Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Da ist es schon wieder... man kann nicht diskutieren und sachlich mit (auch nur geringfügig!!) abweichenden Meinungen umgehen, sondern beleidigt denjenigen, der fachlich ausgebildet ist und mal eine tiefergehende Sichtweise einbringt.
    Wieso?
    Es ist auch schon gesagt worden, wenn man nicht mal diese Diskussionsebene mit grundsätzlich wohlwollenden Diskussionsteilnehmern (die abgesehen davon wahrscheinlich faktisch und reell wesentlich mehr zum Erhalt und Rekonstruktion wertvoller Bausubstanz beigetragen hat, als entsprechend andere nur aufzählen könnten) aushält, wie soll man da bestehen in der Diskussion mit entschiedenen Gegnern und dann (worauf es ankommt) in der Öffentlichkeit gegenüber neutralen oder noch unentschiedenen Beobachtern eine gute Figur abgeben.

    Wenn man die Diskussion auf dieser Ebene in der Öffentlichkeit führt, wird das Schauspielhaus definitiv nicht rekonstruiert (die sachlichen Argumente werden dann nämlich schlicht fehlen) und alle weiteren Rekonstruktionen unmöglich. Dann heißt es nämlich nur, "da kommen schon wieder die unrealistischen Spinner".

    Es gäbe heute keine Frankfurter Altstadt, wenn nicht über jahrelange Kleinarbeit die Details und die Durchführbarkeit geprüft worden wäre, damit man bei den Architekten die Gegenargumente parat hat. Mit "och, das wäre doch viel schöner" wäre man nicht wirklich weit gekommen und der KSP-Engel-Kasten würde jetzt dastehen.

    Wieviel Originalsubstanz ist den noch da? Gibt es eine Kostenschätzung für eine Rekonstruktion und ist diese Ausführung mit den Anforderungen an die Nutzung in Einklang zu bringen? All diese Informationen standen bei der Altstadtdebatte für die Bebauung zur Verfügung. Und ohne diese hätte ich dort keine Diskussion angefangen, weil ich von vorne weg verloren hätte.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • wie soll man da bestehen in der Diskussion mit entschiedenen Gegnern und dann (worauf es ankommt) in der Öffentlichkeit gegenüber neutralen oder noch unentschiedenen Beobachtern eine gute Figur abgeben.

    Lieber D. :D : Du weißt es und ich auch: Die große Mehrzahl will und wird den Schritt in die Öffentlichkeit und Realität nicht machen, sondern es bleibt weitgehend virtuell.

    Es gäbe heute keine Frankfurter Altstadt, wenn nicht über jahrelange Kleinarbeit die Details und die Durchführbarkeit geprüft worden wäre, damit man bei den Architekten die Gegenargumente parat hat.

    Tja, wem sagst du das.... ? Ich versteh dich so gut.... :ueberkopfstreichen:

  • Ganz recht, Kardinal.

    Daß das alte Schauspielhaus von 1902 den meisten hier im Forum besser gefällt als der 60er Jahre Umbau, darf man grundsätzlich voraussetzen.

    Bei einem Rekonstruktionswunsch braucht man aber nicht mit Schönheitsempfinden oder Ästhetik zu argumentieren, zumal unter „schön“ und „ästhetisch“ jeder etwas anderes versteht und darüber hinaus die Fraktion derer, die Historismus schön finden, gerade bei den Entscheidungsträgern und Meinungsmachern sicher besonders klein sein dürfte.

    Es zählen also vorrangig harte Fakten: Kosten, Quadratmeterzahlen, Nutzen.

    Wenn ich im Strang zurückblättere und die entsprechenden verlinkten Zeitungsartikel mit berücksichtige, standen ja drei Varianten zum Umgang mit Schauspiel/Oper zur Debatte: 1. Verlegung an einen anderen Standort, was einen kompletten Neubau erfordert, 2. Sanierung und Umbau/Aufstockung des jetzigen Bestandsbaus, 3. Rekonstruktion des alten Schauspielgebäudes, was ohne Teilabriß des Bestandsbaus nicht möglich ist.

    Die Kosten für einen Neubau an anderem Ort dürften wahrscheinlich am höchsten ausfallen. Die Kosten für die beiden anderen Varianten sind schwieriger zu schätzen, vielleicht halten sie sich sogar die Waage.

    Die Nutzfläche wird allerdings bei der Variante 'Sanierung und Aufstockung' ohne Zweifel wesentlich höher ausfallen, als bei der Variante 'Teilabriß und Rekonstruktion'. Man muß dazu nur die Pläne von Riegel anschauen, der in Beitrag 94 den Grundriß des alten Schauspiels in den jetzigen Komplex eingezeichnet hat.

    Allein aus diesem Grund – größere Nutzfläche steht gegen kleinere – dürfte eine Rekonstruktion ziemlich unwahrscheinlich sein.

    Andere Argumente, mit denen man für einen Rekonstruktion berechtigt werben kann - z.B. kunsthistorische oder geschichtliche Bedeutung des Baus, Identifikationssymbol für eine Region - sind beim alten Schauspielgebäude kaum tauglich anzubringen (und das sage ich als jemand, der zwar andere Stile bevorzugt, aber dem Historismus durchaus sehr wohlgesinnt ist).

    Es war – verglichen etwa mit einem innovativen Jahrhundertbau wie der Semperoper – halt doch nur historistische Dutzendware (nicht ganz grundlos ähneln sich daher die Bauten des Theaterspezialisten Heinrich Seeling in diesen Jahren allesamt sehr stark), und die Frankfurter werden sich auch bestimmt eher mit Bauten wie Römer/Paulskirche/Goethehaus/Dom/Eschenheimer Turm oder den modernen Hochhäusern identifizieren, als mit dem alten Schauspiel.

    Selbst wenn jetzt ein unerwarteter Geldsegen auf Frankfurt herniederprasseln sollte und man Schauspiel und Oper an einem anderen Standort neu erbaute, was dann prinzipiell die Möglichkeit eröffnete, die Reste des alten Schauspielgebäudes aus ihrer modernistischen Umklammerung herauszupellen und den Ursprungsbau zu rekonstruieren, muß man noch die Frage beantworten, welcher sinnvollen Nutzung man das dann rekonstruierte Gebäude zuführen soll.

    Also: wer etwas in Sachen Rekonstruktion des Schauspielhauses erreichen will, braucht (jenseits ästhetischer Vorstellungen) "wirkliche" Argumente. Die sollten hier gesammelt werden. Wenn dabei noch Argumente vermieden werden, die sich bloß gegen Personen richten, dürfte der Gewinn noch größer sein.

  • Ihr habt mit den Modernisten mehr gemeinsam als ihr ahnt. Für die ist es böser "Wilhelminismus", für euch historistische "Dutzendware". OK, wenn euch ein aufgestocktes Schauspielhaus der 60er lieber ist, soll es so sein. Ich hoffe ihr freut euch dann über das Ergebnis, ganz im Sinne von "architectura pro homine"

    PS. Wenn es nach euch gegangen wäre, gäbe es z.B. sowas nicht (ist ja auch nur Dutzendware):

    Meines Wissens bis dato die einzige Rekonstruktion eines genuin historistischen Bauwerks in Deutschland. Weil in diesem Land ja Historismus als nicht wert betrachtet wird, wiederaufgebaut zu werden. Bei uns zählt nicht das Primat der Schönheit sondern einzig die reine Lehre anmaßender Kunsttheorie. Nur, das dieser Standpunkt jetzt auch bei Stadtbild Deutschland vertreten wird, lässt mich kopfschüttelnd zurück.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (4. August 2018 um 18:29)

  • Der Punkt der Machbarkeit und des Nutzungskonzeptes stellt sich bei jeder Reko, bei jeden neuen/restaurierten Gebäude. Im Bezug auf das Schauspielhaus wird man auch flexibel sein müssen, da ja offensichtlich Platzmangel herrscht. Das Hauptgebäude zu rekonstruieren würde also nicht reichen, es müsste eine dazu passende Erweiterung her.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • "Kaoru" hat doch dankenswerterweise auf Seite 6 dieses Threads eine mögliche Kompromisslösung vorgestellt, die eine Rekonstruktion des Gebäudes bei Teil-Erhaltung des Bestands vorsieht und möglichenfalls auch eine Aufstockung im hinteren Bereich zuließe. Warum nicht? So wären alle Seiten zufrieden zu stellen, wenn sie sich denn auf den Kompromiss einließen.

    RE: Frankfurt am Main - Schauspielhaus

  • reklov2708:
    Aber sonst noch alles in Ordnung?!?
    Was schlägst Du denn hier für einen Ton an?

    Mit solcher verallgemeinernden, auf Diffamierung einzelner abzielenden abschließenden Verurteilung ist jede Diskussion nutzlos. Dann werde ich halt von Dir in die Nähe von "Modernisten" gerückt (woran sind die erkennbar? Da muss es doch eine Kennzeichnung geben, wenn man die Menschen so schön simpel in gut und böse einteilen kann). Habe ich nun für Dich den Schafspelz abgestrichen?
    Wenn es schon so persönlich wird, dann verrate mir mal, welchen historischen Bau Du aktiv schon gerettet hast (auch gern Historismus, also ich hätte da berufsbedingt eine Auswahl anzubieten). Und an welchem Rekonstruktionsprojekt Du Dich schon beteiligt hast und mit welchem Einsatz.
    Kurzum: welches Recht nimmst Du Dir eigentlich heraus hier rundum Leute zu verurteilen, nur weil sie in Kleinigkeiten von Deinem felsenfest gezurrten Weltbild abweichen? Wenn Du Dich tatsächlich schon mal im Sinne des Vereins aktiv eingesetzt hättest, dann könntest Du die Fragen nachvollziehen, ob nach bestimmten Kriterien es sich lohnt für dieses Vorhaben zu kämpfen. Ironischerweise schießt Du genau gegen die Forumsteilnehmer, die alle schon knietief in genau diesem Kampf gesteckt haben und Unmengen an Zeit, persönlichen Entbehrungen und nicht zuletzt auch privates Geld investiert haben, um genau diese Projekte überhaupt zu ermöglichen, die jetzt so Leute wie Du als Referenz anführen um genau über die, die diese Referenzen erst ermöglicht haben, abfällig zu urteilen.
    Und die sich, abgesehen davon, wahrscheinlich alle um Welten besser mit den entsprechenden Baukonstruktionen und die Probleme, die damit verbunden sind auskennen, als nur so ein schmachtendes Foto mit dem für Dich einzigen Argument: Ach, ist das schön!
    Aber auch nochmal: Mit diesem Argument rettest Du kein einziges Gebäude, wirst keinem einzigen Rekonstruktionsvorhaben behilflich sein, geschweige denn, es anstossen. Dann kannst Du weiter Postkartenmotiven nachtrauern und alle beschimpfen, die nicht Deiner diktatorisch vorgegebenen Meinung folgen. Wenn Du für dieses Projekt streiten willst, und zwar konstruktiv, dann bring bitte zitierfähige Argumente für das Gebäude und suche nach Machbarkeitsnachweisen. Informiere Dich, welche Nutzung dort verlangt wird und dann plane eine kostendeckende Alternative oder beauftrage jemanden damit oder setze Dich mit jemandem zusammen, der Dir diese Informationen liefert. Mit solchen Informationen ist sicherlich JEDER bereit, dann auch diese in eine Diskussion mit einzubringen und somit für einen solchen Wiederaufbau zu kämpfen. Aber verurteile gefälligst nicht ohne irgendeine Sachkenntnis diejenigen, die sich damit rumschlagen und genau diese Kämpfe schon zigfach durchgestanden haben. Nicht zuletzt hat Riegel diese Überlagerung von aktuellem Zustand und erhaltener Bausubstanz gemacht. Ohne ihn (der das hunderte Kilometer entfernt liefern kann und sich auch sonst wohl wesentlich besser in Frankfurt auskennt als viele weitere, die ihn hier so diffamiert haben) hättest Du ja noch nicht mal diese grundsätzlichsten Information.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Guten Abend,

    Ich habe eine Idee. Aus verschiedenen Quellen war zu entnehmen, dass Frankfurt sein Schauspielhaus zu klein ist.
    Auch ist bekannt, dass Frankfurt vermutlich 90 000 gut dotierte Finanz Plaetze bekommt. Bei einer der Analysen war nur gutes ueber Fr. zu lessen. Die einzige Ausnahme ist das Kulturangebot sei zu klein fuer eine gut situierte Klientel aus der Grossstadt.

    Nun meine Meinung: Warum nicht ein zweites Schauspielhaus? Richtig modern. Ein geflochtener Korb vieleicht (Ohne Flachdach) wie das Nest Stadion in Peking.
    Oder im Sockel eines Hochhauses. Oder in der Mitte einer Bruecke. Eine Ueberbaute Bruecke. Eine Deutsche Tradition sogar in Neuen Format.

    Das erste Schauspielhaus kann dann ueber Jahre hinweg rekonstruiert werden, je nachdem wie geld kommt.

    Die Vorteille sind enorm; man kann den Spielbetrieb weiter laufen lassen. Damit auch Geld reinkommt.
    Man haette etwas wie Berlin. Die haben drei Haeser. Ausserdem wird der Platz, gerade von der Bruecke kommend der Umgebung angepasst.

    Was meint Ihr? :thumbdown::thumbup::thumbup:

  • Lieber Kardinal, ich habe durchaus schon einen Beitrag geleistet. Ich habe dieses Forum Architectura Pro Homine, aus dem dann der Verein Stadtbild Deutschland hervorging (und in dem du gerade deine Wut niederschreiben kannst), vor vielen Jahren gegründet. Aus der Anfangsidee, klassischer Architektur im Netz eine deutschsprachige Präsenz zu bieten, ist etwas Großes geworden. Das in aller Bescheidenheit.

    In dubio pro reko

    7 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (17. Januar 2017 um 09:40)

  • Du verwechselst Ursache und Wirkung. Meine Wut muss nicht durch ein thematisches Forum kanalisiert werden (was vielleicht in Deinem Fall dann wohl so war), sondern meine Wut richtet sich punktuell gegen Deine unverschämten Diffamierungen und den vollkommen unangebrachten Tonfall, durch die diese ausgelöst wurde.
    Wenn der Grund für dieses Forum darin liegt, Mitmenschen in einer Art anzufeinden, wie Du das machst, dann ist meines Erachtens Dein Beitrag zwar ein technisches Hilfsmittel, dessen sich andere in vernünftiger Weise bedient haben, aber kein Verdienst im Sinne der Sache, den ich Dir anrechnen würde. Dass dieser Geist des Beschimpfens und der Unfähigkeit der Diskussion leider immer wieder durch dieses Forum zieht, sieht man auch daran, dass immer wieder engagierte Akteure ihre Tätigkeit hier einstellen, weil manche Wortbeiträge (wie die des "Gründers") dann stellenweise eben diffamierend, auch persönlich beleidigend und zu alle dem dann noch fachlich vollkommen unsinnig sind. Lustigerweise offenbart sich immer, dass die, die hier verbal am Schäbigsten auftreten, auch meist am weitesten von Fachwissen entfernt sind.

    Wenn das dann auch in Deinem Sinne ist, dann herzlichen Glückwunsch. Die wesentlichen Initiativen gab es schon vor dem Forum. Das ist gut so, denn auf so einer Diskussionskultur basierend, wird aus diesem Forum keine einzige wirksame Initiative hervorgehen.

    Wahrscheinlich wird genau deshalb auch das DAF von Fachleuten (mit-)gelesen, was ich schon an vielen Stellen mitbekommen habe. Dieses hier nicht, zumindest hat noch kein Architekt in meiner Umgebung auf einen Eintrag dieses Forums verwiesen, wenn er nicht durch ein Forumsmitglied direkt darauf gestoßen wurde. Damit wären wir wieder beim Ansehen und der Gewichtung auch des Vereins in der Öffentlichkeit, dem man damit keine Hilfestellung leistet. Daher solltest Du die Idee der Vereinsgründung aus dem Forum heraus nur bedingt als Deinen Verdienst ansehen, bzw. die "Größe" des Gewordenen mal nicht zu überschätzen. Den Verdienst tragen die, die trotz solcher albernen Auswürfe noch die Seriosität nach außen tragen.

    Dann stelle ich erstmal bis auf Weiteres meine Beiträge wieder ein, bin ja anscheinend mit meinem Fachwissen und meiner Initiierung verschiedener Rekonstruktionsprojekte vom "Forumsgründer" unerwünscht. Und warte erstmal ab, ob dieser nochmal erwachsen wird.

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    -Terry Pratchett

  • Lieber Königsbau,

    ja ist schon alles recht, und ich danke dir auch sehr für deinen Einsatz hier im Forum und im Verein!

    Aber glaube, Du weißt nicht, wer Kardinal in der Realität ist und was er für eine bestimmte, zur Zeit gerade mit Glanz und Gloria im Wiederaufbau befindlche deutsche Altstadt geleistet hat.

    Das Forum ist sehr gut, das wird niemand bestreiten und es wird sicherlich von jedem hier sehr wertgeschätzt im Sinne der Information, des Austauschs, der Vernetzung, der Kontaktaufnahme und sicherlich auch des gegenseitigen Trostes, wenn mal wieder was schief läuft in "Reko-Deutschland" (das meine ich nicht abwertend jetzt!).

    Für mich ist das Forum hauptsächlich eine sehr gute Quelle um an die neusten News aus der Szene zu gelangen, den Austausch schätze ich - aus verschiedenen Gründen - nur bedingt.

    Kardinal und ich sind aber Menschen, die nicht in der virtuellen, sondern in der realen Welt beheimatet sind und dort einiges für das Thema Reko in Dtl. geleistet haben (in aller Bescheidenheit meinerseits). Ich bin froh, dass Philipp Maaß uns in seinem Opus ein Stück weit ein Denkmal gesetzt hat.

    Und da ist es eben doch schon ein großer Unterschied, ob man für dieses Thema durch intensiven Zeit- und Geldeinsatz, durch "Anstänkern" der eigenen Zunft (Architeken und Kunsthistoriker) im wirklichen Leben massivste Einbußen hinsichtlich der beruflichen "Karriere" hinnehmen musste (sprich mit hochanspruchsvoller Fachausbildung keinen Job findet) oder ob das Privat- und Familienleben dadurch massivst eingeschränkt wurde oder ebenfalls gar nicht richtig stattfinden konnte. Oder ob man auf Veranstaltungen in der Realität öffentlich vor Fachkollegen immer wieder sonst etwas geheißen und gedemütigt worden ist ob seiner "kruden Ansichten", die man dann nur in jahrelangem Einsatz durch das Einbringen von profundem Fachwissen untermauern und verifizieren konnte und die "kruden Ansichten" der anderen Seite, nämlich der Architektenschaft und Rekogegner, damit relativieren oder gar ad absurdum führen konnte. Entschuldigt hat sich von denen, übrigens, niemals einer - das glauben (moderne) Architekten nicht nötig zu haben.....

    Diesen sehr direkten und meist schmerzlichen Kontakt mit der Realität des Bauens, Planens und der Politik haben hier im Forum aber - verzeih mir - sicherlich nur ganz wenige. Das erleichtert es natürlich enorm, von vielen, vielen schönen Rekonstruktionen überall zu träumen - die Realität sieht jedoch sehr anders aus....

    Noch einmal: Kardinal noch ich sind weder Reko- noch Historismusgegner!

  • Kardinal, du beschwerst dich über "unverschämte Diffamierungen" und schreibst dann folgendes:

    "Dann stelle ich erstmal bis auf Weiteres meine Beiträge wieder ein, bin ja anscheinend mit meinem Fachwissen und meiner Initiierung verschiedener Rekonstruktionsprojekte vom "Forumsgründer" unerwünscht. Und warte erstmal ab, ob dieser nochmal erwachsen wird."

    Glaubst du, das ist konsequent? Ich erinnere mich nicht daran, dir Vergleichbares vorgeworfen zu haben. Wer im Glashaus sitzt..

    Ich habe dieses Forum seinerzeit gegründet, um hier JEDEM die Möglichkeit zu geben, sich zu Architektur zu äußern, gerne auch mal polemisch oder laienhaft.
    Ganz klar ausschließen wollte ich, dass sich dieses Forum zu einem geschlossenen Club entwickelt, in dem nur Leute mit Expertise zu Wort kommen, und jede Kritik an diesen einer Majestätsbeleidigung gleichkommt. Ich sehe den Grund für die zuletzt eher magere Entwicklung der Mitgliederzahlen darin, dass gerade Letzteres heute unser Erscheinungsbild zu sein scheint.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (17. Januar 2017 um 09:07)

  • Kardinal, ich denke, ich spreche hier im Namen aller Forumsmitglieder, wenn ich dich bitte, deine Mitarbeit im Forum NICHT einzustellen. Wir brauchen engagierte Leute wie dich und wir sollten uns hier auch nicht untereinander streiten.
    Vielleicht hast du, Königsbau, einfach einen schlechten Tag erwischt und könntest es mit ein paar entschuldigenden Worten wieder klarstellen?

  • Wird er nicht, weil er den Unterschied zwischen Diskussion und Beschimpfen anderer Ansichten nicht kennt.
    Und daher auch nicht merkt, dass es nicht um "Grad von Expertise" geht (jeder kann alles vertreten, er sollte seinen Gedankengang aber sachlich begründen können und auch vermeintliche Experten können immer irren), sondern um die Art des Umgangs. Und jemanden zu beschimpfen oder "unlautere" Absichten zu unterstellen, nur weil er einen andere Sichtweise in die Diskussion einbringt, hat nichts mit "Majestätsbeleidigung" oder sonstwas zu tun, sondern nur etwas mit mangelndem Respekt dem Mitmenschen gegenüber.

    Auch ein deutliches Zeichen, wie die Mitgliederentwicklung gleich wieder diesen "Bösen" in die Schuhe geschoben wird.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Kardinal, ohne dein hervorragendes Engagement beim Dom-Römer-Projekt schmälern zu wollen, sollte man aber trotzdem bei der Wahrheit bleiben. Ich wünschte, man hätte mehr auf deine fachkundige Meinung gehört (du weisst doch selbst am besten, auf was für taube Ohren du teilweise gestoßen bist), dann wäre einem zB der ganze Unsinn bezüglich der Anbauten ans Rote Haus am Tuchgaden erspart geblieben. Aber letztlich ist es doch so, dass deine Arbeit zwar ein wichtiger Beitrag war; aber die grundsätzlichen Entscheidungen, den allseits ungeliebten KSP-Entwurf in die Tonne zu treten, stattdessen den originalen Grundriss großteils wieder herzustellen, und auch einige Rekonstruktionen mindestens zu prüfen (und dabei allerdings auf für die Statik anderer Gebäude enorm wichtige weitere Rekonstruktionen zu verzichten), weitgehend unabhängig von deiner Arbeit in den Bürger-Workshops und vor allem der Politik stattfanden, getrieben in die richtige Richtung vor Allem auch von Rekonstruktionsinitiativen seitens BFF, Pro Altstadt und den Freunden Frankfurts, die man sich dann in der regierenden CDU zumindest zum Teil, aber leider nicht konsequent genug (vA wegen der Partnerschaft mit den Grünen) zu eigen machte. Bei den ganzen Prüfungen hat man dann ja auch noch häufig trotz deiner Arbeit unverständlicherweise bei den Prüfungen wieder bei null angefangen und dir bekannte Quellen überhaupt nicht berücksichtigt (ich sage nur Dreysse-Studie und ihre Angaben zum Dokumentationsstand). Soll heißen, die Entscheidung pro oder contra Reko ist viel weniger eine fachlich/technische sondern vielmehr eine rein politische.

    Zum Schauspielhaus: natürlich bin ich ganz klar pro Rekonstruktion. Aus einer ganzen Vielzahl an Gründen: es war neben dem Schumann-Theater das größte und bedeutendste Beispiel des in Frankfurt ohnehin leider viel zu selten vorhandenen Jugendstil. Es bildet nur in historischem Gewand das passende Gegenstück zur Alten Oper am anderen Ende der westlichen Wallanlagen (nur für diese beiden prachtvollen Kulturgebäude waren Ausnahmen vom Wallservitut überhaupt zulässig, und das sollte auch in Zukunft wieder so sein). Es hat den Krieg vergleichsweise gut überstanden, und ist erst viele Jahre später in einem Akt unvergleichlicher Kulturbarbarei seiner Fassaden und Dachpartien beraubt worden, und von einem provinziellen Kasten umstellt worden, der von allen Seiten und vor allem von oben nur noch grausam aussieht - abgesehen vom Wolkenfoyer (Innenarchitektur, kann man problemlos ausbauen und woanders wieder einbauen) und der überbewerteten, eher an ein schmuddeliges 60er-Jahre Kaufhaus oder das Theater von Prypjat erinnernden, nördlichen Glasfront haben selbst Ideologen bisher nichts auch nur ansatzweise Gelungenes an diesem Unort gefunden. Auch die bestehende Anlage weist nicht mehr genug Platz auf, so dass ohnehin nochmal erweitert werden müsste (eine weitere Aufstockung dieses unsäglichen Monstrums ist daher im Gespräch) - eine nochmalige Erweiterung des aktuellen Standortes ist aber aus städtebaulicher Sicht unter keinen Umständen akzeptabel (weder in der Breite noch in der Höhe). Und es ist ja auch nicht so, dass Frankfurt ein Provinznest wäre (auch wenn die meisten seiner verantwortlichen Politiker sich ganz offensichtlich so verhalten) das nur Platz und Bedarf für einen einzigen Theaterstandort hätte. Zudem sind die zu erwartenden Sanierungskosten derart hoch, dass eine weitere Herumbastelei an dieser provinziellen Patchwork-Kiste sich von vornherein verbietet, und stattdessen für jeden vernünftigen Menschen ein grundsätzlicher Neuanfang unter Einbeziehung eines weiteren Standortes das Mittel der Wahl sein sollte.
    Da die Mauern noch stehen, ist eine Befreiung des Altbaus von den entstellenden Anbauten und eine Rekonstruktion von Dach, Kuppeln und Fassaden einem Komplettabriss vorzuziehen. Welche der insgesamt drei oder vier Bühnen dann in die Alte Oper, welche in das rekonstruierte Schauspielhaus und welche in einen dann extra den speziellen Ansprüchen gerechten Neubau (denkbare Standorte wären zB der Campus Bockenheim oder das DeuBa-Dreieck) einzieht, sollte natürlich vorurteilsfrei zusammen mit den jeweiligen Sparten geprüft werden, bevor der Neubau geplant wird.

    4 Mal editiert, zuletzt von Rohne (17. Januar 2017 um 09:49)

  • Wenn ich wüsste, wofür ich mich entschuldigen muss?
    Ich habe die These aufgestellt, dass einige Teilnehmer, die sich hier aus kunsttheoretischer Sicht abwertend und ablehnend über die Initiative äußern, ein historistisches Bauwerk wieder zu errichten, mit jenen Hand in Hand gehen, die dem Historismus aus politisch-ideologischen Gründen den Wert absprechen. Beide Seiten mögen ganz konträre Motive für ihre Ablehnungshaltung haben, aber im Endeffekt bedeutet das, dass ein solches Ansinnen zum Scheitern verurteilt ist, weil es nicht mal hier bei Stadtbild Deutschland eine Lobby hat. Jene, die mit einer Aufwertung und Bereicherung durch Schönheit argumentieren, werden als fachfremd, als Träumer abgekanzelt.

    Bin ich Realist? Ja, deshalb habe ich zu keinem Zeitpunkt an eine wirkliche Option des Wiederaufbaus geglaubt. Weil ich weiß, dass hier in Deutschland alles endlos debattiert und infrage gestellt wird, bis von einer schönen Idee nichts mehr bleibt.

    PS: Ich habe niemandem nahegelegt, das Forum zu verlassen. Steht mir auch gar nicht zu, da ich seit langem nur noch ein Mitglied von vielen bin.

    In dubio pro reko

    5 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (17. Januar 2017 um 09:48)

  • Ach herje. Wenn man das hier so liest kommt mir da vor allem ein Begriff in den Sinn: schade.

    Schade dass man sich hier so angeht, wo wir doch alle eigentlich das gleiche Ziel haben. Nur eben mit anderen Facetten und anderen Prioritäten.

    Denn ohne jeden Zweifel braucht es beide der hier argumentierenden Gruppen. Es braucht die Fachleute, die sich mit Baurecht, Kunsthistorie, Statik, traditionellen Bauformen, Architektur und Kostenmanagement auskennen. Diese Arbeit bildet die seriöse Basis, um Projekte von der Vision auf die zu realisierende Ebene zu heben.

    Aber es braucht eben auch die andere Gruppe, die Visionäre. Man könnte auch sagen die positiv etwas Bekloppten. Denn was steht am Beginn eines jeden großen Projekts. Es ist die Vision. Ich möchte hier mal beispielhaft Wilhelm von Boddien nennen. Er stand ja nicht eines Tages im Kulturausschuss und kam mit fertigen Kosten- und Architekturplänen und die Sache war durch. Nein, er hatte eine Vision. Am Anfang völlig vermessen. Was hat man ihm nicht alles an den Kopf geworfen. Er sei ein Spinner, ein Fantast, ein Träumer.

    Und jetzt? Jetzt steht das Schloss. Und zwar kommt mehr Schloss, als man anfangs je zu träumen gewagt hätte. Wie war das möglich? Eben weil es diese Träumer gibt, die Visionäre, die so unrealistisch etwas zunächst sein mag, trotzdem nicht aufgeben. Und dann schließt sich doch genau das an was Kardinal völlig zurecht anmerkt. Auf die Vision muss dann die Arbeit im Detail folgen. Die Nachforschung in Archiven, die Nutzungsfrage, die Lobbyarbeit vor Ort, es braucht dann die fachliche Expertise!

    Somit schließt die eine Gruppe die hier argumentiert die andere doch überhaupt nicht aus. Im Gegenteil, sie bedingen sogar einander. Und wo wenn nicht hier im Forum wäre der Ort, um Vision und Expertise zusammenzubringen? Statt beim anderen nach den Schwächen zu suchen, sollten wir besser versuchen, unsere Stärken einzubringen. Dann sind vielleicht auch Projekte möglich, die heute noch wie Spinnerei klingen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Gutes Statement. Damit könnten sich die Wogen vielleicht wieder glätten. Falls ich jemandem zu nahe getreten bin (ich achte vielleicht manchmal nicht genug auf meine Wortwahl) bitte ich das hiermit nachträglich zu entschuldigen.

    Nur, ein Wunsch bleibt unerfüllt: Dass wir hier in einer guten Sache alle an einem Strang ziehen. Wir verlieren uns im argumentativen Für und Wider, und am Ende bekommen wir gar nichts. Dann gibt es nur lange Gesichter. Ich finde das sehr bedauerlich, zumal mir auch nicht klar ist welche Position der Verein denn öffentlich machen soll, wenn es schon intern keine Einigkeit gibt.

    Es gibt nur eine Antwort: JEGLICHE Rekonstruktionsbewegung traditioneller Architektur sollte von uns bei Stadtbild Deutschland vorbehaltlos unterstützt werden, ob nun Renaissancebau, Barock oder Historismus. Wenn wir da nun auch noch mit der Klassifizierung und Ausschlusskriterien anfangen sind wir nicht mehr glaubwürdig.

    In dubio pro reko

    11 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (17. Januar 2017 um 12:44)

  • Ja, da stimme ich dir zu, Königsbau. Es bringt uns momentan nichts, uns in Theorien über Historismus zu verlieren. Der Vorschlag zur Reko des Schauspielhauses ist auf dem Tisch und er ist verdammt nochmal sowohl städtebaulich als auch ökonomisch für die Stadt sinnvoll. Wir müssen versuchen, den Vorschlag zu unterstützen.