Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Ich denke, die Lösung des Problems ist relativ simpel. Wenn man so die Stellungnahmen und Tendenzen liest, dann ist eine Sanierung des jetzigen Flickenteppichs eher unwahrscheinlich, auf dieses unkalkuierbare Risiko wird man sich zum Glück wohl nicht einlassen. Auch scheint es sich abzuzeichnen, dass man beide Bühnen am jetzigen Standort belassen will.

    Es stellt sich daher für mich primär die Frage, ob es einen kompletten Neubau gibt oder ob man das alte Schauspielhaus in dieses Konzept einbinden will oder nicht.
    Ich tippe mal, dass man bei der Stadt zu einem kompletten Neubau tendiert, was extrem schade wäre.

    Mein Vorschlag wäre ja der folgende: Wenn der Spielbetrieb eingestellt wird, wäre ich dafür, zunächst das historische Schauspielhaus wieder freizulegen und zu schauen, was an Substanz noch da ist. Und ich prophezeihe, dass da mehr ist als wir alle denken. Ich denke, wenn diese Substanz erst mal offen liegt und die Menschen sehen, was noch da ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass man diese Reste abreißt. Es ginge dann eben um die Frage, wie man mit diesen Resten umgeht: Konservierung oder Rekonstruktion. Und ich fürchte, genau davor hat die Stadt Angst. Wenn die Leute sehen, wie viel nämlich noch da ist, werden die Forderungen nach einer Rekonstruktion erdrückend werden. Daher habe ich den Verdacht, dass man gerade dies verhindern will und am liebsten in einer Nacht und Nebelaktion alles im Stück wegreißen will. Und das müssen wir verhindern.

    Wie schon oben gesagt wurde, das Schauspielhaus war eine der Topattraktionen in Frankfurt und ich glaube, das kann es auch wieder werden, wenn man jetzt klug vorgeht und den Menschen zeigt, was hinter diesen gazen Blechen noch da ist.
    Und an Oktavian: Ich bin doch etwas enttäuscht von deiner Haltung. Ich weiß, du bist kein Fan der Gründerzeit, aber den Bau schon jetzt so kleinzureden, wo man gar nicht weiß, was im Detail noch alles steht, das ist für einen Kunsthistoriker schon etwas gewagt. Sollte man nicht erst mal schauen, wie die Datenlage ist?

    Ich denke, egal wie man sich letztlich entscheidet. Es sollte die Pflicht sein, selbst wenn es zu einem Abriss kommt, den Bestand zumindest zu dokumentieren und der Öffentlichkeit diese Ergebnisse vor dem Abriss zu zeigen, damit man einen wirklichen Willensbildungsprozess in der Bürgerschaft überhaupt initiieren kann.

    Ich kann daher auch die Äußerungen der Politiker wieder überhaupt nicht nachvollziehen, weil man über Dinge redet, die man selber gar nicht abschätzen kann. Für eine redliche Konzeption für die Zukunft braucht es erst mal eine Bestandsaufnahme von dem, was noch da ist. Sonst hat man ja gar keine Grundlage zur Diskussionen. Und warum dann nicht mal etwas demokratischen wagen (ich weiß, das ist verrückt, Demokratie im Städtebau :lachentuerkis: ) und die Bürger am Ende über zwei oder drei Varianten abstimmen lassen? Ich fände das in einem solchen Fall mal einen Versuch wert.

    APH - am Puls der Zeit

  • Vieles aber ist unter Mörtel und Mauerwerk, Verblendungen und Putz verschwunden. Wer die rechteckigen Träger in den Foyers betrachtet, wird kaum ahnen, dass sich darunter noch die alten runden Säulen des Schauspielhauses verbergen.

    Weiß jemand welche "runden Säulen" da gemeint sind ?

    Hat jemand Fotos von den Adlern heute und der Eingangstür ?

    EDIT: Tür gefunden :)

    Portaltür Altes Schauspiel

    und noch eins um die Dimensionen zu erkennen:

    Quelle: http://www.theater-willypraml.de/theater/progra…ethe-iphigenie/

    Einmal editiert, zuletzt von Kaiserpalast (8. Dezember 2017 um 00:42)

  • Wenn man so die Stellungnahmen und Tendenzen liest, dann ist eine Sanierung des jetzigen Flickenteppichs eher unwahrscheinlich, auf dieses unkalkuierbare Risiko wird man sich zum Glück wohl nicht einlassen. Auch scheint es sich abzuzeichnen, dass man beide Bühnen am jetzigen Standort belassen will.

    Es stellt sich daher für mich primär die Frage, ob es einen kompletten Neubau gibt oder ob man das alte Schauspielhaus in dieses Konzept einbinden will oder nicht. Ich tippe mal, dass man bei der Stadt zu einem kompletten Neubau tendiert, was extrem schade wäre.

    Na, das glaube ich nun aber wiederum - Gottseidank! - nicht. Das wird man sich im Jahre 2017 nicht mehr leisten können, denn wir sind ja nicht mehr in 1967, wo so etwas problemlos im wahrsten Sinne des Wortes "über die Bühne" ging.

    Zitat von wissen.de

    Mein Vorschlag wäre ja der folgende: Wenn der Spielbetrieb eingestellt wird, wäre ich dafür, zunächst das historische Schauspielhaus wieder freizulegen und zu schauen, was an Substanz noch da ist. Und ich prophezeihe, dass da mehr ist als wir alle denken. Ich denke, wenn diese Substanz erst mal offen liegt und die Menschen sehen, was noch da ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass man diese Reste abreißt.

    Sagte ich doch!

    In dieser Hinsicht begrüße ich SEHR die Initivativen der Altstadtfreunde und die gesamte Publicitiy, die mittlerweile - auch hier im Forum - in Hinsicht auf das Alte Schauspielhaus gemacht worden ist.

    Ich denke, das Haus wird unter Beseitigung der schauderhaften Nachkriegseinbauten saniert werden und man wird dabei die alten Reste in welcher Fom auch immer "herauspräparieren" und das kann u. U. auch sehr schön werden.

    Zitat von wissen.de

    Und an Oktavian: Ich bin doch etwas enttäuscht von deiner Haltung. Ich weiß, du bist kein Fan der Gründerzeit, aber den Bau schon jetzt so kleinzureden, wo man gar nicht weiß, was im Detail noch alles steht, das ist für einen Kunsthistoriker schon etwas gewagt. Sollte man nicht erst mal schauen, wie die Datenlage ist?


    Ich rede den Altbau doch gar nicht klein. Ganz sicher wird dort bei Abbruch der neuen Teile ein gut' Stück mehr zum Vorschein kommen, als uns jetzt bewusst ist. Das ist gut so und stimmt frohgemut. Ich warne aber nur - mit Verlaub - vor Träumereien à la "das alte Schauspielhaus kommt deshalb vollständig bis zum letzten Kronleuchter in alter Pracht wieder zurück", dafür wird sich einfach keine politische Mehrheit finden lassen. Und dann sind da ja auch noch Kosten und funktionale Belange zu beachten....

  • "Oktavian", um eine Komplettrekonstruktion wird es auch keinesfalls gehen. Selbstverständlich nicht. Es geht um eine Rekonstruktion des Portals, eventuell der Seiten und der Kuppel, also um das äußere Erscheinungsbild. Selbstverständlich ist im Inneren ein modernes Bühnenhaus nötig. Von einzelnen rekonstruierten bzw. historisch angelehnten Elementen, z.B. im Foyer, vielleicht mal abgesehen.

  • "Oktavian", um eine Komplettrekonstruktion wird es auch keinesfalls gehen. Selbstverständlich nicht. Es geht um eine Rekonstruktion des Portals, eventuell der Seiten und der Kuppel, also um das äußere Erscheinungsbild. Selbstverständlich ist im Inneren ein modernes Bühnenhaus nötig. Von einzelnen rekonstruierten bzw. historisch angelehnten Elementen, z.B. im Foyer, vielleicht mal abgesehen.

    Exakt. Und das war in unserer Diskussion hier doch eigentlich auch allen klar. Den Glasvorbau mit den Goldwolken abreißen, historische Nord- und Westfassade rekonstruieren und innen alles freilegen und restaurieren, was heute noch vorhanden ist. Wie an der Wursttheke darf's natürlich auch gerne etwas mehr sein, aber mehr fordern würde ich nicht.

  • Ich habe mal gehoert das viele Baenker die jetzt in Frankfurt arbeiten muessen sich uber zu wenige
    Kulturelle Einrichtungen beklagt haetten. Zumindest war dies eine der "weichen" Standtortfacktoren
    fuer Frankfurt.

    Dadurch ist die Sanierung ueberhaupt ins rollen gekommen. Ich hatte spontan die Idee ein neues Spielhaus
    zu bauen, alle Buehnen umziehen zu lassen und dann das Alte teilweise zu rekonstruieren. Wenn denn das
    Haus zu klein ist. Fuer den Betrieb waere das das beste. Auch waeren beude Seiten zufrieden.
    Aber das muss die Stadt selber wissen was sie braucht!

    Die Neue Architektur duerfte dann auch Futuristisch werden wie das Vogelnest Stadium in Peking.

    Hat jemand kontakt zu den Direktor des Spielhauses?

  • Ich habe mal gehoert das viele Baenker die jetzt in Frankfurt arbeiten muessen sich uber zu wenige kulturelle Einrichtungen beklagt haetten. Zumindest war dies eine der "weichen" Standtortfacktoren fuer Frankfurt.

    Da dürftest Du einigen Märchen gehört haben.
    1. Zuerst ist ein weiterer Zuzug von Bankern aufgrund des "Brexit" momentan noch weitgehend eine Vision für die nähere Zukunft. Man wird sehen, inwieweit das dann auch so eintreffen wird.
    2. Dann klagen die Banker, die ich kenne, überhaupt nicht über zu wenige kulturelle Einrichtungen. Das sind teils viel arbeitende Leute, die am Feierabend am liebsten noch zur Entspannung in eine Kneipe oder auf eine After-Wort-Party gehen, nicht aber ein Theater oder Museum besuchen.
    3. Es gibt nicht zu wenige kulturelle Einrichtungen in Frankfurt. Im Gegenteil, die Stadt bezuschusst teils Museen, die kaum Publikum haben und somit eigentlich in Frage gestellt gehören. Jede Theaterkarte wird hoch subventioniert, damit eine bestimmte Klientel auch möglichst günstig dort Platz nehmen kann.
    4. Die einzigen, die über zu wenige kulturelle Einrichtungen klagen dürften, sind Kunsthistoriker, Schauspieler, Intendanten, Künstler usw., die auf noch mehr öffentliche Gelder und Posten hoffen, die sie für weitere Einrichtungen erhalten würden. Vielleicht werden aber, um dieses Ansinnen mit etwas mehr Druck auszustatten, ominöse Banker argumentativ ins Spiel gebracht.
    5. Natürlich bin ich über die internen Abläufe nicht unterrichtet. Aber ich gehe fest davon aus, dass die Sanierung der Städtischen Bühnen nicht dadurch ins Rollen kam, weil sich ein paar Banker bequemere Sitzmöglichkeiten in den Städtischen Bühnen wünschten, sondern weil das Gebäude hinsichtlich der Technik veraltet und hinsichtlich der Bausubstanz an allen Ecken marode ist. Ich wiederum habe gehört, dass es aus Sicherheitsgründen (z.B. Brandschutz) eigentlich bereits geschlossen werden müsste.
    6. Was erwartest Du Dir von Kontakten zu den Intendanten und Geschäftsführern der Städtischen Bühnen? Das ist eine sehr "gutmenschliche" bzw. "moderne" Blase, und diese sind mit Sicherheit nicht für die Rekonstruktion des Schauspielhauses zu gewinnen. Sie werden aber die "Kröte" gerne schlucken, wenn ihnen die Politik dafür ein Angebot macht, das Vorteile verspricht (also z.B. moderner Bühnenraum, moderne Umkleideräume, moderne Technik usw.).

  • Die Modernisierung der städtischen Bühnen würde viel zu viel kosten, und Frankfurt als Stadt hat langfristig nichts davon. Der Willy Brandt Platz is der letzte imposante Platz in Frankfurt, der Raum für Veränderung lässt. Als Verbindungspunkt zwischen Bahnhofsviertel und Banken-Distrikt hat er besondere Aufmerksamkeit verdient. So sollte die Neugestaltung der Oper Frankfurt/des Schauspielhauses ein Prestigeprojekt für die Stadt sein, welches langfristig Touristen anzieht, Bewohner einlädt und das Stadtbild verschönert.
    Eine "Modernisierung" für 800 Mio € macht daher wenig sinn, wenn man für den gleichen Preis ein neues, schöneres Gebäude bekäme.


    Hier einige Beispiele für imposante Bauten am Willy Brandt Platz:

  • Willkommen im APH-Forum cylorenzo! Wirklich gut gemachte Montagen. Schön, einen weiteren Designer hier im Forum zu wissen. :)

    Über die Disney Concert Hall habe ich dort auch schon mal nachgedacht. Angesichts des ohnehin sehr vielfältigen Architekturmixes dort an der Taunusanlage fänd ich ehrlich gesagt den Kontrast zwischen einer Rekonstruktion des alten Schauspielhauses und einem futuristischen Neubauteil durchaus sehr reizvoll. Bei solchen Solitärbauten in einer solchen Umgebung kann man das ruhig mal wagen!

  • Als gelungenen Übergang von der Altstadt zum gründerzeitlichen Bahnhofsviertel kann ich keines für gut heißen.
    Jedoch ist das einzig interessante Gebäude dort das silberne "Disney Concert Hall".

    Es sollen aber definitiv die historischen Mauerreste des alten Schauspielhauses bewahrt werden!

    Evtl eine Kombination aus alt-reko-neu ICH WILL UNBEDINGT DIE IMPOSSANTE Front FASSADE des alten Schauspielhauses mit den zwei Türmen wieder im Stadtbild sehen!

  • Als gelungenen Übergang von der Altstadt zum gründerzeitlichen Bahnhofsviertel kann ich keines für gut heißen.

    Geht mir genauso. Das ist nur diese mittlerweile abgenutzte Warp-Architektur, die genauso in Los Angeles oder Tokio stehen könnte. Mit Frankfurt hat das überhaupt nichts zu tun. Im Sinne von APH kann es für diesen Standort nur eine Lösung geben, wir wissen welche das ist.

    In dubio pro reko

  • Aus der Traum:

    Die Städtischen Bühnen sollen möglichst günstig saniert werden – wenn es geht bei laufendem Betrieb. Darauf hat sich die Römer-Koalition aus CDU, SPD und Grünen verständigt. Ein Neubau oder ein bis zu 900 Millionen teurer Umbau sind damit erst einmal vom Tisch. Somit wird es wohl leider auch erst einmal keinen Wiederaufbau des historischen Schauspielhauses geben. Die Stadt ist im Moment klamm und hat sich auf die (scheinbar) günstigste Lösung geeinigt.

    http://www.fr.de/frankfurt/stae…bauen-a-1468960

    ...

  • Das ist doch grundsätzlich zunächst einmal eine gute Nachricht. Immerhin wird die Substanz nicht abgerissen.
    Vielleicht gibt es ja einen Weg, den Foyerbereich so umzubauen, dass man die Front rekonstruieren könnte und seitlich mit dem kleinen Haus verbindet. Und so die Gründerzeit mit den 50er Jahren vereinigt?
    Im Grunde wäre eine Rekonstruktion der Frontseite sowie strassenseitiger Fassade doch schon ein großer Gewinn.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Aus der Traum

    So voreilig sollten wir noch nicht sein. Es handelt sich ja nur um einen Prüfantrag, bei dem die Kosten für eine Sanierung ermittelt werden sollen. In dem Artikel steht: "Der Antrag sagt auch klar: Sofern die Sanierungskosten deutlich unter den Kosten für einen Neubau liegen, hat eine Modernisierung im Bestand Vorrang vor der Errichtung eines neuen Gebäudes." Es wird sich erst zeigen müssen, dass die Sanierung der maroden Substanz (und das bei laufendem Betrieb) preislich deutlich unter der tabula rasa liegt. Skepsis ist angesagt. Es gibt ja bereits ein Gutachten, dass günstige Sanierungskosten verneint, worauf FDP und "Linke" hinweisen. Der Fraktionschef der letzteren dürfte wohl einmal ein wahres Wort gesprochen haben. Zitat: " Letztlich diene der Antrag der Koalition nur einer Verzögerungstaktik, kritisierte Kliehm. Die Koalition versuche, die Entscheidung über die Zukunft der Städtischen Bühnen auf die Zeit nach der Kommunalwahl im Jahr 2021 zu verschieben."

  • Und während wir von einem Wiederaufbau des Schauspielhauses träumen, werden Fakten geschaffen.
    So stellt sich die "hoffnungsvolle Nachwuchsgeneration" von Architekturstudenten ein Opernhaus in Frankfurt vor.
    Bedenkt: Diesen Leuten wird einmal die Gestaltung unserer Städte überlassen werden.
    Solange an deutschen Hochschulen noch solche Gehirnwäsche stattfindet, wird überhaupt nichts besser. Eher im Gegenteil. Es ist ein Rückfall in die städtebaulich finstersten Zeiten. Alles wieder auf Anfang.

    In dubio pro reko

  • Der einzig gute Entwurf ist der Zweite, "Vertikal Theater" von Julian Pfaar. Warum? Da ist einer meiner Lieblings-Schauspieler, Leonardo DiCaprio, zusehen.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Auf der anderen Seite sind das genau die Entwürfe, die es braucht, um Rekonstruktionen überhaupt politisch durchsetzen zu können. Nützliche Idioten also, die wie die Vertreter der real existierenden deutschen Politik und Medienlandschaft gegen etwas kämpfen, was sie selbst erst erschaffen.