Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Will man das für 800 Millionen wirklich erhalten, ich denke nicht!!!!

    Die FAZ berichtet heute, daß der frühere Frankfurter Baudezernent Hans-Erhard Haverkampf "im Auftrag eines Berufsverbandes" ein neues Gutachten erstellt hat, demzufolge die Sanierung des Schauspiels, das "keineswegs marode" sei, für 130 Millionen Euro zu bewerkstelligen sei.

    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…r-15105525.html

    Welcher Berufsverband wohl dahinter steckt? Wer denkt zuerst an den BdA? Um irgendwelche Rekowünsche schon im Keim zu ersticken?

  • Ich denke nicht, dass es da primär um die Verhinderung von Rekonstruktionswünschen geht. Sie suchen halt händeringend nach einer Lösung. Ich würde aber dem Braten nicht trauen. Eine nette Rechnung mit der man sich an Teilsanierungen bzw. Gestückel machen will, und die dann zunehmend Überraschungen bergen wird. Man weiß doch, dass die Kosten steigen werden, schon weil sich im Sanierungsverlauf stets neue Probleme zeigen werden. Am Ende wird diese Sparvariante ein Faß ohne Boden.

  • Der Stadtbild Deutschland e.V. - OV Frankfurt am Main unterstützt die Kundgebung und ruft alle Mitglieder, Förderer und Freunde von Stadtbild Deutschland e.V. zur Teilnahme auf!

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  • Tolle Kundgebung gestern Abend für die Wiederherstellung des alten Schauspielhauses. Es wurde ordentlich Lärm gemacht und ab jetzt kommt kein Stadtverordneter mehr an dem Thema vorbei.

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  • Was schon in den 80ern bei der Alten Oper möglich war, das muss heute auch beim Schauspielhaus möglich sein!

    Äm... Also ich weiß nicht, ob du hier informiert bist, aber ich glaube die beiden Fälle sind schlichtweg nicht vergleichbar. Die Alte Oper STAND immer......

  • Nicht nur Teile davon, sondern abgesehen von den beiden geschredderten Schaufassaden im Prinzip das ganze historische Gebäude. Ergibt sich alles durch Lektüre dieses Forums-Strangs.

    Aber Oktavian hat insoweit Recht, als die beiden Fälle tatsächlich nicht vergleichbar sind. Bei der Alten Oper standen alle vier Fassaden komplett mit eher wenigen Schäden, und auch im Innern war noch einiges erhalten - und das wiederum hat man dann beim Wiederaufbau (der eigentlich eher ein Neubau hinter den alten Fassaden war) leider vernichtet; in Frankfurt wechselten sich schon immer herausragende Wiederaufbauleistungen mit erschütternden Abbruchorgien ab, und manchmal traf sogar beides auf einmal aufeinander.

  • Nicht nur Teile davon, sondern abgesehen von den beiden geschredderten Schaufassaden im Prinzip das ganze historische Gebäude.

    Tschuldigung, wenn ich jetzt wieder mal ganz böse rüberkomme:
    Aber was in aller Welt steht denn außer den Resten der Seitenfassaden noch vom alten Haus, wenn du mir sagst, dass (leider natürlich!) gerade auch die beiden Haupt-Schaufassaden weg sind? Ein/das prunkvolle/s Haupttreppenhaus? [Du schreibst es zurecht: Das war bei der Alten Oper noch da gewesen und kam dann beim Wiederaufbau weg]. Oder etwa der Zuschauerraum mit Sitzen und Deckenplafond? Die Foyers mit Wandmalereien, Sofas und Kristallüstern? Oder der Bühnenturm? Oder die historistische Bühnentechnik (die z. B. beim Dresdner Schauspielhaus unversehrt 1945 überstanden hat und heute unter Denkmalschutz steht)?

    Bitte sei mir nicht böse, aber angesichts eines solchen Bestandes kannst Du mir hier doch nicht allen Ernstes schreiben "im Prinzip das ganze historische Gebäude" sei noch da. Entschuldigung, ich habe immer mehr den Eindruck, dass man hier ob des (nachvollziehbaren Schocks) über diesen unnötigen Verlust des Schauspielhauses sich nun die "noch vorhandene Originalsubstanz" herbei redet.

    Bitte versteh mich nicht falsch: Das war ein Bauverbrechen aller erster Güte und bei Neubau/Renovierung sollten die alten Reste herausgearbeitet und würdig präsentiert werden... Wäre doch auch ne echte Herausforderung für einen Architekten, oder?

  • Tschuldigung, wenn ich jetzt wieder mal ganz böse rüberkomme:Aber was in aller Welt steht denn außer den Resten der Seitenfassaden noch vom alten Haus, wenn du mir sagst, dass (leider natürlich!) gerade auch die beiden Haupt-Schaufassaden weg sind? Ein/das prunkvolle/s Haupttreppenhaus? [Du schreibst es zurecht: Das war bei der Alten Oper noch da gewesen und kam dann beim Wiederaufbau weg]. Oder etwa der Zuschauerraum mit Sitzen und Deckenplafond? Die Foyers mit Wandmalereien, Sofas und Kristallüstern? Oder der Bühnenturm? Oder die historistische Bühnentechnik (die z. B. beim Dresdner Schauspielhaus unversehrt 1945 überstanden hat und heute unter Denkmalschutz steht)?

    bzgl Oper war es "nur" die Treppe die weg kam oder noch mehr ? Gibt es Fotos aus den 80er davon ? Mir war das gar nicht so bewusst!

    Dass das "Wichtigste", die Schaufassade des alten Schauspiels weg ist, sollte kein Streitthema werden und ist wohl jedem klar. Jedoch sind es eben all die übrigen Reste der Fassade und innere Strukturen (Eingangsbereich - 3 türig, Zuschauerraum an der selben Stelle) die einen Wiederaufbau überhaupt erst rechtfertigen - deshalb finde ich auch darf man diese gerne so gut es geht hervorheben auch wenn es etwas übertrieben erscheint für den Laien ist die Tatsache dass überhaupt noch Originalsubstanz da ist, schon ein sehr überzeugendes Argument.

    Vor allem was passiert im Falle eines Neubaus damit?

  • Jedoch sind es eben all die übrigen Reste der Fassade und innere Strukturen (Eingangsbereich - 3 türig, Zuschauerraum an der selben Stelle) die einen Wiederaufbau überhaupt erst rechtfertigen

    Zwar bin ich bin für einen Wiederaufbau, auch wenn ich ihn nicht wahrscheinlich halte, doch was haben ein paar erhaltene Innenwände (die x-mal neu geflickt, durchlöchert, brandgeschädigt, sprich vollkommen verbaut wurden) mit einer Rechtfertigung (und einer "überhauptigen Rechtfertigung" im besonderen) zu tun? Wir reden hier nicht von einem jahrhundertealten bauarchäologischen Denkmal, bei dem jenseits irgendwelcher vereinzelter Stuckfragmente noch irgendetwas interessantes an historischen Bauschichten zu entecken wäre; es wäre ja schon eine Sensation wenn man im Schauspielhaus irgendwo noch einen schlecht erhaltenen Flecken industriell gefertigter Gründerzeittapete finden würde, aufwändig von Restauratoren freigelegt.
    Das Argument der bauhistorischen Tiefe für die erhaltenen Wände fällt also m.E. weg.
    Nun, zu den inneren Strukturen: War der Aufbau des Theaters so einzigartig, ja revolutionär, wie man es zum Beispiel von der Semperoper behaupten kann? Ist die Lage des Foryers, des Zuschauerraums, der Treppenhäuser so congenial neu gewesen, dass sie unbedingt im originalen Kontext sichtbar sein müssten? Nein, auch hier wurde das Rad beim Schauspielhaus nicht neu erfunden (man möge mich bitte korrigieren) sondern hat wirklich eine Allerweltssituation vorliegen. Oder ist die Lage gar "heilig" gewesen, wenn schon nicht so heilig wie die Standorte des heiligen Grabes oder des Petersdoms, dann doch wenigstens legitimiert durch eine Art Bühnenweihe? Nun, der Parsifal wurde auch erst nach 45/1960 in diesen heiligen Hallen aufgeführt und der lebt ja wohl mehr aus sich selbst heraus als durch seinen Aufführungsort. Eine rückwirkende postinfernale "Weihe" kann damit auch ausgeschlossen werden.
    Selbst die etwas unspektakulärere Metaphyse, die aus der Kontinuität aus der Einheit von Raum und Handlung über lange Zeit hinweg entsteht, funktioniert beim Schauspielhaus nur eingeschränkt, denn, wie wir ja wissen, findet das Sprechtheater des "alten" Schauspieles im Saal nebenan statt, einige Meter daneben also; und "im" alten Schauspielhaus wird heute Oper gespielt, aber gut, lassen wir zumindest das gelten, alles andere wäre wirklich kleinlich, dass an diesem Ort geschauspielert wurde, wird und wohl auch werden wird, das ist doch schon mal etwas. Aber eine größere Tradition, aus der das jetzige Doppelhaus (als Institution) schöpft, in der eine Rekonstruktion zwingend erforderlich ist, ergibt sich mir ebenso wenig. Etwas wäre es gewesen, wäre die Oper im Opernhaus geblieben und das Schauspiel im Schauspielhaus und nicht "nebendran"

    Bleibt also für eine Rekonstruktion alleine das architektonisch-ästhetische und städtebauliche Argument übrig (sind wir doch wieder bei der Kontinuität vom Ort. Bleib die Frage, ob es als Rechtfertigung für eine Rekonstruktion reicht. Mir persönlich würde es reichen, allerdings bezweifle ich, ob es reicht, dafür notwendige Mehrheiten und Unterstützer zu gewinnen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (7. Dezember 2017 um 08:32)

  • @Kaoru: Das alte Schauspielhaus war für Frankfurt am Main einer der stadtprägenden Bauten, ein Wahrzeichen das auf unzähligen Postkarten verewigt wurde und zu den Top-10 in der Stadt gehörte. Gebaut an den Frankfurter Wallanlagen hatte es wohl auch eine städtebauliche Beziehung zur Alten Oper. Die unendliche Baugeschichte ist hier nachzulesen: http://www.buehnen-frankfurt.de/aktuelles/man-…eter-bartetzko/

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  • Bitte sei mir nicht böse, aber angesichts eines solchen Bestandes kannst Du mir hier doch nicht allen Ernstes schreiben "im Prinzip das ganze historische Gebäude" sei noch da. Entschuldigung, ich habe immer mehr den Eindruck, dass man hier ob des (nachvollziehbaren Schocks) über diesen unnötigen Verlust des Schauspielhauses sich nun die "noch vorhandene Originalsubstanz" herbei redet.

    Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt:

    Mit "das ganze Gebäude" meinte ich, dass es nicht nur "Teile" sind, was so klingt wie "ein paar kleine Mauerreste" oder "irgendwo hinten eine Ecke". Tatsächlich steht aber der Bau mit seinen alten Mauern und dem Bühnenturm, den man ja auf Luftbildern gut erkennen kann, noch da. Es ist wahrscheinlich mehr oder weniger nur noch eine Art Rohbau, der erhalten ist, aber wir haben hier ja auch schon Bilder von bis heute unversehrt erhaltenem Fassadenzierat u.ä. gesehen, im heutigen Innenhof. Und was hinter eckigen Säulen oder glatten Wänden noch verborgen ist, weiß ich nicht - vielleicht einiges, vielleicht wenig, vielleicht auch nichts. Aber beim Gesellschaftshaus im Palmengarten hätte ich auch nie gedacht, dass hinter den öden Wänden gründerzeitliche Pracht verborgen ist - oft wurde ja bei den modernisierenden Umbauten nicht alles vernichtet, sondern vieles auch nur zugebaut, wie etwa auch beim Reichstag.

    Und mit "historisch" war einfach "alt" gemeint, also nicht im Sinne von "original erhalten", sondern "das alte Gebäude".

  • Vielleicht zur Erinnerung noch mal hervorholen, was ich im Jahr 2016 dazu gefunden hatte:

    Oh wow das ist ja der Hammer das wusste ich nicht! Aber ich war schon oft dort dann kann man so nicht sehen oder?
    Gibt es da noch mehr oder ist dies der einzige Teil?
    Wo genau ist das? Kann mir das jemand an einem alten Bild einzeichnen zeigen?

  • Nochmal nachlesen hilft dem eigenen Gedächtnis auf die Sprünge:

    Aus dem FAZ-Artikel:


    Vieles aber ist unter Mörtel und Mauerwerk, Verblendungen und Putz verschwunden. Wer die rechteckigen Träger in den Foyers betrachtet, wird kaum ahnen, dass sich darunter noch die alten runden Säulen des Schauspielhauses verbergen.


    Ein schlichtes Treppenhaus aus honigfarbenem Holz führt hinunter, mit hölzernen Handläufen auf der östlichen, üppig verzierten schmiedeeisernen auf der westlichen Seite.


    die beiden metallenen Schwäne aus dem Haupteingang stehen heute in einer Werbeagentur an der Waldschmidtstraße. Und eine der großen Eingangstüren verwendet derzeit das Theater Willy Praml als Tempeltor seiner „Iphigenie“ – seit Jahren liegt die Tür auf dem Gelände der Naxoshalle.

    Und auch die Bilderstrecke im FAZ-Artikel ist immer wieder interessant.


    Ich habe kürzlich eine Ansichtskarte entdeckt, welche den einst auf der Nordostseite des Schauspielhauses gelegenen Garten samt Terrasse zeigt:


    (1904 gelaufene Ansichtskarte, ohne Verlagsangabe)

    Die Fläche ist heute ja komplett überbaut, aber die Fassaden haben irgendwie überdauert, wie man auf diesem Bild der hier schon öfters verlinkten Bilderstrecke sieht.