Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Ganz ehrlich? Das ist deutlich besser als (von mir) erwartet. Hat sogar ´nen Touch von Art Deco. In dem Stil könnte man übrigens toll Teile der Pirnaischen Vorstadt bebauen (keine Ironie!).

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat

    Die Begeisterung teile ich. Genau SO muss man in Berlin heute bauen! Nöfer hat diese Stadt begriffen und zeigt, wie der Berliner Formenkanon heute fortgesetzt werden muss, so dass das Erbe der Gründerzeit wie auch der klassischen Moderne in neuer Architektur aufgeht. Perfekt!

    Zitat

    Ganz ehrlich? Das ist deutlich besser als (von mir) erwartet. Hat sogar ´nen Touch von Art Deco. In dem Stil könnte man übrigens toll Teile der Pirnaischen Vorstadt bebauen (keine Ironie!).


    Denke ich auch. Nöfer schafft es auch in Dresden Klassik und Moderne zu verbinden und so Architektur weiterzuentwickeln. Dafür ist es alle Mal wert das alte Palais Riesch zu "opfern".Hoffentlich noch rechtzeitig bevor das reaktionäre Bauhaus nach Strassburger Platz und etlichen anderen weißen Kisten weitere Teile Dresdens "zubombt".

    3 Mal editiert, zuletzt von Henry (2. Juni 2016 um 17:33)

  • Eigentlich ist es doch ein rechter Schrottentwurf, dessen einziger Vorteil ist, dass er keinem wirklich weh tun wird; und darin besteht gewiss auch seine größte Schwäche. Mit Architektur hat das jedenfalls nicht viel zu tun.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hier mal einige Bilder, die in der Schrägansicht die relativ ordentliche Plastizität der Fassade zeigen:


    Blick vom Kurländer Palais gen Westen.


    Blick aus der Rampischen Straße gen Polizei-Festung.



    Frontalansicht

    In einem vom Historismus geprägten Quartier kann man so etwas ja gerne bauen, am Neumarkt allerdings hat ein solcher Entwurf rein gar nichts zu suchen. Warum sich also die erweiterte Gestaltungskommission gerade für diesen blutleeren Pariser Avenue-Abklatsch entschieden hat, kann man wohl nur mit einem übersteigerten Maß an Gefallen-wollen erklären.

    Bilder: Nöfer-Architekten

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich bin sehr erleichtert. Es wäre so oder so keine Rekonstruktion mehr gekommen und viel besser als Tobias Nöfer kann es kaum kommen. Der Mann hat es drauf. Die schönsten und wertigsten Neubauten in traditionellerem Gewand in Berlin stammen meist von ihm. (Da reichen die Patzschke Brüder nicht ran.)
    Übrigens ist der Entwurf auch etwas raffinierter als die frontale Ansicht glauben lässt:

    Geschwungene Fassenteile und filigrane Metallbrüstungen. Leider findet man im Moment überall nur Briefmarken große Visualisierungen. Bin gespannt auf die ersten in voller Auflösung.

    Edit:
    Da war Bilderbuch dann doch etwas schneller. ;)

  • Endlich zeitgenössische Architektur die eben nicht wehtut. Warum soll Architektur das auch?

    Ich freue mich sehr auf die filigranen Metallbrüstungen. Sowas ist heutzutage leider (noch) Mangelware.

  • Ich finde den Entwurf auch in Ordnung. Bilderbuchs Kritik finde ich recht unverständlich. Warum sollte es "die größte Schwäche" sein, dass er keinem weh tut? Warum sollte Architektur überhaupt irgendwem weh tun? Das ist aus meiner Sicht ein absurdes Kriterium.
    Der Entwurf ist um Eleganz bemüht. Das einzige, was hier wirklich eine riesige Verbesserung dartellen würde, wäre ein Geschoss weniger. Aber da sind wir ja wieder bei des Pudels Kern.

  • Es bestanden ja nur die Optionen "historisch" oder "modern". Da "historisch" ja seit geraumer Zeit leider unwahrscheinlich war, muss man sagen, dass die jetzige moderne Alternative gut ist!
    Wenn man nun als Maßstab das Palais Riesch anlegt, dann ist es "halt leider nur modern", legt man aber als Maßstab die heutige "moderne" Architektur an, dann ist es eine absolut schönes Bauwerk! Zumindest vermitteln die Visualisierungen diesen Eindruck...

  • Ich finde den Entwurf auch in Ordnung. Bilderbuchs Kritik finde ich recht unverständlich.

    Dem stimme ich zu. Dachte auch erst ich lese nicht richtig.
    Aussagen wie:
    "Eigentlich ist es doch ein rechter Schrottentwurf" und "blutleeren Pariser Avenue-Abklatsch" empfinde ich als übertrieben negativ. Das ist ein sehr schöner, eleganter und wertiger Entwurf, da kann man sich bei Nöfer auch in der Ausführung sicher sein. Noch dazu war die originale Neumarktumgebung auch mit vereinzelten Gründerzeitlern gespickt...so z.B. direkt neben dem Nöfer-Entwurf.
    Bilderbuch, sieh es doch einfach als einen gekonnten Übergang von der wuchtigen Gründerzeit-Polizeiwache zum feinen Dresdener Barock.

  • Also ich bin hin und her gerissen,

    das Gebäude ist schön und das besagte Art Déco oder sogar eher Jugendstil-ische find ich auch sehr nett
    ABER 1: nun finde ich fast, ist es an dieser bedeutenden Stelle "weder Fisch noch Fleisch".

    Es imitiert zwar schön die Fassadengliederung - aber in einem Stil der genau ENTGEGEN den Barocken Formen steht.

    Ein paar mehr STEINQUADER
    Evtl die originalen PORTALTÜREN rechts und links - dass zumindest beim Vorbeilaufen bis auf 2 Meter + das alte Palais Riesch zu "fühlen" wäre, wäre schon schön!

    Also ich will zwar unter keinen Umständen das vorherige zurück, aber das neue "Geschwungene" - obwohl überall sonst schön - ist an dieser Stelle irgendwie verwirrend. Man kann sich so nicht gut in das alte Original hineindenken, finde ich.

    Wird man irgendwie wann auch die beiden anderen Vorschläge sehen, die es nicht geschafft haben?

    ABER 2:
    Unterm Stich kann man damit leben und hauptsache es wird überhaupt endlich mal gebaut dort, ist ja nicht zu erstragen der leere Fleck!

  • Gemäß den anspruchsvollen Kriterien die wir hier immer an altstadt-gerechte Neubauten anlegen ist der Nöfer-Entwurf doch recht gut gelungen. Auch mit den gegenüberliegenden Barock-Juwelen der Rampischen Straße wird der Neubau gut harmonieren. :daumenoben:

  • Ich denke wir sind uns hier alle einig, dass das rekonstruierte Riesch die beste und schönste Lösung gewesen wäre. Hier haben wir nun die zweitbeste Lösung mit dem Nöfer Entwurf.

    Ich muss Gröner sportlicherweise ein Kompliment machen. Er besänftigt damit die Dresdner und bekommt sein Gebäude mit der höheren Nutzfläche trotzdem durch. Traurig bin ich trotzdem, dass das herrliche Riesch nicht kommt! Auch wenn mir der Nöfer Entwurf gefällt. Das billigsdorfer Innside Hotel schräg vis-a-vis bleibt nun die größte Zumutung in der Rampischen.

    Wenn man schon von Freude sprechen mag, dann vermutlich, dass die GSK Blut und Galle ob dieses Neogründerzeithauses spucken wird. Wenn dieser Füllbau Standard am Neumarkt werden würde...naja, dann wäre der Preis zwar hoch, aber dass die Reko des Riesch noch kommt, hat eh keiner mehr daran gedacht.

    Einen Erfolg haben aber auf jeden Fall die Dresdner und damit die GHND zu verbuchen. Widerstand gegen die intrigante Stadtplanung zahlt sich aus!!! Danke noch einmal! Sonst wäre womöglich die katstrophale StrichKOTfassade des ersten Entwurfs gekommen, die der Stadtplanung soooo gut gefiel. Der Fehler, dass das Riesch nicht kam liegt in erster Linie bei der Stadt, denn die hättet eine Reko von Anfang an festschreiben könne, wie so manche anderen Rekos auch, aber das wissen wir bekanntlich. Das ist das eigentliche Dilemma!

  • Auf den ersten Blick an sich ein toller Bau, schlicht gesagt! Und auf den zweiten Blick angesichts anderer Nicht-Rekonstruktionen am Neumarkt eine richtige ästhetische Wohltat und Ausgleich! Freilich ist die Beziehung zum Dresdner Barock marginal, aber das Gebäude strahlt Formschönheit und eine angenehme Farbigkeit(sandsteinsichtig!?) und Feinheit (Brüstungsgitter) aus. Ebenso eine elegante, geschwungene Verschleifung aggressiver Kanten und Ecken.

    Bei genauerem Hinsehen läßt sich sehr wohl das alte Palais Riesch in der Aufrißstruktur erkennen:
    1. Die durch die 3 Risaliten vorgegebene dominierende Dreiachsigkeit. 2. Die Betonung des Mittelrisaliten durch die größere Breite, die flankierenden Seitenrialiten treten schmäler zurück. Das finden wir auch beim Riesch. 3. Das Sockelgeschoß mit den Halbgeschossen des Riesch klingt im Nöfer-Bau auch an!
    Der Architekt hat sich also nachvollziehbar mit dem historischen Vorgänger befaßt. Freilich ist es ein Bruch mit der Dresdner barocken Bautradition durch die eher die Jugendstil und Art Deco Formensprache komponierende neue Architektur und vielleicht ist sie auch etwas zu mondän und großstädtisch für die kleine Rampische Straße geraten. Wie es wohl in der engen Gasse wirkt!? Fände diese Art von Neubau am Altmarkt und Umgebung, sowie auf der Willsdruffer passender.
    Aber gut, es ist kein Schlag ins Kontor, es ist ein schöner Bau. Bitte noch genauere Visus, auch von der Hofsituation!

    (Und Bilderbuch: kann nicht nachvollziehen, wie Du den Entwurf so negativ sehen kannst, wenn ich mir erinnere, welch positive Einschätzung Du sogar für das , was aus dem Wiener Loch heraus gewuchert ist finden konntest. Vielleicht schaust Du nochmal genauer hin!?)

  • Gemäß den anspruchsvollen Kriterien die wir hier immer an altstadt-gerechte Neubauten anlegen ist der Nöfer-Entwurf doch recht gut gelungen.


    Aber altstadtgerecht ist dieser Bau nun eben gerade nicht.

    Wenn man schon von Freude sprechen mag, dann vermutlich, dass die GSK Blut und Galle ob dieses Neogründerzeithauses spucken wird.


    Ähm... Die Gestaltungskommission ist nun aber gerade die Instanz, die sich für diesen Entwurf entschieden hat.

    @SchortschiBähr

    An den Neumarkt legt man doch ganz andere Maßstäbe an.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich finde auch, bei aller Diskussionsfreude und Offenheit, sowie Verständnis für finanzielle Zwänge, es gibt keine Alternative zur Palais-Rekonstruktion an dieser Stelle. Und schon gar nicht von einem wie Gröner.
    Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man sich nur mehr Stuck oder mehr Steine wünschen kann. Da gehe ich ganz mit der sonst im Sinne der Denkmalpflege geprägten Genauigkeit.

    Gröner hat großspurig vieles versprochen, hat das Grundstück bekommen und kann es jetzt offensichtlich aus finanziellen Gründen gar nicht halten. Vielleicht haben wir Glück und er geht noch vor Baubeginn pleite. Dann steht hoffentlich die Kaufoption wieder für bekannte willige Personen offen.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Da man mit der Reko des Riesch nicht mehr rechnen konnte, finde ich den Entwurf ganz annehmbar. Auf jedenfall um Welten besser als die Strichcodefassade im ersten Entwurf.
    Man erkennt auch das Riesch wieder, die äußeren Portale und das Leerportal in der Mitte sind angedeutet, indem man dort die Erdgeschossfassade bis ins 1. OG gezoogen hat. Auch die Risalite sind alle 3 vorhanden. Genauso wie die Fensterachsenzahl stimmt, auch in Bezug auf die Risalite.
    Das die Geschosszahl nicht so kommen wird, war auch seit dem letzten Entwurf klar und das Dach ist zwar immernoch nicht perfekt, aber auch viel besser als im ersten Entwurf. Es gibt auch dort ein paar runde Formen, wenn auch nicht gleich runde Gauben.

    Ich kann mit dem Entwurf leben.

    Etwas mit gesprossten Fenstern ist es leider auch nicht geworden, aber das würde hier glaube auch nicht zum Entwurf passen.

    Interessant finde ich auch die Rückseite. War in dem ersten Entwurf auch ein Hof dort geplant?
    http://www.dnn.de/Dresden/Fotost…ch#n16881712-p4

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Gewonnen hat das Büro Nöfer. In Berlin mag das ja eine Aufwertung sein. Für den Neumarkt ist es doch eine Enttäuschung.

    Bei dem Abwägen aller bisherigen Entwicklungen ist das zweifellos das beste, was passieren konnte. Die Entwürfe vom Büro Nöfer gehören zweifellos mit zum besten, was aktuell gebaut wird. Die Einschätzung, sie seien für Berlin eine Aufwertung, für Dresden aber eine Enttäuschung, kann ich unmöglich teilen. Bei dem, was aktuell in Dresden gebaut wird, kann es gar nicht genug Nöfers geben. Man darf berechtigt annehmen, daß eine Begründung dieser Einschätzung durchaus einige Leute interessieren würde.
    Die Rekonstruktion zumindest der Portale wäre wünschenswert.