• "Die Festungskirche in Koblenz wurde ja auch nicht rekonstruiert, sondern lediglich saniert. Das ist etwas komplett anderes. Wenn die Garnisonkirche noch stehen würde, würde eine eventuell anstehende Sanierung auch nicht groß diskutiert oder gar bekämpft, sondern einfach gemacht. Umgekehrt würde eine Rekonstruktion der Festungskirche (wenn sie im Krieg zerstört worden wäre), in Koblenz genauso kontrovers diskutiert bzw. bekämpft wie die der Garnisonkirche in Potsdam..."

    Nein, in Koblenz würde eine solche Reko wie die Garnisonskirche Potsdam nicht groß diskutiert oder "gar bekämpft" werden. Die wenigen aus dem Koblenzer Linksalternativen Milieu sind längst nach Berlin, Potsdam oder Leipzig gezogen. Von daher kann es gut sein, dass einige derer bei Anti-Garnisonskirchen-Demos in Potsdam mitlaufen, aber nun mal nicht in Koblenz. Das ist der Unterschied.

    ...

  • Gibt es in Koblenz überhaupt so etwas wie ein Rekoprojekt? Ich würde sagen, das ist der Unterschied.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Gibt es in Koblenz überhaupt so etwas wie ein Rekoprojekt? Ich würde sagen, das ist der Unterschied.

    Ja, 1993 wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal rekonstruiert. 2013 der Weinbrunnen, der 1928 ursprünglich auf dem Gelände der Reichsausstellung Deutscher Wein (1925) aufgestellt war. Beides "ohne Proteste oder Wiederstand" in der Stadt. Einfach mal eine Seite zurückblättern, da habe ich es schon geschrieben.

    ...

  • Das erstgenannte Projekt war mir bekannt, indes fallen beide nur sehr bedingt unter "Architektur", wovon wir ja hier sprechen. So etwas wie ein Weinbrunnen ruft naturgemäß eher wenig "Proteste oder Wiederstand" hervor, und was das KWD betrifft, so war die Linke damals (1993) einfach noch nicht so stark aufgestellt wie heute.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • und was das KWD betrifft, so war die Linke damals (1993) einfach noch nicht so stark aufgestellt wie heute

    Es war ein andere Zeit, in der so etwas noch möglich war. Die Warner kamen eher aus dem konservativen (prowestlich-transatlantischen) Lager. Ich erinnere mich noch, wie uns der Historiker Lothar Gall erzählte, dass er das KWD für ein fatales Symbol betrachte, weil es ein aggressives Signal gegen unseren europäischen Nachbarn Frankreich aussende.

  • Die Warner kamen eher aus dem konservativen (prowestlich-transatlantischen) Lager.

    Damit kann ich nicht sehr viel anfangen, da sich die heutige Linke im Transatlantizismus offenbar pudelwohl fühlt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich habe mir nach langem Mitlesen auch Mal ein Profil erstellt und schreibe dann Mal meinen ersten Beitrag in den Strang meiner Heimatstadt.

    Zu Koblenz muss man sagen, dass zwar Widerstände gegen Rekonstruktionen aus eher ideologisch linken Kreisen sehr selten sind.

    In Koblenz sind Rekonstruktionen eher ein generelles Problem, weil einfach der Wille fehlt, solche großen Projekte umzusetzen.

    Das wurde auch schon in anderen Bereichen kritisiert, z.B. wenn es um Infrastruktur etc. geht. Sobald hier größere Projekte anstehen, herrscht hier eine „Geht Nicht“ Einstellung, weil zu teuer, zu aufwendig zu etc.

    Das zeigt sich übrigens auch in Sanierungen von historischen Gebäuden, die hier relativ selten sind.

    Das ist leider dem historischen Erbe von Koblenz etwas unwürdig.

  • Damit kann ich nicht sehr viel anfangen

    Womit kannst Du nicht sehr viel anfangen?

    Das ist jetzt etwas off-topic, aber am Beispiel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals habe ich das damals eben in einem Moment der argumentativen Verdichtung (es gab mehrere davon) erlebt.

    Damit Du das verstehst: In den späten 80er Jahren hatte sich der heute bestehende Zeitgeist in Westdeutschland weithin bereits durchgesetzt. Er hatte nur noch kein Monopol und war noch nicht so aggressiv gegenüber Restbeständen anderen Denkens. Es herrschte im Westen in den für die "öffentliche Meinung" maßgeblichen Schichten die Auffassung vor, dass das Konzept "Nation" überlebt sei, die Zukunft dagegen in einem Aufgehen Deutschlands in einem europäischen Bundesstaat liege. Das waren die "Lehren aus der Geschichte", die spätestens seit den 70er Jahren mit aller Konsequenz so formuliert wurden. Diesem Zeitgeist kam die deutsche Wiedervereinigung dazwischen, die zwar offiziell noch Staatsauftrag war, von der Masse in Politik, Wissenschaftsbetrieb, Kulturbereich, Medien aber nicht mehr angestrebt wurde. Diese Leuten hatten keine Beziehung mehr zu ihrem Land, und schon gar nicht jenseits der Mauer. Ihr Fokus lag auf Amerika, auf den Urlauben in der Provence und der Toskana, nicht auf Cottbus oder der Uckermark.

    Während der Wiedervereinigungs-Phase waren Leute wie ich, die den Prozess freudig begrüßten, schon eine Minderheit. "Warum kann die DDR nicht einfach ein eigener Staat bleiben? Was wollen wir mit der?", hörte ich hingegen damals im Bekanntenkreis. Ein Kumpel erzählte mir, dass am 3.10.90, als er in einem Punk-Rock-Club eine Party besuchte, um Mitternacht der Slogan "Wir kotzen jetzt" an die Wand projiziert wurde. Es kam zu einer alarmistischen Produktionsblüte von Bedenkenträger-Literatur. Der ZDF-Journalist Wolfgang Herles schrieb das Buch wider den "Nationalrausch". Heleno Sana veröffentlichte 1990 das Buch "Das vierte Reich. Deutschlands später Sieg". Ralph Giordano schrieb das Buch "Wird Deutschland wieder gefährlich? Mein Brief an Kanzler Kohl"...

    Für das ganze linke, antinationale Milieu war das eine riesige Niederlage damals, die sie erst mit dem Rollback der Lichterketten-Bewegung zu drehen vermochten. In dieser Interimszeit zwischen 1989-1992 waren sie nach Jahren der Machtausweitung in eine Phase der Apathie verfallen. Sie waren erstmals seit 1968 zurückgefallen, und diese 3-4 Jahre waren eine Zeit enormer geistiger Freiheit. Wie gesagt, bis zum Rollback. Das liberale und konservative Milieu war zumindest - von Ausnahmen abgesehen - überrascht und irritiert.

    In diese Zeit fielen auch die Äußerungen Galls, denn auch die Konservativen waren längst nicht mehr national, sondern Anhänger des europäischen Bundesstaates. Sie wollten sich mit Frankreich und den Benelux-Staaten vereinigen, um nicht mehr Deutsche sein zu müssen. Und nun kam diese, von diesen Leuten (im Gegensatz zu der Minderheit, der ich angehörte) nicht mehr für möglich geglaubte, Vereinigung mit Sachsen und Brandenburg, die sie dazu zwang, wieder Deutsche zu werden.

    Damals hätten diese Leute das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am liebsten nie wieder errichtet, aber seine Planung und Wiederherstellung fielen noch in das kurze Zeitfenster, in dem diese (ich nenne sie mal) "Anti-Nationalisten" die Kontrolle verloren hatten. Ab 1993 war das vorbei und schrittweise wurde die Kontrolle ausgeweitet, bis heute. Heute werden solche Denkmäler eher gestürzt, als neu errichtet.

    Das nur mal als Antwort auf Deine Frage. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass Du Dich dümmer stellst, als Du bist.

  • Womit kannst Du nicht sehr viel anfangen?

    Mit der Zuordnung transatlantisch (pro-westlich) = konservativ. Weiß nicht, was an meiner diesbezüglichen Skepsis dumm sein soll.

    Abgesehen davon vergisst du, dass wir damals noch nicht in der EU waren und vor 1990 gar nicht daran denken "durften". Dieses europäische Getue kam uns etwas künstlich vor. Heute ist es dermaßen von oben verordnet, dass es den Leuten in Fleisch und Blut übergeht. Vor allem weiß die Linke, was sie an der EU hat. Die Rekonstruktion des KWD in Koblenz hängt wohl mehr mit politischen Überlegungen zusammen, als man meinen könnte. Schließlich war der Torso der deutschen Einheit gewidmet und somit bei der Linken wohl nicht übertrieben beliebt. Mit der Vereinigung war dieses sozusagen obsolet. Wahrscheinlich gab es deshalb kaum "Wiederstand".

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ja in Koblenz ist sehr viel in der Nachkriegszeit und auch noch deutlich später abgerissen worden.

    Gründerzeitler, Barockhäuser etc. Dazu auch am Friedrich-Ebert-Ring noch das ein oder andere schöne Giebelhaus. Natürlich das Dominikanerkloster in der Weißergasse sowie mehrere andere Altstadthäuser in dieser Straße.

    Der HBF hat seine beiden Türmchen links und rechts des Mitteltrakts abgenommen bekommen.

    Und der für mich schlimmste Abriss von allen ist der der alten Stadthalle am Friedrich Ebert Ring.

    Diese war für mich so ziemlich das prunkvollste Gebäude, das je in Koblenz gestanden hat.

    Leider wurde es dann zugunsten der Begradigung der Straße abgerissen und ein paar Jahre später durch die neue Rhein Mosel Halle ersetzt.

    Diese steht übrigens nur drei Meter versetzt zur alten Halle.

    Man hat also wegen drei! Metern eines der schönsten Architekturstücke der Stadt vernichtet.

  • alten Stadthalle am Friedrich Ebert Ring

    Für die Masochisten...

    Das war die alte Halle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rhein-Mos…oblenz_1903.jpg

    Das wurde ihr Ersatz: https://de.wikipedia.org/wiki/Rhein-Mos…lle_Koblenz.jpg

    Das ist ihr Ersatz nach Modernisierung vor wenigen Jahren: https://de.wikipedia.org/wiki/Rhein-Mos…oblenz_2013.jpg

    Ergo: Es wurde immer beschxxxxer.

    Fazit: Der Modernismus war und ist eine Kriegserkärung.

  • Heimdall

    Ja das ist immer echt schwierig, sich die alte Halle anzusehen mit dem Wissen wie leichtfertig man sie einfach zerstört hat.

    Ich habe auch noch Bilder von ihr in einem Koblenzbuch. Die Halle war so reich geschmückt wie kaum ein anderes Gebäude.

    In Verbindung mit dem edlen Friedrich Ebert Ring (damals Kaiser Wilhelm Ring) und den ausgeschmückten Rheinanlagen sowie etlichen anderen Prachtbauten konnte man wirklich sehen was für eine prunkvolle Prachtstadt Koblenz früher war und in Teilen noch ist.

  • Es wurde immer beschxxxxer.

    Das kann man nicht so sagen, denn erstens relativiert dies den ungeheuren Frevel des Abrisses, angesichts dessen die Frage nach dem heutigen Erscheinungsbild ziemlich peripher erscheint. Zweites gefällt mir der heutige Zustand sogar besser, was wohl auf meine Ablehnung der trostlos-armseligen Wiederaufbaumoderne zurückzuführen ist. Ich finde, diese war wirklich das Letzte.

    Die alte Stadthalle war ein exzellenter Bau, Foundertime at his best.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Während der Wiedervereinigungs-Phase waren Leute wie ich, die den Prozess freudig begrüßten, schon eine Minderheit.

    Das halte ich für falsch. Ich war damals zwar erst 11 Jahre alt, kann mich aber deutlich an die allgemeine Freude über den Fall der Mauer und die sich ankündigende Wiedervereinigung erinnern. Wenn das tatsächlich eine Minderheit gewesen wäre, hatte Kohl die Wiedervereinigung wohl kaum durchsetzen können und die CDU die Wahlen nicht so haushoch gewonnen...

  • Die Meldung ist zwar schon ein halbes Jahr alt aber mir ist aufgefallen, dass sie hier noch gar nicht erwähnt wurde. Damals hatte ich leider nicht mehr daran gedacht, das ganze hier reinzustellen.

    Der Muschelbrunnen wird endlich wieder aufgestellt, nachdem man ihn 2008 abgebaut und dann 15 Jahre lang in einer Lagerhalle eingelagert hatte.

    Hier ein Artikel davon:

    Koblenzer Muschelbrunnen aus dem Volkspark kommt wieder an den alten Standort
    KOBLENZ Ein Schmuckstück kehrt zurück: Der Muschelbrunnen wird für seinen ursprünglichen Standort im Volkspark Lützel vorbereitet. Der Eigenbetrieb…
    ben-kurier.de
  • Eine neue Meldung aus Koblenz:

    Es soll wohl endlich mit dem Koblenzer Hof weitergehen.

    Der Koblenzer Hof ist ein großer repräsentativer Bau direkt am Rhein, in dem sich früher das wohl luxuriöseste Hotel der Stadt befunden hat. Das Hotel besaß sogar ein eigenes Schwimmbad, sowie eigenes Kino. Nach dem Krieg ist dann das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in das Gebäude sowie in das direkt daneben liegende preußische Regierungsgebäude eingezogen. Der Koblenzer Hof selbst musste allerdings 2011 geräumt werden, da er dringend sanierungsbedürftig und in Teilen einsturzgefährdet ist. Seitdem steht das Gebäude leer mitsamt Baustellenabsperrungen davor, die seit über einem Jahrzehnt das Bild dort verschandeln.

    Jetzt will man endlich sanieren. Allerdings scheint es so zu sein, dass man nur die denkmalgeschützte Fassade erhalten wird und dahinter/darunter einen kompletten Neubau errichten wird.

    Sogar ein Komplettabriss mit anschließendem Neubau wurde in Erwägung gezogen aber glücklicherweise dank des Denkmalschutzes verworfen.

    Was man in dem Gebäude dann machen will, ist noch nicht vollends geklärt. Vor einigen Jahren gab es allerdings Pläne, wieder ein 5 Sterne Luxushotel daraus zu machen.

    Hier ist ein Artikel zur Sanierung, in dem ebenfalls über die Sanierung des in der Nähe liegenden Schlosses berichtet wird: