Berlin - Unter den Linden

  • Es ist wirklich bedauerlich. Hätte man sich nicht am Adlon orietieren können ? Gab es eine Vorgabe von Frau Lüscher ? Ich bin nicht zuversichtlich, was noch alles in Zukunft kommen wird !?

  • Gestaltungssatzung Historisches Zentrum

    §3
    Dächer und Dachaufbauten
    (1) Oberhalb der Traufhöhe kann ein maximal zweigeschossiges geneigtes Dach oder Staffelgeschoss ausgebildet werden. Es ist nur eine Staffelung zulässig. Das Staffelgeschoss muss so weit zurückgesetzt werden, dass der Neigungswinkel der Ausbildung einer Dachschräge von bis zu 60 Grad entspricht. Für das geneigte Dach ist zur Straßenfront ein Winkel zwischen 30 u nd 60 Grad einzuhalten. Dies gilt nicht für die Grundstücke Wilhelmstraße 61-63, Unter den Linden 62/76, Schadowstraße 10-13, Hausvogteiplatz 10-11A, 13 und Jerusalemer Straße 16.
    (2) Geneigte Dächer sind ruhig zu gestalten und farblich an die bestehenden Dächer der Umgebung anzupassen. Die Summe der Breite von Gauben und Dachflächenfenstern darf pro Geschoss die Hälfte der Gesamtbreite des Daches nicht überschreiten. Gauben dürfen nicht in zwei Reihen übereinander angeordnet werden. Die einzelnen Gauben müssen sich in ihrer Form und Maßstäblichkeit in die Gesamtgestaltung einfügen. Die Gauben müssen mindestens 80 cm von der Fassadenvorderkante zurückgesetzt werden. Sie dürfen die Größe der Fenster des letzten Vollgeschosses unterhalb der Traufe nicht überschreiten. Dacheinschnitte sind unzulässig.
    (3) Aufbauten für technische Einrichtungen wie Aufzüge oder Be- und Entlüftungsanlagen sowie Antennen und Satellitenanlagen sind in das Dach bzw. das Gebäude zu integrieren; soweit dies aus technischen Gründen nicht möglich ist, sind sie auf der dem Straßenraum abgewandten Seite zulässig, wenn sie aus der Fußgängerperspektive nicht sichtbar sind und die maximal zulässige Gesamthöhe des Gebäudes nicht überschritten wird.
    (4) Im Bereich des Weltkulturerbes „Museumsinsel“ (§ 1 Absatz 4) sind Staffelgeschosse unzulässig.

  • Hier liegt wohl auch ein nicht unwesentliches Problem. Das geneigte Dach unterliegt strengsten Auflagen, das Staffelgeschoss hingegen kaum. Neben der ohnehin ideologisch und ökonomisch präferierten Staffelgeschosslösung kann es sich also allein wegen der geringeren Freiheiten im Entwurfprozess kaum behaupten. Hier wäre ein Entgegenkommen der Behörden wünschenswert, allerdings weniger eine Reduktion der Auflagen auf geneigte Dächer wegen als zur ebenso starken Einschränkung der Staffelgeschosse. Es kann eigentlich nicht sein, dass ein bestimmter architektonischer Typus einem anderen gegenüber geradezu Narrenfreiheit erhält.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Haha, die Gestaltungssatzung ist nicht das Papier wert auf dem sie gedruckt ist. ablachen:) Sie kann anscheinend durch hunderte Lücken und Ausnahmen ausgehebelt und umgangen werden. Wer ein zweites Collegium Hungaricum bauen will (was absolut fehl am Platz ist und sich einen Dreck um Eingliederung in sein historisches Umfeld schert), kann das anscheinend auch weiterhin ohne große Probleme machen.

  • Die Firma axthelm-rolvien hat neue Ideen zur Gestaltung der Ecke Unter den Linden, Glinkastraße, Behrenstraße entwickelt:


    http://www.axthelm-rolvien.de/projekte/komische-oper


    Ich habe daraufhin der Firma folgenen freundlichen Brief geschrieben, der wahrscheinlich ohnehin im Spam-Ordner landen wird, ist aber auch egal.


    Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich habe Ihre Studien zum Umbau der Ecke Behren-/Glinkastraße / Unter den Linden gesehen und war gelinde gesagt ziemlich erschüttert, was Sie sich da ausdenken.

    Wozu haben Sie denn eigentlich Architektur studiert, dass Ihnen solch überholter Mist überhaupt einfällt. Immer die ewigen Rasterfassaden! Schauen Sie sich doch mal in Berlin um, wieviele von diesen bescheuerten Fassaden es bereits gibt.

    Wollen Sie denn diese Stadt zur Gänze morden indem Sie diese Augenkrebs erzeugenden, langweiligen und vollkommen uninspirierenden Scheußlichkeiten auf die Menschheit loslassen. Das kann ein Kind mit seinen Lego-Bausteinen besser. Das ist keinen Deut anders, als es die DDR in den 60ern vor Ort vorgemacht hat.

    Es gibt doch genug Beispiele, wie man Architektur für Menschen schafft, die anspricht und dem Ort angemessen wäre. Wissen Sie überhaupt, was Komische Oper bedeutet?

    So sieht es aus wie eine der überall aus dem Boden gestampften Shopping-Malls.

    Sie sollten sich dafür schämen!

    Mit freundlichem Gruß XX


    Vielleicht könnten noch einige dorthin schreiben, damit die dort merken, dass nicht alle mit diesem Mist einverstanden sind.

  • Sehr gut. Aber leider wird der Architekt nicht anders können. Er hat es schließlich nicht anders gelernt. Die Fassaden dieser Entwürfe sind so trivial da hätte ein Bauingenieur gereicht. :augenrollengruen:

  • Spreetunnel.

    Tja deine Worte sind auch immer wieder meine Worte weil die "Modernen" Architekten unendlich slechter und phantasielos bauen, dann die Bauunternehmer Anfang 1900. Die waren nicht einmal Architekt!! Sie schafften es aber um eine attraktive Metropole zu bauen wo fast alle Bauten zu einander passten: klassische Bauten, deren der Gründerzeit aber auch die modernere Bauten der 20-er und 30-er Jahren.

    Die letzte 70 Jahren aber wurde nur und rein funktionell gebaut. Kein Ornamenten oder phantasiereiche Fassaden mehr. Die Architekten lernen auch nicht klassisch zu entwerfen oder Fassaden wieder schön zu strukturieren. Das Fach ist offenbar tot!!! :applaus:
    Die schämen sich nicht und schreiben auch nichts lobendes über das ehemalige Wunder was Berlin vor 1943 war: hundertausende von schöne Bauten und Ensembles. Heute ist das Bauen nur ein Inferno des hässliches Egoismus der minderbegabten Leute. Und es wird bestimmt nicht besser!! Weil sie das Fach verlernt haben. :lachentuerkis:

  • Meiner Meinung nach sind die Architekten nicht das Problem an sich. Mal abgesehen das das ein Angriff auf die gesamte Gruppe ist und als Beleidigung die Fronten verhaertet. Das Problem sind die Kunden. Die Eigentuemer. Der Geldgeber. Ich geh ja auch nicht her und Kauf ein stueck Land und sag: Jetzt Entwerf irgendetwas, egal was. Wollte 'ne Tanke fuer Autos und kriege jetzt ein Wohnhaus weil ich nichts gesagt habe.

  • Ein weiterer Grund vermute ich Ueberforderung. Die Architekten berechnen ja nur noch! Darum haben die grossen Bueros so grosse Mannschaften. Vor den Entwurf muessen Gesetze untersucht werden. Dann oertliche Regeln. Dann die Statik berechnen. Dann die Verschattung und was sonst noch alles. Dann muessen fuer die Unternehmer die Bauzeichnungen erstellt werden. Wieviel km Kabel. Wieviel Kies. Fuer den Kostenpunkt. Rechner koennte man Architekten umbenennen. Rechner oder so. Wer design haben will, muss zum Buehnenbildner oder Grafiker der Komputer Spiel Industrie.


    Vielleicht muss man den Beruf Spalten.

  • Das Problem sind die Kunden. Die Eigentuemer. Der Geldgeber.

    Dieses Problem führt eben zu unserem Wirtschafts- und Finanzsystem. Oft sind die Eigentümer keine ansässigen Stadtbürger, sondern Investoren, die eventuell noch nie einen Fuß in die Stadt Berlin (und andere deutsche Städte) gesetzt haben, sondern in Katar, Los Angeles oder London sitzen. Für diese Leute ist das Gebäude eine Finanzanlage, nicht mehr. Die Profitansprüche und die deutschen Rechtsvorschriften unter einen Hut zu bringen paart sich dann bei vielen modernen Architekten mit mangelnder Phantasie und Bequemlichkeit.

    P.S.:
    Im Mittelteil dieses Artikels über Frankfurt findet man ein Beispiel zu den verschlungenen Pfaden der Immobilieninvestoren in hiesigen Städten:
    http://www.bff-frankfurt.de/artikel/index.php?id=600

    P.P.S.:
    Diese Seite finde ich gar nicht mal schlecht.
    http://www.axthelm-rolvien.de/projekte/komische-oper

  • Heimdall: gar nicht mal schlecht sagen Sie, aber schau mal selbst: reiner Raster (keine Fassaden mit abwechselende Strukturen, Balkone, Loggien und betonte Fenster) und Klotz (= flaches Dach). Keine Ornamente. Nicht mal schlecht??? Und dann ist jeder Neubau immer wieder dasselbe Rezept, ohne richtige Differenzierung. Oder nicht? Nur Patschkes und Stuhlemmers sind imstande eine Fassade weniger "Rasterartig" zu entwerfen.

    Vor dem Krieg, gab es herausragende Fenster (wellenartig) aber auch Bogen oberhalb der Fenster oder kurvige Fenster. Giebel oder Schmuckartige Betonungen. Balkone, Schornsteine, Erker, Türmchen, Umrahmte Fenster (meistens Senkrecht mit Sprossen). Viele Details und Ornamenten dazu. Richtige schräge Dächer. Backstein, Putz, Sandstein. Phantasiereiches Gesammtbild. Vorbild: typische Berliner Wohnbauten im Westen, Kreuzberg, Moabit oder Prenzlauerberg, Wertheim, Tietz, Israels, Karstadt, Anhalter Bahnhof, Romanisches Kafee, GWGK. cclap:)

    Heute: flache Dächer, Fenster sind allen Gleich, meistens Waagerecht orientiert; Kurven, Ornamenten oder Bogen werden vermieden. Beton oder Glas. Ich nenne das Pantasielos. :aufdenkopf: Kann sein dass Architekten viel Zeit benötigen mit Rechnen und weniger Zeit haben zur Kreatitivität oder zu Visuellen Darstellungen. Gib mir eine Haufen Lego-Blocks und ich baue sofort anschauliche Bauten, die Eine neben den Andere und das Gesammtbild überzeugt sofort. Brauch dafür ganz wenig Zeit !!! Lego Blocks sind aber wenig geeignet für richtig schöne Bauten. Scah dann mal nach Lego Haus am Altmarkt. Früher waren die Fassaden dort doch undenlich feiner und schöner gestalltet. Auch am Postplatz gingen wirklich wunderbare aber auch stimmige un d passende Bauten verloren.

    Um ganz Deutschland auf ze werten braucht mann "nur" ein Dutzend Plätze zu rekonstruieren wie am Neumarkt und alles schaut dann gleich viel besser aus. Werde am Mehringplatz anfangen.....

    Einmal editiert, zuletzt von Klassiker (16. August 2015 um 11:07)

  • Zitat

    Diese Fassade finde ich durch die großstädtische Pfeilerreihung nicht so schlecht.


    Stimmt. So schlecht ist die Fassade nicht. Aber Unter den Linden hat so was nichts verloren!

  • Und lieber Forummitglieder: wie bewerten sie die Neubauten nach dem Krieg am UdL??? Und denen der letzte Jahren???
    Mit sehr neugierig euere Meinung zu hören: werten die auf oder ab???