Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Als ich 1987 zum erstenmal in Berlin war, war das Europa-Center für uns "aus der Provinz" der Inbegriff des Metropolenflairs.
    2003 war ich zum 2ten (und letztenmal) im Europa Center und war über den Ramsch und die Muffigkeit entsetzt. Wenn ich die Bilder aus den Achzigern vom EC sehe, muss ich heute grinsen, welch Mittelmaß in Deutschland damals Metropolen-like galt. :lachen: Gleiches gilt für das abgerissene Kudamm-Eck oder das Kudamm-Carree. Wenn man das mit dem Potsdamer Platz vergleicht, um in Berlin zu bleiben, ist das wie NY gegen Gelsenkirchen. Wie sieht das EC heute aus? immer noch so ranzig oder wurde das aufgepeppt?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

    Einmal editiert, zuletzt von Pfälzer Bub (22. Februar 2013 um 14:03)

  • @ volker

    das Problem ist einfach, dass es das alte Berlin nicht mehr gibt und dass es auch nicht zurückkehren wird. Also muss man versuchen, aus den Gegebenheiten das Beste zu machen. Die Hochhäuser sehe ich in West-Berlin als wenig problematisch. Wem sollen sie schaden. Vom alten Berlin ist nichts übrig und somit hinkt auch der Vergleich mit Paris. Dort würden Hochhäuser die gewachsene Struktur völlig zerstören, in Berlin fehlt aber die gewachsene Stuktur.

    Und übrigens. So ganz hast du nicht recht, was Hochhäuser angeht. Das berühmteste Gebäude von Paris ist ein Hochhaus :smile: Damals wurde der Eifelturm verteufelt, heute ist es das Wahrzeichen. Auch wenn ich Hochhäuser in Paris damit nicht befürworte, aber auch hier entscheidet die Zeit, was geht und was nicht. In Berlin hat man sich jetzt dafür entschieden, den Platz völlig neu zu gestalten. Ob die Hochhäuser in 70 Jahren noch stehen, das wird von der Akzeptanz und der Bewertung durch die nachfolgenden Generationen abhängen. Die Architekten der 60-er Jahre haben, zumindest an diesem Platz, diese Akzeptanz nicht mehr und daher sind die Gebäude nun verschwunden.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich glaube bei den Hochhäusern geht es nicht nur um die architektonische Akzeptanz, sondern auch darum, dass diese Häuser (so wie bei den 60er Jahre Buden) einfach baulich nach 40-50 Jahren nur noch abzureissen sind. Wirtschaftlich kann man so etwas nicht mehr sanieren. Es bleibt dann allerdings nur die Frage offen, ob nicht ein neues Hochhaus nachkommen wird (weil eben die Flächenwidmung einmal dort existiert...).

  • Ich denke, das sind alles Spekulationen. Das Zoofenster macht eine baulich sehr soliden und qualitätvollen Eindruck. In NY oder Chicago stehen auch Hochhäuser die schon älter als 50 Jahre sind und die sind auch gut in Schuss, werden unterhalten und auch geliebt. Das der 60er-Jahre-Müll überall verschwindet, liegt nicht nur daran, dass eine Sanierung nicht wirtschaftlich ist, sondern auch daran, dass die Kästen einfach potthässlich sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Gebäude am Breitscheidplatz länger als 50 Jahre stehen werden, vielleicht werden sie mal ein Facelift erhalten, aber ich denke nicht, dass sie in 2 Generationen schon wieder abgerisssen und ersetzt werden.

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  • Genau! Freut euch doch einach, wenn sie in 40-50 Jahren wieder abgerissen werden. Über die Wirtschaftlichkeit kann sich der Bauherr den Kopf zerbrechen. Eine Aufwertung des Platzes sind die Türme alle mal und somit auch für die City West.

    @Pfälzer
    Das EC wurde zwar von innen renoviert, aber "inhaltlich" ist es genauso ramschig, wie bisher. Wenn ich die Jugendgeschichtchen meiner Mutter zum EC so höre, dann kann ich mir das alles gar nicht vorstellen. Eislaufbahn, Disco hier, Bar da...Muss mal richtig "geil" gewesen sein. Aber nun, weg mit dem Ding! Nur die Wasseruhr, dieser Lichtobelisk und natürlich der Turm mit dem Mercedesstern müssen bleiben.

    Einmal editiert, zuletzt von Benni (22. Februar 2013 um 15:37)

  • Der Eiffelturm in Paris ist ein kunstvoll gestalteter Solitär, einmalig in seiner Gestalt, nicht zu vergleichen mit einem gewöhnlichen Hochhaus.

    Ist euch nicht auch schon aufgefallen, daß die unzerstörten Großstädte wie Rom oder Paris ihr historisches Weichbild und damit einen beträchtlichen Teil ihrer Schönheit behalten haben, während die Skylines von kriegsversehrten Städten wie Berlin, Warschau oder London heute total chaotisch und unharmonisch aussehen? Das liegt meiner Meinung nach an einem fehlenden Leitbild nach dem Krieg, und an den ganzen kreuz und quer gebauten Hochhäusern, die das Bild der "ebenen" Stadt, des fließenden Häusermeeres, durchbrochen nur von einzelnen Spitzen wie z.B. Kirchen, und stadtplanerisch weise bewahrt bis Anfang des 20. Jahrhunderts, zerstört haben. Deswegen bin ich kein Freund dieser Bauten, gegen einen einzelnen originellen Turm als Wahrzeichen habe ich nix, aber diese willkürliche Verteilung von Hochhäusern ruinieren das historisch gewachsene Erscheinungsbild der Stadt wie wuchernde Pilze. Und auch an dieser historischen Stadtgestalt sollte uns in diesem Forum eigentlich etwas liegen.

    In dubio pro reko

  • Also ich finde, der Potsdamer Platz hat Berlin jetzt nicht geschadet, im Gegenteil. Und in der City-West, was soll ich sagen, da ist so viel bei der Stadtplanung falsch gelaufen, dass es sicher nicht die Hochhäuser sind, die die Unattraktivität einiger Ecken in diesem Bereich verantworten. Wie der Artikel über den Touristenboom in Berlin aber auch zeigt, sind es gerade diese Kontraste und Widersprüche, die die Stadt so erfolgreich machen. Ich war vor einigen Jahren in Paris und muss sagen, die Stadt ist schön, keine Frage, aber sie ist leider auch langweilig, sie erstickt förmlich an ihrer Schönheit, weil sie überall gleich schön schön ist.

    Berlin hat da nicht diese Schönheit zu bieten, aber die Stadt ist einfach spannend und deshalb fahre auch ich immer wieder gerne hin. Ich kann auch nicht erklären, was Berlin genau hat, aber es ist etwas, was vielen Städten wie Paris, Rom oder München fehlt.

    APH - am Puls der Zeit

  • @ Volker


    der Eiffelturm wird übrigens heute als schön empfunden, bei seiner Erbauung waren die Stimmen aber ganz andere. Der Abriss war übrigens schon geplant. Am Ende blieb er trotzdem stehen, heute ist es eines der Wahrzeichen für eine Metropole überhaupt. Natürlich werden die Hochhäuser in Berlin diesen Status nicht erreichen, dafür sind sie architektonisch nicht ambitioniert genug. Trotzdem gehört für mich der Potsdamer Platz heute fest zu Berlin. Wenn ich vom Flughafen komme und am Potsdamer Platz aussteige und die Tower sehe, dann weiß ich, dass ich in Berlin bin. Dir mag es anders gehen, aber ich kann mit den Hochhäusern leben, solange sie nicht direkt in Mitte stehen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Da hast du recht. Nur ist die Schönheit in Berlin verloren. Wenn man die Hochhäuser nicht gebaut hätte, wären irgendwelche x-beliebigen Investorenkisten dahin gekommen. So hat Berlin wenigstens eine kleine Besonderheit in der City-West, die an Sehenswürdigkeiten doch eher arm ist.

    APH - am Puls der Zeit

  • Wäre Berlin nicht zerstört worden, sähe so manches auch anders aus. Berlin ist aber nun mal im Gegensatz zu Rom und Paris keine unzerstörte Stadt. Herr LeCorbusier hatte ja auch seine Pläne für Paris. Wenns ebenso geplättet geworden wäre, wie Berlin oder so, wer weiß, was man heute dort hätte. Außerdem hatte Herr Speer ja auch andere Pläne beim Adi vorgelegt.
    Wirklich sehenswertes gabs auch vor dem Krieg in der City West nicht, bzw. was es damals war, gibts auch heute noch. Der Kudamm an sich, das KaDeWe, der U-Bahnhof Wittenbergplatz, das Theater des Westens, die Gedächtniskirche, heute sogar doppelt, das Schloss Charlottenburg, der Ernst-Reuter-Platz für Architekturinteressierte und natürlich der Zoo . Außerdem hat jede Stadt auch schöne Orte jenseits von Eiffelturm und Co.

  • Meine Herren,

    Meiner Meinung nach kann nur eine historische Wiederherrstellung der Tauentzien u. Budapester Strassen, Kurfürstendamm und Breitscheidplatz Berlin wieder seinnen Platz unter der prominente Werltstädte zurückgeben.
    Dass heisst die KWGK völlig rekonstruieren wie die Frauenkirche und die meisten Bauten in die genannten Strassen, so dass dieses Ensemble wieder Flair, Eleganz und Ausstrahlung hat.Schluss mit alle Mittelmässigkeit.

    Die wenige und wenig bedeutende Hochhäuser können nicht mitmachen mit was heute in Riad, Chicago, Singapore, Dubai, London oder Sjanghai steht oder noch gebaut wird. Mit einem Vergleich steht Berlin dann ganz unten. Aber wenn ein stückchen des historischen (Gross) Berlin zurückkehrt würde die ganze Welt sich staunen!!! Dann noch ist dass nur 1% vom heutigen Paris (und nicht 50% wie vor dem Krieg der Fall war), aber doch!!!!

  • Zitat


    Stadtentwicklung : Die neuen Nachbarn am Zoo

    Architekt Jan Kleihues hat seine spektakulären Baupläne nun auch vor Bezirksverordneten aus Charlottenburg-Wilmersdorf präsentiert. Diese reagierten unterschiedlich.

    Für ihr geplantes neues „Quartier am Zoo“ mit Hochhäusern erhielten Architekt Jan Kleihues und Ex-Bundesbaumanager Florian Mausbach zunächst viel Lob: Stadtentwicklungssenator Michael Müller und Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (beide SPD) reagierten ebenso erfreut wie die AG City, als der Tagesspiegel die Ideen vor zwei Wochen vorstellte. Am Mittwoch gab es im Stadtentwicklungsausschuss Charlottenburg-Wilmersdorf allerdings auch Kritik. ...

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadten…oo/7851372.html

    APH - am Puls der Zeit

  • Im unmittelbaren Zentrum achtet man in Paris inzwischen schon auf passende Gebäude und einen (verglichen mit früher) guten Erhaltungszustand der Gebäude.

    Aber schon relativ zentrumsnah wird schon seit Jahrzehnten recht radikal abgerissen, und teilweise recht unschöne Neubauten entstehen (siehe Front de Seine, die Bebauung am Gare de Lyon gleich hinter der Bastille, vom zugegebenermaßen nicht mehr ganz zentral gelegenen Gare Montparnasse ganz zu schweigen).

  • Man merkt, ihr kennt euch aus :augenrollengruen: ...[...] Nur vom Wittenbergplatz aus fällt der Höhenunterschied zw. Zoofenster und Kirche auf.


    Wie gut, dass sich gleich so viele auskennen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich redete vom Wittenberg-, nicht vom Steinplatz. Aber dort geht sie in der Tat etwas unter. Auf dem vorletzten Bild kann sie sich schon wieder mehr behaupten und auf dem letzten stört wohl eher der Bahnhof.

  • Städtebaulich ist in erster Linie dadurch was gewonnen, dass jetzt durch den Abriss des Schimmelpfeng-Hauses eine andere Situation herrscht. Es geht nicht immer um die Fernwirkung sondern vor allem auch um die Wirkung auf das unmittelbare Umfeld. Schon mal den Sockelbau gesehen? Das Ding wertet den ganzen Straßenabschnitt auf, der sonst von Fressbuden in gammeligen Bruchbuden dominiert wird. Das hätte man sicher auch durch was anderes erreichen können, als durchs Zoofenster. Es ist nicht grad spannend, das stimmt durchaus. Ich hätte sowas a la Kollhoff auch besser gefunden. Aber nun hat man sich eben dafür entschieden.