Dresden, Neumarkt - Quartier VII - Grundsatzdiskussion (2008-2012)

  • Hallo,

    nachdem die letzten Beiträge zum Q VII schon ein paar Jahre alt sind, wollte ich bloß mal nachfragen, ob irgend jemandes etwas Neues weiß.

    Wie, wann oder überhaupt geht es weiter?


    Holger

  • Wenngleich das Quartier wahnsinnig schöne Rekonstruktionen verspricht, bleibt zu konstatieren, dass diese Verflechtungszone des Neumarktgebietes mit dem Wiederaufau der DDR-Zeit, ebenso wie in den Quartieren 4 und 5, eine Katastrophe zu werden verspricht. Interessant wird es nach der in absehbarer Zukunft, dem Kulturpalast sei es gedankt, nicht zur Debatte stehenden Bebauung sein, Passantenzählungen in der Sporer- und der Rosmariengasse durchzuführen. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass Letztere nicht funktionieren kann und wird, sie letztlich zur puren, viel zu engen Abstands- und Anlieferfläche des Kulturpalastes verkommt. Einen derartigen Angstraum kann man leider schon zwischen der "Schütz-Residenz" und den als erhaltenswert deklarierten Zeilen an der Wilsdruffer Straße beobachten. Hier wird einem vor Augen geführt, wie Städtebau nicht funktioniert!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das ist ja mal sehr interessant. Vielen Dank dafür! Man beachte das Quartier I; das phänomenale Glasstaffeldach ist nicht zu sehen, ebenso wenig die Flakstellung daneben. Wie schön hätte es sein können..... :augenrollen:
    Die Front des Quartier VI zum Neumarkt praktisch "gestalterisch offen" zu lassen, ist doch direkte kleinkindliche Reaktion auf das Begraben der Gewandhausträume.
    Wie sagte doch der große Helge Schneider? "Aber lasse!"

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Heute verwöhnen uns die DNN mit einem recht inhaltsleeren Artikel zur anstehenden Eröffnung des Schlosshotels, dessen Quintessenz wohl sein sollte, dass die Herberge "überraschenderweise" im Zeitraum der Osterferien schon zu 50% ausgebucht sei. Wahnsinn!
    Im letzten Abschnitt allerdings wird man sehr konkret: die Baywobau hofft auf den Zuschlag für das Quartier VII!!!!!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nun das wär 's dann. Auf so eine Styrophorstadt kann ich verzichten. Langsam läuft sich das NM-PRojekt zu Tode.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich bin froh, dass sich überhaupt jemand für QVII interessiert und vielleicht liegt es an der Sonne, weshalb ich gütlich gestimmt bin, aber wenn ich bedenke, was noch vor ein paar Jahren am Neumarkt geplant war..., dann freue ich mich auch schon auf die restlichen Quartiere. Wärmedämmung hin oder her - derzeit ist halt - vermutlich? - nichts dagegen zu machen, aber jede Reko, die mit einer solchen Fassade daherkommt, ist einmal zementiert - für die Ewigkeit - und wenn in vielleicht 30 Jahren das Gebäude an sich generalsaniert werden muss, dann wird vermutlich auch die WDV Fassade gegen eine geeignetere Fassade getauscht werden, aber die Fassadenreko an sich nicht gegen eine Betonfassade mit Strichcode ausgetauscht. So what?

    Ohne GHND hätten wir vermutlich nur lauter Böttcher & Co! Also seien wir einmal mehr oder weniger zufrieden mit dem, was wir bekamen und freuen wir uns auf das, was noch kommt! Die meisten Plärrer hier haben für den Neumarkt sowieso noch nie etwas persönlich unternommen als hier zu flennen?

  • Wie soll man bitte diesen Dreck sanieren? Ziegel ist dicker als Styropor, und damit wären aller Fassadenschmuck, alle Erker, alle Fensterstürze und imgrunde sogar die historischen Gebäudefluchten hinfällig.
    Besser ist, man baut nichts. Mist steht schon dank Q7 genug herum.

    Man stelle sich mal das Dinglingerhaus in Styrpor und mit "Stuck" á la Hoffmannseggschens Haus vor.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (26. März 2012 um 15:11)

  • Naja, da die Quartiere sowieso bebaut werden, werden diese ja nicht frei bleiben. Sicher, die Styrodurfassaden sind nicht die Ultima Ratio, da stimme ich Dir 100 % zu, aber ich sehe das so, dass die nun kommenden Fassaden eben "eine Art Provisorium" bilden werden, bis in einigen Jahrzehnten diese Gebäude sowieso aufgrund der Lebensdauer komplett zur Disposition stehen. Danach ist vielleicht dieses medial aufgebauschte Wärmeschutzverordnungsthema genauso vom Tisch wie das seinerzeitige Thema Waldsterben und man kann sich an eine originalgetreuere Reko machen. Eine modernistische Verquickung kommt dafür jedenfalls nicht mehr in Frage, da bin ich mir sicher und daher hätten auch die jetzigen Rekos ihre berechtigung - quasi eine Absicherung für die Zukunft, dass auch unsere Kinder in 30 Jahren einen Grund haben zur GHND beizutreten.

  • wurde schon oft erörtert. vgl bloß Q VIII-Strang, Beiträge 819,828
    Zwar wurde mir soeben freundlich angedeutet, dass der Stuck aus aufwändigem bzw authentischem Material bestünde (so ganz genau ging das nicht hervor), was jedoch nichts an meinem in 819 geschriebenen ästhetischen Urteil ändert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich schließe mich eindeutig Exilwiener an.

    Das liegt vielleicht daran, dass ich Rekonstruktionen grundsätzlich als Neubauten betrachte, was sie ja auch - abgesehen von den eingefügten Spolien - auch sind. Und ich habe kein ubermäßig großes Problem damit, wenn Neubauten mit neuen Materialien errichtet werden, obwohl mir freilich eine authentische Reko auch lieber wäre.

    Ein weiterer Punkt ist, dass ich in erster Linie Ästhet bin und keinen Kult der alten Steine betreibe. Mir gefallen Rekonstruktionen einfach, sie gehören für mich ganz klar zu den besten Neubauten. Die meisten anderen modernen Bauten wirken dagegen phantasielos und kalt.

    Und noch was: Die Baywobau hat bereits 3 Quartiere bebaut: Q8 und zum überwiegenden Teil das bebaute Q3 und Q4. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass ohne die Baywobau erst die Hälfte dessen stehen würde, was bis jetzt am Neumarkt steht. Ohne die Baywobau würde der Neumarkt vielleicht erst in 20 oder 30 Jahren fertig. Wer will so lange warten? :wink:

  • Das Regimentshaus, das Dinglingerhaus, das Trier´sche und das Caesar´sche sind viel zu kostbar und zu bedeutend, als daß ein schnell dahingek(l)otzter Styropor- und Plastikneubau an deren Stelle treten darf, nur, damit die Parzellen a.s.a.p. vollgestopft sind. Es ist doch vielmehr auch so, daß in der Wahrnehmung aller neugebauten Häuser die 29, AdF 16/17, und mit leichten Einschränkungen Schütz/Köhler den ersten Rang belegen und daß andere Kandidaten trotz der Funktion als Erinnerungsbau durch fragwürdige Ausführung etwas niedriger in der Hackordnung stehen.
    Wenn´s noch 30 Jahre dauert, habe ich auch kein Problem damit - wichtiger als eine schnell dahingeeierte Ausführung ist diejenige, die in 30 Jahren einen Status hat, den man als echtes Altstadthaus wahrnehmen wird. Nebenbei bemerkt: die Diskussion um genau so einen Nachfolgebau haben wir in Mannheim auch - und dort wird einem solchen Bau von Seiten der Gegner attestiert, er habe keine Existenzberechtigung. Kann es unser Ziel sein, daß der Dresdner Neumarkt in 25 Jahren auch dieser schlimmsten, global überhaupt existierenden deutschen Bauideologie unterworfen wird?

    2 Mal editiert, zuletzt von Weingeist (27. März 2012 um 21:21)

  • Die Fronten sind verhärtet. :lachen:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Die Fronten mögen ruhig verhärtet sein, O Wörth.
    Nur die harten kommen in den Garten.
    Der letzte APHler wird der letzte Live-Rock-n-Roller sein. Was dann in Dresden kommt, taugt nur noch als schlechtes Playback.

  • Das Regimentshaus, das Dinglingerhaus, das Trier´sche und das Caesar´sche sind viel zu kostbar und zu bedeutend, als daß ein schnell dahingek(l)otzter Styropor- und Plastikneubau an deren Stelle treten darf, nur, damit die Parzellen a.s.a.p. vollgestopft sind.

    Vielleicht ist das ein Punkt, bei dem ein Kompromiss möglich wäre. Man unterscheidet ja Leitbauten und Leitfassaden. Es wäre in Sachen Authenzität schon viel gewonnen, wenn wenigstens die wichtigsten Leitbauten eine Ziegelfassade vorgeblendet bekämen. Dass die Baywobau aber plötzlich zum vorbildlichsten Investor wird, kann sich höchstens derjenige vorstellen, der die Entwicklung der letzten Jahre überhaupt nicht mitverfolgt hat.

  • Na Prost Mahlzeit, wenn der Dietze auch noch Dinglingerhaus mit seinen Styroporplatten bestücken darf. Das eine einzige Person, hier quasi das ganze Stadtbild prägen kann ist ein Unding. Was treibt den? Will dieser Mann als "August der Pappkamerad" in die deutsche Geschichte eingehen?

  • Es ist doch vielmehr auch so, daß in der Wahrnehmung aller neugebauten Häuser die 29, AdF 16/17, und mit leichten Einschränkungen Schütz/Köhler den ersten Rang belegen und daß andere Kandidaten trotz der Funktion als Erinnerungsbau durch fragwürdige Ausführung etwas niedriger in der Hackordnung stehen.

    Das ist meiner Meinung nach nicht einmal nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern vielmehr eine wirkliche Tatsache! Allerdings muss man sagen, dass dieser Wert gar nicht mal so schlecht ist. Bei normalen Neubauvorhaben geht man nämlich davon aus, dass nicht einmal 5% einen gewissen qualitativen- und architektonischen Anspruch besitzen. Insofern sind die Rekonstruktionsleistungen wohl im Rahmen des Möglichen.

    Die SZ meldet heute im Rahmen eines kleinen Propaganda-Artikels für das Schlosshotel, dass es für das Quartier VII tatsächlich vier potentielle Investoren gäbe. Vielleicht wird es also doch nicht die Baywobau?!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich hatte mich darauf gefreut, dass die GHND gezielt die bisherigen Gebäude bewerten wollte. Das ist leider nicht geschehen, statt dessen kam diese flache hingerotzte Umfrage. Mit bewerten meine ich, Kriterien zur Beurteilung. Was wirkt gelungen, was wirkt verbesserungswürdig. Welche Handwerkstechniken wurden eingesetzt, welche Details haben erheblichen Einfluss, welche nicht usw. Es sollte auch nicht immer "zu glatt" aussehen.