional noch verträgt, wage ich zu bezweifeln.

  • Leider konnte ich im Augenblick so schnell keine Fotos von 1740 finden :lachen: , aber Friedrich stand echt auf rosa :knuddel: ([lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] u. a. )

    Hier als Ersatz einige Stiche:

    Johann Georg Rosenberg, um 1773:


    Friedrich August Calau, um 1820:


    Anonyme Zeichnung, wahrscheinlich von Wilhelm Barth, um 1830. Hier könnte man seitlich etwas rosa sehen, wenn man will:

    Etwas aufgehellt kann man das Rosa besser erkennen:

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (31. Januar 2015 um 23:13) aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Die Oper wird sicher nicht rosa - obwohl ich es schön fände, wenn es a) wieder eine zweifarbigkeit gäbe und der ewige Michkaffee mal bunter würde. Die Innenstadt erstickt noch in sandsteinfarben.

    Was ist eigentlich mit dem Zeughaus gegenüber: wird das Rosa von Stöltzl mal aufgefrischt?

  • Zur "Bühnenturmproblematik" habe ich folgenden Schnitt gefunden:

    http://brandinside.de/link.php?q=The…ww.te-ing.de%2F

    Wenn das so umgesetzt wird, könnte ich mir vorstellen, dass es ein ansprechendes Ergebnis wird; mir gefällt das Dach auf dem Bühnenturm.

    Ich habe mal ein Bild gesehen, da war sowohl die Humboldt-Uni sowie auch die Staatsoper rosa angepinselt.

    Insgesamt ist aber zu bemängeln, dass keine Visualisierungen veröffentlicht wurden, wie denn die Staatsoper nach dem Umbau von Außen aussehen wird.

  • Der Schnitt zeigt eine Balustrade oder Attika. Vielleicht verhindert man eine Visualisierung, damit der Architekt sich wenigstens an einer Stelle verwirklichen kann, ohne dass die Öffentlichkeit ihm das gleich wieder aus den Händen schlägt, wie es mit dem Zuschauerraum passierte. Ein Überraschungsei also.

  • Die Stiche sind doch alle koloriert - mitunter ein Jahrhundert später: keine realistische Info. Die haben nur die Chemiker, die den Altputz analysiert haben. Und eine Variante wird eben das rosa sein.

  • Liebe Leute!


    Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, einen Baustellenmitarbeiter fragen zu können, und in der Tat, dieser rosafarbene Anstrich soll die finale Farbgebung der Staatsoper nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten werden.
    Ich denke, dass das ganz prima aussehen wird, sollte dem tatsächlich so sein.


    Grüße aus Berlin!

  • Das Barock in Deutschland hatte es mit Pastellfarben. Wenn das dem Ursprungszustand entspricht, spricht doch nichts dagegen. Immer noch besser als Weiß oder lichtgrau. Das komische pastellbeige wie gegenüber kann man ja auch nicht mehr sehen. Mir hat allerdings auch der beige-Ton aus DDR-Zeiten eigentlich ganz gut gefallen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Ich habe noch nie eine alte Darstellung der Staatsoper mit rosafarbenem Anstrich gesehen.

    Auf dieser Ansicht von 1750 (also kurz nach der Fertigstellung) ist der Bau hellgrau.

    Georg Balthasar Probst, ca. 1750, Copyright abgelaufen

    Nun mag das eher eine idealisierte als eine naturgetreue Abbildung sein. Die Kuppel der Hedwigskirche wurde ja so auch nicht ausgeführt und war vor allem um 1750 noch lange nicht fertig. Auch hatte die Oper meines Wissens nach niemals vergoldete Säulenkapitelle.

    Aber auch auf Rosenbergs Darstellung von 1773 gibt es kein Rosa:

    Johann Georg Rosenberg, 1773, Copyright abgelaufen

    Und auf Gaertners Gemälde von 1845 ist die Oper ebenso grau (und bereits ordentlich patiniert):

    Eduard Gaertner, 1845, Copyright abgelaufen

    Ein historischer Anstrich in Bonbon-Rosa kann also höchstens ein kurzer Zwischenzustand gewesen sein.

  • Es hat zwar etwas gedauert (4 Wochen), aber ich habe Antwort auf drei Fragen zur Staatsoper von der Senatsverwaltung bekommen:


    1. Wird die Staatsoper - wie schon teilweise als Probeanstrich (?) zu sehen - in Altrosa gestrichen? Wenn ja: aus welchem Grund hat man sich hierfür entschieden? Auf historischen Stichen und Gemälden ist diese Farbgebung nicht zu sehen/nachweisbar.

    Antwort: Der endgültige Anstrich des Operngebäudes wird sich nach dem denkmalpflegerischen Gutachten zum Opernensemble richten. Die Farbbemusterung des Opernhauses ist noch nicht abgeschlossen.

    2. Auf dem Bühnenturm wurde ein Stahlgerüst aufgebaut, das vermuten lässt, dass dieser eine Art Walmdach bekommt. Bleibt der Bühnenturm so wie er von Paulick wiederaufgebaut wurde erhalten (mit zusätzlich einem Walmdach), oder wieder dieser im größeren Stil verändert?

    Antwort: Der Bühnenturm wird um 2, 5 m erhöht um die neue Obermaschinerie optimiert nutzen zu können. Diese Erhöhung wurde zum Projektbeginn mit Vertretern der oberen Denkmalschutzbehörde mittels einem sognannten Drahtgerüst bei einem Ortstermin im Jahr 2010 einvernehmlich abgestimmt. Die Erhöhung ist an den Kanten des Bühnenturms nicht zu sehen, da hier die ursprüngliche Höhe erhalten bleibt und diese erst zur Bühnenturmmitte die vollständige Höhe erreicht.


    3. Ist ein Termin bekannt, wann zumindest das Äußere der Staatsoper fertiggestellt sein soll?

    Antwort: Die Fassade des Operngebäudes soll Anfang November 2016 fertig gestellt sein.

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    Daß Du bereits den Rosenberg-Stich gezeigt hattest, hat mich von nichts abgehalten. Verzeih bitte die Redundanz.

    Aber Dir schien es ja darum zu gehen, einen Beleg für eine historische Rosafarbigkeit zu liefern. Diese jedoch kann ich da nicht sehen – nicht mal beim letzten Bild. Da spielten Dir wohl Gilb und JPG-Farbrauschen bzw. Artefaktierung einen optischen Streich.

    Ein so kräftiges Rosa wie es jetzt getestet wird, sollte man doch vor allem auf der sonnenbeschienen Hauptfassade sehen. An der sehe ich aber nur abgebätterten Putz, der mehr oder weniger rosanes Mauerwerk freigibt. Außerdem ist es doch sehr unwahrscheinlich, daß die Oper 1830 stark verwittert aber rosa sein soll, zehn Jahre zuvor auf Calaus Stich und fünfzehn Jahre später bei Gaertner (siehe #135) aber im bekannten Beige gezeigt wird.