Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Der Platz vor dem Krieg. Die Kirche als Mittelpunkt, Gebäudehöhen einheitlich. Stadtbaukunst in Vollendung:


    Heute: Allein Das Europacenter ragt in die Höhe, allerdings mit gebotenem Abstand zur Kirche. Die historische Stadtgestalt ist noch immer ablesbar, die Gebäudehöhen sind weitgehend stimmig, die Kirche noch immer dominant:


    Zukunft: Die Kirche wird von Hochhäusern bedrängt, die historische Stadtgestalt löst sich auf, es beginnt der Wildwuchs, was für ein Malheur:


    http://78.47.70.169/mietkamera/ima…nster_gross.jpg


    Der einstige Fixpunkt Kirche am Ende des Tauentzien, in Zukunft wird dieses klassische Postkartenmotiv zerstört durch ein Hochhaus, das direkt dahinter hervorragt:


    In welcher anderen europäischen Stadt würde ein Wahrzeichen so zugebaut werden?


    Und jetzt führt euch nochmal das historische Bild vor Augen und vergleicht den Städtebau damals mit dem heute. Damals regierte der Feinsinn, heute die Brechstange. Eine kulturelle Bankrotterklärung.
    :gutenacht:

    In dubio pro reko

  • In welcher anderen europäischen Stadt würde ein Wahrzeichen so zugebaut werden?


    eindeutig London :rolleyes:
    Aber jetzt mal Hand aufs Herz, fandest Du die Nachkriegs-Tauentzienstrasse jemals schön oder ein Postkartenmotiv?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Blick durch die Tauentzienstraße auf die Kirche war ein klassisches Berlin-Motiv, das zumindest ist jetzt futsch. Das Hochhaus wirkt wie ein Fremdkörper der nicht ins Bild gehört. Und Stadtbildpflege schreiben wir uns doch hier eigentlich auch auf unsere Fahnen. ich denke, da ist in diesem Fall zurecht Kritik angebracht.

    Ironie des Ganzen: Architekt dieses Zoofensters ist Christoph Mäckler, der sonst der kleinteiligen, europäischen Stadt das Wort redet. Wegen dieser Schandtat nehm ich dem Mann nix mehr ab.

    PS: Nicht mal London würde seine Wahrzeichen so zubauen. Man stelle sich mal den Big Ben mit einem direkt dahinter aufragenden Hochhaus vor. Keine Chance. Aber in Berlin geht sowas. Eben die Proll-Hauptstadt Europas.

    In dubio pro reko

  • Na aber Pfälzer Bub; seit wann ist der Alex in der Berliner Mitte keine Innenstadt mehr ?
    Das ist eine verblüffende, völlig neue Erkenntnis, die einer Erläuterung bedarf.

    Leider wurde der Alex immer wieder in seiner Geschichte verändert, ist nun fast unkenntlich, in seinen architektonischen Absichten
    geworden.
    Jedweder, so scheint es, darf sich dort austoben.

    Den beiden Behrens - Häusern wurde offenbar endgültig eine Randlage zugewiesen. Mit seriöser Stadtbaukunst haben weitere Planungen, die auf die Errichtung von HH zielen, sehr wenig zu tun.

  • PS: Nicht mal London würde seine Wahrzeichen so zubauen. Man stelle sich mal den Big Ben mit einem direkt dahinter aufragenden Hochhaus vor. Keine Chance. Aber in Berlin geht sowas. Eben die Proll-Hauptstadt Europas.


    widerlegt. Hier ist es auch noch ein albernes Riesenrad:
    http://media.tripsbytips.de/img/users/9596…9828e5cb875.jpg
    http://scenery-wallpapers.com/walls/cities_l…aper-normal.jpg
    http://claudeschneider.com/photoblog/file…27-IMG_6035.jpg

    Das hier ist auch nicht schlecht:
    http://2008rotchscholarship.files.wordpress.com/2009/11/london-city-hall.jpg


    Na aber Pfälzer Bub; seit wann ist der Alex in der Berliner Mitte keine Innenstadt mehr ?
    Das ist eine verblüffende, völlig neue Erkenntnis, die einer Erläuterung bedarf.

    Weil er für mich eben ein Unort ist, der mich eher an Halle Neustadt als an das angebliche Herz der Hauptstadt erinnert. Der Alex zehrt hauptsächlich von seinem legendären Ruf aus den 20ern.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Keinesfalls widerlegt. Du willst doch das Riesenrad, das enormen Abstand zum Big Ben hat und diesen keinesfalls in den Schatten stellt bzw. aus keiner Perspektive überragt, nicht ernsthaft mit dem erdrückenden Hochhaus dicht an der Gedächtniskirche vergleichen.


    Hier nochmal ein Bild des einstigen Zustands, einzig die Kirche ragte aus dem Häusermeer hervor, alles war homogen und stimmig, vollendeter Städtebau, der den Vergleich mit Paris nicht scheuen brauchte. Diesen Zustand hätte man bei aller Neubautätigkeit möglichst bewahren sollen:

    Wie ruiniert dagegen der heutige Zustand, ganz zu schweigen vom zukünftigen.


    Fassen wir zusammen: Hier wird zumindest eine prominente Sichtachse zerstört, dem einen ist's egal, der andere ärgert sich drüber. Ändern lässt es sich eh nicht mehr.
    Lassen wirs dabei.

    In dubio pro reko

  • Ehrlich gesagt kann ich die Diskussion nicht wirklich nachvollziehen. Der einstige Platz war, verglichen mit anderen Platzanlagen der Zeit, keineswegs herausragend. Immerhin besaß die Kirche, die ich persönlich für architektonisch misslungen erachte, eine sammelnde Kraft im ausufernden/öden Häusermeer. Diese ist durch die Entwicklungen der Nachkriegszeit verlorengegangen.
    Heute ist es entsprechend konsequent, den wichtigen Knotenpunkt durch einen Hochhaus-Cluster städtebaulich zu markieren. Das halte ich für eine vollkommen neue Qualität, die dem ganzen Stadtgefüge tendenziell nutzt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich bekomme immer leichte Bauschmerzen, wenn solche Gebäude wie die Gedächtniskirche trotz möglicherweiser vorhandener Schwächen als misslungen bezeichnet werden. Denn man muss sich mal die enorme handwerkliche Leistung vor Augen führen, die umso bewundernswerter ist, wenn man sieht, dass auch an anderen Stellen selten mit Details gespart wurde. Ein derartiger Neubau würde heute wahrscheinlich mit einem 3 stelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen. Allein die Mosaike sind unheimlich aufwendig. Wer bspw. mal in der Bad Homburger Erlöserkirche stand, kann erahnen, wie beeindruckend so etwas wirkt.

  • Saxonia : Ich auch !

    Selbst wenn in unserer sächsischen Heimat der Kaiserstil, die Neoromanik, nie eine große Lobby hatte, so muss man die Errichtung der Gedächtniskirche natürlich dem damaligen herrschenden Zeitgeist zuordnen.
    Unbestritten kann auch die stadtformende Kraft der Kirche auf ihre Umgebung gelten.
    Darüber hinaus sollte mit der Architektur die machtbewahrende Würde des Kaisertums herausgestellt werden.
    Das ist dem Architekten ohne Zweifel gelungen - der Kaiserliche Auftraggeber wars´s zufrieden.

    In dem der Kirche benachbarten "Romanische Cafe", galt es d a m a l s als "schick" die Architektur der Kirche zu kritisieren.
    Über diese Entwicklungsetappe sollten wir inzwischen "Abgeklärten" längst hinaus sein.

    Nicht zu vergessen : der aufwändige Orgelprospekt der KWGK bestand nicht aus hölzernem Schnitzwerk wie u. a. im Berliner Dom, sondern aus Bronze. Von einem Bronzeprospekt für eine Orgel habe ich weder vorher noch nachher je gehört.
    Man wagt kaum, an die Kosten dafür zu denken.
    Aber Geld spielte für die kaiserliche Kirche sicher kaum eine Rolle.

    Historische Innenaufnahmen habe ich allerdings bisher leider noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Vielleicht kramt Palantir mal in seinem schier unerschöpflichen Archiv ? Wäre nett.

  • Danke für's Heraussuchen, Riegel. Aktuelle Innenaufnahmen sollte ja jeder finden können.

    Immerhin besaß die Kirche, die ich persönlich für architektonisch misslungen erachte, eine sammelnde Kraft im ausufernden/öden Häusermeer.


    Ist das - mit Verlaub - jetzt ein situativer Übergang in den Troll-Modus? Zur Kirche mag ja jeder stehen, wie er es beliebt, aber "ödes Häusermeer" damals? :schockiert:
    Ich glaube langsam, ich bin hier falsch...

    http://www.bildindex.de/bilder/fm1091602a.jpg
    http://images.zeno.org/Ansichtskarten/I/big/AK00905a.jpg
    http://images.zeno.org/Ansichtskarten/I/big/AK00932a.jpg
    http://farm9.staticflickr.com/8015/7497378050_f6f4c9c481_b.jpg

    :gutenacht:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @ Palantir

    - das vierte Foto ( farm9. . . ) macht charaktervoll deutlich, wie städtebaulich angenehm die Fülle von Historismusbauten
    ästhetische Bezugspunkte im Stadtbild aufbaut.
    Proportionen ausgeführter Architekturen wirken menschlich.
    Zweck und Bedürfnisse einer "normalen" Geschäftsstrasse sind hier geradezu idealistisch interpretiert.

    Anspruchsvolle, optische Stadterlebnisse sucht man in dieser Gegend heute leider vergeblich.

  • http://farm9.staticflickr.com/8015/7497378050_f6f4c9c481_b.jpg

    Dieses Bild macht exemplarisch deutlich, wie sehr die Entstuckungswelle und die Historismusverachtung dem Kurfürstendamm damals schon zugesetzt hatten. Man beachte das "modernisierte" "Allianz"-Eckhaus. Der K. würde heute auch ohne Krieg wahrscheinlich kaum anders aussehen als heute, traurige Berliner Realität...

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Danke Palantir für die Fotos. Von "ödem Häusermeer" keine Spur, vielmehr wunderschön gestaltete Straßenzüge und hochurbanes Großstadtleben.

    In dubio pro reko

  • Ist das - mit Verlaub - jetzt ein situativer Übergang in den Troll-Modus? Zur Kirche mag ja jeder stehen, wie er es beliebt, aber "ödes Häusermeer" damals? :schockiert:
    Ich glaube langsam, ich bin hier falsch...

    http://www.bildindex.de/bilder/fm1091602a.jpg
    http://images.zeno.org/Ansichtskarten/I/big/AK00905a.jpg
    http://images.zeno.org/Ansichtskarten/I/big/AK00932a.jpg
    http://farm9.staticflickr.com/8015/7497378050_f6f4c9c481_b.jpg

    Mit Verlauf, aber mir scheint hier die von einem hochgeschätzten Mitglied aus Freiburg geforderte Fähigkeit zur Differenzierung nicht mehr sonderlich ausgeprägt zu sein. Denn was sollen diese Bilder, lieber Palantir, beweisen? Was soll der Verweis auf die einst prachtvolle Ausstattung der KWGK bringen?
    Ich habe mich noch nicht wirklich mit dem Bau beschäftigt, empfinde ihn aber in seiner ursprünglichen Form als sagenhaft unproportioniert. Das Urteil der Zeitgenossen, dem ich persönlich viel Wert beimesse, waren sie doch noch mehr Qualität als wir gewohnt, sehe ich hier durchaus als Bestätigung.
    Nicht anders geht es mir mit dem Städtebau. Palantirs Bilder unterstreichen ja nur, dass es rund um die KWGK interessante Bauten gab und die Straßen stark auf den Kirchenbau zentriert war. Damit folgten sie dem Kanon damaligen Städtebaues. Was ich allerdings meine, wird auf der von Volker eingestellten Luftaufnahme deutlich: wir sehen ein - an damaligen Maßstäben gemessen - ausuferndes anonymes Häusermeer, in dem es an städtebaulichen Landmarken zu mangeln scheint. Straße folgt auf Straße und Haus auf Haus; ein Siedlungsbrei, in dem sich der Mensch zu verlieren scheint. Meiner Meinung nach werden hier die Grenzen des klassischen europäischen Städtebaues deutlich.
    Bitte versteht mich nicht falsch; was man auf Volkers Aufnahme sieht, ist hochanständig. Es allerdings zum Maßstab für die Zukunft machen zu wollen, halte ich in Anbetracht der zu sehenden Durchschnittlichkeit für falsch. Deshalb plädiere ich auch für neue Landmarken am Breitscheidplatz.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich bin der Meinung, gerade hier war der klassische europäische Städtebau vollkommen. Eine ganz klare Gestaltungssatzung, nach der die Profan- und Wohnbauten eine vorgegebene maximierte Höhe hatten und nur Einzelbauten wie zB. Sakralbauten daraus als Landmarken herausragten. Das war städtebaulich einfach perfekt, wie ein durchkomponiertes Bild mit einzelnen Akzenten. Genau das hätte der Maßstab für die Gegenwart sein sollen, die Beibehaltung dieses homogenen und stimmigen Stadtbilds, das man so heute auch noch z.B.in Paris vorfindet. Heute durchbrechen Hochbauten an verschiedenen Stellen dieses einheitliche Häusermeer wie wucherndes Unkraut, es entsteht eine Kakophonie, die man mit fehlerhaften Tönen in einer Sinfonie vergleichen kann.

    Entschuldigt meine Bildsprache, aber die eignet sich manchmal für Vergleiche :wink:

    In dubio pro reko

  • Entschuldigung, aber geht es wirklich nur mir so, daß ich das Zoofenster als schlimme Beschädigung einer bedeutenden Berliner Sichtachse empfinde? Schaut euch doch mal an, wie das jetzt aussieht: Die Kirche steht nicht mehr frei, sie wird förmlich erdrückt. Das Hochhaus wirkt wie ein reinmontierter Fremdkörper. Der klassische Anblick aus der Tauentzienstraße ist dahin. Keine andere europäische Stadt würde ihr Wahrzeichen so ruinieren.


    Wenn uns sowas städtebaulich egal ist, oder wir es gar befürworten, dann weiß ich nicht wo bei uns Kritik ansetzt.

    In dubio pro reko

  • Die Sichtsache wurde, meiner Meinung nach, schon in den 60ern verhunzt, als ihr Fixpunkt zum Tempel für Ruinenkult/ Kästchentum umgestaltet wurde. :crying:

    Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. - Friedrich Schiller -

  • DER Anblick ist jetzt dahin:

    http://www.bz-berlin.de/multimedia/arc…zien_55180a.jpg

    http://www.berlin.citysam.de/fotos-berlin-0…auentzien-8.jpg

    http://farm4.staticflickr.com/3577/3541817854_e97ff99d76_z.jpg

    Jetzt verbaut durch Hochhäuser. :daumenunten:

    Der Anblick hatte etwas beschauliches, überschaubares, noch immer der Flair des alten, entspannten Westens. Aber jetzt will man ja Hochhaus-City draus machen, Protagonist dieser Amerikanisierung ist ausgerechnet Mr. "Europäische Stadt" Mäckler (dem ich übrigens heute einen kritischen Brief geschickt habe).

    In dubio pro reko